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Dienstblatt des Senats von Berlin Teil VI Nr.?2 26. Februar 1982
DIN 1055 Teil.2 Seite 7
Lastannahme zu einer größeren Sicherheit führt, z. B.
beim Nachweis der Auftriebssicherhieit. Im übrigen soll die
Angabe der inneren Reibungswinkel auf 0,5° keine beson-
dere Genauigkeit vortäuschen, sondern nur die Benutzung
der. bestehenden Tabellenwerke erleichtern.
Im Abschnitt 5.2 sind Hinweise gegeben, wie zu verfahren
ist, wenn die Tabellenwerte für nichtbindige Böden ver-
wendet werden sollen, obwohl keine Erfahrungen oder
Untersuchungen über die Lagerungsdichte vorliegen. Eine
entsprechende Angabe ist im Abschnitt 6.2 für den Fall
enthalten, daß bei bindigen Böden weder der Grad der
Plastizität noch die Zustandsform bekannt sind. Diese
Angaben stehen — da sie auf der sicheren Seite liegen -
nicht im Widerspruch zu der Forderung im Abschnitt 4.4.
wonach die anstehenden Böden nach ihrer Art und Be-
schaffenheit soweit bekannt sein müssen, daß sie in die
Bodengruppen der Tabellen eingereiht werden können.
Als Mindestforderung bleibt bestehen, daß eine Unter-
scheidung nach folgenden Gesichtspunkten möglich sein
muß: e
a) Ist der Boden bindig oder nichtbindig?
b) Ist die betreffende Bodenart in den Tabellen erwähnt?
c) handelt es sich bei einem nichtbindigen Boden um
Sand, Kies oder ein gemischtkörniges Material, weist
er eine steile oder flache Körnungslinie auf?
d) Handelt es sich bei einem bindigen Boden um organi-
sches oder anorganisches Material bzw. liegt Torf vor?
Diese Unterscheidungen lassen sich mit Hilfe einfacher
Feldversuche nach DIN 18 196, Ausgabe Juni 1970, Ab-
schnitt 6.2 treffen. Im übrigen gehen die in den Tabellen
angegebenen Bodenkenngrößen von den üblicherweise
anzutreffenden Bodenverhältnissen aus. Sie können im
Einzelfalle, z. B. bei örtlich typischen Böden, von den
tatsächlichen Bodenkenngrößen abweichen.
Zu 4.5
Im allgemeinen werden bei ausreichender Anzahl von
Bodenproben bodenmechanische Untersuchungen günsti-
gere Bodenwerte ergeben als sie in den Tabellen ange-
geben sind. Aus diesem Grunde wird man in der Regel
nur bei kleinen oder untergeordneten Bauwerken und bei
Bauteilen, die in erster Linie nach konstruktiven Gesichts-
punkten bemessen werden, auf eingehende Untersuchun-
gen verzichten.
Zu 4.6
Beim Aushub oder bei Bohrarbeiten anfallender bindiger
Boden läßt sich bei weicher bis fester Konsistenz verhält-
nismäßig steil aufschütten. Das gleiche gilt für feuchten
nichtbindigen Boden. Als Maßstab für die Scherfestigkeit
des Bodens ist dieser Böschungswinkel ungeeignet. Ledig-
lich bei völlig trockenen nichtbindigen Böden und bei
nichtbindigen Böden, die mit entsprechenden Vorsichts-
maßnahmen unter Wasser geschüttet werden, entspricht
der Böschungswinkel etwa dem Reibungswinkel.
Zu 5 Bodenkenngrößen für nichtbindige Böden
(Rechenwerte)
Zu 5.2
Nach dem Wortlaut der Norm darf — abgesehen von der
Ermittlung einer auf der sicheren Seite liegenden Auflast —
mitteldichte Lagerung nur angenommen werden, wenn
dies auf Grund bekannter Verhältnisse gerechtfertigt ist. b)
Dabei kommen im wesentlichen zwei Fälle in Frage:
a) Bei gewachsenem Boden kann gegebenenfalls auf
Erfahrungen in der Nachbarschaft oder auf die geolo- c)
gische Einordnung Bezug genommen werden. -
b) Bei aufzufüllendem Boden kann unterstellt werden,
daß einschlägige Verdichtungsvorschriften, z. B.
im Rohrleitungsgrabenbau die DIN 4033, im Erdbau
die DIN 18 300 und die „Zusätzlichen Technischen
Vorschriften und Richtlinien für Erdarbeiten im
Straßenbau“ beachtet werden.
