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1. Entwicklungsphase hältnisse es erlauben, sollte in dieser Altersstufe nach hin-
n reichender Wassergewöhnung das Schwimmen erlernt wer-
Jungen und Mädchen 6-8 Jahre (1. und 2. Klasse) den (Lehrschwimmbecken).
Merkmale: b) Jungen 10-12 Jahre (5. und 6. Klasse)
Der Gestaltwandel von der Kleinkindform zur Schulkind- CH MEOCHER/ ME JaNtE CE 50006)
form kommt zum Schluß. Das Bewegungsbedürfnis äußert Merkmale:
sich in dynamisch noch wenig akzentuierten, unbestimmten )
und kaum zielgerichteten Formen. Dem naiven Vertrauen Die gleichaltrigen Mädchen sind den Jungen in der Ent-
in die eigene Leistungsfähigkeit steht ein noch wenig ent- wicklung im allgemeinen um ein Jahr voraus.
wickeltes Konzentrationsvermögen gegenüber. Anknüpfend Ausgeglichenheit in Längen- und Breitenwachstum, mo-
an die Kinderspiele der Vorschulzeit, hat der Unterricht in +orische Geschicklichkeit, _ Leistungsbereitschaft, lebens-
den Leibesübungen der Veränderung der Umwelt und dem £ropes Kraftgefühl und unbeschwerter Wagemut kennzeich-
Übergang vom ungezwungenen Spiel in die „Welt‘“ der „on den seelisch gefestigten Entwicklungsstand dieser
Schule Rechnung zu tragen. Phase. Es besteht noch ein starkes Spielbedürfnis. Das
Interesse ist vielseitig, immer auf die Welt des Sichtbaren
Folgerungen: und Greifbaren gerichtet, aber noch nicht dauerhaft. Es
Reichliche Gelegenheit zu vielgestaltiger Bewegung soll bilden sich Gruppen mit einer eigenen Gruppenmoral, die
die natürliche Bewegungsfreude erhalten, den Übergang in sich an einfachen Gerechtigkeitsregeln orientiert. Die Mäd-
die Umweltbedingungen der Schule erleichtern und dem chen bevorzugen die menschliche Beziehung zu einzelnen
Erwerb von Raum-, Zeit- und Formvorstellungen dienen. Mitgliedern der Gruppe.
Das starke Bewegungsbedürfnis wird durch kurzfristige
Beanspruchung befriedigt. Die Einordnung in die Gemein- Folgerungen:
Schaft wird behutsam und folgerichtig entwickelt. Übungen Diese Phase der gefestigten kindlichen Entwicklung
zur Bewältigung des Raumes und der Gegenstände werden ‚;otet günstige Möglichkeiten, die Aktivität und die ge-
durch sinnfällige Aufgaben herausgefordert. Häufige Ver- staltenden Kräfte der Schüler anzusprechen und sie zu
änderungen on Spiel- und Übungssituation bereichern die gemeinsamem Tun zu veranlassen. Es kommt darauf an,
Bewegungserfahrung. die natürliche Freude an freier Bewegung und kindlicher
Wiederholung gleicher oder ähnlicher Aufgaben verleiht Leistung so zu steigern, daß sie über die Pubertät hinaus
Bewegungssicherheit. Darstellungsspiele fördern den Be- erhalten bleibt. Freie spielerische Formen leiten mehr und
wegungsausdruck. Die echte Spielbereitschaft dieses Alters mehr zu zielgerichteten Aufgaben mit gesteigerten Lei-
wird am besten gewahrt, wenn jede Bewegungsaufgabe die stungsanforderungen über, die auch als Wettbewerb auf-
Aufforderung zur freien, ungebundenen, kindlichen Be- treten. In der rhythmischen Gestaltung der Bewegungs-
wegungsgestaltung und -leistung enthält. abläufe durch vielseitige Lauf-, Sprung- und Wurfschulung
x x x \ n * ; eht es um den Erwerb von Bewegungserfahrungen und
‚Durch. Experimentieren HE Kieingeräten (Bälle, Seile, Sertigkeiten und nicht um N yyotemaltlarhe teten von
Kinderhürden, Reifen) und durch „die Kunststücke aN Kraft und Ausdauer. (Grundmotiv: schneller, weiter, höher
kindgemäß hergerichteten Großgeräten (Kästen, Lang- und besser als die Mitschüler.)
