Familienfördergesetz
Beteiligung von Familien und
Fachkräften bei der Entwicklung eines
Familienfördergesetzes (FamFöG)
für Berlin
Impressum
Herausgeber
senatsverwaltung für Bildung,
Jugend und Familie
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10178 Berlin
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berlin.de/sen/bjf
redaktion und Gestaltung
zebralog GmbH & Co. KG
Oranienburger straße 87/89
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Fotos/ Abbildungen
© Jörg Farys/dieprojektoren.de: Fotografien
© Zebralog GmbH & Co. KG: Grafiken und Fotografien
Druck
senBJF
Auflage
80 Exemplare, mai 2020
Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des landes Berlin. sie ist nicht zum
Verkauf bestimmt und darf nicht zur Werbung
für politische Parteien verwendet werden.
Inhalt
1. Hintergrund des Beteiligungsverfahrens.. ......................................................... 4
1.1 Ausgangssituation.............................................................................................
1.1 Zielsetzung........................................................................................................
1.3
Übersicht des Beteiligungsprozesses in Form von Steckbriefen.........................
1.3.1 Steckbrief: Fachforen für Fachkräfte.. ................................................................
1.3.2 Steckbrief: Aufsuchende Beteiligung von Familien . . ..........................................
4
5
6
6
8
2. Ergebnisse der Fachforen..................................................................................... 11
2.1
2.2
2.3
2.4
Erfolgsfaktoren in der Arbeit mit Familien.......................................................
Herausforderungen in der Arbeit mit Familien.. ...............................................
Empfehlungen der Fachkräfte. . ........................................................................
Weitere Hinweise aus der Diskussion. . .............................................................
12
15
19
24
3. Ergebnisse der aufsuchenden Beteiligung ....................................................... 26
3.1 Interkulturelle Familien................................................................................... 27
3.2
Familien mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen......................................... 28
3.3
Väter................................................................................................................ 30
3.4
Pflegeeltern..................................................................................................... 32
3.5
Familien in der Lebensphase kurz nach der Geburt des ersten Kindes............. 33
3.6
Familien-Mix aus unterschiedlichen Sozialräumen.......................................... 35
3.6.1
Familienzentrum Matenzeile, Lichtenberg-Hohenschönhausen.. ..................... 35
3.6.2 Sportverein GutsMuths 1861 e. V., Moabit . . .................................................... 36
3.6.3
FamilienZentrum Fabrik, Wedding .................................................................. 38
3.6.4
Kinder- und Jugendzentrum FEZ, Köpenick...................................................... 40
3.6.5 Neukölln Arcaden, Neukölln ............................................................................ 42
4. Ergebniszusammenfassung.................................................................................. 44
1.
Hintergrund des Beteiligungsverfahrens
Abbildung 1: In den Fachforen wurden Erfolge, aber auch Herausforderungen und Empfehlungen
der Familienförderung zwischen Fachkräften diskutiert.
Für das Land Berlin soll ein Familienfördergesetz entstehen. Ziel ist es, Familien
entsprechend ihrer aktuellen Lebenslagen einerseits präventiv zu stärken und andererseits
bestmöglich zu unterstützen. Dies soll mit passenden Angeboten der Familienbildung, der
Familienerholung sowie der Beratung umgesetzt werden. Damit das Gesetz gut wirken
kann, sollen bereits zu Beginn der Gesetzesentwicklung die zukünftigen Adressatinnen
und Adressaten sowie Fachkräfte der Familienförderung einbezogen werden.
