Da Ferdinande der Erholung bedurfte, so sollte sie den Juli 1850
mit ihrer Tochter Marie im Ostseebad Haffkrug zubringen. Die Schwester
Minna Pansch hatte versprochen, einen Teil der Zeit dort mit Ferdinande
gemeinsam zu verleben.
An Minna Pansch.
Ach, wie freue ich mich darauf, liebe Minna, Dir einmal zu
erzählen, und mir erzählen zu lassen; wenn nur mein Kopf dann auch
ein bischen in Ordnung ist, daß ich nicht das Beste versäume und ver—
gesse. Heute und jetzt gar oft habe ich das Gefühl, als machte und
dächte ich alles verkehrt, — und darin irre ich auch wohl nicht. Ein
wenig mögen die Nerven wohl daran schuld sein, noch mehr aber ist
es Mangel an Zucht und Ordnung in den kleinen Gedanken, die sich,
wie die kleinen Läppchen in den Schubladen, am schwersten ordnen
lassen. Ich hoffe, Du hilfst mir ein bischen zurecht. Es wird mir
in mancher Beziehung der Entschluß schwer, schon wieder in die schöne,
grüne Welt hineinzureisen, während Adolf und Karoline daheim sitzen
und für mich arbeiten. Karoline hat ihren Brunnen bald zu Ende
getrunken, und er ist ihr bis jetzt recht gut bekommen; so hoffe ich,
daß sie sich auch während meiner Abwesenheit frisch erhält, und daß
Charlotte ihr eine kleine Hilfe und Stütze wird. Unsere große Klasse
ist dann aufgelöst, und Charlotte wird interimistische Lehrerin an der
kleinen.
An Adolf.
Haffkrug, den 21. Juli 1850.
Mein lieber Adolf!
Du wirst in diesen Tagen aus der Zeitung von einem kleinen
Seegefecht und dem Brande eines deutschen Kriegsdampfschiffes hören;
da ist es Dir wohl lieb, zu wissen, was wir davon miterlebt haben.
Das schöne Schiff, das wir vor wenigen Tagen durch ein Fernrohr
beobachteten, wie es lustig nach Nenstadt einlief und dort mit vielen
Freudenschüssen begrüßt wurde, liegt als rauchendes Wrack eine gute
halbe Stunde von uns nah am Strande — ein wehmütiger Anblick!
Aber die Menschen sind, Gott sei Daͤnk, alle gerettet. Das Schiff
hatte sich gestern in der Frühe zu weit hinaus gewagt; ich weiß nicht,
warum; denn man sah schon Freitag hier ein dänisches Dampfschiff,
einen majestätischen Dreimaster, und noch ein drittes, kleineres Fahr—