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einen sehr einfachen Grund. Wie schon erwähnt, wollte ich bewaffneten Wider—
stand vermeiden, aber nicht hervorrufen, ebensowenig zur Verweigerung der
Steuern auffordern, die zu beschließen damals ganz und gar nicht meine Ab—
sicht gewesen war. Meine Antworten an die Sprecher der Deputationen be—
standen daher ziemlich stereotyp in dem Dank für die Zustimmung der Deputation
zu dem Verhalten der Nationalversammlung, in der Aufmunterung, sich offen
gegen das Ministerium und gegen den König selbst in demselben Sinne auszusprechen,
und in dem Erwähnen der Hoffnung, daß der König vielleicht durch überein—
stimmende Erklärungen des Landes veranlaßt werden könne, ein anderes, nicht
reaktionäres Ministerium zu berufen. Allerdings wurde ich auch öfter von
einzelnen Deputationsmitgliedern angegangen, bestimmte Maßregeln vorzuschlagen.
Auch hierbei gab ich stets dieselbe Antwort: Die Nationalversammlung sei kein
Konvent, ebensowenig gäbe es einen Wohlfahrtsausschuß. Es sei durchaus
nicht meine Sache, Anordnungen zu treffen. Die Deputationen müßten selbst
wissen, was zu thun sei; sie möchten sich wo anders Rat holen, nicht beim
Präsidenten der Nationalversammlung.
Eines Tages erschienen mehrere Landwehrmänner mit ihren Einberufungs—
ordres und fragten mich, ob sie sich gar nicht stellen oder sich zwar stellen und
die Waffen empfangen, dann aber thun sollten, was sie wollten? — Ich ant—
— DDDDD
warnen, mit den Waffen in der Hand zu meutern. Es lag auf der Hand,
daß das Ministerium den Boden unter sich verloren hätte, wenn die gesamte
Landwehr sich nicht stellte, aber meine Sache war es nicht, als Präsident
der Nationalversammlung revolutionäre Maßregeln vorzuschlagen oder dazu
zu raten.
Daß meine Antworten und mein Verhalten von den Mitgliedern der
Nationalversammlung durchaus gebilligt werde, mußte ich aus dem Umstande
schließen, daß stets eine Anzahl Abgeordneter aus den verschiedenen Fraktionen
zugegen war, sowohl im ursprünglichen Versammlungslokal als in meiner
Wohnung, wenn ich Deputationen empfing, und daß kein einziger meine Ant—
worten tadelte oder ein anderes Auftreten von mir verlangte.
Bei dem sogenannten Steuerverweigerungsprozeß gehörte ich nicht zu den
Angeklagten, überhaupt ist gegen mich niemals eine gerichtliche oder Disziplinar—
untersuchung eingeleitet worden.
Da die eigentliche liberale Partei sich nicht an den Wahlen zur zweiten
preußischen Kammer nach dem oktroyirten Wahlgesetz beteiligte, so konnte von
einer Wahlbeteiligung für das Erfurter Parlament noch viel weniger die Rede
sein. Ich und meine politischen Freunde hielten das Dreikönigsbündnis samt
der ganzen Unionspolitik und dem Erfurter Parlament von Hause aus für
ein totgeborenes Kind. Um dies zu erkennen, dazu gehörte keine politische
Prophetengabe.