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I. Bedeutung dieser Einweihungsfeier

Full text: Festschrift zur Einweihung der St. Sebastianskirche zu Berlin am 26. Juni 1893 / Thoemes, Nikolaus (Public Domain)

I. QYedeutung diefer Cinweihungsfeter, 
Zeine Cunmnenz unier bochwürdiglter Kardiual-Fürftbifchuf 
(%. Mopp von Wreslau haben fehbr quadig geruht, die 
jeterliche Gimweihung der Sn Secbaftiansfirche zu Yorlon 
auf Waontag, den 26. Jam, feltzufenen, AN eigener Rerfon 
md unter Yfürrenz der Farholikchen Würdenträger der HMeichs- 
Auappradt, Zr. Gnaden Arnecebifehof Dr. ZJohanunecs Waria 
Hana, Zituarbilcher von Khilndelphia, tarholifcher eld- 
propit des dentichen Heeres, 1111D des hHuchwürdiglten Herrn 
Yrölaten, Ayojtolijcher Protouotar, Füritbifchüflicher Delegut 
Dr. of. Zahnel, Propjt zu St. Hedwig, will der Herr 
Kardutal Aueirbitchof die hHochfeierliche Handlung vollziehen. 
Zuhon diete Yuszeichmungen weiten auf Die bejondere Wichtig: 
fer hin, melde die Sr Schaitianspfarret und die Neue 
Airche aticht ur für die firchlichen Verhältnie Yerlins, fondern 
ar dem Augen der farhofitchen Venölferung von ganz Preußen 
und Deutichland befigen. Diele großartige Eimveihungstfeier 
wird Yıcle Hoch mehr, als Ichon geicheben, wenn Nicht allgentein, 
dem Ayımich und das Vedlrfnipß nach einer gedrängten Neber- 
firhr über die Geichichte und die Yorgekchichte der Zt. Sebaftians- 
phazver und Zr Sebaftiansfirche empfinden Iajjen. Die 
Folgenden Zeilen follen der entandenen Nachfrage entgegen: 
Fanmmen, Sie enthaften im furzer bündiger Zuiammenfap ing 
alles Asıfenswerthe über Ir. Schaftian, Piarrei und Kirche, 
mas Die eintchlägigen Zuellen bald bıc und da in furzen 
Hatzem szerfirent, bald ur mehr zuanımenhdngender De: 
jchreibender Avant darbieten, Wöge unter Seftblatt im enva 
zur Sal digg Des hehren Wertes beitragen, welches Durch 
das enurächtiqe ufammengeben der oberften getitlichen 11 
wehrlichen Gewalt, aatlicher umd firchlicher Wehsrden, hHaupt- 
Kadukcher Commiuntalorgane and farholiicher Volfsfreite ent: 
franden Or! Möge auıdfer Reitblart dich insbefondere des 
Adalaerfaliens der hoben Alirchenfürften und Würdenträger 
erfreuen, Welche das Werf diefes MirchenDbaues To eifrig ner 
ten Zchuß genommen baben und ihm jent Die leute Weihe 
a eyileilen id an Jchiwfen! 
[1. Die KRatholiflge Invalkidenhauskiirhe. 
Tu jepige Zt. Sechaftianspfarret Teitet gefchichtlich ihren 
Uriprumg aus der Fatholitchen „Kirde“, wie die Aecren fich 
quAdrılfen, des Merliner Ynvalıdenhautes her. Die Getchtchte 
drcher Anpaltdenhausfirche bilder daher die Vorgelchichte der 
Zi. Zebaltianspfarrel, 
Mlır Cinführung der ftehenden Heere war die Klrforge 
für die Anvalıden Deftelben von Jelbit ein ®egentrand De: 
tomderer Hafmerfamfeir für die Siaatslenfer geworden. 
