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Unter dem Druck der Reaction.
werthen Schritt gethan. In eigenem Auftrage hatte er sich nach
Paris begeben, um Frenkreich von dem falschen Wege, durch
Drohung auf Preußen zu wirken, abzubringen und ihm die Vor—
theile des anderen, eines entgegenkommenden Einvernehmens zu
zeigen. Es war ihm, wie wir jetzt aus seiner eigenen Erzählung
wissen, bei aller Entschiedenheit, mit der er seinen deutschen Stand—
punkt betonte, gelungen, zu dem Kaiser in ein Verhältniß zu kom—
men, das ihn auch für etwa weiter eintretende Ereignisse in den
Stand setzen mochte, nach beiden Seiten hin den vertrauens—
würdigen Vermittler abzugeben. Die Nachrichten aus dem dem
Herzog unmittelbar nahestehenden Lager lauteten günstig. Frank—
reich und England seien bereit, Preußen sehr annehmbare Be—
dingungen bezüglich einer Verbesserung seiner politischen Stellung
in Deutschland zu bewilligen, und Preußen stehe also vor der
Wahl, auf diese Aussicht hin mit jenen gegen Rußland vorzugehen
oder sich für Rußland gegen die Westmächte zu erklären, bei welcher
letzteren Entscheiduing dann Krieg gegen Frankreich, Blokade der
Ostseehäfen, eine Erneuerung des Rheinbundes, vielleicht die Be—
gründung einer übermächtigen Stellung Oesterreichs auf den Trüm—
mern der preußischen Monarchie in Aussicht stehe. Es gab bis
Anfang 1854 in Berlin Momente, in denen die schwankende Stim—
mung des Kabinets sich für den Anschluß an die Westmächte ent—
scheiden zu wollen schien Was man im liberalen Lager kaum zu
hoffen gewagt hatte — eine neue Chance für die Lösung der
deutschen Frage, die Wiederaufnahme der Unionspolitik, die Be—
seitigung des Ministeriums Manteuffel, schien sich, dank der
Dienste, die die große Politik leistete — nur fünf Jahre nach
1848, nur drei Jahre nach Olmütz — darzubieten!
Da galt es, das Eisen zu schmieden, so lange es warm war.
Die Presse mußte nachhelfen, um die öffentliche Meinung und
durch sie die maßgebenden Kreise in der Richtung der Pläne der
liberalen Partei in Bewegung zu setzen. Von dem Gothaer Centrum
aus wurde die Tagespresse beeinflußt und die Parole für eine
Anzahl von Flugschriften ausgegeben. Und da wieder war der
Verfasser der „Vier Monate“ einer der Ersten auf dem Plastze.
Er schrieb im März 1854 seine Broschüre Preußen und Ruß—
land“ (Leipzig, bei S. Hirzel).