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I. Geschichte

Full text: Die Königliche Elisabethschule zu Berlin / Bachmann, Friedrich (Public Domain)

Gegenständen einer höheren Bildung für solche Mädchen geradezu schädlich 
sei. die später in heschränkte und untergeordnete Lebensverhältnisse zu 
treten bestimmt seien. 
Der beste Beweis für die Ersprieflichkeit seiner Arbeit ist die stetig 
wachsende Frequenz der Anstalt, 15824 zählte sie schon 143, im nächsten 
Jahre 165, 1826 sogar 201 und ein Jahr darauf 211 Schülerinnen in fünf 
getrennten Klassen. Diese schnelle Ausdehnung machte ein längeres 
Zusammensein mit der Realschule in demselben Gehäude unmöglich, 
Zum Glück hot sich im Frühjahr 1827 eine günstige Gelegenheit, das 
Nachhbarhaus, in der Kochstrafse Nummer 65, für einen mäßigen Preis 
zu erwerben, was durch die Fürsorge der vorgesetzten Behörden und die 
Unterstützung König Friedrich Wilhelms III. schnell gelang. Bereits nach 
den Sommerferien konnte die Mädchenschule in das neue Haus einziehen, 
das in der Zwischenzeit in geeigneter Weise umgebaut worden war und 
scchs geräumige Klassenzimmer nebst zwei Sälen für den Unterricht in 
den Fachgegenständen enthielt. und am 20, August fand die feierliche 
Einweihung statt, 
In seiner Festrede, die im Druck erschien. bezeichnet es der Direktor 
als die Aufgabe der Mädchenschule, ein erweiterter Familienkreis zu 
sein. der sich immer mehr zu einem Heiligtum der Liebe ausbilde, eine 
Anschauung, die noch heut allen Bestrebungen für die Entwickelung des 
Mädchenschulwesens zugrunde liegt. Das Haus aber mit seinem ganzen 
Inhalt empfiehlt der Redner in die Hand Gottes, dessen Geist an dieser 
Stätte der Bildung lebendig sein solle und werde, 
Das Erste, was der Anstalt in dem neuen Hause widerfuhr. war ein 
überaus freudiges Ereignis. Die Gemahlin des Kronprinzen, nachmaligen 
Königs Friedrich Wilhelm IV.. Elisabeth von Baiern, die sich später als 
Königin durch Werke echter Menschenliebe mit Recht den Namen einer 
Mutter ihres Volkes erwarb, übernahm das Protektorat der Schule und 
gestattete, dafs sie nach ihrem Namen „Königliche Elisahethschule“ 
genannt werden durfte. Der Unterricht aher erfolgte fortan nach einem 
von Direktor Spilleke neu entworfenen Lehrplan, der den Anforderungen. 
die heut an eine höhere weihliche Bildungsanstalt gestellt zu werden 
pflegen. schon erhehlich näher kam. 
Eine Reihe von neuen Einrichtungen folgte. Es schien einer höheren 
Mädcehenschule, und inshesondere der Königlichen Elisabethschule, nicht 
länger würdig. dafs die Schülerinnen, wie bisher, öffentlichen Prüfungen 
vor einem weiteren Publikum, nach Art der Knahbenschulen, unterworfen 
wurden. Anfangs lud man noch gelegentlich die Eltern zu Privatprüfungen 
ein, später beschränkte man sich. ihnen durch eine zu Ostern jedes Jahres 
veranstaltete Ausstellung von Handarbeiten, Zeichnungen und Probe. 
schriften, die teilweise im Archiv der Anstalt aufbewahrt werden, wenig- 
stens auf einem Gehiete von den in der Schule gepflegten Dingen Kunde 
zu geben. Im übrigen wirkte die Anstalt wie es einem weiblichen
	        
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