1.1 Ausgangssituation
Der Senat ist bestrebt, die Förderung und Unterstützung von Familien zu verbessern und
die Familienfreundlichkeit der Stadt auszubauen. Die Richtlinien der Regierungspolitik des
Landes Berlin sehen den Entwurf eines Familienfördergesetzes (FamFöG) für Berlin vor:
„Berlin ist eine familienfreundliche Metropole. Familie ist da, wo Menschen füreinander
Verantwortung übernehmen, unabhängig von Geschlecht und Alter. Der Senat wird die
Rahmenbedingungen für unterschiedliche Familienmodelle verbessern und im Rahmen
eines breiten Beteiligungsprozesses ein Familienfördergesetz auf den Weg bringen, das
4
auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt.“ (Richtlinien der
Regierungspolitik 2016-2021)
Mit einem Antrag der Koalitionsfraktionen im Abgeordnetenhaus wurde der Senat
zusätzlich gefordert, schnellstmöglich einen Entwurf für ein Familienfördergesetz zur
Beratung vorzulegen und folgende Punkte bei der Erarbeitung zu berücksichtigen:
Familienförderung, wie in §16 des Achten Sozialgesetzbuchs definiert, soll im Land
Berlin umfassender abgesichert werden als dies bisher erfolgt ist.
Die bestehenden Angebotsformen der Familienförderung sind bedarfsgerecht
weiterzuentwickeln und diese mit qualitativen und quantitativen Fach-Standards
verbindlich abzusichern.
Den Bedarf der Angebote zur Familienförderung soll sich an einwohnerbezogenen
Richtwerten orientieren.
Familienbüros und Familienzentren sind flächendeckend zu etablieren und rechtlich
sowie qualitativ abzusichern.
Ein breiter Beteiligungsprozess ist bei der Erarbeitung der Gesetzesvorlage zu
vollziehen.
1.2 Zielsetzung
Mit dem Gesetz soll die Familienförderung, wie oben beschrieben, einen Rahmen erhalten,
der Qualität und Quantität definiert. Konkret sollen folgende Ziele erreicht werden:
•
•
•
Gewährleistung quantitativ und qualitativ passender Angebote der Familienbildung
und Familienerholung,
Etablierung einheitlicher Qualitätsstandards für Angebote der Familienförderung in
Berlin und die
Verankerung sogenannter Familienbüros in allen Bezirken, also Anlaufstellen für
Familien zur Information, Beratung und Weiterleitung hinsichtlich
familienrelevanter Themen.
Familien sind Experteninnen in eigener Sache. Daher zielt der Beteiligungsprozess darauf
ab, ihre Anliegen, Bedarfe und Wünsche aufzunehmen, damit Familien zukünftig eine
gute, bedarfsgerechte und passende Unterstützung erhalten. Um bei der
Gesetzentwicklung der Vielfalt an Angeboten der Familienförderung ebenso gerecht
werden zu können wie unterschiedliche Zugangswege und Wirkungseffekte zu
berücksichtigen, werden auch Fachkräfte der Familienförderung beteiligt.
•
Folgende Prämissen wurden für den Beteiligungsprozess festgelegt: Es sollten
sowohl Familien erreicht werden, die bisher keine der Angebote nach § 16 SGB VIII
wahrnehmen oder nutzen, als auch Familien, die bereits entsprechende Angebote
(wie beispielsweise in Familienzentren) annehmen.
5
•
Als Fachkräfte sollten jene einbezogen werden, die in der Praxis unmittelbar in den
vom FamFöG berührten Bereichen tätig sind und im überwiegenden Teil ihrer
Tätigkeit in direktem persönlichem Kontakt mit Familien stehen.
Für jede dieser beiden Gruppen wurden aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit eigene
Beteiligungsangebote konzipiert:
Familien wurden in lebensweltlichen Kontexten aufgesucht und Fachkräfte zu
organisationsübergreifenden Veranstaltungen (Fachforen) eingeladen.
Folgende Hauptfragen wurden in dem Beteiligungsprozess an beide Zielgruppen gestellt:
•
•
•
•
Wie ist der aktuelle Bedarf bei den Familien? Was braucht es an Angeboten? Wer
möchte oder kann welche Angebote nutzen?
In welchen Situationen/Lebenslagen wünschen sich Familien (mehr)
Unterstützung?
