und ihr Herz war voll Kob und Dank. Zhre damalige Stimmung faßt fie in
die Worte: „O möchte mein ganzes CLeben ein Dankopfer werden für folche
Barmherzigfeit! Gott hat mich zu dem teuren Amte berufen, er wird auch
Bunade fchenfen. Siche, ich bin des HErrn Magd, mir gefchehe, wie du gefast
haft!“ Sener Seit entftanımt das fchöne Bild von ihr, das {Ahönfte, welches
Bethanien befigt. Man wird nicht müde, es anzufehen. Das ein wenig nach
Shen gewendete Auge, die Leicht zufammengefchlagenen Bände, der Findlich demütige
Yusdruck in ihren freundlichen Zügen find wie eine Derkörperung jenes Marien-
wortes, dem fie treulich nachgelebt hat bis an ihr Ende.
Nach der Einfegnung wartete ihrer verantwortungsvolle Arbeit. Denn
die fchwerfranfe Oberin bedurfte einer Stellvertreterin, und ihre 2Dahl Rel auf
Schweiter Anna. Als die ÖOberin entichlafen war, wurde Anna ihre Nach:
Folgerin. Schon am 11. Hanuar 1855 war die Wahl, am 2. Februar die Ein:
führung. Es war ihr in mehr als einer Hinficht eine Selbitverleugnung, diefes
Unıt auf fih zu nehmen. Denn cs bedeutete zunächft einen Derzicht auf die
eigentliche Pflegearbeit, welche ihr doch weitaus die lKichite war und kebenslang
blieb. Wenn fih fpäter einmal, wie im dänifchen Kriege, dazu auf Furze Zeit
ichicliche Gelegenheit bot, fo atmete fie auf. nd hat fie fich nicht fpäter, als
ihre Seit zu Ende gehen follte, bei der Pflegearbeit unter den oftpreußifchen
Typhusfranfen den Keim des Todes geholt? Aber mit diefer Lichlingsarbeit
war es mu vorbei. Yun galt es, zu verwalten, zu regieren, zu erziehen und
Hunderterlei Einzelheiten in den Kopf zu nehmen, und das war ihr {chwer.
Schon das Dielerlei ihres Oberinnenamtes machte fie oft unfäslich müde, und
lie hatte oft lange Seiten, wo ein quälender, dumpfer Kopffchmerz fie nicht
verließ. Aber noch viel fehwerer fiel ihr das Regieren. Sie geborchte viel lieber.
als daß fie befahl; fie führte viel Kieber aus, als daß fie anordnete; fie ging viel
lieber in Fuge, als an feiner Spiße. Aber eben darum war fie gerade die Kochte
Mir diefes Ant. Bet wem Regieren Leidenfchaft ift, der ift zum Xegieren verdorben
und man foll ihn um Gottes willen nicht an das Regiment laffen, an aller
wenigften im Xeiche Gottes. Da gilt die Regel jener alten Kollekte: „Wer
dich erfennt, der lebt, wer dir dient, der regiert.“ Und diefer Regel gemäß bat
lic ihr Haus und ihre ftets wachfende Schwefternichar regiert, darum it ihr
Regiment ein fo reich gefegnetes und ihr Einfluß ein fo tiefgehbender gewefen auf
oiele. Sie freilich hat ihr Leben dabei verloren, nicht bloß buchitäblich, fandern
äglidy int geiftlichen Simte. Ale fchmerzlichen Erfahrungen nasten an ibrer
Seele, fremde Side warf fie zu Boden, und vs Foftete ihr meift viele Thränen
and fchlaflofe Nächte, ich wieder aufzurichten. Nach einen {bmerzlichen Austritt
ner Schweiter fehreibt fie einer ihr befonders nabe ftebenden anderen Scuveiter:
‚Uch, Blutige Chränen möchte ich um nreitnte arme 2. 2. weinen. die das Opfer