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Full text: SIBUZ Infobrief (Rights reserved) Ausgabe 10.2021 (Rights reserved)

INFO BRIEF NR.10 | APRIL 2021 Selbsttests in Schulen Viele Studien belegen, wie wichtig die Rückkehr der Schülerinnen und Schüler in die Schule jetzt ist. Gleichzeitig wird von Expertinnen und Experten und auch einem Teil von Eltern vor zu großen Lockerungen gewarnt. Eine angemessene Strategie zu finden und umzusetzen ist eine Gratwanderung. Um eine sogenannte „dritte Welle“ so gut wie möglich einzudämmen, kommen nun auch Selbsttests an Schulen zum Einsatz. Pädagoginnen und Pädagogen, Schülerinnen und Schüler müssen diese stark emotional belegte Situation miteinander aushalten und bewältigen. Es ist eine enorme pädagogische Aufgabe und Herausforderung, alles zu tun, was zur Entwicklung und Stärkung von Sicherheitsgefühlen im Zusammenhang mit der Durchführung der Selbsttests beiträgt. Selbsttests - auch im Wissen, dass diese keine völlige Garantie geben können - sollen auch helfen, erneute Schulschließungen zu vermeiden. Durch ihre schnelle und breite Anwendbarkeit können sonst unerkannte Infektionen und sich eventuell entwickelnde Infektionsketten unterbrochen werden. Eine flächendeckende Durchführung von Selbsttests in Schulen ist für alle – schulisches Personal, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern – eine gänzlich neue Situation. Dies kann für Einzelne - insbesondere jüngere Schüler und Schülerinnen -, aber auch für ganze Gruppen herausfordernd oder gar belastend und mit Angstgefühlen verbunden sein. Eine pädagogisch sensible und gut abgestimmte, für alle in ihrer Durchführung transparente Testkonzeption ist daher wichtig. Eltern müssen wissen, was, wo wie gemacht wird; an wen sie sich bei Fragen wenden können. Und die Schülerinnen und Schüler müssen im Vorfeld wissen, welche Abläufe sie erwarten - auch bei einem positiven Testergebnis. Grundsätzlich gilt: Je sicherer und ruhiger sowohl bei der Einführung zu den Selbsttests, in der Erklärung, der Handhabung und beim Beantworten von Fragen die Pädagoginnen und Pädagogen agieren, umso sicherer werden sich die Schülerinnen und Schüler fühlen. Insbesondere die ersten Testungen stellen eine wichtige Grundlage für das weitere Befinden und den Umgang mit den Selbsttests dar. Gespräche mit bereits testerfahrenen Lehrerinnen und Lehrern in anderen (Bundes)-ländern haben gezeigt, dass mit jeder weiteren Testung dieser Prozess zur stützenden Routine wird. Das Sicherheitsgefühl in der Schule kann damit positiv beeinflusst werden Wo finde ich Informationen? Auf der Seite der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie finden Sie Fragen und Antworten, Handlungsanleitungen und Videos zur Umsetzung der Selbsttests in verschiedenen Sprachen. https://www.berlin.de/sen/bjf/corona/tests/ Auch alle Briefe an Schulen sind dort zu finden unter https://www.berlin.de/sen/bjf/corona/briefe-an-schulen/ Aus den oben genannten Gesprächen mit den Pädagoginnen und Pädagogen, die bereits über Erfahrungen mit den Selbsttests und weiteren Recherchen haben wir für Sie Informationen, die aus unserer Sicht wichtig sind, hier zusammengefasst. Vorbereitung der Selbsttestsituation „Gerade vor der ersten Testung ist es wichtig, mit den Lerngruppen sorgfältig Hintergründe und Abläufe zu besprechen, damit sie in einer ruhigen Atmosphäre ablaufen kann. Ein grundlegendes Verständnis und eine Offenheit für die Testungen werden für die Durchführung hilfreich sein. Daher sollten die Schülerinnen und Schüler gut aufgeklärt werden. Gemeinsam sollten Regeln vereinbart werden, die den maximalen Schutz aller garantieren und hierbei auch die Privatsphäre jedes einzelnen Schülers, jeder einzelnen Schülerin wahren. Lehrerinnen und Lehrer sollten dabei gerade auch gruppendynamische Prozesse gut im Blick behalten.“ Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen. Pädagogische Hinweise zur Durchführung von Selbsttests in Schulen https://www.schulministerium.nrw/system/files/media/document/file/Pa%CC%88dagogische%20Hinweise%20Selbsttests.pdf abgerufen an am 13.04.2021 „Positiv“ und nun? Auch wenn ein positiver Selbsttest zunächst einen Verdacht beschreibt, der abgeklärt werden muss, ist anzuerkennen, dass die Aufregungen und Ängste für Schülerinnen und Schüler in einem solchen Moment groß sein können. Schülerinnen und Schüler mit einem positiven Testergebnis im Schnelltest benötigen besondere Zuwendung durch Pädagoginnen und Pädagogen eventuell auch weitergehende, unterstützende Beratung. „Folgende Botschaften sollten alle Kinder und Jugendlichen erreichen: 1. Ein positiver Test heißt in der Regel nicht „du bist krank“, sondern „jetzt ist erhöhte Vorsicht geboten“. 2. Keiner ist schuld, denn ein positiver Befund kann jeden treffen. 3. Wo ein positiver Befund auftritt, dort halten wir alle, also Schüler, Eltern und Lehrkräfte, zusammen, beachten die notwendigen Isolationsmaßnahmen, tun zugleich aber alles, um uns telefonisch und digital umeinander zu kümmern.“ unterstützen. Aber auch hier wird gelernt. Die ritualisierte Durchführung in der Gruppe wird nach einiger Zeit zur Selbstverständlichkeit werden und nimmt nur wenig Zeit in Anspruch. Uns wurde mitgeteilt, dass sich Kinder überwiegend positiv zum Verfahren äußern. Es gibt auch ihnen Sicherheit und nimmt ihnen eventuelle Ängste. Bei Schülerinnen und Schülern, die aufgrund einer Behinderung, Erkrankung oder vergleichbaren Beeinträchtigung auch unter Anleitung keine selbstständige Testung durchführen können, übernehmen auch in anderen Bundes(ländern) die Eltern/Erziehungsberechtigten nach Absprache mit der Schulleitung die häusliche Testung. Sie, als Lehrkraft, können sicher am besten einschätzen, bei wem dies der Fall sein könnte. Falls trotzdem Unsicherheiten auftauchen, wenden sie sich gerne an Ihr SIBUZ. Selbsttest erklärt Joachim Bauer/Klaus Seifried. Geschützte Räume für Kinder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr.53. 04.03.2021 Zusammenarbeit mit den Eltern Einige Eltern äußern Ängste und Sorgen im Umgang mit dem Testen in der Schule. In Gesprächen wird berichtet, dass einzelne Eltern in die Schule eingeladen wurden um sich das Procedere mit dem Kind einmal vorführen zu lassen. Bedenken waren in der Regel danach aufgehoben. Eine sehr große Schule hatte eine „Teststraße“ eingerichtet. Die Eltern konnten durch ein Fenster zu einem Flur zusehen, wie die Schülerinnen und Schüler in einer „Teststraße“ morgens die Selbsttests durchgeführt haben. Nach einigen Tagen gab es durch die Eltern keine Nachfragen mehr. Übereinstimmend wird festgestellt, dass sich anfängliche Skepsis, Verunsicherung und Unruhe seitens der Eltern bis auf sehr seltene Einzelfälle innerhalb der ersten beiden Wochen auflösen. Fähigkeit des Selbsttestens Wie bei jeder anderen Kompetenz ist es auch hier: Üben hilft. Wir haben erfahren, dass auch jüngere Schülerinnen und Schüler nach einiger Zeit immer besser in der Lage sind, den Test durchzuführen. Lehrkräfte müssen jüngere Kindern zunächst beim Verschließen des Röhrchens oder dem Tropfen der Lösung auf das Plättchen Video für Grundschülerinnen und Grundschüler zu finden auf der Seite der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg https://www.hamburg.de/bsb/14961744/torben-erklaertden-coronatest/ Weitere Testvideos auch für ältere Schülerinnen und Schüler finden Sie auch unter https://www.berlin.de/sen/bjf/corona/tests/ Stärkung durch Beratung Wir sind uns bewusst, dass mit der verpflichtenden Durchführung der Schnelltests weitere enorme Belastungen auf das schulische Personal zukommen. Die Organisation der Testung in der ohnehin knappen und wertvollen Unterrichtszeit und die pädagogische Gestaltung der Testsituation sowie der sensible Umgang mit positiven Testergebnissen können zu Überforderung und Überlastung führen. Wir sind deshalb auch für Sie da, wenn Sie in dieser andauernden Belastungssituation Stärkung durch Beratung suchen. Herausgeber: Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZ) Berlin https://www.berlin.de/sen/bildung/unterstuetzung/beratungszentren-sibuz Autorinnen dieser Ausgabe: Diese Ausgabe entstand auf Anregungen und in Zusammenarbeit mit den SIBUZ-Leiterinnen und -Leitern, durch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen in Wien und Hamburg Redaktion: SenBJF I A 4/ II A 2
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