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I. Geschichte

Full text: Die Königliche Elisabethschule zu Berlin / Bachmann, Friedrich (Public Domain)

Donnerstag und Freitag Nachmittag entbehren konnten, so hatten alle 
übrigen Schülerinnen wöchentlich 36 Stunden, jene 28, während heut- 
zutage der Unterricht in der untersten Klasse nur 18 Stunden beansprucht. 
und der in den mittleren und oberen Klassen, alle Fachstunden ein- 
geschlossen. die Zahl 30 nicht übersteigt. Die erste Stunde, um S Uhr 
morgens, begann alltäglich. auch am Mittwoch und Sonnahend. wo sie 
nicht dem Religionsunterricht gewidmet war, in allen Klassen mit Gesang 
und Gebet, eine fromme Sitte, die unsere Anstalt unter den verschiedensten 
Leitern bis in die Gegenwart festgehalten hat. Was der mit dem Namen 
„Vokalmusik“ hezeichnete Gesangunterricht bezweckte und hbetrich, ist 
nicht ersichtlich; geleitet wurde er, wie cs scheint, von einem Lehrer. 
später zeitweise (von 1827—33) von einer Lehrerin. 
Die Lage des französischen Unterrichts in der späten Nachmittags- 
stunde von 4—5 Uhr erklärt sich daraus, dafs die Beschäftigung mit der 
Fremden Sprache selbst damals noch lediglich als Privatunterricht galt, 
und die Beteiligung daran in das Belieben der Eltern gestellt war. In 
den übrigen Gegenständen geht der mitgeteilte Lehrplan über die Grenzen 
einer gewöhnlichen Elementarschule von heut noch keineswegs hinaus. 
Das ergieht sich z. B. aus den im Archiv der Anstalt aufbewahrten 
deutschen Aufsätzen der ersten Klasse aus jener Zeit, die in einer hblofsen 
Nacherzählung bekannter Schillerscher und anderer Gedichte bestanden 
und Fehler aufweisen, wie sie heut in einer unteren Klasse scharf gerügt 
werden würden. Immerhin ist im Vergleich mit früheren Zeiten cin 
Fortschritt zum Besseren anzuerkennen, und es ist zu bedauern. dafs die 
Anstalt, trotz der redlichen Bemühungen des Leiters und der an ihr 
wirkenden Lehrkräfte, eher rückwärts als vorwärts ging, was davon 
herrührte, dafs gerade damals das Bildungshedürfnis des weiblichen 
Geschlechts eine Menge konzessionierter deutscher und französischer 
Privatschulen ins Leben rief, Das frühere Vorurteil gegen die öffentliche 
königliche Anstalt wurde dadurch nicht nur nicht gemindert. sondern eher 
vermehrt. nicht zum Vorteil der Beschaffenheit des unsere Anstalt he- 
völkernden Publikums; ja, man kann sagen, dafs die Vorstellung, als 
handle es sich im wesentlichen um eine blofse Armenschule, zu Zeiten 
oinigermafsen gerechtfertigt war. 
Ein für die Geschichte unserer Anstalt wichtiges Ereignis sollte 
endlich einen Wandel zum Besseren bringen. Im Juli des Jahres 1819 
war der Oberkonsistorialrat Andreas Hecker, der damalige Leiter 
der drei vereinigten Anstalten, des Friedrich- Wilhelms-Gymnasiums, 
der Realschule und der Töchterschule, gestorben. Sein Nachfolger. 
Dr. A. F. Bernhardi, starb gleichfalls, vor Antritt seines Amtes. An 
seine Stelle berief das Königliche Unterrichtsministerium den Lehrer am 
Friedrich-Werderschen Gymnasium und Prediger Professor August Gott- 
lieb Spilleke zum Direktor der drei Anstalten. Diesen Mann hefähigte 
sein scharfer pädagogischer Blick. wie er die Leitung der beiden Knaben-
	        
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