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Freunde oder des Verlegers zu bewegen, ein angefangene Werk
zu vollenden. Was Wunder, das er, al3 der erfte Zorn ver:
raucht war, ec unterließ, die Streitfchrift druckfertig zu machen,
obwohl fie nahezu vollendet war. Dennoch ift fie in die UVffent-
lichkeit gefommen bei der Herausgabe der nachgelaffenen Schriften
Tieks durch KR. Köpke. Im zweiten Teile derfelben findet fich der
Muffaßg: „Bemerkungen über Parteilichtfeit, Dummheit und Bos:
heit bei Gelegenheit der Herren Falk, Merkel und des Luftjpiecl3
Chamäleon. An diejenigen, die fid unparteiijch zu jein ge
trauen.“ Diejer Yufjaß zufammen mit dem gedruckt vorliegen:
den Luftfpiel und dem in der Bibliothek der Königlichen Theater
aufbewahrten und feiner Seit durch die Güte de8 verftorbenen
General-Intendanten Herrn von Hüljen mir zugänglich gemachten
Souffleurbuch ergeben deutlich, daß Tied damals fidhh im Recht
befand und über Ifflands Verfahren wohl aufgebracht Hein
durfte. Allerdings ijt das urjpräünglidh von Heinrich Beck der
Seneralintendanz eingereichte Manufkript des Luftjpiel8 „Ka-
mäleon“, weldhes von Iffland Tiek und AU. W. Schlegel zur
Durchficht überlaffen worden war, in der Bibliothek der König:
fiden Bühne nicht mehr vorhanden, vielmehr {timmte das mir
zur Verfügung geftellte Souffleurbuch genau mit der Faffung
des Lujtipiel8 überein, in der e& jpäter Beck durch den Druck
veröffentlidhte (Frankfurt, 1803). AWber aus Tieds Streitfchrift
vermag man fih mit Hinzunahme des gedruckten Luftfpiel® ohne
Mühe eine Borftelung von der urfprünglidhen Form des Stückes
zu verfchaffen. In diefer befanden fich, wie eine Vergleichung,
lehrt, mehrere offenbar gegen die Romariiker gerichtete Stellen,
die fpäter geftridhen wurden. So rühm‘ fidh- Schulberg, daß
ihrer Fünf den „MWahrheitsrachen“, ein Journal „von grobem
impertinenten Ton“ und monatliche Kritifen über Theaterdichter
HerauSgäben. Tieck deutet erftere& auf das „Athenäum“, daz
andere auf Bernhardis Kecenfionen im „Archiv der Zeit.“ Ferner
trat ein Buchführer auf, der Schulberg einen Borfchuß von
hundert Thalern gegeben hat, dadurch verarmt ift und auf der
Bühne fein Leid Magt. Dieje Perfon, die vielleicht auf Nicolais
Verhältniz zu Tied gedeutet werden follte, it bei der fyäteren