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I. Vorgeschichte

Full text: Geschichte der Gemeinde Müggelheim bei Köpenick / Schwarzlose, Karl (Public Domain)

gehend oder dauernd Hefeffen, fünftighin der katholilde Kultus ge: 
duldet werden mülle. BVergebens verfucten ihn die evangelifden 
Stände von diefer Forderung abzubringen. Er erwiderte auf ihre 
Borltellungen: wenn ihnen fo viel an ihrer Religion liege, fo wolle 
er aud) Jeinerleits den Beweis liefern, daß ihm die feine über alles 
gehe. Wie nachteilig und gefährlich für die evangelilde Kirdhe der 
Pfalz diefe Friedensbedingung war, erhellt fofort, wenn man bedentt, 
daß inzwijden an die Spige des Landes ein fanati[dj fatholiicher 
Regent getreten war, der die Bedrüdungen und Verkürzungen feiner 
protejtantilden Unterthanen mit Wohlgefallen betrachtete. € war 
der Kurfürft Johann Wilhelm, der 1690 zur Regierung gelangt war 
und fi völlig den Jefuiten in die Hände gab, Auf ihre Einflüfterung 
bin bielt er „bie Fortpflanzung der alleinfeligmadhenden fatholilden 
Religion“ für feine oberlte Regierungsaufgabe. Infolgedeffen wird 
Ss wohl der Wahrheit entjpredhen, wenn die Seluiten fpäter von ihm 
rühmten, er allein habe 240 Kirden dem fatholildhen Kultus zurüg: 
gegeben. Mit Lift und Gewalt unterftügte er die Yeluiten in ihrem 
Bekehrungseifer und wollte auf jede nur erdenklidhe Weifje die Katho- 
lijde Kirde zur herrihenden in feinem Lande erheben, wiewohl der: 
jelben nur der fechite Teil feiner Unterthanen angehörte. So wurde 
3. B. der proteftantiiden KirdHe nidhts von dem zurüderfiattet, was 
die Franzofer während ihrer Herridhaft der katholifldhen Kirche zuge: 
wendet hatten; im Gegenteil, Johann Wilhelm erklärte alle reformierten 
Almofenfonds für gemeinfamen Beliß und [prad überall da den Ka 
tholifen die Hälfte des Kirdhenvermögens zu, wo neben 100 Anders- 
gläubigen mindeltens 5 Katholiken leien. Den Proteltanten wurde 
anbefohlen, die katholijdhen Feiertage zu beobachten, für die Prozellionen 
Blumen und Gras mitzultreuen und allen fatholijlden Ceremonien 
durd) Knicheugen ihre Chrfurcht zu bezeugen. Dur Militär und 
Polizei wurde die reuge Beobadhtung diefes Gebotes erzwungen. 
Die Hugenotitenfamilien, die einjt in der Pfalz ein Qyl gefunden 
hatten, begann man wieder zu vertreiben und fatholijdhe Einwanderer 
an ihre Stelle zu feßen. Es bedarf Keiner weiteren Ausführung, daß 
unter diejen Umftänden die [Höne Pfalz, die nicht mit Unrecht als 
Deutidhlands Paradies gilt, für die Proteftanien feinen erträgligen 
Aufenthalt mehr bot. Und darum verließen fie denn aud) fcharen: 
weije um der Unduldjamtkeit ihres Landesherrn willen ihr Vaterland 
und fuchten fiGd irgendwo in der Herne eine neue Heimat. Mer die 
idöne Pfalz kennt mit ihren Bergen und Burgen, mit ihren frudct- 
baren Gefilden und ergiebigen Weinbe: gen, mit ihren liebliden Miefjen- 
gründen und anmutigen Thälern, wer es erfahren hat, wie wohlig 
und fröhlidh es id gerade in der Pfalz Tebt, der kann es ermeljen, 
wie [Hwer es damals jenen Auswanderern geworden fein muß, ihre
	        
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