Wie können Familien in unterschiedlichen Lebensphasen, Lebenslagen und
Lebensformen erreicht werden?
Welche Anforderungen ergeben sich an eine zukunftsorientierte, passende
Familienförderung?
1.3 Übersicht des Beteiligungsprozesses in Form von Steckbriefen
Der Beteiligungsprozess richtete sich an zwei Zielgruppen: Familien und Fachkräfte. Für
jede dieser beiden Zielgruppen wurden eigene Partizipationsformate konzipiert und von
Januar bis März 2020 durchgeführt. Im Folgenden werden beide Formate steckbriefartig
dargestellt.
1.3.1. Steckbrief: Fachforen für Fachkräfte
Tabelle 1: Steckbrief: Fachforen für Fachkräfte
Zielgruppen / Anzahl der Teilnehmenden
1. Fachforum im
Rathaus
Charlottenburg
Über 50 Fachkräfte der Familienförderung vor allem
aus den Bereichen:
•
•
•
•
•
Familienzentren
Erziehungs- und Familienberatungsstellen (EFB)
Frühe Hilfen (z.B. Familienhebammen)
Gesundheitsbereich (z.B. Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst)
Familienerholung
6
Anzahl der Hinweise
ca. 230
Zielgruppen / Anzahl der Teilnehmenden
2. Fachforum im
Roten Rathaus
Anzahl der Hinweise
ca. 270
Ca. 60 Fachkräfte der Familienförderung aus den
Bereichen:
•
•
•
•
•
Familienzentren
Erziehungs- und Familienberatungsstellen (EFB)
Frühe Hilfen (z.B. Familienhebammen)
Gesundheitsbereich (z.B. Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst)
Familienerholung
Um einen Einblick zu gewinnen, aus welchen Berliner Bezirken die Fachkräfte der
Fachforen zusammenkamen, wurden sie während der Veranstaltungen gebeten, sich –
wenn möglich – Bezirken zuzuordnen, in denen sie mit Familien arbeiten.
In einer weiteren Abfrage wurden die teilnehmenden Fachkräfte nach den Altersklassen
der Kinder in Familien unterteilt, mit denen sie arbeiten. Auch hier sollten sich die
Teilnehmenden den Kategorien zuordnen. In nachfolgender Grafik sind die Ergebnisse der
Abfrage (für beide Foren zusammen) dargestellt.
Abbildung 2: Antworten auf die Frage "Aus welchem Bezirk kommen Sie?".
Aus welchem Bezirk kommen Sie?
Treptow-Köpenick
Tempelhof-Schöneberg
Steglitz-Zehlendorf
Spandau
Reinickendorf
Pankow
Neukölln
Mitte
Marzahn-Hellersdorf
Lichtenberg
Friedrichshain-Kreuzberg
CharlottenburgWilmersdorf
berlinweit
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Aus allen Be rliner Bezirken waren Fachkräfte mit gro ße m Engagement ve rtrete n und
habe n die M öglichke it ge nutzt, ihre Haltung, Anre gunge n und kritische n Punkte
einz ubringen.
7
Abbildung 3: Antworten auf die Frage "Mit welchen Familien (nach Alter der Kinder) haben Sie
überwiegend zu tun?“
Mit welchen Familien (nach Alter der Kinder)
haben Sie überwiegend zu tun?
Familien mit Kindern im Alter von:
Schwangerschaft - 1. Lebensjahr
1-3 Jahre
3-6 Jahre
6-12 Jahre
ab 12 Jahren
Mit allen Altersklassen
Überwiege nd ware n Fachkräfte aus de n Bere iche n rund um die Familie nwe rdung und de r
frühkindliche n Phase bis zum 3. Le be nsjahr ve rtrete n. Annähre nd gle ichstark vertreten
ware n die Fachkräfte, die mit Familie n mit Kinde rn im Alte r vo n 3-12 Jahre n und älte r
arbeiten [vgl. Abb. 3].
