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Full text: Berliner Plakate des Jahres 1848 / Dullo, Gustav (Public Domain)

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Dach diefem FKurzen Intermezzo ging die Bewegung ihren Weg 
meiter. Das Berliner Volfswahlcomite hatte bereits früher Aufhebung 
der ftehenden Heere und Bildung einer Volfswehr, Eriaßg aller Steuern 
durch eine progreifive Einkommens: und Vermögensiteuer, Abichaffung 
des Adels, Trennung der Kirche vom Stante gefordert; eS waren die: 
felben Forderungen, weldhe Suftav v. Strume am 31. März in Frankfurt 
aufgeftellt hatte, nur die NMepublik und die Schußzölle hatte man nicht 
mit aufgenommen. Am 22, April marnten „die Todten im Friedrichs: 
Hain“ in einer jativijchen Adreffe das Volk vor den Demagogen, welche 
ihm einreden wollten, daß e& an der Hreiheit, zu rauchen und zu räfon: 
Niren, noch nicht genug habe, In einem, auch in Berlin angefchlagenen 
Plakate vom 27, April verlangt der Dresdener Hranz Wigand die Ab: 
fhaffung des Ausdruckes „von Gottes Gnaden“ bei Verkündung der 
SGejege. Der Lehrer Robert Springer ruft: „Keine Tyramnen mehr, 
ihyr Völker! keine Volkshliter, Feine Willfürgejebe, keine legalen Geld: 
erpreffungen, feine Mordlakaien, feine Bollbkutkaften, Feine Gedanken: 
zmwinger!“ Kilian Rafchke (der Maler Hoyoll) jagte: „Die Abtolutiften 
wollen die Freiheit für Einen, und das ift der König; die Konftitu: 
tionellen die Freiheit für Wenige und die find fie {elbit; die Demokraten 
wollen Freiheit und MWohlitand für Alle.“ In den fonftitutionellen 
10 Geboten von Mar Cohnheim und Adolf Reich heißt es: „Ih bin 
Dein fonftitutioneller König, der Did zwar ftet8 nach Kräften an: 
geführt hat und nicht eher ruhen wird, bis ev Dein Beltes ausgeführt 
hat; Du follit aber jeßt au andere Stimmen Hören neben mir”; auf 
bie Frage, was das für eine Stimme ift, wird ermidert: „Die Volks: 
ftimme, die bis jeßt etwas belegt war, aber laut geworden ift, feitdem 
wir auf den Rath des Doktors Pulver gebraucht haben.“ 
Die Erdarbeiter veranftalteten Aufzüge. Eines Tages rückten mehr 
als Taufend, unter Mufikbegleitung, mit blumengeidhimücten Spaten 
und fhwarz:roth-goldenen Fahnen nach dem Rathhaus, um ihren Dank 
für eine bewifligte Lohnerhöhung abzuftatten, und brachten dem Magiftrat, 
demnächft auch dem Polizeipräftdenten ein Hoch, das entgegengenommen 
und beantıyortet wurde. Ein bedenkliheres Anfechen hatte ein bald 
darauf ftattgehabter Aufzug. Die Arbeiter am Rlögenfee hatten einen 
mißliebigen Baubeamten ernftlidh bedroht und drei Arbeiter waren ver: 
haftet; die übrigen rotteten fich zufammen und zogen, um die Verhafteten 
zu befreien, nach der Stadt; am Oraniendurger Thor wurden fie von 
der 4 Bürgerwehr empfangen und Jchicten eine Aborduung an den
	        
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