Kinder seien Bastarde. Als ich fragte, was gegen den hohen Herrn geschehen
könne und sollte, sagte man mir: Man stelle ihn vor Gericht! Ein Advokat
benerkte, daß der Fall an das Geschworenengericht gehöre. An der Verurteilung
zweifelte niemand.
In Köln, wo ich mehrere Tage blieb und durch einen Vetter, der eine
Rheinländerin zur Frau hatte, in Gesellschaftskreise kam, herrschte dieselbe
Stimmung.
Während meines Aufenthalts in Bien war der Erzbischof von Köln
verhaftet und ohne gerichtliches Veh Derc internirt worden. Es
herrschte große Aufregung am Rhein. 572 Stimmung war total umgeschlagen.
Auf meine Frage, woher dieser Umschlag rühre, wies man auf die willkürliche
Verhaftung des Erzbischofs hin und meinte, was heute diesem geschehen sei,
könne morgen jedem andern passiren. Man wolle keine Kabinetsjustiz, sondern
gerichtliches Verfahren.
Von Breslau hatte man mich an ein Kölner Haus und in Aachen an
Hansemann, den nachherigen Finanzminister, der damals Wollhändler und Tuch—
fabrikant war, empfohlen. Mir wurde dort auch Einsicht in die Vorarbeiten
der rheinischen Eisenbahn gewährt, wenn auch nicht ganz in der entgegen—
kommenden Weise wie in Bayern und Mainz.
Mich befriedigte diese erste Erkursion nach. Süddeutschland und dem Rhein
in hohem Grade. Der lebhaste Verlehr, die frische, lebendige Unterhaltung,
die freundliche Aufnahme als Fremder, das allgemeine Interesse an Politik
und der Humor in allen Kreisen bildeten einen starken Kontrast mit den preußi—
schen Ostprovinzen und Berlin. Aus jener Zeit stammt meine Sympathie
für den deutschen Süden und Westen.
Keineswegs teilte ich alle politischen Ansichten der Rheinländer, aber darin
mußte ich ihnen recht geben, daß der Absolutismus und die Allmacht der
Bureaukratie für den erreichten Bildungszustand und die wesentlich umgestalteten
Verhältnisse nicht mehr paßten und trotz des im allgemeinen in der Staats—
verwaltung herrschenden Wohlwollens entschieden drückend geworden waren.
Es bedurfte dringend der Abhilfe. Die Bevölkerung ließ sich nicht mehr lange
wie unmündige Kinder behandeln.
Reaechnach Belgien und Holland.
Von Köln ging iju über Aachen nach Belgien, wo schon große Strecken
Eisenbahn sich Ariche befanden. Die beiden obersten belgischen Eisenbahn—
chess Simons und de Ritter gaben mir in Form einer offenen Ordre eine
Empfehlung an sämtliche Beamten. Aber welchen Unterschied fand ich im
Vergleich mit den Bayern. Die belgischen Ingenieure, unter denen sich doch
jedenfalls auch Vlamländer befanden, die mehr oder weniger deutsch verstehen,