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Sa, Sffland verfteigt fih zu der Behauptung: „Ihre literarijche
und phyfifche Eriftenz, vielleicht jogar Ihr Name i{t dem Ver:
faffer des Chamäleons gänzlid unbekannt“ Der Brief JOließt
mit den Worten: „Sehen Sie mit Ihrer befjern Seele zu Rathe.
Sehen Sie zu, ob Sie e& für fih verantworten fönnten, den
Schulberg auf fiH und Ihre Freunde zu deuten. Ih werde es
für mich nie verantworten noch veranlafjen.“ (Vergl. Teich
manns Litterarijher Nachlaß, herausgegeben von Franz Dingel-
[tedt.)
Der Ton de Briefes ift jo überzeugt und überzeugend,
da3 man meinen fünut Tied habe wirklich in übertriebener
Empfindlichkeit einer X © vermutet, wo Feiner ftattgefunden
hatte. Dieje Muffaffun., JOheinen noch verfchiedene Umftände zu
unter{tügen. Dasjelbe Stück wurde Jpäter in Detmold benußt,
um Srabbe lächerlich zu machen. Diejer Hatte in einem Pro-
vinzialblatt das Perjonal der Detmolder Bühne {har} mit-
genommen und bei Lorging, dem {fpäteren Komponiften, von
marförmäßiger Gemwandtheit, bei einem anderen Schaujpieler
von der Dickfauft des Dramaz gefprochen. Darauf rächte man
fig dadurch, daß der Schaufpieler Pichler bei der Aufführung
des „Kamäleon“ den Dichter Schulberg in der Maske SGrabbes
fpielte. Er erjchien mit der Hohen Stirn, dem bis auf den
Kopf zurücgewichenen blonden Haar, dem rötlidHen Badenbart
und dem zurücgebogenen Mund und Kinn. CE fehlte auch
nicht die Brille auf der Stirn, der Regenjdhirm unter dem Arm
und die Gewohnheit, das rote Schnupftuch in der Hand zu-
fammenzudrücen, jo daß man allgemein im Parterre ausrief:
„SGrabbe, Grabbe!“ Diejer war gerade im Theater und geriet
über diefen Angriff außer Fajjung. Diejer Vorgang hat jedoch
nur geringe Beweiskraft, zumal da fiH gar nicht feftftellen
läßt, welche Änderungen etwa bei der Aufführung in Detmold
mit jenem Luftipiele vorgenommen waren. Auch der Umftand,
daß Tieck e8 unterließ, feinen Vorjag auszuführen und fidh und
feine Freunde gegen die Angriffe der litterarijhen Gegner zu
verteidigen, ft nicht entjcheidend, denn Tied ließ fih gern Zeit
hei feinen Arbeiten und war oft nur durch das Drängen der