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Ludwig Tieck und Justinus Kerner

Full text: Aus Berlins Vergangenheit / Fischer, Leopold Hermann (Public Domain)

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die Ausdrücke feiner Liebe gaben mir noch unbewußt den legten 
Segen. Um Abend vor feinem Ende wurden ihn Hände und 
Kopf fehr Kalt und wir fürchteten eine IHlimme Nacht; fein 
lepteS Wort zu mir und überhaupt war: Iaß Dir etwas jhönes 
träumen, (id) lege mir dieß nun für den vielleicht nod ferneren 
Traum des Lebens aus). 
rüh um 4 Uhr röchelte er Jhon fehr und Iprach nicht 
mebr, jah un8 auch nicht mehr. 
Da bemerkte ih, daß feine Zunge fchon erftarrt, diejes 
Werkzeug jo Holder Stimme und Kiebliher Töne, der Kampf 
dauerte wohl zwei Stunden, war aber nicht Heftig und nach 
Scch5 {ftieß er den legten Seufzer au und feine große Seele 
war erlöst au8 den Banden diejes gebrechlihen Körpers. Ich 
betete den Ver aus dem jHönen Liede: DO Haupt voll Blut 
und Wunden — Und wenn ih einft fol {cheiden, fo {Heide 
nicht von mir 2. — Seine Todeshülle Jah würdig {Hön aus 
wie Dante, 
Seine Beftattung war eine angemefjene, erhebende. Ich 
Hatte den 1 ©” ir diefen Sänger des Hrühlings dazu ge: 
wählt, und denken Sie und fühlen Sie mit mir, im Augenblick, 
al$ er Hinuantergefenft wurde, {Hlug eine Nachtigall fo Ichön 
und laut, daß eS alle erfaßte. 
Seit vierzehn Tagen ift die treue Pflegerin meine8 Vaters 
zum Bejuch bei mir, fie ft über zwanzig Fahre in unferem 
Haufe, und von ihr Hörte ih denn auch zu meiner, wie gewiß 
zu Ihrer Freude, daß mein Vater fi noch fehr über Ihren 
theuren Brief wie über die Blüthen gefreut. 
och immer fteht Ihr Bild, wie ich e8 in meiner Iugend 
in Heilbronn Jah, ganz Iebhaft vor mir; e& war ein fHöner 
Zag. Ich habe feitdem viel erlebt, ale meine Lieben geftorben, 
und die Vergangenheit liegt, wenn auch nicht im Geilte, doch 
im Wefen erftorben Hinter mir. 
Darf ih Sie bitten, Ihre verehrte Frau von mir zu grüßen 
und ihre Hand zu Kiffen, Gott gebe Ihnen beiden Sejundheit!! 
Denken Sie auch in Liebe Ihrer treuergebenen 
Nagne8 Alberti.“
	        
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