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Lange, Notizen über die Eisenbahn nach Californieu.
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nach Norden zweigen sich davon zwei Ketten ab, von denen
die eine, Coast Mountains genannt, ungefähr parallel der
Küste bis zur Bai von San Francisco sich hinzieht, die andere
unter dem Namen Sierra Nevada die Thäler der Flüsse San
Joaquin und Sacramento im Osten begrenzt, und in ihrer wei
teren Fortsetzung Cascade Mountains genannt, sich bis in die
Brittischen Besitzungen hinein erstreckt.
Von allen zur Untersuchung gezogenen Eisenbahnlinien,
welche die vorgenannten Gebirge zu passiren haben, sind es
nun hauptsächlich drei, welche bei der engeren "Wahl in Betracht
kommen, indem sich dem Bau der anderen fast unübersteigliche
Hindernisse entgegensetzen, oder dieselben nicht wesentliche
Modifikationen der drei erstcren sind.
Diese sind:
1) die Linie von St. Paul nach Vancouver unter dem 48. Grade
nördlicher Breite,
2) die Linie von Council Bluffs nach Benieia unter dem
42. Grade nördlicher Breite, und
3) die Linie von Fulton nach San Pedro unter dem 32. Grade
nördlicher Breite,
deren kurze Beschreibungen hier folgen.
ad 1. Die nördliche Linie beginnt bei St. Paul auf dem
Huken Ufer des Missisippi, verfolgt das Thal desselben auf
wärts bis zu Little Falls, wo sie den Missisippi überschreitet,
und geht von hier aus auf der Wasserscheide zwischen dem
Missouri und der Hudsons-Bai, bis sie zwischen dem 104. und
105. Längengrade in das Thal des Missouri eintritt. Dieses
verläfst sie bald, weil in der unmittelbaren Nähe des Flusses
das Terrain gebirgig und mit Schluchten durchbrochen ist,
um das Thal des Milk River, eines Nebenflusses des Missouri,
auf eine Länge von etwa 187 Meilen aufwärts zu verfolgen.
Hierauf durebsohneidet sie die Prärien in einer dem Missouri
ungefähr parallelen Richtung, überschreitet verschiedene bedeu
tende Nebenflüsse desselben, wie den Maria, Teton und den
Sun River und erreicht die Rocky Mountains. Bis hierher auf
eine Länge von 1093 Meilen, von St, Paul ab, sind die Terrain-
Verhältnisse im Allgemeinen günstig. Dagegen beginnt in den
Rocky Mountains der schwierigste Theil der ganzen Route.
Von den zwei practicablen Pässen, welche durch die Rocky
Mountains führen, dem Cadotte’s - und dom Clark’a-Pafs, liegt
ersterer in einer Höhe von 0044 Fufs, und würde einen Tun
nel von 4| Meilen Länge in einer Höhe von 5000 Fufs nöthig
machen; der letztere Pafs liegt in einer Höhe von 6323 Fufs,
und würde einen Tunnel von 2y Meilen Länge in einer Höhe
von 5300 Fufs erfordern. Um die Bitter Rost Mountains zu
übersteigen, verfolgt die Linie (mit mehreren Moditicationen)
das Thal des Blackfort River unter Üeberwindung grofser Ter
rainschwierigkeiten bis zu dem See Pend d’Oreille, wo sich
ein practicabler Durchgang durch die genannten Berge findet.
Diese Strecke, vom östlichen Fufse der Rocky Mountains bis
zum Spokane River, ist 365 Meilen lang. Die bedeutenden
Felsenarbeiten und die Tunnels, welche in einem ganz uncul-
tivirten Lande zu erbauen sind, bieten für diese Linie enorme
Schwierigkeiten. Den Spokane River verlassend, tritt die Linie
in die grofse Ebene des Columbia, welche sich bis zu den
Cascade Mountains auf eine Länge von 200 Meilen erstreckt*
Sie ist felsig und unfruchtbar; die Eisenbahnlinie durchschnei-
det sie, und findet, ungefähr 140 Meilen vom Spokane River
entfernt, eine passende Stelle zur Ueberschreitung des Columbia-
Flusses, der hier 400 bis 450 Yards breit ist. Von hier aus
kann der stille Ocean entweder durch den Yakima oder den
Columbia River-Pafa erreicht werden, welche die beiden ein
zigen practicablen Durchgänge durch die Cascade Mountains
sind. Die Linie durch den Yakima River-Pafs würde die kür
zeste sein, dagegen die ungleich schwierigere; es ist deshalb
das Thal des Columbia bis Vancouver verfolgt, einem Fort,
bis zu welchem Seeschiffe den Columbia hinauf gehen können.
Für eine weitere Fortführung der Bahn von Vancouver
nach Seattle, dem besten Hafen auf der Ostseite des Puget
Sound, sind die Terrainschwierigkeiten nicht bedeutend.
ad 2. Die Linie in der Nähe des 42. Breitegrades beginnt
bei Council Bluffs am Missouri, welches circa 245 Meilen von
St. Louis entfernt liegt, und verfolgt das Thal „des Platte Ri
ver aufwärts bis zu deu Black Hills, überschreitet dieselben
in diesem Thale, und verläfst es darauf, um dem Thale des
Sweet Waler zu folgen, in welchem sie den Soulh-Pafs in
einer Höhe von 7940 Fufs erreicht.
Von dem ersten Eintritt in die Black Hills bis zu diesem
Pafs, auf eine Länge von 291 Meilen, werden die Arbeiten
sehr kostspielig werden.
Von dem South-Pafs ab verfolgt die Linie das Thal des
Sandy Creek, eines Nebenflusses des Green River, und geht
nach Fort Bridger. Die Arbeiten in dieser Section werden
bedeutend geringer sein, als in der vorigen.
Die Linie ersteigt nun die Wasserscheide zwischen dem
Green River und dem Great Salt Lake (Grofser Salz-See),
passirt die Wahsatch Mountains entweder durch das Thal des
Timpanogos oder des Weber River, und erreicht so das süd
liche Ende des grofsen Salz-See’s. Die Linie vom Fort Bridger
bis hier durch den Timpanogos-Pafs ist 182 Meilen lang, die
gröfseSten Steigungen sind zu 82 Fufs pro Meile geschätzt,
und die Arbeiten im Allgemeinen nicht zu schwierig.
Von dem westlichen Ufer des grofsen Salz-See’s bis zu
den Humboldt Mountains ist das Tferrain wenig günstig; die
üebersteigung derselben erfordert Steigungen von 89 Fufs pro
Meile, auf 8 Meilen Länge; ihre Erhebung über dem Meere
beträgt 6579 Fufs. Dagegen ist das Thal des Humboldt River
für die Anlage einer Eisenbahn günstig, von 2 bis zu 20 Mei
len breit; die unmittelbaren Ufer des Flufses sind fruchtbare
Anschwemmungen, dagegen das Land sonst öde; er mündet
in einen sumpfigen See am Fufse der Sierra Nevada aus. Die
Eisenbahnlinie verläfst das Thal des Humboldt River, indem
sie, ihre westliche Richtung verfolgend, den Madelin-Pafs in
der Sierra Nevada zu erreichen sucht. Diesen Pafs über
schreitet sie im Thale des Smoky Creek, und steigt nun
in das Thal des Sacramento hinab. Dieses ist bis zum
Fort Reading hin sehr eng und wird dem Bau nicht unbe
deutende Schwierigkeiten entgegensetzen; dagegen sind von
dem Fort Reading bis Benieia, einem Hafen an der Bai von
San Francisco, die Terrain-Verhältnisse durchaus günstig.
ad 3. Die südlichste Linie, in'der Nähe-des 32. Breitegra
des, zweigt eich bei Fulton oder bei Shreveport, beide am Red
River gelegen, von dem östlichen Eisenbahnnetz Nord-Ame
rikas ab, und geht in westlicher Richtung über Fort Belknap
zu den Quellen des Colorado River, von wo ab im sogenann
ten Llano Estacado bis zum Rio Pecos hin, auf etwa 125 Mei
len Länge, bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden sind.
Wasser ist auf dieser Strecke selten, Holz gar nicht vorhan
den. Auch weiterhin, vom Rio Pecos bis zum Rio Grande
auf 163 Meilen Länge, werden die Bauten bedeutend sein
müssen. Es sind auf dieser Strecke drei Gebirgsketten zu
übersteigen, das Guadeloupe-, Hueco- und Organ - Gebirge.
Das Guadeloupe-Gebirge wird ohne Tunnel in einer Höhe
von 5717 Fufs überstiegen; hierbei werden Steigungen von
108 Fufs pro Meile (etwa 1; 50) auf eine Länge von 22 Meilen
nöthig. Ein hoher Viaduct und bedeutende Einschnitte und
Dämme auf drei Meilen Länge in der Nähe des höchsten Punk
tes bilden den schwierigsten Theil dieses Passes. Der Hneco-