eigentlichen Zinne immerhin als Zeitentchiffe betrachtet werden
Fönmnen. Da .
Tiwe It. Zebaftiansfirche ift die erfte Zanditeinfirche in
Verlin, Mtofern ihre YAußenmauern air Sanditein herz
geftellt find. jhre Vaufojten betragen trohdem nur „525.000
MWarf, einc im Yerbälaung mäßige Summe, Ws Sandftein verz
wandte man den Herrnleithner aus den Vrüchen oberhalb
Pofjtn bei Kirna an der Elbe, wekcher u. a. auch für bie
Vogen der neuen Herfulesbrücke am Yilbomplaß zu VBerlin
gebraucht wurde, Das Ynnere der Kirche ijt in Backftein
hergeitellt, Sämmtliche Säufenblindel find in ber Höhe von
4 m auf Mragiteine aufgefebt. Die Wände find durchweg
durch voripringende Saäukenbündel qegliedert, die Gewölbe
durch Gurte und Diagonalrippen angemeffen getheilt. Die
Spammvelte der Gewölbe berrägt 16,50 m. Die Sach
Arit licgt in einer Ööhe von 30 m, die Zhurmfpibe in
einer jolchen von 85 m. Der Ichlanfe Thurmhelm ift aus
halbmeterbohen Zuadern aufgeführt. Die Kolofialfreuz-
blume bat ein Gewicht von 9 Zenmern, eine Höhe von
6 m und einen Durchmefjer in der Breite von 2,60 m.
Sie it ganz in Kupfer getrieben; ihre vier größeren unteren
und die vier feineren oberen Wlätter weifen genau nach
den vier Himnelsgegenden. Die Ausficht von der durch
die Zbhurmpyramtde zugänglichen Kreuzblume it die höchite
und Wweitefte don Merlin,
Das Tageslicht füllt in die Kirche durch zwei Kolofial-
vofetten. und dreizehn Feniter. Yon Tebteren befinden 1ich
Hinf im Chor, Drei davon find mit bildlichen Darftellungen
u prachtvoller Gfasmalerei hergeftellt. Das mittlere Haupt:
Feniter (geftiftet Dom Hochwürdigiten Herun Armeebifchof Dr. Mf=
mann) ftellt den Heiland mit dem Vieblingsjünger St. Ho:
hannes Coangelifta, dem hf. Sebajtian und der hl. Hrene
dar, welch fegrere den hl. Blıutzeugen nach feinen: Martyrium
noch lebend aufgefunden hat. Das Chorfeniter auf der Cvan-
gelienfeite zeigt bie Wilder der Mpoitelfürften Letrus und
Paulus, die bl, Katharina und die hl. Varbara. Das Chor-
feniter auf der Epijtelfeite endlich enthält die TDarftelhungen
005 hl. Georg und des Ol. Nobert, der Patrune jener beiden
Mirchentürften der Yreslauer Diözefe, unter deren Hegierung
und durch deren gefegnete Amntierung der Bau der Kirche vor:
Bere UND Diete jelbft grundgelegr worden und eingeweiht wird.
Tas Zunere der neuen Kirche weißt außer einem matfiv
Attermauerten © rgelchor feine Emporen auf. Der Chor bildet
er halbes Zehnef, worin der gothiiche Hochaltar frei dafteht.
Tie Seitenaltäre werden fich auf die Kapellen vertheilen,
in denen aucd) die Veichtftühle angebracht find. Im Plane
find noch ein Herz-Jeiuz, ein Et, Nifolaus- und ein Mloyjius-
Yiltar. Die Tauffapelle befindet {ich recht$ vom Hauptportal.
Hechts und linfs vom Chor find Anbauten für Safrifteien,
Unterrichts: und Sigungstäle,
ya Yaern der Kirche find die Wandilächen Jämmnmrlich
mir Anıtvollen Watercien ausgefüllt; insbefondere erregen
AYuhnerfiamfteit die breiten Wandgenälde der Bierung, fowie
die Gewölberelder über dem Hochaltar. Zur ornamentafen
MAustehmüchnng wurden nach Mittelalterfichent Borbild die
Normen der heimtichen Pilanzenwelt (Hamunfel, Anenmone,
Schellfraut, Räonie, Feldahorn, Eiche, Raftante u. 1. w.) zu
Grunde gelegt und nachgeahunt. Der Rildhatrer Muth hat
die betreffenden Wndelle aufs Strilvollite algefertigt und
Yorzligliches m der Wiedergabe dieler Ailanzenformen de=
Ichaffen,
Ti Heritellung der Zt. Zebaltiansfirche it wie für
die Marboltfen fo ac in der Mautz amd Aluitgeichichte WRerfins
ein bad beachtenswertes Creiqnif. Die Aatholifen Yerlins
erblufen An ihr tbre jdönfte Mirche, die Arndt Berlin eine
Ahrer dchömften Kirchen, Derr Yaymeifter N. Hafak, io ur:
Ubeilt eme Ztmme in der ilhuitrirten HZeitichrift „Der Bär“
über deien Schöpfung, „bat auf dem zur Verfügung gertellten
MHanme amter Torgfaltigrter Weachtung und Verltefiichtigung
aller gerade an folcdhen au jegt zi ftellenden Anforderungen
Und unter Iuabrung eines edien, itreng firchlichen Rauftils
ein Werk gelchaffen, das die Aufmerfiamfteit aller Zachver:
Hundigen wre den Weifall der nachtten Ihtvohnerfchatt und
Der qualzen (emenmde genden hat amd Nacı Vollendeter
Mnerer Yustchmundung und erhaltener firchlucher Weihe in mehr
als einer Yestchung eine der tcömten Mirchen Herlins tem dürfte
‚.. Ter Van als Ganzes in feinen qroßen gewaltigen
DMiajten wie alle feine zierfichen Derails, alle& iit mir gleicher
Zurgfalt und Viebe behandelt, alle8 vom beiten Material,
ılle$ in tadellojer Aufführung unter des Meiiters Tcharfen
"huge entitanden. Da ijt auch fein Blatt zu viel unter dem
‚terlichen Ranfenwerf, edel und fchön iteigt Das fünftliche
Maßwerf der Hohen Fenfter empor und formt fich oben zur
ierlichen Ausführung der IOHönen ECpibkbigen — und be:
rachten wir namentlich den Thurm in feiner einfachen aber
‘dlen jtilvollen Ausführung, vonı Sockel bis zur Kreuzblume“,
o werden wir eS begreiflich finden, daß „Man und Aus:
ührung von Hoher geiftlicher wie von funjtverftändiger Stelle
zus ungetheilte Mnerfennung gefunden haben.*)
