irgend einer vornehmen und wunderschönen Dame ein, zu deren
Ruhme er die gewaltigsten, über jedes mögliche Mass weit hinaus-
gehenden Thaten vollführt. Allein auch die Liebe, gewiss ein Anreiz
zu rühmlichem Thun, wird, wie alles in diesen Büchern, zur
Karrikatur; sie ist nicht mehr die reine und natürliche Empfindung
des Herzens; entweder sinkt sie zu grober Sinnlichkeit herab, oder
sie artet bald zu albernem, in überschwänglichen Worten sich kund-
gebenden Sehnen und Schmachten, bel" zu einem raffinierten und
gekünstelten Verstandesspiel aus. Alle diess Züge der Unnatur zeigen
sich schon deutlich im Amadis, noch unverhüllter und gröber treten
sie in seinen N :-hfolgern hervor; sie sind es, die schliesslich diese
ganze Litteratu - einer so verderblichen gemacht haben.
Denn in d&" "” ar Einfluss dieser massenhaft vorhandenen,
in allen Klassen verbreiteten und mit Gier verschlungenen
Ritterhücher musst - mnst Cefahr für den moralischen Stand
der Nation werden. .Xon- u“ Jer einen Seite der Amadis zunächst
als ein Spiegel feiner Sit: heldc:* ıfter Tapferkeit und eines edlen,
auf Abwendung jeglichen Unrechts und auf den Schutz der Bedrängten
gerichteten Sinnes gelten, so enthic! <=». 2ı0n er selbst und ungleich
mehr die auf ihm fussenden Zerrhii?.- —.tertums sehr schlimme
und zahlreiche Keime eines unhei” 1! ”* 9Qusses. Wie konnte es
ausbleiben, dass die leichtfertige Au’ = der Liebe, die Schilderung
ehebrecherischer Verhältnisse, die bli:c. Unterwerfung unter weibliche
Launen eine bedenkliche Einwirkung auf die Ideen des Volkes aus-
übten? Wie hätte das durch kein bürgerliches Gesetz gebundene,
nur durch den eignen Willen bestimmte Handeln der Helden jener
Romane nicht die Grundsätze der Gewaltthätigkeit lehren und zur
Verachtung der gesellschaftlichen Einrichtungen führen sollen?
Mussten nicht die dem fahrenden Ritter angedichteten Thaten der
ohnehin leicht erregbaren Phantasie und dem abenteuernden Sinne
des Volkes eine um so gefährlichere Nahrung werden, als die wirklich
oft an das Wunderbare streifenden Thaten der Konquistadoren dem
Glauben an jene fabelhaften Heldenstücke den Weg öffneten? Denn
so unglaublich es auch klingen mag, die unsinnigen Dinge, die in
den Ritterbüchern berichtet werden, wurden von einem guten Teile
der Ungebildeten buchstäblich für bare Münze genommen. So sagt
Mexia, der Geschichtschreiber Karls des Fünften, bei Erwähnung
des Amadis und anderer Ritterromane: »Ihre Verfasser verschwenden