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Dieje Eingabe war an einen der KabinetSräte gejandt, zugleich
mit einem ausführlichen Schreiben. Interefjant ift in demjelben
die Charafkteriftik, weldhe Mangold von feinem mufikalijchen
Standpunkt entwirft. Er fchreibt: „Mein Streben war nach
Sluck’8z VBorbilde Einfachheit und Wahrheit des Ausdrucks, Hin-
weglafjen aller die fcenifhe Wirkung ftörenden Längen, mög-
fichfte8 Koncentriren des Ausdrucks in der Singftimme, nach
Mozartz Vorbilde Juchte ich die Infirumentation zu beleben,
ohne fie zu überladen und frei dahinfließende, fjangbare Melo-
dien zu fchaffen; nad) MendelSjohns Vorbilde fuchte ich die
Verbindung des Modernen mit den älteren Muftern zu er
reichen, nach X. M. von Webers Vorbild trachtete id darnadh
ein echtdeutjche3, faßlich populäres Werk zu jHaffen — über
allen diefen herrliden Muftern juchte ih aber die Hauptfache
nicht zu vergeffen, ein felbftjtändiges Werk, frei von Reminiscenzen
und nicht gefhmüct mit fremden Federn, zu |Haffen.“
Einen Tag fpäter fandte Tiek an den Geheimen Kabinets-
rat‘ SMNaire Folgendes Schreiben in diejfer Angelegenheit:
„Sw. Hochwohlgeboren
falle ich wiederum mit einer Empfehlung zur Laft. Der junge
und, wie man mir verfichert, {ehr talentvolle Mufif-Director
Mangold auz Darmitadt wünfcht, hier feine Oper der TannhHäujer
dargeftellt zu jehen. E3 foll eine Empfehlung von Darmftadt
von der Prinzeß Elijabeth an der Königinn Majeftät angekommen
fein: und e8 wäre nach allen Berichten (aud) in der heutigen
„VBoffiiden Zeitung“ von Relljtab) wohl zu wünfjdhen, daß man
die Oper de8 jungen, liebenswürdigen Mannes aufführte. Sie
wifjen aber, wie unfer Küftner mit Pferde-Cigenfinn gegen Ale3
i{t, was ihm empfohlen wird. Wollten fih Majeftät die Königinn
für den jungen Mann intereffieren, [vo wäre wohl ein günftiger
Erfolg zu hoffen. Vergeben Sie mir, daß ich, Ihrer Freunds
jhaft vertrauend, Sie mit dergleichen beläftige. Meine Empfeh-
Iungen an Jhre Frau Gemahlin.
Shr ergebenfter
Berlin, den 4. Dezember 1846.
Q. Fi
ted.“