bänke, Schwebebalken, niedriges Reck) wird die Bewegung .
dynamischer und zielgerichteter; das Vertrauen zur eigenen Aus der Pflege der federnden, schwunghaften Bewegung
Kraft wird gestärkt. Durch die Reihung gleicher Geräte mit Klein- und an Großgeräten oder an Gerätekombinatio-
(Hürden, Langbänke) wird einfachste rhythmische Gliede- nen (Grundmotiv: immer freier, immer schwungvoller und
rung herausgefordert. Die herkömmlichen und schuleigenen immer flüssiger!) entwickeln sich die Grobformen der Be-
Liedspiele und Reigentänze bieten Gelegenheit, die enge wegungsgestaltung und die grundlegenden Bewegungs-
Beziehung. von Musik und Bewegung zu pflegen. Sie dienen fertigkeiten.
andererseits der Gewöhnung an die Ordnung in der Gruppe Partnerübungen, Übungen und Spiele in Gruppe oder
und im Raum, Lauf-, Fang- und Abschlagspiele fördern das ‚rannschaft und gegenseitige Hilfestellung fordern Rück-
Zusammenspielen und die Einordnung in ein gegebenesS s;chtnahme und Spielkameradschaft. Aus dem Parteispiel
Regelwerk. erwächst das Miteinander im Mannschaftsspiel auf kleinem
Feld mit vereinfachten Regeln. (Grundmotiv: möglichst
viele kleine Mannschaften auf möglichst vielen kleinen
2. Entwicklungsphase Spielfeldern.)
a) Jungen und Mädchen 8-9/10 Jahre (3. und 4. Klasse) Wo das Schwimmen noch nicht erlernt ist, muß es jetzt
nachgeholt und zur Sicherheit in Brust- und Rückenlage
Merkmale: ausgebaut werden, Einfache Tauchübungen zur Orientie-
FR £ n rung unter Wasser und Wassersprünge gehören zum festen
DEE Dr N EI a Übungsgut. Der Erwerb von Leistungsurkunden im
: gm 80 BET. > Schwimmen kommt dem kindlichen Bedürfnis nach An-
macht sich in der zunehmenden Koordinationsfähigkeit, erkennung der Leistung entgegen
Geschicklichkeit, Zielgerichtetheit und Kraft der Bewegung .
bemerkbar. Dieser Entwicklungsprozeß vollzieht sich beim Auch wenn eine Trennung der Geschlechter nicht möglich
Mädchen im allgemeinen schneller als beim Jungen, oder nicht üblich ist, muß berücksichtigt werden, daß die
Formen rhythmischer Bewegungsgestaltung den Mädchen
Folgerungen: dieser Phase angemessen sind und einer besonderen Pflege
in Bewegungsspiel und Tanz bedürfen.
Unternehmungslust, Lerneifer, wachsendes naives Selbst-
bewußtsein und kindlicher Wetteifer drängen zum Erlernen
von Fertigkeiten und zur kindlichen Leistung. 3. Entwicklungsphase
Die freien, spielerischen Bewegungsformen der ersten a) Jungen 12-14 Jahre (7. und 8. Klasse)
beiden Schuljahre bleiben Ausgangspunkte des Unterrichts,
leiten aber mit fortschreitender Entwicklung in ziel- und Merkmale:
gegenstandsgerichtete Aufgaben über. Vielseitige Be- n
wegungsaufgaben ohne Geräte, mit und an Geräten aller Erhebliche Unterschiede der körperlichen Entwicklung
Art, auch an einfachsten Gerätekombinationen zielen auf und Leistungsfähigkeit kennzeichnen das Erscheinungsbild
Erweiterung und Festigung der Bewegungserfahrung und der Jungen in dieser Phase.
Bewegungssicherheit. Mit dem gesteigerten Längenwachstum verschieben sich
In Gruppenspielen mit einfachen oder vereinfachten Re- die körperlichen Proportionen. Die langsamere Entwicklung
geln wird das Verständnis für Partneraufgaben, Aufgaben- der Muskel- und Organkraft, die Auflösung der harmo-
teilung und Zusammenspielen geweckt. Wo immer die Ver- nischen kindlichen Motorik und schnelle Ermüdbarkeit