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Das Vorbild des Don Quijote. Von E. Gessner

Full text: Festschrift zur Feier des 200jährigen Bestehens des Königlichen Französischen Gymnasiums / Grünwald, Eugen (Public Domain)

an solche, denen der fahrende Ritter einen wesentlichen Dienst ge- 
leistet, die er z. B. aus schwerem Kerker befreit hatte. Sie sind 
sehr verschiedener Art und können unter Umständen recht demüti- 
gender Natur sein; meist jedoch macht es der Sieger gnädiger und 
beauftragt den Besiegten nur mit Botschaften an Freunde oder andre 
Personen, wie an den König, in dessen Dienst er sich begeben; 
namentlich aber sendet er den Besiegten zu der Dame seines Herzens, 
damit er dieser seinen Sieg verkündige und ihre Befehle entgegennehme; 
denn durch solche Heldenthaten steigt der Preis der Dame und wächst 
die Liebe in ihrem Herzen zu dem Vollbringer derselben. Es ist 
natürlich, dass Don Quijote diese auf die Verherrlichung der Geliebten 
abzielende Sitte bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten 
getreulich beobachtet, Mit welch unübertrefflicher Komik karrikiert 
Cervantes diesen Gebrauch, wenn Don Quijote den von ihm befreiten 
Galeerensklaven die Weisung erteilt, sich mit ihren Ketten beladen 
unverzüglich nach Toboso aufzumachen, sich dort dem Fräulein 
Dulcinea zu stellen und ihr zu sagen, dass ihr Ritter, der von der 
traurigen Gestalt, sich ihrer Gunst hiermit empfehle, und ihr 
getreulich alles bis zur Erlangung ihrer ersehnten Freiheit durch seine 
Hand zu berichten, worauf sie auf gut Glück ihres Weges ziehen 
könnten, wohin sie wollten (D. Q. I, 22). Oder wenn Don Quijote 
nach dem harten Strauss mit dem Spiegelritter diesem das Bekenntnis 
abnötigt, dass die unvergleichliche Dulcinea von Toboso an Schönheit 
die ‘Casildea von Vandalien (dies ist die vorgebliche Dame des 
Spiegelritters) weit übertreffe, und ihn zugleich verpflichtet, nach 
Toboso zu gehen, sich dort dem Willen und Belieben seiner Dame 
zur Verfügung zu stellen und, falls sie ihn nicht zurückhalte, wieder 
zu ihm zurückzukehren, eine Forderung, die der mit dem Tode 
Bedrohte wohl oder übel zu erfüllen verspricht (D. Q. 1I, 14). Aber 
das Glück ist treulos, auch dem Mutigsten kann es die Niederlage 
bereiten. Das sollte auch Don Quijote erfahren. Wie er einstmals, 
nach seiner Gewohnheit in vollständiger Rüstung, in der Nähe von 
Barcelona am Strande spazieren ritt, nahte sich ihm, gleichfalls von 
Kopf bis Fuss gewappnet, der Ritter vom weissen Monde und 
fordert ihn zum Kampfe, um ihn zu dem Geständnis zu zwingen, 
dass seine Dame ohne Vergleich schöner sei als Dulcinea von Toboso. 
Das Ringen war kurz. Auf seinem leichtfüssigen Ross rannte der 
vom weissen Monde seinen Gegner mit solcher Gewalt an. dass er
	        
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