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Volume 22. Mai 1962

Full text: Dienstblatt des Senats von Berlin (Public Domain) Ausgabe 1962 (Public Domain)

11/1962 
| Seite 87 
Nr. 43 
Teil der Vorbereitungen von Klassen- und Schul:- 
festen (Budenbau beim Gartenfest, Requisiten, Bühne, 
Kasperletheater). 
2. Gebundene bildnerische Betätigung 
Sie ist an Zweck, Material, Werkzeug und Arbeitsverfah- 
‚en gebunden. S 
a) Gebundenes Zeichnen: . 
Es vermittelt dem Schüler die Fähigkeit, das Körper- 
liche, Räumliche, Konstruktive und Funktionelle von 
Gegenständen, die hauptsächlich dem Handwerk, der 
Technik und der Baukunst entnommen werden, in einer 
sachlich klaren Zeichnung darzustellen. Da das kon- 
struktive Verfahren in der Mathematik gegeben wird, 
übernimmt das gebundene Zeichnen in der Kunst- 
erziehung nur die praktische Veranschaulichung ge- 
eigneter Aufgaben. S 
Gebundenes Formen: 
Es ergibt sich aus dem freien Formen (Negativ- und 
Positivabgüsse nach Tonplastiken; Kaschieren über 
Positiv- und Negativformen, z. B. beim Herstellen von 
Puppenköpfen oder Masken). 
Werken: 
Es ist eine bildnerische Tätigkeit, die die Beschaffen- 
heit und die Verarbeitungsmöglichkeiten des Materials, 
den handwerklich einwandfreien Gebrauch des Werk- 
zeugs und das Zweckentsprechende der Form zu be- 
achten hat. Auch beim Werken muß der selbständige 
Formwille des. Schülers angesprochen werden, darum 
ist ein mechanisches Nachfertigen von Musterstücken 
abzulehnen. 
Schrift: 
Die dekorative Schrift ist an das verwendete Schreib- 
werkzeug (Schnurzug-, Bandzugfedern; Spitz-, Flach- 
pinsel) und an die Gesetzmäßigkeit der Form der 
Buchstaben des gewählten Alphabetes gebunden. Anzu- 
streben ist: ausgewogenes Verhältnis zwischen Schrift- 
block und Schreibseite; Regelmäßigkeit der Buchstaben 
bezüglich Richtung, Größe und Form; Beziehung zwi- 
schen Form, Farbe, Illustration, im besonderen zwischen 
Schriftzeilen, Zeilenabstand und Blattrand; Veran- 
schaulichung und Klärung des zu übermittelnden Ge- 
dankenganges. 
Von der dem Schüler vertrauten Handschrift aus- 
gehend, wendet sich die Schrifterziehung einigen ge- 
bräuchlichen kunstschriftlichen Alphabeten zu. Der 
persönliche Duktus des: Schülers muß berücksichtigt 
und gepflegt werden. Die Buchstaben können geschrie- 
ben, geschnitten, gedruckt und schabloniert werden. 
Auch die Schreibmaschinenschrift kann Verwendung 
finden, soweit durch Anordnung, Verbindung mit Illu- 
strationen usw. eine dekorative Wirkung angestrebt 
wird. 
Die sorgfältige Formung des einzelnen Buchstabens 
steht nicht am Anfang der Übungen. Erstes Gebot ist 
die Gewöhnung an die Ausgewogenheit des ganzen 
Schriftblattes. Mängel der Einzelform lassen sich all. 
mählich beseitigen. Zeitraubende. systematische Übun: 
gen einzelner Buchstaben und Buchstabengrupper: 
bergen die Gefahr, daß der Schüler für das rhythmi- 
sche Gefüge der Schrift, das auf dem Wechsel der ver- 
schiedenen Buchstabenformen beruht, unempfindlich 
wird. 
Dekoratives. Arbeiten: 
Es dient dazu, Form oder Funktion eines Gegenstandes 
hervorzuheben und ihm einen besonderen Wert beizu- 
legen. Die Dekoration soll zweckmäßig am Gegenstand 
vorgenommen werden, da das Dekorieren gezeichneter 
plastischer Gegenstände nur geringeren Wert hat. Ge- 
eignete Arbeitsmöglichkeiten bieten das Basteln (Be- 
malen von Tieren, Figuren, Faltgegenständen aus Pa- 
pier und Karton), das Werken (Bucheinbände, Vorsatz- 
papiere, Kästchen, Mappen), Schulaufführungen (De- 
korationen, Kostüme, Bühnenrequisiten) und die Schrift 
Das Gefühl für das Dekorative wird außerdem durch 
die rhythmische Wiederholung entwickelt, wie sie beim 
Flechten, Häkeln, Sticken, Schablonieren und dem de- 
korativen Aufnähen von Stoffresten (Applikation) ent: 
steht. 
