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Weije übernommen, daß wöchentlich zwei Profefjoren die Rekto-
ratöge[häfte erledigten. Diefe Einrichtung war für die Disziplin
fehr nachteilig. Über die Zuftände im SIvachimsthalihen SGym-
nafium, bevor Meierotto feine beffernde Thätigkeit begann, giebt
tein Biograph F. L. Brunn folgende zuverläffige Nachricht, Es
herrichte dort ein jehr roher und wilder Renommiftenton. Die
Neuankommenden auf das gröbfte zu mißhandeln, die Injpektoren
zu verhöhnen und Sffentlih zu befchimpfen, ja fjelbfit manche
Lehrer in den Klaffen und im Speifefaale auszuzifchen und aus-
zutrommeln, Xarzer: und Arreftftrafen für eine Ehre zu halten
— bda8 alles war fo ziemlich in der Regel. Im Äußern zeich-
neten fi die Alumnen aus durch lange, bis weit über daz Knie
gehende, gewichfte Stulpftiefel, durch gelbe lederne Beinkleider
und durch große Hüte, deren Krempe auf der einen Seite fajt die
Schultern berührte. Die Schüler der unteren Klafjen mußten fich
von den Primanern und Sekundanern alles gefallen Laffen, und
die geringfte Widerfeblichkeit zog ihnen Körperlihe Mißhand-
lungen zu. Fremde und vornehmlich die Vorbeigehenden wurden
Häufig beleidigt und gekränkt. Des Abend3Z in großen Gejell-
jOaften Tabak zu rauchen, was nach den GejeBen durchaus ver-
boten war, dabei Bier im Übermaße zu trinken und rohe
Stubdentenlieder zu fingen, und oft ganze Nächte zujammen zu
bleiben, um Karten zu {pielen, war nichts Ungewöhnlidhes. Ia
e8 fam {jelb{t mehrere Male zu wirklihen Auzbrüchen wilder
RKoheit. Die Eynınafiaften ftanden in der Stadt in dem übel:
jiten Rufe, und Cltern und Vormünder fingen an, dem In-
ftitute ihr Vertrauen zu entziehen, wovon eine merflidhe Ab-
nahme der Zahl der Schüler die unmittelbare Folge war. Am
25. April 1775 wurde Meierotto, der vier Jahre vorher noch
Kandidat gewefen war, feierlich als Rektor in fein Amt ein
geführt. Seinem Eifer und Mut, Jowie feiner Umficht gelang
e8, den gerügten Übeljtänden abzuhelfen, und unter feiner Leitung
erhob fid) das Joachimsthalihe SGymnafium au8 einem bedenk-
lien Niedergang zu der Höhe einer vorbildlidhen Stellung
unter den Schwefteranftalten. In einer Kabinetsordre vom
5. September 1779 hatte Friedrich der Große die von feinem