VI. Scofußwort.
um VBorftehenden erfcheint alles Wefentliche aus der
Sejchichte der noch jungen Pfarrei und der neuen Kirche
yargeboten: Aus Rürforge für die fatholkifchen Yuvaliden
murde eine fatholifche InvalidenhHausfapelle erbaut; um fie
'oncentrirte fich im Yaufe der Zeit eine mwachfende farholifche
Stvilbevölferung der Umgebung, bis endlich das zwingende
Bedürfniß nach Abhilfe des religiöfen Nothitandes auch die
veltlichen Gewalthaber bejftimnt, ihre Unrerftüßung zur
Sründung der neuen Pfarrei und zum Bay der neuen Kirche
;u gewähren. € wiederholt fich auch hier im Verhälmiß der
'atholijchen Invalidenhausfirche zur Et. Sebaitiansfirche —
ur in großartigerer Weijfe — derfelbe Prozeß, welcher in
derer Ihrwendung einen auf den erften lic jo aufs
allenden Musdruck dahin gefunden hat, dab „nach der Nez
ormation die erften Stätten gemeinfamen Gotresdienites in
‚em Yande jenjeit$ der Elbe der farhohichen Kirche gerade
nurch die preußiiche Armee bereitet worden find.“ Sn fo
ger Wechtehvirkfung jtehen die fittlichen Mächte, der EItaat
mb fatholifche Kirche, felbjt wenn Eriterer unter Umitänden
%elleicht Lieber fich prinzipiell feindlicd) und abgünftig gegen:
iber der leßteren verhält, und obaleich fich vielleicht fauım
wei verfchiebenartigere Infritute denfen Tafien, al$ das Heer:
vefen des modernen Staate8 und die Hierarchie unferer
fl. Kirche.**) Nach Naturgefeß wie durch hijtorijche Ent
vielung und göttliche Ordnung find auch die materiellen
Beblirfniffe der Vaterlandsvertheidigung nicht 31 befriedigen,
‚One Mückfichtnahme and Pflege der geiftigen religiöjen Ver
‚Ältnijje des wehrhaften wie des civilen Bolfes. Das ift
$, was bie Gefchichte der St. Sebaftianspfarrei von Al
ang der Jnvalidenhausfirche 1748 bi8 zur feierlichen Einweihung
er neuen St, CSebajtiansfirche 1893 ans Herz legt. Möge die
Eintracht zwifchen Staat und Kirche, zwijchen firchlichen und
veltlichen Behörden, zwijchen Kaifer und Rapit immer mehr
ich mehren, fich befejtigen, {ich verjtärfen zum Segen für
Sürft und VBolf, für Thron und Altar!
Ter Tag der Einweihung der St. Sebaitiansfirche wird
n ber Gefchichte der farholiichen Kirche Verlins fjter& als
ner ihrer vorzüglichiten Gedenftage gelten. Cr bildet ja
ıach dem Fefte des guldenen Priejterjubiläungs des feligen
Sfarrers Herrman (16. HZıuni 1883), nach dem jilbernen
Sriefterjubiläum des jegigen Herrn Pfarrers Neuber (28, Sumni
891) und nach der Grundjteinlegung der Stirche (3. Dez. 1890)
‚cn Gipfel und den Glanzpunkt der bezüglichen Hefttage. Möge
zegenwärtiges Seitblatt dazır beitragen, ihn in der Erinnerung
jer Seittheilnehmer wie der an der Theilnahme VBerhinderten
eitzuhalten. Möge der Segen, welchen die feierliche Ein:
veiduNg durch Se, Cmtinenz Kardinal-Fürftbifjhof Georg Kopp
inter Yifijtenz der anderen Hochwürdigiten firchlichen Yiiürden-
räger und Präfaten Armeebifchof Dr. Apmann und apofto-
ifcher Protonotar Delegat Dr. SIof. IJahuel über die neue
tirche, über die St. Sebaftianspfarrei, über die farholitche
Bevölferung Verlins, über die ganze Neichshauptitadt 1111Dd
tiber das ganze engere und weitere Materland hHerabzicht,
mer wirffam fich erweifen jest und in alle Zufunfr!
Dr. Nifolaue Thoemes
.." Wergl. Dr. Kolbe in „Der Bär": Aluirr. Mochenichrift Für
die Geichichte Berlins und der Mark 1892, Nr. & np. 19. NL S. 92.
**, Schmann: Rreuben und die farholiiche Kirche, L ZZ. 406.
le Rechte vor“ halten.