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wurde vom Conseil academique endgültig ein Lehrplan angenommen,
welcher diesen Unterricht nach der Stufenfolge der Klassen regelte
und zugleich auch auf solche Bedacht nahm, die ohne Schüler des
College zu sein, sich ir Französischen vervollkommnen wollten.
Für die unteren Klassen wurden jc 4- 2, für die Rhetorique nur
1 Stunde wöchentlich angesetzt. Man begann mit der Aussprache
und orthographischen Übungen in der Sexta, wozu sich in V und
IV die Grundregeln der Syntax, Interpunktion, Accentuation, Aus-
wendiglernen poetischer und prosaischer Stücke, Anfänge im Über-
setzen aus dem Deutschen schliessen sollten. In III folgte die Pro-
sodie (nach d’Olivet), grammatische Erörterungen nach dem Abrege
de la Grammaire de Wailly und Exercitien. Für II wurden ange-
setzt freie Übungen in Gestalt von Auszügen, Aufsätzen, Übersetzungen
etc., dievom Lehrer zu Hause korrigiert und mit den Schülern besprochen
werden sollten; Auswendiglernen von Gedichten und rhetorischer
Prosa. Für I traten zu den Übungen im schriftlichen Ausdruck
Lektüre der Grammaire raisonnee de l’abbe Girard und ausgewählter
Stücke aus Vertretern verschiedener litterarischer Gattungen, für die
Classe de Philosophie allgemeine Grammatik und Belehrungen über
die ästhetischen Grundlagen der Stilregeln hinzu.
Indem man so auf das Französische, als das den Grundcharakter
der Anstalt bestimmende Fach mit Entschiedenheit hinwies, glaubte
man den Bestrebungen zu Gunsten des Deutschen einen Riegel vor-
geschoben zu haben; allein die einmal in Fluss gebrachte Angelegen-
heit kam nicht wieder zur Ruhe. Im Jahre 1798 erneute Pelisson
seinen durchaus vernünftigen und zeitgemässen Vorschlag, wenigstens
für die oberen Klassen einen Unterricht in der deutschen Litteratur
und im deutschen Stil einzurichten, indem er die Unentbehrlichkeit
dieser Kenntnisse für die theoretische Ausbildung und‘ihre praktische
Bedeutung für alle diejenigen hervorhob, die in ein Staatsamt ein-
zutreten wünschten. Gegen den lebhaften Widerspruch Ermans wurde
der Antrag prinzipiell angenommen und nur die Ausführung vertagt,
bis man die Finanzlage würde übersehen können. Im Jahre 1802
wurde eine Summe von 100 Thlr. jährlich für den deutschen Unter-
richt ausgeworfen und der Pastor Jenisch mit seiner Leitung beauf-
tragt; als dieser 4 Jahre später einem finsteren Geschicke erlag, fiel
die Wahl unter zahlreichen Bewerbern auf den Professor am Berli-
nischen Gymnasium Theodor Heinsius, der durch seine deutsche