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Full text: Berliner Plakate des Jahres 1848 / Dullo, Gustav (Public Domain)

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gelegt haben, wenn nicht der vereinigte Landtag außerdent eine Anleihe 
von 40 Millionen Thalern Hätte bewilligen jollen. Dar der Staats: 
Ichaß faft Leer mar, Konnte nicht mehr geläugnet werden und gab Ahız 
(aß zu ebenfe Icharfen, wie gerechtfertigten Kritiken und vielfachen 
Spöttereien. Auf einer Rarikatur erichien der Hoffünftler Wiljalba 
Frickel, das wohlgetroffene Portrait des Königs, und zeigte dem Bubli: 
fum eine Sparbiüchje. „Wie Sie wijjen, fagte er, wurden in Dieje Spatz 
büchje 60 Millionen gelegt. Il, 10 paffen Sie gefälligit auf! Cins, 
zwei, drei! Allons! Futich! Wollen Sie gefälligit nachtehen —. es ift 
Alles eer.“ AlS man da capo rief, bat der Hoffünftler das gütige 
Rubdlikum, durhH milde Beiträge die Büchfe wieder zu füllen, und erbot 
fi, danı das Kumnftftück Jofort zu wiederholen. Die Oppoiition gegen 
die Berufung des vereinigten Landtages kfanı nicht zum Ziel und hatte 
mugßl05 MllühHe und Sifer verwendet. 
Nah dem am 8. April befannt gemachten Wahlgefegentwurfe fir 
die zur Vereinbarung der Verfaffiung zu wählende Nationalverfjammlung 
jollte jeder über 24 Jahre alte, im Befibß der Chrenrechte befindliche und 
ohne Sffentlidhe Armenunterftüßung Icbende Preuße Urmwähler, jeder 
Urmähler in feiner Gemeinde wahlmannberechtigt, jeder 30 Jahre alte 
Preuße abgeordnetenwahlberechtigt fein und die Wahlen follten durch 
Stimmzettel erfolgen. Gegen dies indivekfte Wahliyltem erhob ich in 
Berlin die LebhHaftefte ODppofition. Dian bedachte nicht, daß durch No= 
amination der Abgeorduetenkandidaten vor der WahHlmännerwahl und 
durch eine dementiprechende Aufitellung von Wahlmännern die Yacht: 
jeite des indiveften Wahliyftems, wie die fpätere Konfliftzeit bewiejen 
hat, befeitigt wäre, und feßte eine fehr eifrige Agitation tu’s Werk, 
um Ddirefte Wahlen zu erlangen. Das „Berliner Volkfswahlkomite“, dem 
Berends, Bergenroth, Bisky, Held, Heranter, Hoppe, Jung, Graf zur 
Yippe, Dr. Nauwerk, Dr. Prug, Dr. Schaßler, Schlöffel, Siegrift und 
Dr. Wiß angehörten, veröffentlichte am 17. April ein Plakat, in weldent 
es hieß: „Dies Syfltem haben die Beamten erfunden. So ein Wahl: 
ınamnır fäuft dem Bürgermeifter, dem Landrath, dem Pfarrer, dem 
Serichtsherun durch die Finger und wird fo weich gefnetet, wie diefe 
wollen; 10000 Wähler kann man nicht bereden und befchwägen, aber 
40 Wahlmänner kann man ichon rumfriegen“. Cine großartige Demon: 
itration follte veranftaltet werden und die Berliner Urmwählertchaft vom 
Aleranderplake aus in einem impojanten Zuge nach dem Staats: 
mtinifterium fich begeben, wo eine Deputation den Miniftern eine Petition
	        
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