ich's fehen.“ nd danach hat fie fich dam gehalten, auch nachdem fie Anfang
uni 1892 in die ihr beftimnmten Räume des Feierabendhaufes als „Schwefter
Kuitfe“ zurücfchrte. Das Wagnis gelang mit Gottes Hilfe und Gnade, und fie
diente dem Haufe noch fajt zwei Jahre mit ihrem Fugen, allzeit ermünfchten und
oft begehrten Xat. Um die Ofterzeit des Yahres 1894 zeigte es fich, daß fie den
Seitpunft ihres Rücktritts nicht unnötig verfrüht hatte. Denn fie erfranfte an
einer {chweren Kungenaffeftion, die nach dem Urteil der Arzte von vornherein gar
Feine Ausficht auf Wiederherftellung bot. Ganz befonders peiniate fie cin faft un:
abläffiger Luftmangel. Einige 2Nale fhafften Punktionen zeitweilig Erleichterung.
Aber bald danach sing die Not aufs neue an. Daher wurde befchloffen, daß fie
Berlin mit feiner für fchwache Cungen unzuträglichen Luft mit einem Land:
aufenthalte vertaufchen follte, und fo fiedelte fie Anfang Auguft 1594 nach
Dinzelberg in das Haus ihrer Nichte Bertha von Kröcher über. Damals
sweifelte man daran, daß fic die Eifenbahnfahrt überftebhen würde. Aber fie
hatte wohl öfters gejagt: „Warum follen Franfe Leute nicht reifen, cs bekommt
ihnen doch meiftens fo wunderfhön.“ 2Ind aucd) ihr befam's! Sie überftand
nicht blog die Reife, fondern Ichte in Yinzelberg wider alles nrenfchliche Erwarten
noch volle anderthalb Kahre, mit fteigendem Derlangen nach dem Beimgang und
doch dankbar für jeden Tag, den Bott ihr hienieden zulegte, die Zeit auskaufend,
to lange es Tag war, und fich am Leben freuend. Auch Bethanien hatte in
diefer Seit viel von ihr. Eine bethanifche Schweiter war bei ihr, fie Ichrich,
meift auf einer Trage, im Sommer int freien liegend, zahllofe Briefe, ftellte
SG Lebensläufe der heimgegangenen bethanifchen Schweftern aus deren Perfonal:
aften und Briefen und aus perfönlicher Erinnerung zufamnımen, beforgte Drug
und Korrektur und legte das alfo entftandene Büchlein den Schweitern im Hahıre
1895 auf den Weihnachtstifch. Sie bekam auch aus Bethanien oftmals Befuch,
der an Aitteilungen und Berichten bringen mußte, was nur möglich war, der
aber auch von ihr empfing und immer reicher ging, als er gefommen war.
Ahr Zuftand war erträglich, häufig recht gut. Ha, fie unternabm im Derbift
(895 noch eine Heine Ortsveränderung, indem fie für einige Wochen Pinzelbera
mit dent nahe gelegenen Wohnfig ihrer Schwägerin Agnes von Kröcher,
Dollenfchier, vertaufchte, Dort aber wurde fie {Ahwer frank. Sic erholte fich
indefjien noch einmal und Fonnte ohne fonderliche Befchwerde im Spätherbit nach
Dinzelberg zurücfchren. 2WWie das gehen würde, darlıber machten fich andere
geute viel nıchr Gedanken, als fie (Abit. Sie fagte, wem daron die Xede war.
in ihrem alten Humor, der fie nie verließ: „Wie ich nun wieder nach Vinzel
berg Fomme, das ift Berthas Sache, die mag zufehen, wie fie nich micder
hinfricst.“ 2lnd fiche, cs ging. Auch ihr letstes Weihnachten feierte fie in voller
Freude mit den Ybrigen, und auch im Anfang des neuen NHabres bemerfte man