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Full text: Erinnerungen an das alte Joachimsthal'sche Gymnasium in Berlin / Schulte, Eduard (Public Domain)

mit nur halber KEhrerbietung das Wort Gottes vom Lande 
nennt, und den provinzialstüdtischen Kantor mit der hoch an- 
steiyrenden Halsbinde aus vergangenen Jahrzehnten, Die schn- 
süchtiyen Blicke, die sie nach den Fenstern hinaufschicken, 
begegnen denen des Alumnen, der auf die „Alumnenväter‘‘ etwas 
spöttisch herabschaut, mit dem verhaltenen Stolze eines jungen 
Mannes, der jenen Prüfungskampf, in dem auch Wackere unter- 
liegen, siegreich bestanden hat, Während der ganzen Schul- 
zeit werden die Alımmen immer wieder „gesicbt‘. Wer noch 
spätestens anderthalbjährigem Aufenthalt in einer Klasse nicht 
versetzt wird, dem werden, wie der technische Ausdruck lautet, 
lie Benetizien des Alumnats entzogen, und noch in Unter- 
prima verabschiedet sich mancher in Folge der Ankündigung, 
dass er auf ein Bestehen des Abiturienten-Kxamens an dieser 
Schule nie werde rechnen können, Die so gesichteten 
Alumnen bilden den Grundstock der oberen, von Stadt- 
schülern wenig frequentirten Klassen, und die Lehrer können 
wegen der durchschnittlichen Tüchtigkeit der Schüler, deren 
häusliche ’Chätigkeit ausserdem überwacht wird, ihre An- 
forderungen höher bemessen, als dies an Anstalten möylich ist, 
lie nicht in der Lage sind, die Schüler auszusuchen und ausser- 
halb der Schulzeit zu beaufsichtigen. 
In das Alumnat aufgenommen, tritt der junge Gymnaslast 
in Verhältnisse ein, die nach einem viel gebrauchten Ausdruck 
wirklich eine kleine Welt tür sich bilden. Das häusliche Lehen 
von 120 Alumnen und 12 Alumnats-Pensionärcn, von 132 
jungen Leuten also, die unter einem Du: :usammen wohnen, 
ist. selbstverständlich nur unter Aufreshte“” "ung besonderer 
Gesetze und Kinrichtungen denkbar Kin eigenes kleines 
Gesetzbuch, das dem neu eintretenden ‘'umnus eingehändigt 
wird, belehrt ihn über seine Pflichten gegen die Hausordnung, 
Eine auf dem Dache in der Mitte der beiden den Alumnen 
zugänglichen Höfe angebrachte (jlocke, die täglich etwa 
zwanzigmal ertönt, giebt das Zeichen zum Aufstehen, zum 
Beginn der Lehr- und Arbeitsstunden und zu den Mahlzeiten. 
Die Alumnen sind in sechs Inspektionen getheilt, an deren 
Spitze die sechs Jüngsten unverheiratheten Lehrer oder Adjunkten 
stehen. Die älteren, meist verhirathol 7 Ohrer wohnen vom 
eigentlicher * *amn-£ getrennt im ©. a “ic des wrossen, 
vier Höf. gear ömechliessemden “ während die 
Alumnen mi. 117) junkten den AM, nach der Spree 
hin gelexenen Fir inne haben. Dir ”lJumnen einer In-
	        
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