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Die städtischen Badeanstalten
Die 1858 errichtete Badeanstalt für weibliche Personen im Nord-
hafen an der Fennstrasse blieh trotz der bei weitem grösseren Wasser-
fläche mit der Zahl ihrer Besucherinnen immer mehr hinter den übrigen
I’rauenbadeanstalten zurück. Der Grund hierfür lag in der überaus
schlechten Beschaffenheit des Wassers und der schlammigen Bassinsohle.
Da alle Massnahmen zur Beseitigung dieser Uebelstände erfolglos blieben,
wurde die Anstalt mit dem 1. Juni 1889 nach einer anderen in der Nähe
der Eisenbahndrehbrücke des Nordhafens belegenen, von dem schmutzigen
Wasser der Panke und von den Fabrikabwässern unberührten Stelle ver-
legt. Die Verlegung hatte eine wesentliche Steigerung des Verkehrs in
der Anstalt zur Folge.
Die seit Ausführung der Kanalisation verbesserte Beschaffenheit des
Wassers bot nunmehr auch die Möglichkeit, den an der Unterspree ge-
legenen Stadttheilen Moabit und 'Thiergarten die Wohlthat angemessen
aingerichteter ]lussbadeanstalten zu verschaffen. Die Stadtgemeinde hat
deshalb in jüngster Zeit am linken Spreeufer dicht unterhalb der Lessing-
brücke eine grössere Frauenbade- und Schwimmanstalt errichtet, die am
16. Mai 1890 eröffnet worden ist. JFür die männliche Bevölkerung ist
eine weitere Anstalt zwischen dem Cafe Gärtner und der Moabiter
Brücke zur Zeit noch im Bau, dürfte aber voraussichtlich Ende Juni
vollendet sein. Da Moabit eine öffentliche Flussbadeanstalt überhaupt
noch nicht besitzt, so musste bei dem Bau dieser beiden Anstalten nicht
nur dem Bedürfniss der ärmeren, sondern auch der besser gestellten Be-
völkerung Rechnung getragen werden. Jede Anstalt ist deshalb mit
zwei völlig von einander getrennten Bade- bezw. Schwimmbassins ver-
sehen. Die inneren Einrichtungen sind im Wesentlichen denjenigen der
neueren von der Stadt errichteten Badeanstalten nachgebildet. Das
Kintrittsgeld 2. Klasse beträgt für Kinder 5 Pf., für Erwachsene 10 Pf.,
für die 1. Klasse 20 bezw. 30 Pf.
Die Stadtgemeinde Berlin besitzt sonach jetzt 13 Flussbadeanstalten,
von denen 2 Doppelanstalten sind. Der Bau einer vierzehnten (Doppel-)
Anstalt, in der das eine Bassin dem männlichen, das andere dem weib-
lichen Geschlechte dienen soll, ist am rechten Ufer der Oberspree hinter
der Gemeindeschule in der Mühlenstrasse geplant und wird voraussicht-
lich noch im Jahre 1890 in Angriff genommen.
Ueber die Benutzung der Flussbadeanstalten und die finanziellen
KErechnisse ihres Betriebes giebt nachstehende Uebersicht Auskunft: