Srankreid: prunffüchtig und genußfüchtig, Teidhtfinnig und frivol, dabei
aber bigoett und unduldlam. Er bevorzugte noch) mehr wie feine Bor:
gänger bie Iatholiidhen Geiftliden und Ordensleute und war völlig
ein Werkzeug in deren Hand. Seinen protejtantijdHen Unterthanen,
die in gemilchter Che Iebten, befahl er, jämtlidhe Kinder KfatholifhH
werden zu laffen. Diejenigen, weldhe dies nicht wollten, konnten id
dem Gebot nur dur) Auswanderung entziehen. Ant meilten hatten
unter jeinen Quälereien und Nachftellungen die NReformierten zu leiden,
denen er den Gebrauch des Heidelberger Katcdhismus verbot. ScIhlt-
verftändlid) erftrehten die Pfälzer RMeformierten auf jede mögliche
Weife eine Befferung ihrer Lage. Ihre Beldhwerden über Beeinträch-
tigungen waren ein {tehender Punkt auf dem Reichstag zu Regens»
burg; aber fie halfen ebenfowenig wie die Boritellungen evangelildher
Hürkten, die fid ins Mittel legten.
Im Jahre 1742 fiel die Pfalz nad dem Tode Karl Philipps
an die Sulzbadher Nebenlinie, die urlprünglich evangeli[d) gewefen,
aber im Jahre 1655 wieder Katholild) geworden war. Der alüdliche
Erbe war Karl Theodor (1743 —1799), ein begabter, [Höngeiltiger
Fürft, deffen Regierung in mancher Beziehung für die Pfalz eine
Glanzzeit war; denn er fhat viel für Kunit und MWillen|haft. Jedoch
in religtöfer Hinfidht wandelte er aanz in den Bahnen feines Vor:
gängers, an deffen Hof in Mannheim er erzogen war. Mnd mit
RüclidHt hierauf faate man Ipäter von ihm:
„Unter Karl Theodor
War die Pfalz in For.“
Sein Erzieher, der Iejuit Scedorf, hatte ihm in einer ihm mitgegebenen
Staatsinftrukftion als erlte Pflicht die Ausbreitung der Katholifdhen
Lehre empfohlen, Und diejer Pflicht it er aud) Jehr eifrig nad
gefommen. Freilich ging er dabei nicht Io plump und gewaltfan zu
Werke wie [ein Vorgänger, dagegen aber viel vorlidhtiger und fyjtenta-
tijdjer. Er legte Gewicht darauf, jeden Lärm nad) außen hin zu
vermeiden. Er gründete 3. B. Convertitenkalfen, um dur Geld und
Unterftüßungen zum Rüdtritt zum fatholildHen Glauben zu verloden;
weiterhin legte er den Proteftanten, wenn lie das Bürgerrecht erlangen
wollten, die Bedingung auf, alle ihre Kinder dem fatholijlden Glauben
zuzuführen. Aufs empfindlidjte wurden fie bei jeder Stellenbelegung
zurüdgefeßt; alle Wemter erhielten die Katholiken. Und [o weit ging man
in diefer Bevorzugung der lekteren, dak in rein proteltantildhen Ortidhaften,
wenn fig darin zufällig ein einziger Katholik befand, diefer, und war
er nod) [o gering an Bildung oder Vermögen, zum Boritand ernannt
wurde. Es [oll vorgekommen fein, daß der Kuhbhirte des Ortes diefen
Bolten erhielt. Waren Proteltanten im Belige von Memtern, aus
denen fie nicht gut, ohne Auflfehen zu erregen, entfernt werden konnten