Soll bei einem aufzufüllenden Boden eine höhere als die
mitteldichte Lagerung zugrunde gelegt werden, so wird
der Forderung der Norm nach besonderen Untersuchungen
auch durch den Nachweis der erzielten Proctordichte
Genüge getan.
Zu 5.3
Kantige Verwitterungsprodukte von mürben Gesteinen,
z. B. von Tonschiefer, Sandstein, Kalkstein u. ä., können
nur dann in die Gruppe der kantigen Kornform eingeord-
net werden, wenn sie eine genügende Festigkeit aufweisen,
das heißt, unter der zu erwartenden Belastung nicht
brechen.
Zu 5.4
Im Hinblick auf die Belastung eines Bauwerks liegen die
in der Tabelle 1 angegebenen Wichten an der oberen
Grenze der Wahrscheinlichkeit. Soll die Auftriebssicher-
heit eines Bauwerks nachgewiesen werden, so müssen
jedoch Werte zugrunde gelegt werden, die an der unteren
Grenze der Wahrscheinlichkeit liegen.
Zu 6 Bodenkenngrößen für bindige Böden und organische
Böden (Rechenwerte)
Zu 6.1
Die in der Tabelle 2 angegebenen Scherfestigkeiten liegen
an der unteren Grenze der Wahrscheinlichkeit, die Wichten
an der oberen Grenze.
Die in der Tabelle 2 angegebene Kohäsion darf nur bei
gewachsenen bindigen Böden angesetzt werden. Zwar ist
damit zu rechnen, daß sich beim Verdichten eines künst-
lich aufgeschütteten bindigen Bodens die beim Lösen des
Bodens zerstörte Kohäsion zum Teil wieder einstellt, doch
hängt dies in starkem Maße von der Kornverteilung, dem
Wassergehalt, dem Kalkgehalt und anderen Faktoren ab.
In der Norm kann daher über die beim Verdichten wieder-
gewonnene Kohäsion keine Aussage gemacht werden. Sie
ist gegebenenfalls durch Labor- oder Feldversuche zu
ermitteln. Vor allem bei größeren Bauvorhaben dürfte dies
auch aus wirtschaftlichen Gründen zweckmäßig sein.
Zu 6.2
Die Bestimmung von Plastizitätsgrad und Zustandsform
wird ausdrücklich nicht nur auf Laborversuche beschränkt.
Es ist vielmehr zulässig, diese Bodenerkennungsmerkmale
in Feldversuchen, in der Regel also durch den Bohr-
meister, feststellen zu lassen. Nach DIN 18 196, Ausgabe
Juni 1970, kommen dafür folgende Versuche in Frage:
a) der Trockenfestigkeitsversuch,
b) der Schüttelversuch,
c) der Knetversuch:
An sich würde zur Bestimmung des Plastizitätsgrads bereits
der Knetversuch ausreichen. Das Gesamtbild läßt sich je-
doch abrunden, wenn das Ergebnis des Trockenfestigkeits-
versuchs und des Schüttelversuchs zum Vergleich hinzu-
gezogen werden. Danach gilt folgendes:
a) Bodenarten mit ausgeprägt plastischem Verhalten weisen
eine sehr hohe Trockenfestigkeit und keine Reaktion
beim Schüttelversuch auf,
Bodenarten mittlerer Plastizität weisen in der Regel
eine mittlere bis hohe Trockenfestigkeit und keine oder
eine langsame Reaktion beim Schüttelversuch auf,
Bodenarten leichter Plastizität weisen in der Regel
sine niedrige bis mittlere Trockenfestigkeit auf. Das
Ergebnis des Schüttelversuchs kann von fehlender
Reaktion bis zu schneller Reaktion reichen.