1.3.2. Steckbrief: Aufsuchende Beteiligung von Familien
Abbildung 4: Abbildung der Standorte für die Aufsuchende Beteiligung von Familien.
An ne un Orte n in Be rlin wurde n Ge spräche mit Eltern ge führt, um sich übe r Erfahrunge n
und W ünsche an die Familienfö rde rung ausz utausche n [vgl. Abb. 4].
8
Tabelle 2: Steckbrief: Aufsuchende Beteiligung von Familien
Ort und Format
Zielgruppen / Anzahl der Teilnehmenden
Anzahl der
Hinweise
MINA e. V.
Kreuzberg Nord
Mehringplatz
Eltern mit Kindern mit gesundheitlicher
Beeinträchtigung
(türkischer/arabischer
Migrationshintergrund)
- ca. 20 Pers. -
25
Eltern (vorwiegend türkischer
Migrationshintergrund)
- ca. 10-15 Pers. -
19
Väter in Elternzeit (Kinder 6-12 Monate)
- ca. 15 Pers. -
38
Gemischte Zielgruppe
- ca. 5 Pers. -
15
Eltern mit Kindern 0-2 Jahre
- ca. 20 Pers. -
40
Gemischte Zielgruppe
(Kinder 2-7 Jahre)
- 3 Pers. -
46
Pflegeeltern mit Kindern in allen
Altersklassen
- 2 Pers. -
27
Befragung beim Elternfrühstück
Kiezanker e.V.
Neukölln Nord
Rollbergkiez
Befragung im Elterncafé
Väterzentrum
Prenzlauer Berg
Befragung im Papa-Café
Familienzentrum Matenzeile
Lichtenberg/
Neu-Hohenschönhausen
Befragung beim „Offenen
Nachmittag“
Familie im Zentrum an der Kita
Fantasia
Falkenhagener Feld
Befragung beim Elternfrühstück /
Krabbelgruppe
FamilienZentrum Fabrik
Osloer Straße
Wedding
Befragung beim „Bunten
Familiennachmittag:
Bilderbuch-Kino“
Pflegefamilien
Stadtteilübergreifend
stellvertretend
Befragung per Telefonkonferenz
9
Ort und Format
Zielgruppen / Anzahl der Teilnehmenden
Anzahl der
Hinweise
Kinder- und Jugendzentrum FEZ
Köpenick
Eltern
- ca. 40 Pers. -
44
Gemischte Zielgruppe
- ca. 20-30 Pers. -
45
Gemischte Zielgruppe
mit Kindern im Alter 3-13 Jahren
- ca. 20-30 Pers. -
43
Befragung am Stand im Foyer des
FEZ
Neukölln Arcaden
Neukölln
Befragung am Stand im
Eingangsbereich
Sportverein TSV GutsMuths 1861
e.V.
Moabit
Befragung im Eingangsbereich
zum Eltern-Kind-Turnen und
Geräteturnen für Mädchen und
Jungen
10
Ergebnisse der Fachforen
2.
Abbildung 5: Die Fachkräfte kamen in den Fachforen als Expertinnen und Experten in der Arbeit mit
Familien zusammen und tauschten sich in verschiedenen Formaten über ihre Erfahrungen und
Anregungen aus.
Zielsetzung und Vorgehen: Ziel der Fachforen war es, in einem konzentrierten Rahmen
Rückmeldungen von Fachkräften einzuholen, die beruflich in der Familienförderung tätig
sind und Expertise in unterschiedlichen Formaten der Familienbildung besitzen. In beiden
Fachforen wurden schrittweise in Kleingruppenarbeit drei Fragestellungen der Arbeit von
Fachkräften in der Familienförderung nachgegangen.
Die Expertinnen und Experten hatten hier die Möglichkeit, ihre eigenen Hinweise zum
Familienfördergesetz abzugeben, aber auch mit anderen Fachkräften in den Austausch zu
kommen, Erfahrungen abzugleichen und in der Diskussion Ideen zu entwickeln.
