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war ein gebrochener kränklicher Mann, kaum ein Schatten des
früheren, so energischen, lustigen Unternehmers; seither habe
ich nichts mehr von ihm vernommen, als daß er ge—
storben ist.
Die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde wurden,
nachdem Bülow seinen Wohnsitz in Berlin endgiltig aufge—
geben hatte und nur mehr vorübergehend zu Klavierabenden
erschien, von Herrn von Bronsart, dem jetzigen Großherzog—
lich Weimarischen Hofintendanten dirigiert. Er bewährte
sich als trefflicher Musiker und sicherer Führer, es fehlte
ihm aber die Energie und der geistige Schwung Bülows;
das Interesse an den Konzerten erkaltete, und sie endeten
im März 1866.
Im November 1865 wurde die „Afrikanerin“ im Opern—
hause zum erstenmal unter Dorns Leitung mit der Lucca
als Selica aufgeführt. Die sehr gentale Sängerin war hier
so ganz in ihrem Elemente, ich hatte mehrere Proben
gehört, kannte also die Rolle ganz genau, war auch im
ganzen von dem Werke wenig erbaut. Und dennoch ver—
mochte die Lucca mein Interesse den ganzen Abend rege zu
erhalten! Wachtel war ein sehr schön singender, aber un—
interessanter Vasco.
Im Jahre 1866 begannen jene Zerwürfnisse zwischen
sterreich und Preußen, die zu dem Kriege und den Siegen
bei Königgrätz führten und die kleine Großmacht Preußen
zum Großstaate umwandelten. Betrachtungen über diese
Ereignisse liegen ganz außerhalb des Zweckes dieser Aufzeich—
nungen, doch einige Erinnerungen aus jener Zeit, sowie
aus der Periode meines Aufenthalts in Hannover, Nassau
und Frankfurt am Main können als ein ganz kleiner Bei—
trag zur Kulturgeschichte dienen. Ich verkehrte in einigen