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Die Weinstube zur Klause II. Das Gebäude und seine Dekoration

Full text: Erinnerung an Die Klause / Pietsch, Ludwig (Public Domain)

Da3Z Gebäude und jeine Dekoration. 
zur Mechten das erjte MenfhHenpaar in jugendliher Unmuth. Traulich 
jigen der Vater und die Mutter der Menfchheit beieinander, aus 
einem @laje da rothe Iraubenblut genießend, unter dem AWpfelbaum, 
defjen verbotene Frucht die Schlange den Beiden im Maule dar- 
bietet, ohne Ddiefe indeß im mindeften damit zu reizen. Zwijdhen 
beiden Gruppen jteht der tieffinnige Spruch gefhrieben: „Hätte Noah 
gelebt vor dem erjten Paar, die Welt wäre Heute der Sünde baar.“ 
Das rundbogige Bild darunter zunächft der Schmalwand mit 
den fpigbogigen Feniterchen ijt von Clemen gemalt. E3 verfebt 
ung auf das, allen deutfhen Malern und Poeten {o theuere, von ihnern 
jo vielgepriejene Capri. Ein hHübjhe8 junges Paar fibt Dort auf 
dem flachen Dach eines der weißen Häuschen des Kieblidhen Feljen- 
nefteS an dem mit Früchten und Foglietten befeßten Tijh, fröhlich 
im Senuß der Jugend und ihres Olüces. Das Bild daneben, unter- 
halb deffen fih die tudorbogenfürmig überwölbte Thür vom benach- 
barten Stadtbahnbogen befindet, {Hildert im SGegenfaß zu jenem den 
Senuß, der auch dem Alter bleibt, den Hafis und Goethe in greifen 
Tagen gepriefen haben. „Enthalte di der Nüchternheit, fo bijt du 
auf der rechten Bahn, denn daß der Maujch zur Seligkeit unnlüße 
fer, das ijt ein Wahn“ — [o fingt der Erftere. So denkt und da- 
nach handelte auch jener graubärtige griechijdhe Weife, den Souchay 
auf diefem „Zwei Weije‘“ betitelten, meifterhaft gemalten, prächtigen 
Bilde von reicher KFoloriftiicher Wirkung darftellt, wie er, von zwei noch 
etwas nüchterneren Freunden geftüßt, fih taumelnd der Marmorherme 
des Sofrate3 nähert, des bedürfniplojen Weijen, welcher e& zeitlebens 
verjhmäht Hat, die WahHrhHeit im Weine zu fuchen. Man kfkann 
auf fehr verfchiedene Facons nicht nur „Jelig“, fondern auch — weije 
werden; in diefen Sag Läßt fih die Moral des Bildes zujammenfafjen. 
Un der angrenzenden weitlidhen Fenjterwand nimmt ein 
WandihHränkchen die Ede ein. Unter dem Fenfterpaar ziehen fich zwei 
mit @[äjern, RArügen, Humpen und Schalen bejeßtes Bordbhretter bis 
zu dem vorfpringenden Wandpfeiler in der Mitte zwilhen den beiden 
Senjterpaaren hin. Die Stirnfeite biejes Pfeilers Iäßt die verblidhenen 
Spuren alter, jpäter übertäncht gewefener, theiltweije zerjtörter Malereien 
erfennen, Andeutungen ritterlidher SGeftalten, deren eine den Küniftler- 
wappenfchild an der Lanze trägt, einen Mann mit einer Taube auf 
der Hand, ein Bhantajiegebäude unter merkwürdigen Bäumen. Man
	        
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