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der 4 bis 20 Prozent des Volumens beträgt. Die Russen bekommen Cham—
pagner vom besten Wein mit 20 Prozent besten Liqueurs (Cognac), früher
auch England und Amerika, jetzt nur 17 bis 18 Prozent. Der Champagner
für Deutschland enthält 12 bis 15 Prozent Liqueur, Wein mit nur 4 Prozent
Zusatz wird nur in Frankreich konsumirt.
Wir gelangten ohne Unfall nach Lagny. Die lange Wagenreihe wurde
bvon einem starken Kommando vom 3. Reserbe-Dragonerregiment eskortirt, weil
sich zuweilen Franktireurs auf dem Wege gezeigt hatten. Unsere Wagen wurden
von preußischen Postillonen gefahren. Man würde jeden für irrsinnig gehalten
haben, der uns sechs Monate früher prophezeit hätte, daß wir noch vor Schluß
des Jahres 1870 in dieser Weise nach Versailles reisen würden, um unsern
König als deutschen Kaiser zu begrüßen. Solch riesiger, allein mit deutschen Waffen
erkämpfter Erfolg war in so kurzer Zeit selbst in den Zeiten des ersten Napoleon
aicht vorgekommen, der 1812-1815 einer Koalition von halb Europa unterlag.
Die Vorstellung beim Könige in Versailles war ergreifend.“) Präsident
Simson hielt eine sehr passende Anrede, bei welcher der ihm zu Gebote stehende
Schwung durchaus angebracht war. Die schlichte, natürliche und zugleich
würdige Antwort des Königs ging zum Herzen und wirkte rührend. Ihm selbst
standen Thränen in den Augen und vielen von uns auch. Der Moment war
ein großer, erhebender.
Bei der ersten passenden Gelegenheit ließ ich mich dem General von
Blumenthal, damals Chef des Generalstabs vom Kronprinzen, vorstellen. Der
General äußerte nach ein paar freundlichen, einleitenden Worten, er verstände
nichts von Finanzen, nichts von Juristerei, aber was hier vor Paris zu
geschehen habe, müsse er und die anderen Generale verstehen. Auf dies
Vertrauen hätten sie Anspruch. Dies möchte ich meinen Kollegen im Reichstage
bei meiner Rückkehr mitteilen. Offenbar bezog sich diese Aeußerung auf das
Bombardement von Paris.
Ich antwortete daher, es sei das allerdings der Gegenstand von Privat—
gesprächen im Reichstage gewesen, wenn aber der General gut unterrichtet sei,
so müsse er auch wissen, daß ich und meine Freunde eine Interpellation ab—
gelehnt haben, weil wir das Vertrauen, von dem er spräche, in vollem Maße
hegten und es für unzulässig gehalten hätten, uns in rein militärische Dinge
einzumischen, namentlich nach so großen militärischen Erfolgen. Leugnen wolle
ich nicht, daß es im Publikum einen schlimmen Eindruck mache, wenn nach den
offiziellen Nachrichten unsere Truppen nach Zurückweisung eines Ausfalls große
Verluste durꝝ das Feuer der Forts erlitten.
Ueber den Empfang der Reichstagsdeputation bei dem Könige in Versailles eristirt
ein genauer Bericht des „Staatsanzeigers“. Derselbe ist abgedruckt in dem Werke von Ludwig
Hahn: Fürst Bismarck, sein politisches Leben und Wirken“, Bd. II, S. 268 f.; veral. auch
inten S. 323.