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Korrespondenten besetzt, den Forchhammer uns schickt, und den ich
dann vorlese, da wir Frauen doch nun eben auch den Zeitungen nicht
so ganz und gar mehr ausweichen können, wie wir es lange gethan.
Die Dinge müssen einem ja gar zu sehr zu Herzen gehen. Die
Morgenzeitungen dringen nicht zu uns durch, da uns unser Kinder—
kreis den Tag über wie mit einer Mauer umgiebt — und Gott sei
Dank, daß es so ist! Sie sind auch keine Mauer, sondern eine lieb—
lich blühende Hecke, mit Schlüsselblumen, Veilchen und Maiblumen
bekränzt; da verlangt einen gar nicht hinaus in das traurige, ängst—
liche Gewirre der Welt — man möchte nur immer seine Blümchen
pflegen und Gottes Schutz und Obhut anempfehlen. Aber man kann
damit nicht so abschließen. Gewiß siehst Du jetzt auch zuerst nach
Nachrichten aus unserm armen Rhein- und Mainland, wo es sich
dunkel zusammenzieht. Theodor schrieb vor einigen Tagen traurig
darüber und erbittert gegen Preußen, was ich wohl erwartet hatte
und auch im Geist von Dir oft höre. Adolfs Meinung ist, daß die
preußische Regierung sehr unpolitisch verfahren sei, indem sie die klei—
neren Regierungen aus Not sich zur Verfassung bekennen ließ, anstatt
zuerst frei dem entgegenzutreten, was man nicht ausführen konnte,
und so die anderen mit herüberzuziehen. Die große Volksstimme ruft
und rief freilich immer nur: annehmen! annehmen! nur erst Einheit,
dann findet sich alles. So meinten es die Besten, und sie meinten
es gewiß gut, aber wenige kennen die Frankfurter Verfassung genau
und haben ihre Folgen erwogen. Adolf hat sich sehr gründlich damit
beschäftigt und hat die feste Überzeugung gewonnen, daß die unbe—
dingte Annahme nicht auf die Dauer zu Einheit und Ordnung hätte
führen können, daß Preußen damit die letzten festen Stützen für sich
und für das ganze Deutschland den Republikanern übergeben hätte.
Die Verfassung ist nicht mehr das, was Gagern und alle die edleren
Patrioten gewollt. Die Linke hat ihr Unkraut dazwischen gesät, und
als die Besseren es nicht hindern konnten, haben sie es gehen lassen,
hren Namen mit dazu gegeben, ja, ihr Wort darauf gegeben und
sich die Hände gebunden, damit nur etwas erreicht werde nach der
bielen Arbeit, damit nur die Sache erst in eine Hand käme. Soll
und darf denn aber diese Hand die Zügel fassen, wenn sie sieht, daß
sie nicht halten können? Adolf meint, der König habe so nicht au—
iehmen können, aber in der Weise, wie er abgelehnt, hat mauches
reilich weh gethan und war wohl woeder gut noch klug. Aber ich
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