Die technischen Anlayen des Reichs-Postamtes.
Jie Lenkräder der Wagen bestimmte Schiene aus zwei von einander getrennten Winkel-
sisen hergestellt sind. Die für die Bahn benutzte Galle’sche Kette ist unmittelbar unter
ler mittleren Schiene angeordnet und mit Daumen zum Mitnehmen der Wagen versehen.
Zum Antrieb der Ketten dient eine Gaskraftmaschine von 16 PS.
Die Ketten bleiben beim Stillstand der Maschinen in jeder Lage stehen, gleich-
zültig, ob eine verschiedene Zahl von Wagen nach oben und nach unten geht. Das
Bruttogewicht eines Wagens ist hierbei auf 500 kg angenommen.
Die Geschwindigkeit der Gelenkkette beträgt 0,25 m/sek. Es können demnach
bei ununterbrochener Beförderung und bei einem Wagenabstande von 2.60 m in der
Stunde je 230 Wagen aufwärts und abwärts befördert werden.
Die Wagen werden an die in Bewegung befindliche Kette herangefahren, von
Jen Daumen selbstthätig erfasst und bis zu den Endstationen geführt, wo sie von
len Bedienungsmannschaften in Empfang genommen werden.
Die Herstellungskosten der vollständigen Kettenbahn, deren maschinelle Ein-
richtung die Firma Carl Flohr in Berlin geliefert hat, haben einschl. der Gaskraft-
maschine, ausschl. der Fundirungskosten, rd. 20 500 M betragen.
Die Fernsprechanlagen.
Am 1. April 1881 wurde die Berliner Fernsprecheinrichtung mit 33 Anschlüssen
aröffnet; Ende 1893 betrug die Zahl der in der Stadt und den zugehörigen Vororten im
Betriebe befindlichen Fernsprechstellen 23 420, ein Beweis für die Bedeutung, welche die
Fernsprecheinrichtung, der jüngste Zweig des Verkehrswesens, gewonnen hat.
Die stete Zunahme der Anschlüsse bedingte eine derartige Vermehrung der
Fernsprechleitungen, dass sie auf oberirdischem Wege, zumal in der Nähe der
Vermittlungsanstalten, nicht mehr geführt werden konnten, und dass Abhilfe auf
anterirdischem Wege trotz der grossen Schwierigkeiten und Kosten, welche
sich dieser Lösung entgegenstellten, geschaffen werden musste. Infolgedessen ist in
Berlin ein gemischtes System angewandt, bei welchem die Leitungen von den Ver-
mittlungsanstalten nach etwa 1 km entfernt liegenden Punkten in Kabeln und von
hier oberirdisch weiter geführt werden, auch die einzelnen Vermittlungsanstalten unter-
ainander teilweise durch Kabel verbunden sind. Bei einer derartigen Anlage des Kabel-
netzes bleibt zugleich die Umgebung der Vermittlungsanstalt bis zu den Kabelend-
punkten zur Anbringung von oberirdischen Leitungen für die Verbindung der Sprech-
stellen innerhalb dieses Umkreises frei.
Für das oberirdische Leitungsnetz ist grossenteils Bronzedraht von 1,5 mm Stärke
verwendet. Die Leitungen werden an Isolatoren (Porzellanglocken) befestigt, welche
mit Stahlstützen auf Trägern von doppelten Flacheisen sitzen. Diese Träger sind durch
Ständer aus eisernen Röhren von 5 mm Wandstärke gestützt, welche auf dem Dach-
xzesperre befestigt, abgesteift und verankert sind (Figur 6). Derartige Gestänge werden
m allgemeinen in Abständen von 150m aufgestellt und zum Schutz gegen Blitzgefahr
mit Erdleitungen aus vier 4 mm starken, verzinkten Eisendrähten versehen, welche als
Erdplatte gewöhnlich ein Gasrohr von 10 cm lichter Weite haben. Damit die Leitungs-
drähte nicht tönen, sind 15 mm starke, 10—15 cm lange, aufgeschlitzte Gummicylinder
angebracht, welche in ihrer ganzen Länge mit einem 0,5 mm starken, von Bindedraht
yehaltenen Bleiblechstreifen umwickelt sind.