I. QYedeutung diefer Cinweihungsfeter,
Zeine Cunmnenz unier bochwürdiglter Kardiual-Fürftbifchuf
(%. Mopp von Wreslau haben fehbr quadig geruht, die
jeterliche Gimweihung der Sn Secbaftiansfirche zu Yorlon
auf Waontag, den 26. Jam, feltzufenen, AN eigener Rerfon
md unter Yfürrenz der Farholikchen Würdenträger der HMeichs-
Auappradt, Zr. Gnaden Arnecebifehof Dr. ZJohanunecs Waria
Hana, Zituarbilcher von Khilndelphia, tarholifcher eld-
propit des dentichen Heeres, 1111D des hHuchwürdiglten Herrn
Yrölaten, Ayojtolijcher Protouotar, Füritbifchüflicher Delegut
Dr. of. Zahnel, Propjt zu St. Hedwig, will der Herr
Kardutal Aueirbitchof die hHochfeierliche Handlung vollziehen.
Zuhon diete Yuszeichmungen weiten auf Die bejondere Wichtig:
fer hin, melde die Sr Schaitianspfarret und die Neue
Airche aticht ur für die firchlichen Verhältnie Yerlins, fondern
ar dem Augen der farhofitchen Venölferung von ganz Preußen
und Deutichland befigen. Diele großartige Eimveihungstfeier
wird Yıcle Hoch mehr, als Ichon geicheben, wenn Nicht allgentein,
dem Ayımich und das Vedlrfnipß nach einer gedrängten Neber-
firhr über die Geichichte und die Yorgekchichte der Zt. Sebaftians-
phazver und Zr Sebaftiansfirche empfinden Iajjen. Die
Folgenden Zeilen follen der entandenen Nachfrage entgegen:
Fanmmen, Sie enthaften im furzer bündiger Zuiammenfap ing
alles Asıfenswerthe über Ir. Schaftian, Piarrei und Kirche,
mas Die eintchlägigen Zuellen bald bıc und da in furzen
Hatzem szerfirent, bald ur mehr zuanımenhdngender De:
jchreibender Avant darbieten, Wöge unter Seftblatt im enva
zur Sal digg Des hehren Wertes beitragen, welches Durch
das enurächtiqe ufammengeben der oberften getitlichen 11
wehrlichen Gewalt, aatlicher umd firchlicher Wehsrden, hHaupt-
Kadukcher Commiuntalorgane and farholiicher Volfsfreite ent:
franden Or! Möge auıdfer Reitblart dich insbefondere des
Adalaerfaliens der hoben Alirchenfürften und Würdenträger
erfreuen, Welche das Werf diefes MirchenDbaues To eifrig ner
ten Zchuß genommen baben und ihm jent Die leute Weihe
a eyileilen id an Jchiwfen!
[1. Die KRatholiflge Invalkidenhauskiirhe.
Tu jepige Zt. Sechaftianspfarret Teitet gefchichtlich ihren
Uriprumg aus der Fatholitchen „Kirde“, wie die Aecren fich
quAdrılfen, des Merliner Ynvalıdenhautes her. Die Getchtchte
drcher Anpaltdenhausfirche bilder daher die Vorgelchichte der
Zi. Zebaltianspfarrel,
Mlır Cinführung der ftehenden Heere war die Klrforge
für die Anvalıden Deftelben von Jelbit ein ®egentrand De:
tomderer Hafmerfamfeir für die Siaatslenfer geworden.
Zıbon Momg Friedrich I. hatte den lan zum Ban eines
Aauvalmenbaufes ermitlich berieben, obne ihr aber ausziulz
führen. Yaudı Aricdrich Wilhelm I. wendete dem Huvaliden:
polen erlitlich teme Zorge zu, Aber erft König Friedrich IT,
der Große, nuhın den way des Yuvaltdenhautes im Yahre 1747
m Ange, Darın wurden eine lutheritche und eine Farholifche
irdae Dergelehen, ln 2, Wat 1747 fand Die feierliche
Sr dftem lequumg des Yuvalıdenhaufes frart und Ende Dctober
1745 war der Yay vollenden. Ian 23. September 1748
vealnzn „sricdricdh Die avferucrton für Die Einrichtung 1010
Sievmalamag, und breit Anden wir die erfte Machricht über
die Zveltarge Air die farboltichen Yuvaliden zu Verl.
„Zuvwl die Yelrallung des Iutheritchen Rredigers an-
(anqer, Io mull uch auf Cure choix und Belorgung aus:
wech”, Ichrich Der Mon ur der bezüglichen Drdre an feinen
Seneraladiutanten, Cberft vo. Wegow, Dem Die Veimung der
after Cinradhitumg übermragen war, „Zum farholifchen
Yrediger (1) aber habr br een von den Caplans, welche
uch dem Prarter Surf [emen Mılıtärpfarrer fir die Karho-
Lich um den Hequmentern ] Ichon bezahlen Lalfe, aussuchen und
einen quien, Tubigem und Mhlien Mentchen dazyır zu nehmen.“
Za5 Anvalıdenhaus wurde dann am 15, Iopyember 1748
ezoqen. Yan wenigen Tagen erfolgte die Cinweihung erft
der husherinchen, dann der farbaolıfkchen Arche, Veprtere enthält
A560 Zıpr und Ziehpläge. Mn 21. Noventber ıraf der erfte
Serinche fur leptere ein; es war P. Dominicus Pault aus
Schr Somuufanerorden, Die Yuvalıden tollem lich, Io befahl
der Romig am Der utttrkenon für die ummere Drdmung des
ala, Diych „Zelle und Ö)bpttesturcht“ auszerdnen. Der
wangelitche Öeijtliche war daher verpflichtet, Sonntags zwei:
nal zu predigen und an jedem Wochentage Betftunde zu
jalten. Der farholiiche Geiftliche wurde ebenfall$ verpflichtet,
ılle Tage Gurtesdienft zu haften. „Der Stommandant foll
sah tehen“, fdhrieb der König vor, daß die Veute, fo Nicht
ranf find, „allemal in die VBerftunde und in die Miejje gehen.“
Sür jede Konfeffion wurde ein tauglidher Juvalide beitellt,
velcher beim Oottesbienft vorzufingen und die Kirche rein
at halten hatte.
