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Full text: Berliner Plakate des Jahres 1848 / Dullo, Gustav (Public Domain)

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Staatsanwalt v. Kirchmanı, der damı zwei Gefangene auch fogleich, 
den Dritten am folgenden Tage frei ließ. Der Sprecher der Abordnung 
war Schlöffel gewefen, und die Bürgerwehr verhaftete den Arbeiter: 
hihrer, der an all diefen Aufläufen die Schuld trage. Allerdings gab 
ihn die Wache gleich darauf wieder frei. 
Einige Tage fpäter aber wurde er auf Antrag des Staatsanwalts 
verhaftet und vor Gericht geftellt. Er hatte am 20. April in dem von 
ihm herausgegebenen „Volksfreund“ einen Artikel veröffentlicht, in 
welchent c3 hieß: „Traut nicht jenen Schriftgelehrten und Pharifäernt 
in Fonftitutionellen Klub und jenen Föniglihen Kriegskuechten in den 
Wachtituben der Bürgerwehr und dem Pontius Pilatus Minutoli, die 
Euch Alle erzählen, wie gut und vortrefflihH der Barnabas Camphaufen 
it. Laßt Euch nicht davon abwendig machen, auf den grünen Doumiers- 
tag in Mafie mit nach SGolgatha zu ziehen vor das föniglihe Schloß, 
wo jener barbartihe Friedrih Wilhelm Titus Cuch vor vier Wochen 
zufammenfchießen ließ; dort mag der Minijter Campbhaujen das eigene 
Rreuz tragen, woran er gelchlagen werden wird, nämlich feine unver: 
geBlihe Blamage. Wir wollen ihın den Eifigichwamm der bittern Wahr: 
heit reichen und uns in feine Kleider theilen und in die 40 Mikkionens 
Anleihe, die er uns zu ftehlen verfucht hat.“ In einem zweiten Artikel 
hieß es: „Wir haben noch immer einen unnÜüßeN Rejpekt vor diejem Titus 
und jeinen Spießknechten; wir rufen immer „friedlich!“ und vergelen 
dabei, daß eS grade der Krieg war, der uns das Wenige gebracht hat, 
was wir von Freiheit befigen. In Baden hat endlich der Seneralmarich 
gewirbelt, der badijche Seekreis ift frei, Die 20000 Senfenmänner Badens 
find auf den Beinen, um der Bürgerichwefelgarde entgegenzufreten. 
Wir werden uns wohl auch noch Senjen machen Laffen müffen.” Wegen 
diejer beiden Artikel und wegen einer Aufforderung Schlöffel'S, die 
Minifter aufzuhängen und den König fortzujagen, wurde die Anklage 
erhoben und der Staatsanwalt v. KirhHmann beantragte gegen den Ah: 
geflagten, der kaum der Schule entwachjen und deffen fozialiftiiche Ideen 
wenig gefährlich feien, eine nur fehswöchentlidhe Gefängnikfivafe, aber 
Aberkennung der Nationalkokarde, weil ev Mangel an patriotiicher Ge: 
Ännung an den Tag gelegt habe. Noch mehr als die beiden Artikel 
zeugte die Vertheidigung des Angeklagten von der {tudentifchen Neber: 
Hebung, die in ihın fteckte. In einer zweiftündigen Nede fuchte er aus: 
zuführen, daß es bei ung feinen Aufruhr geben Fönne, weil der Staat 
auß den Fugen fei: feineSfall8 fönnten ihn die Minifter, welche felbit
	        
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