drohte, wurde glücklich abgewendet. Das Volk fahH in dem Prinzeit
den gefährlidhften Gegner der Revolution, der fie niederkartätfcht haben
würde, und glaubte, daß ev Berlin munur verlaffen habe, um an der
Spige eines Heeres zurüc zu kommen und Ne zu befiegen. Das prinz:
liche Palais follte es büßen und der Erde gleich gemacht werden. Tau:
fende waren verjammelt und die Gefahr war groß. Da trat plögslich
ein Mann, der rothe Cichler foll es gewefen fein, mit einer f(hwarz:roth-
goldenen Fahne in der Hand auf den Balkon des Palais und rief mit
weithin jHallender Stimme: „Bürger, fhont das Nationaleigenthunm!
Bis die gefallenen Helden beftattet find, muß das Volk jeden Aft der
Rache unterlaffen!“ Diefjer glückliche Gedanke erhielt Beifall, und als
am folgenden Tage eine Ähnliche Szene vor dem Palais fich wieder:
holte, fand die Mlahnung, daß die Schäße der benachbarten Bibliothek
durch eine Demolivung des prinzlidhen Palajtes nicht gefährdet werden
dürften, Anklang bei dem Bolke, und die Menge beruhigte fich, als mit
großen Lettern die Infchrift „Nationaleigenthum“ angebracht und eine
Ihwarz:roth-goldene Fahne aufgezogen wurde. Am Abende war Berlin
Io allgemein and fo glänzend beleuchtet, wie noch nie,
Ant 20. März erließen die Vorfteher des Nathhausbezirkes einen
Aufruf zur Unterftüßung der Hinte rblicbenen der Gefallenen und der
Angehörigen der Verwundeten. Der Magiftrat und die Stadtiverordneten,
welche wohl fürcdhteten, daß die Vorfälle des 19. März fichH wiederholen
Eönnten, machten befanıut, daß der König den Schuß des Staatseigen:
thums, alfo auch der Militärvorräthe, in die Hände der Berliner Bürger
gelegt habe, und jpradhen die Erwartung aus, daß die Bürger das
Öffentliche wie das Privateigenthum zu fchlßen wijfen werden. Am
Nachmittage des 20. Miärz gab die „Voffijdhe Zeitung“ ein „Ertrablatt
der Freude“ Heraus, welches den bisherigen Verlauf der RKevolution
fchilderte und gewaltigen Abjag fand. Das bedeutendfte Ereigniz des
Tages aber war die von dem Könige, unter Uhdens Segenzeichnung,
verkündete Amnneftie der wegen politijcher oder Preßvergehen oder Ver:
brechen Berurtheilten. Durch diefe Anıneftie wurden vor Allen die wegen
Hochverraths verurtheilten Polen betroffen, weldhe fih im Zellengefängniß
befanden. Im Triumphe wurden ie, Mieroslawstki voran, aus dem
Sefängniß geholt und, von Taufenden begleitet, durch die Straßen, 3U-
nächft nad) dem Schloß, dann nach der Univerfität geleitet. Auf dem
Balkon des SchlofjeSs erjchien, von den Miiniftern umgeben und mit
Jubel begrüßt, der König; eine von dem Örafen Schwerin gehaltene