Die fatholiiche Militärgeneinide des HIuvalidenhaufes
rahın, einmal eingerichtet, an allen Schicfjalen des lekteren
Anteil. Der fiebenjährige, die franzöjijchen Decupations- und
xe deutfchen Befreiungsfriege gingen vorliber, Das Yıvalideu-
Janus mit feinen Kirchen aber blieb beftehen, ja gerade jene
iriege bewiefen immer mehr die Mothwendigkeit feines Ve
tandes. Die Kirchen wurden im Jahre 1819 auf Befehl
ADligs Friedrich Wilhelm IM. einer Heparatıur unterzogen,
vofür diefer die Sunıme von 6158 Thakern auswarf.
Die Reihe der hHochwürdigen Herren SGeiftlichen von
Zt. Sebaijtian vom Beginn dis zum Hahre 1844, dem
Uintrittsjahre des Borgängers des jebigen hochwürdigen Herru
Pfarrers Neuber ijt folgende: P. Dominifus Pauli 1748 — 1751,
velcher an 18. Dfr. leßtgenamten yahres als Privr in das
HMofter 3u Halberfitadt ging, ferner P. Anton Gikhoff,
Sofaphat Müller, YWikfolaus Mühlhanjen, Waltherns Küther.
Konz Sahre 1821 ab verlah die Stelle der GCijterzienfer
pP, Vincentius Angiten, welcher in Jahre 1844 mit Lenfion
ıac) Neuzelle in Schlefien ging, wo er dor wenigen Jahren
serjtorben ift. Unter feiner Verwaltung wurde infolge der
Nilitärkfirchenorduung für die preußifche Armee vom 12. Febr.
‚8332 ein Kircgencollegiun aud) für die Fatholifjhe Kapelle
des Invalidenuhanfes ernannt. Dasjelbe beftand aus dem
Kommandanten, damals Generalmajor v. Gold, dem Auditeur
Voß und dem Katholijchen Geiftlichen P. Augften felbit.
Unter defjen Verwaltung wurden auch auf Anordnung
Xönigs Friedrih Wilhelm IV. im Jahre 1840 die beiden
Kirchen mit je 6 Fuß hohen Kreuzen mit vergoldeten Rändern
erjehen, und zwar die fatholifche mit dem althiftorifchen
Doppelkreuz, die protejtantijche mit einem einfachen Kreuze.
Much zur Bildung einer eigenen Civilpfarrei wurde unter
P. Mugften ebenfall$ fon eine gewije Anregung gegeben,
‘ne fanı für diesmal noch nicht zur Ausführung.)
III. Errichtung der Fefbftändigen Civyilpfarrei.
Die erwähnte erite Anregung zur Nenderung des beftehenden
Rfarrverhäftnijfes des Nordoftens zu der St. Hebwigspfarrei
‚ur Seit des P. Augiten ging vonı damaligen Kultusminijter
». Mtenftein im Mai des Jahres 1889 aus. Um die
Zt. Hedwigspfarrei, weldhe durch Civil und Militär über:
näßtg in Yaıypruch genommen war, zu entlaften, follte die
Zeefforge der damals noch wenig zahlreichen Katholifen vor
jent Hamburger und Oranienburger Thor gaftweije dem
P. MHugiten Übertragen werden. Die Zahl der Kkatholifchen
Sipiliften jener Gegend wurde von der Polizei auf 489 Köpfe
ıngegeben. P. MHugiten erklärte {ich zu Ddiefer erweiterten
Zeeltorge bereit, mußte aber für fich jowohl wie für feinen
lüfter eine Gehaltszulage beanfpruchen. „Denn bei der
Heilweifen Unwegjamfeit der Gegend müfje er”, fo führte er
uns, „einen Wagen nehmen, 3u dem fein Gehalt nicht ausz
eiche, und die neue Gemeinde wäre zu arın, um ihr Opfer
yer Art zumuthen zu dürfen.“ An diefem jchwerklich unbilligen
Rerlangen Icheiterte der Plan, Der Minijter erfNärte nun-
nehr, „die Wildung einer neuen Gemeinde durch Umpfarrung
jabe nicht in feiner WAbjicht gelegen,“ fjondern er habe es
ur fo gemeint, der zeitige Jnvalidenhausgeiftliche folle „als
/pfalcaplan (von St. Hedwig), mirthin als Ctellvertreter des
'atholijchen Propites in Berlin, auch zu den Glaubens:
zeoffen in der Nordvarftadt in ein näheres Jeelforgerliches
Berhältnif treten, ohne die Stellung zum Invalkidenhaute
su alteriven,.“ Damit war die Megelung der Angeleaenheit
ziner Ipärerem Zeir vorbehalten,
Der folgende YnvalidenhHausgeijtliche war der Hochwürdige
Yerr Uuratus Alous Herrutan aus VYenbichlitz, welcher am
*) Weral. die vortrefliche „Grichichte des Verliner Invalidenhaufes
vom 1748 - 1883 von vv. Cled, General“ im Beihette zum illtars
wochenblatt 1885, Z. 306 — 435.
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