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III. Aeussere und innere Entwicklung der Humboldt-Akademie

Full text: Wissenschaftlicher Centralverein Humboldt-Akademie / Hirsch, Max (Public Domain)

ist auch an der Humboldt-Akademie nachweislich vorgekommen. Aber 
während einer Reihe von Jahren pflegen solche individuellen Störungen sich 
auszugleichen, die Kurven. der allgemeinen Strömungen sich wenigstens im 
Wesentlichen richtig herauszustellen. Für Fächer, denen die Zeitneigung 
sich zuwendet, finden sich in der Regel auch bald die geeigneten, zug- 
kräftigen Docenten, und abtretende werden durch nene ersetzt, während 
bei unpopulären Fächern meist das Gegentheil erfolgt. 
7” Nic Vortragseyklen nach *-— nn4I Richtung, 
Der Grupnen-Betrachtung ist noch eine sehr wichtige Thatsache vor- 
auszuschicken. di” in den summarischen Cruppenziffern keinen Ausdruck 
Äindet: die mit der Zahl in gleichem Schritt wachsende Verschieden- 
heit der Cyklen, die zunehmende Differenzierung der Lehr- 
fächer. In der That, wenn etwas die Humboldt-Akademie auszeichnet. 
30 ist es dieses frisch pulsirende, immer neue Sprossen treibende 
Leben, das mit dem mächtig fortschreitenden Wissen Schritt zu halten 
strebt und einer freien modernen Akademie jedenfalls besser ent- 
spricht, als scholastische Starrheit. Ein paar typische Beispiele werden 
liese Eigenthümlichkeit unserer Akademie anschaulich machen. In den beiden 
arsten Lehrquartalen gab es nur eine astronomische Vorlesung: „Die 
grundlegenden Beobachtungen und Messungen der Astronomie.‘‘ In den 
letzten drei Lehrquartalen (einschl. des II, Quartals 1896, für welches das 
Programm bereits vorliegt) ist die Astronomie von 3 Docenten in folgen- 
den Cyklen behandelt: „Grundzüge der Sternkunde (mit Demonstrationen 
am astronomischen Kabinet und Ausflügen); Spektralanalyse des gestirnten 
Himmels (mit Demonstr.); Astronomie und Kulturgeschichte (mit Demonstr.); 
Astronomie: Mond und Sonne (mit Vorführung von Lichtbildern nach 
Originalaufnahmen der Sternwarten); Physik des Himmels (mit Demonstr.): 
lie Himmelskunde in ihren Beziehungen zur Philosophie und Dichtung“ 
— also eine Entfaltung dieser hohen Wissenschaft zum Sechsfachen, in 
:iner, die specielle und generelle Erkenntniss gewiss fördernden Weise. 
Nehmen wir ein zweites Beispiel aus einem ganz anderen Wissensgebiete. 
Litteraturgeschichte wurde in den beiden ersten Lehrquartalen durch 
5 Docenten in 6 Cyklen gelehrt: ‚Litteraturgeschichte der Renaissance in 
Italien und Deutschland; Lessings Leben und Werke; Letteratura italiana 
nel secolo _ VI; Les maitres de la Comedie francaise; Les moralistes 
francais; Die Haupterscheinungen der englischen Romanlitteratur im 
18. Jahrhundert.‘ Dasselbe Fach war in den letzten zwei Berichtsquar- 
kalen wie folgt vertreten: „Geschichte des Dramas und der Schauspiel- 
kunst; Geschichte der deutschen Litteratur (älteste Zeiten); Troubadours 
und Minnesänger; Goethe; Goethes Faust; Deutsche Litteratur des 19. Jahr- 
hunderts; Franz Grillparzer und seine dramatischen Werke; Shakespeares 
Dramen; Geschichte der neu-englischen Litteratur; Molieres Leben und 
Werke; Führende Geister in der modernen Litteratur des Auslands (Russ- 
land. Frankreich, Histoire de la Ilitterature 
KandinAavıen)
	        
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