Werken — Textilarbeit: 
Die Textilarbeit ist organischer Bestandteil des gesäam- 
ten. Unterrichtes, insbesondere der Kunst- und Werk- 
erziehung. Alle Arbeitsvorhaben sollen die selbständi- 
gen bildnerischen Kräfte der Schülerinnen und Schü- 
ler anregen. Äußerliches Nachahmen von Vorlagen und 
Mustern ist darum genauso abzulehnen wie in den an- 
deren Arbeitsgebieten der Kunsterziehung. Betont me- 
chanisches Einüben der üblichen Techniken, losgelöste 
Übungen um ihrer selbst willen sind zu vermeiden. Es 
muß vielmehr dem Verlangen Raum gegeben werden, 
technische Verfahren und dekorative Lösungen selbst 
zu finden. Dem ' Ausprobieren muß stattgegeben wer- 
den. Die brauchbaren Verfahren ergeben sich nach den 
„Umwegen‘“ eigener Versuche. 
Der besondere Wert der Textilarbeit besteht darin, 
daß sie ein sicheres Gefühl für die Beschaffenheit 
und Schönheit verschiedenartiger Gewebe und das 
Sinnvolle. textiler Arbeitsvorgänge vermittelt und 
die Kinder ganz allgemein für die Gediegenheit von 
Werkstoffen und das Echte handwerklicher Formge- 
bung empfänglich macht, 
daß sie die Ausgestaltung des Werkstückes bezüg- 
lich Zweck, Form und Dekoration aus der jeweiligen 
Arbeitsweise zu beurteilen lehrt, 
daß sie die Arbeitsbereitschaft im Durchhalten eines 
begonnenen Arbeitsweges fördert, 
daß sie beide Hände zu sorgfältiger Arbeit geschickt 
macht. 
Die Aufgaben der Textilarbeit müssen nach Möglichkeit 
aus dem Unterrichts- und Gemeinschaftsleben der Klasse 
gewonnen werden und ‚auch im Dienste des gesamten 
Schullebens stehen (Anfertigung von Murmelbeuteln für 
die Kleinen, Wischlappen und Handtücher, Mundtücher für 
die Schulspeisung usw.). 
Eine bestimmte Reihenfolge technischer Übungen und 
Vollständigkeit eines lehrlinghaften Ausbildungsweges sind 
nicht anzustreben. 
3. Kunstbetrachtung 
Die Kunstbetrachtung soll keine Kunstgeschichte sein. 
Sie steht in enger Verbindung mit der praktischen Schüler- 
arbeit auf allen Gebieten der Kunsterziehung und erstreckt 
sich nicht nur auf Malerei, Graphik, Plastik und Architek- 
tur, sondern auch auf Werke der Gebrauchskunst aus Holz, 
Metall, Ton, auf Textilien u. a. Zur Durchführung der 
Kunstbetrachtung dienen Faksimilereproduktionen, die sich 
als Wandschmuck eignen, Schul-, Lehrer- und Schüler- 
sammlungen, die als Anschauungsmaterial gebraucht wer- 
den, und Bücher, Postkarten und Diapositive für den Bild- 
werfer. Von besonderem Wert. sind regelmäßige Besuche 
von Museen und Ausstellungen. 
Beispiele und Erläuterungen 
zur Pflege des Musizierens 
Beispielsammlung von Liedern und Kanons 
1. und 2. Klasse 
Auf, ihr Kinder, auf und singt 
Dornröschen war ein schönes Kind 
Du lieber, heil’ger, frommer Christ 
Froh zu sein bedarf es wenig 
Grün, grün, grün sind alle meine Kleider 
Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald 
Ich laß nicht ab 
Ihr Kinderlein kommet 
Kindlein mein 
Laßt uns auf die Wiese gehn 
Laßt uns froh und munter sein 
Liebe Schwester, tanz mit mir 
Mein Wagen hat vier Räder 
Meister Jakob 
Nun wollen wir singen das Abendlied 
O wie schön die hellen Lieder klingen 
Schneeflöckchen, Weißröckchen 
Spinn, spinn, meine liebe Tochter 
Trauer, Trauer über Trauer 
Wer will fleißige Handwerker sehn 
“ Kanon 
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