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Ein litterarischer Zwist auf der Berliner Hofbühne

Full text: Aus Berlins Vergangenheit / Fischer, Leopold Hermann (Public Domain)

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Sa, Sffland verfteigt fih zu der Behauptung: „Ihre literarijche 
und phyfifche Eriftenz, vielleicht jogar Ihr Name i{t dem Ver: 
faffer des Chamäleons gänzlid unbekannt“ Der Brief JOließt 
mit den Worten: „Sehen Sie mit Ihrer befjern Seele zu Rathe. 
Sehen Sie zu, ob Sie e& für fih verantworten fönnten, den 
Schulberg auf fiH und Ihre Freunde zu deuten. Ih werde es 
für mich nie verantworten noch veranlafjen.“ (Vergl. Teich 
manns Litterarijher Nachlaß, herausgegeben von Franz Dingel- 
[tedt.) 
Der Ton de Briefes ift jo überzeugt und überzeugend, 
da3 man meinen fünut Tied habe wirklich in übertriebener 
Empfindlichkeit einer X © vermutet, wo Feiner ftattgefunden 
hatte. Dieje Muffaffun., JOheinen noch verfchiedene Umftände zu 
unter{tügen. Dasjelbe Stück wurde Jpäter in Detmold benußt, 
um Srabbe lächerlich zu machen. Diejer Hatte in einem Pro- 
vinzialblatt das Perjonal der Detmolder Bühne {har} mit- 
genommen und bei Lorging, dem {fpäteren Komponiften, von 
marförmäßiger Gemwandtheit, bei einem anderen Schaujpieler 
von der Dickfauft des Dramaz gefprochen. Darauf rächte man 
fig dadurch, daß der Schaufpieler Pichler bei der Aufführung 
des „Kamäleon“ den Dichter Schulberg in der Maske SGrabbes 
fpielte. Er erjchien mit der Hohen Stirn, dem bis auf den 
Kopf zurücgewichenen blonden Haar, dem rötlidHen Badenbart 
und dem zurücgebogenen Mund und Kinn. CE fehlte auch 
nicht die Brille auf der Stirn, der Regenjdhirm unter dem Arm 
und die Gewohnheit, das rote Schnupftuch in der Hand zu- 
fammenzudrücen, jo daß man allgemein im Parterre ausrief: 
„SGrabbe, Grabbe!“ Diejer war gerade im Theater und geriet 
über diefen Angriff außer Fajjung. Diejer Vorgang hat jedoch 
nur geringe Beweiskraft, zumal da fiH gar nicht feftftellen 
läßt, welche Änderungen etwa bei der Aufführung in Detmold 
mit jenem Luftipiele vorgenommen waren. Auch der Umftand, 
daß Tieck e8 unterließ, feinen Vorjag auszuführen und fidh und 
feine Freunde gegen die Angriffe der litterarijhen Gegner zu 
verteidigen, ft nicht entjcheidend, denn Tied ließ fih gern Zeit 
hei feinen Arbeiten und war oft nur durch das Drängen der
	        
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