Zıbon Momg Friedrich I. hatte den lan zum Ban eines 
Aauvalmenbaufes ermitlich berieben, obne ihr aber ausziulz 
führen. Yaudı Aricdrich Wilhelm I. wendete dem Huvaliden: 
polen erlitlich teme Zorge zu, Aber erft König Friedrich IT, 
der Große, nuhın den way des Yuvaltdenhautes im Yahre 1747 
m Ange, Darın wurden eine lutheritche und eine Farholifche 
irdae Dergelehen, ln 2, Wat 1747 fand Die feierliche 
Sr dftem lequumg des Yuvalıdenhaufes frart und Ende Dctober 
1745 war der Yay vollenden. Ian 23. September 1748 
vealnzn „sricdricdh Die avferucrton für Die Einrichtung 1010 
Sievmalamag, und breit Anden wir die erfte Machricht über 
die Zveltarge Air die farboltichen Yuvaliden zu Verl. 
„Zuvwl die Yelrallung des Iutheritchen Rredigers an- 
(anqer, Io mull uch auf Cure choix und Belorgung aus: 
wech”, Ichrich Der Mon ur der bezüglichen Drdre an feinen 
Seneraladiutanten, Cberft vo. Wegow, Dem Die Veimung der 
after Cinradhitumg übermragen war, „Zum farholifchen 
Yrediger (1) aber habr br een von den Caplans, welche 
uch dem Prarter Surf [emen Mılıtärpfarrer fir die Karho- 
Lich um den Hequmentern ] Ichon bezahlen Lalfe, aussuchen und 
einen quien, Tubigem und Mhlien Mentchen dazyır zu nehmen.“ 
Za5 Anvalıdenhaus wurde dann am 15, Iopyember 1748 
ezoqen. Yan wenigen Tagen erfolgte die Cinweihung erft 
der husherinchen, dann der farbaolıfkchen Arche, Veprtere enthält 
A560 Zıpr und Ziehpläge. Mn 21. Noventber ıraf der erfte 
Serinche fur leptere ein; es war P. Dominicus Pault aus 
Schr Somuufanerorden, Die Yuvalıden tollem lich, Io befahl 
der Romig am Der utttrkenon für die ummere Drdmung des 
ala, Diych „Zelle und Ö)bpttesturcht“ auszerdnen. Der 
wangelitche Öeijtliche war daher verpflichtet, Sonntags zwei: 
nal zu predigen und an jedem Wochentage Betftunde zu 
jalten. Der farholiiche Geiftliche wurde ebenfall$ verpflichtet, 
ılle Tage Gurtesdienft zu haften. „Der Stommandant foll 
sah tehen“, fdhrieb der König vor, daß die Veute, fo Nicht 
ranf find, „allemal in die VBerftunde und in die Miejje gehen.“ 
Sür jede Konfeffion wurde ein tauglidher Juvalide beitellt, 
velcher beim Oottesbienft vorzufingen und die Kirche rein 
at halten hatte. 
Die fatholiiche Militärgeneinide des HIuvalidenhaufes 
rahın, einmal eingerichtet, an allen Schicfjalen des lekteren 
Anteil. Der fiebenjährige, die franzöjijchen Decupations- und 
xe deutfchen Befreiungsfriege gingen vorliber, Das Yıvalideu- 
Janus mit feinen Kirchen aber blieb beftehen, ja gerade jene 
iriege bewiefen immer mehr die Mothwendigkeit feines Ve 
tandes. Die Kirchen wurden im Jahre 1819 auf Befehl 
ADligs Friedrich Wilhelm IM. einer Heparatıur unterzogen, 
vofür diefer die Sunıme von 6158 Thakern auswarf. 
Die Reihe der hHochwürdigen Herren SGeiftlichen von 
Zt. Sebaijtian vom Beginn dis zum Hahre 1844, dem 
Uintrittsjahre des Borgängers des jebigen hochwürdigen Herru 
Pfarrers Neuber ijt folgende: P. Dominifus Pauli 1748 — 1751, 
velcher an 18. Dfr. leßtgenamten yahres als Privr in das 
HMofter 3u Halberfitadt ging, ferner P. Anton Gikhoff, 
Sofaphat Müller, YWikfolaus Mühlhanjen, Waltherns Küther. 
