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foftbar, allein aber fahın und mag ich nicht reifen, ich bin dazu
zu alt und Hülfsbedürftig. Im Magifon Habe ih Vieles mit
Vergnügen gelefen. Diefe Sachen fordern meift das Nachdenken
recht heraus, was fih oft audh rechtjchaffen wehrt. Wenn alles
ihon durch VBordenken abgemacht ift, fo bleibt ein Genuß, wie
bei einem Sedicht oder poe‘ifrhen Werk. Wenn wir nur fondern
fönnten, was bei den Seel: ngen, die meift Erjheinungen
veranlaffen, äußerlich) oder, fo zu Jagen, wirklich jei: oder was
nur eine {deinbar nach außen geworfene Metapher oder Spectrum
und Vifion unjerer fHaffenden Phantafie ijt. Wie oft Krank
heiten, Gejdhwüllte, Knocdhenauswuchs nur {Heinbar plößglich
fommen und Ichon längft in der inneren Organijation vorbereitet
und motivirt find, fo ift wohl oft ein Spectrum ein reif ge:
wordener Auswuchz innerer Desorganifation oder undbewußt
gebliebener Affectionen. Im Schußgeift habe id) auch etwas
Mehnlihes geäußert, vielleicht dort deutlicher. Denn von den
Srundbedingungen unfjerer Eriftenz Können wir ung niemals
losmachen, wenn e8 auch in gewijjen Hochgefpannten Zuftänden
des Helljehen? Jo fcheinen möchte, und fo repetirt fidh nur immer
in umgelehrten Metaphern oder Umfeßungen, was wir fHon
waren oder wußten, wenn e& auch nicht immer zum äußeren
Bewußtjein gefommen war. Hier ijt der Punkt, wo die confe:
quentefte Stepfis mit der Neberzeugung und dem Glauben
durchaus zujammenfallen und fidh gar nicht mehr widerfprechen.
Sie fagen vielleicht, ih fpreche wie der Blinde über Farben.
Der Freundfchaft zweier redlidher Männer, die mit allem Eifer
die Wahrheit fuchen, muß alleS dieß keinen Eintrag thun, und
in diefer Gefinnung umarme ich Sie hHerzlichft. Unfere Grüße,
der Gräfin und meiner Tochter allen den Kiebenswürdigen
Ihrigen.
Bleiben Sie fo der Freund wie ich der IhHrige
X. Tied.
Sie wollten mir noch ein Buch geben. Können Sie e8
nicht jenden? Schreiben Sie nicht einmal oder einz der Kinder?
Wie würde ih mich freuen!“