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Diese Ceremonien, wenn man sie des Lächerlichen entkleidet,
womit sie der Dichter umhüllen wollte, entsprechen nicht nur genau
denen, die in den Ritterbüchern sehr häufig erwähnt werden, sondern
sind überhaupt diejenigen, die nach den gesetzlichen Bestimmungen
bei der Aufnahme in den Ritterstand überhaupt beobachtet werden
mussten. Letztere konnte allerdings auch ohne weitere Förmlich-
keiten stattfinden; besonders geschah dies, wenn ein unmittelbar
bevorstehender Kampf keine lange Vorbereitung gestattete. Auch im
Amadis wird Macandon auf der Stelle zum Ritter geschlagen, da
der ihm diese Würde verleihende Amadis im Begriff steht den Hof
Lisuartes zu verlassen (Am. II, 14). Für gewöhnlich jedoch war
die Erteilung des Ritterschlages mit einem umständlicheren Ceremoniell
verbunden. In den Partidas finden sich darüber folgende Bestimmungen.
Am Tage vor der Feierlichkeit wird der Aufzunehmende in kostbare
Gewänder gekleidet und in die Kirche geleitet, um dort die Nacht
äber zu wachen und Gott um Verzeihung seiner Sünden und um
Segen in dem neuen Stande zu bitten. Bei Tagesanbruch hört er
sodann die Messe (daher im Don Quijote das Wirtschaftsbuch des
Wirtes und das Lichtstümpfchen, dem Gebetbuche und den Altar-
kerzen entsprechend), und es erscheint nur der, welcher ihm die
Würde erteilen soll. Nachdem dieser ihn gefragt, ob er die Ritter-
würde erhalten und in gebührender Weise wahren wolle, legt er ihm
selber die Sporen an oder beauftragt einen andern damit. Darauf
zürtet er ihm das Schwert um, zieht dieses aus der Scheide, giebt
es dem neuen Ritter in die Rechte und heisst ihn schwören, dass er
nötigenfalls für die Ritterschaft, für seinen Herrn und für sein Land
den Tod nicht scheuen wolle. Nach diesem Schwur giebt er ihm
den Schlag auf den Nacken, bittet Gott ihn zu leiten und ihm die
Kraft zur Erfüllung seines Versprechens zu geben, und küsst ihn
schliesslich. Diese Bestimmungen sind im wesentlichen immer
beobachtet worden, indes haben sie in unwichtigen Punkten manchen
Wandel erfahren. Während z. B. nach der Darstellung der Partidas
der junge Ritter unbewaffnet ist, da ihm das Schwert über dem
brial (einem weit herabgehenden Gewande) umgegürtet wird, erwähnen
sie selbst, dass er in früherer Zeit in voller Rüstung war und nur
das Haupt unbedeckt hatte, eine Bestimmung, die sich auch in dem
Doctrinal de Caballeros findet. Was nun die Ritterbücher betrifft,
30 werden in ihnen die Ceremonien ebenfalls festgehalten, doch so,