Konz Sahre 1821 ab verlah die Stelle der GCijterzienfer 
pP, Vincentius Angiten, welcher in Jahre 1844 mit Lenfion 
ıac) Neuzelle in Schlefien ging, wo er dor wenigen Jahren 
serjtorben ift. Unter feiner Verwaltung wurde infolge der 
Nilitärkfirchenorduung für die preußifche Armee vom 12. Febr. 
‚8332 ein Kircgencollegiun aud) für die Fatholifjhe Kapelle 
des Invalidenuhanfes ernannt. Dasjelbe beftand aus dem 
Kommandanten, damals Generalmajor v. Gold, dem Auditeur 
Voß und dem Katholijchen Geiftlichen P. Augften felbit. 
Unter defjen Verwaltung wurden auch auf Anordnung 
Xönigs Friedrih Wilhelm IV. im Jahre 1840 die beiden 
Kirchen mit je 6 Fuß hohen Kreuzen mit vergoldeten Rändern 
erjehen, und zwar die fatholifche mit dem althiftorifchen 
Doppelkreuz, die protejtantijche mit einem einfachen Kreuze. 
Much zur Bildung einer eigenen Civilpfarrei wurde unter 
P. Mugften ebenfall$ fon eine gewije Anregung gegeben, 
‘ne fanı für diesmal noch nicht zur Ausführung.) 
III. Errichtung der Fefbftändigen Civyilpfarrei. 
Die erwähnte erite Anregung zur Nenderung des beftehenden 
Rfarrverhäftnijfes des Nordoftens zu der St. Hebwigspfarrei 
‚ur Seit des P. Augiten ging vonı damaligen Kultusminijter 
». Mtenftein im Mai des Jahres 1889 aus. Um die 
Zt. Hedwigspfarrei, weldhe durch Civil und Militär über: 
näßtg in Yaıypruch genommen war, zu entlaften, follte die 
Zeefforge der damals noch wenig zahlreichen Katholifen vor 
jent Hamburger und Oranienburger Thor gaftweije dem 
P. MHugiten Übertragen werden. Die Zahl der Kkatholifchen 
Sipiliften jener Gegend wurde von der Polizei auf 489 Köpfe 
ıngegeben. P. MHugiten erklärte {ich zu Ddiefer erweiterten 
Zeeltorge bereit, mußte aber für fich jowohl wie für feinen 
lüfter eine Gehaltszulage beanfpruchen. „Denn bei der 
Heilweifen Unwegjamfeit der Gegend müfje er”, fo führte er 
uns, „einen Wagen nehmen, 3u dem fein Gehalt nicht ausz 
eiche, und die neue Gemeinde wäre zu arın, um ihr Opfer 
yer Art zumuthen zu dürfen.“ An diefem jchwerklich unbilligen 
Rerlangen Icheiterte der Plan, Der Minijter erfNärte nun- 
nehr, „die Wildung einer neuen Gemeinde durch Umpfarrung 
jabe nicht in feiner WAbjicht gelegen,“ fjondern er habe es 
ur fo gemeint, der zeitige Jnvalidenhausgeiftliche folle „als 
/pfalcaplan (von St. Hedwig), mirthin als Ctellvertreter des 
'atholijchen Propites in Berlin, auch zu den Glaubens: 
zeoffen in der Nordvarftadt in ein näheres Jeelforgerliches 
Berhältnif treten, ohne die Stellung zum Invalkidenhaute 
su alteriven,.“ Damit war die Megelung der Angeleaenheit 
ziner Ipärerem Zeir vorbehalten, 
Der folgende YnvalidenhHausgeijtliche war der Hochwürdige 
Yerr Uuratus Alous Herrutan aus VYenbichlitz, welcher am 
*) Weral. die vortrefliche „Grichichte des Verliner Invalidenhaufes 
vom 1748 - 1883 von vv. Cled, General“ im Beihette zum illtars 
wochenblatt 1885, Z. 306 — 435. 
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