Realgymnasiums, (NW. Georgenstrasse, nächst Bahnhof Friedrichstrasse),
welche uns seit dem zweiten Studienjahre unser hochverdienter Mitbegründer
and Vorstandskollege Direktor Dr. Schwalbe mit Genehmigung der zu-
ständigen Magistratsdeputation gastlich geöffnet und im Laufe der Jahre
soweit als nur möglich vermehrt hat, wurden seit Anfang des gegen-
wärtigen Jahrzehntes immer unzureichender, während andererseits in den
iusseren Bezirken der ARiescnstadt, zumal im Westen, der Wunsch
nach leichterer Erreichbarkeit der Vorlesungen sich regte. So entschloss
sich der Vorstand im Herbst 1882, eine zweite Lehrstätte für den Westen
im Falk-Realgymnasium (Lützowstrasse nahe Potsdamerstrasse), dessen
Leiter, Direktor Dr. Bach, uns ebenfalls freundlichst entgegenkam, zu er-
richten, mit der ausdrücklichen Erklärung, dass car *‘ "len liebgewordene
Stammhaus, das Dorotheenstädtische R-\lovmar im > "Mittelpunkt der
Stadt und Umgegend gelegen, stets di Jar "41 %tte der Hum-
boldt-Akademie bleiben und dass deren geistig‘ .. .. durchaus aufrecht
erhalten werden solle, Nachdem die „Zweigstätte in Rerlin W.‘“ sich, nicht
öhne beträchtliche Mühen, Opfer und Schwankungen, eingebürgert und 1893/4
ıuf 726 Hörer gehoben hatte, folgte im Herbste 1895 die Errichtung einer
Iritten Lehrstätte für die betriebsamen Stadttheile im Süden und Süd-
östen in der Luisenstädtischen Ober-Realschule (S. Dresdener-
strasse, nahe dem Moritzplatz), welche mit freundlicher Zustimmung des
Direktors Dr. Bandow eröffnet wurde. Die Zahl und Frequenz der in
len drei Lehrstätten abgehaltenen (-klen ist sehr verschieden; die Haupt-
stätte (Centrale) zählt regelmässig weitaus die meisten Vorlesungen und
Hörer, dann folgt 0: "weigs‘"‘1 :m Westen, und zuletzt kommt die
neueste Zweigstätte i; Süden. II: fanden statt: in den beiden Haupt-
ıuartalen 1895/6: in NW. 62 Cy"len mi‘ "112 Hörern, in W. 34 Cyklen
ınit 1091 Hörern, in S. 25 C-klen m ” Aörern, wonach die Durch-
schnittsfrequenz pro Cyklus betrug: : WV, ca. 30, in W. ca. 32 (die
zrösste Durchschnittsfrequenz), in S. ca. 25 Hörer.
Von der überwiegend zahlenmässigen wenden wir uns aber nun zu der
vorzugsweise qualitativen Seite der Vorlesungen, deren nähere, wenn auch
immer noch zusammenfassende Betrachtung nicht nur für das innere Leben und
Weben der Humboldt-Akademiecharakteristisch, sondern auch für die geistigen
Zeitströmungen nicht ohne Interesse ist. Gerade weil unsere Akademie
las Gesammtbereich des Wissens, soweit dasselbe nicht der Fachgelehr-
3amkeit angehört, zu umfassen strebt, und weil sie die Wahl zwischen den
verschiedenen Lehrgegenständen ganz der freien Neigung der Docenten
und der Hörer überlässt, bilden die Ergebnisse der verschiedenen Lehr-
fächer-Gruppen annähernd einen Cradmesser der wissenschaftlichen
Neigungen, eine Art kulturgeschichtlichen Barometers. Allerdings spielt
Jabei auch das zufällige persönliche Moment eine zumal für die Unter-
schiede der einzelnen Jahre bedeutende Rolle. Das Auftreten eines her-
vorragenden oder besonders sympathischen Docenten kann die Zuhörer-
schaft eines bestimmten Lehrfaches aufs Doppelte anschwellen, sein Rück-
'ritt oder "Tod dieselbe um ehensao viel Aecehnliches
zurücksinken lassen.