Folgende Fragen wurden in den Foren mit den Teilnehmenden diskutiert:
•
•
•
Was läuft in Ihrer Arbeit bisher gut? Welche Zielgruppen erreichen Sie? Welche
Angebote werden gut angenommen?
Wo begegnen Ihnen Herausforderungen? Welche Zielgruppen werden selten
erreicht? Wo fehlt es an Strukturen? Was sind die größten Herausforderungen Ihrer
Zielgruppe? Wo sehen Sie Bedarfe, die bisher nicht (ausreichend) abgedeckt
werden?
Welche Aspekte und Ideen lassen sich aus ihrer Diskussion ableiten? Welche
Lösungsmöglichkeiten für Herausforderungen bieten sich an?
11
2.1 Erfolgsfaktoren in der Arbeit mit Familien
Abbildung 6: In Kleingruppen wurden die Fragestellungen intensiv bearbeitet.
Zunächst werden die Inhalte der Diskussion um Erfolge der Arbeit mit Familien, die von
Fachkräften in den zwei Fachforen beschrieben wurden, dargestellt:
•
•
•
Die Mehrheit der befragten Fachkräfte bewertet die große Vielfalt an Angeboten für
Familien angesichts einer hohen Nachfrage als sehr positiv, auch wenn die
Annahme von Möglichkeiten weiter ausbaufähig ist. Durch niederschwellige
Angebote werden Zielgruppen gut erreicht. Neben offenen Angeboten, die ohne
Anmeldung zu verlässlichen Zeiten allen Familien offenstehen, ist die Vielfalt an
unterschiedlichen Angeboten und Zugangswegen entscheidend für ein gutes
Gelingen der Familienförderung.
Die Heterogenität der Nutzerinnen und Nutzer spiegelt sich hier auch durch
unterschiedliche Wege der Erreichbarkeit wider:
Familienzentren werden im Erstkontakt eher von Familien frequentiert, die sich in
der Angebotslandschaft Familienförderung zurechtfinden und wenig durch
persönliche Hemmschwellen beeinflusst sind.
Stadtteilmütter sind dagegen ein typisches Beispiel dafür, dass aufsuchende
Angebote unersetzlich sind, da sie als „Türöffner“ für sonst nur schwer zu
erreichende Familien fungieren.
Die Mund-zu-Mund-Propaganda anderer Eltern trägt dazu bei, dass Mütter und
Väter von den vielfältigen Angeboten des Familienzentrums, oft in Wohnnähe,
erfahren. Weitere Zugangswege erschließen zum Beispiel auch Soziale Medien, die
12
•
von den Fachkräften als ein geeignetes Informations- und Kommunikationsmittel
eingeschätzt werden, um mit Familien in Kontakt zu treten.
Die Vernetzungs- und Schnittstellenarbeit wird auf unterschiedlichen Ebenen als
unabdingbar für das Gelingen von Familienförderung wahrgenommen.
Dabei ist der Vernetzungsbedarf hoch, während das Zeitkontingent eher gering
ausfällt: Vernetzungspotenzial wird zwischen den Fachkräften, mit dem
Jugendamt, dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst sowie der Eltern
untereinander z.B. in Familienzentren und an sogenannten Schnittstellen, an
denen Familien angetroffen werden (z.B. Kinderärztin und -arzt sowie Kita),
gesehen.
In nachfolgender Tabelle sind Erfolgsfaktoren in der Arbeit mit Familien aufgelistet, die
von den teilnehmenden Fachkräften beider Fachforen mehrfach genannt wurden:
Tabelle 3: Hinweise zu Erfolgen in der Arbeit mit Familien
Themen
Angebotsnachfrage
Angebotsformen /vielfalt
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Angebotsnachfrage ist hoch 1, z.B. nach Angeboten der
Familienerholung, Erziehungs- und Beratungsstellen,
Sportangeboten, Krabbelgruppen-Angebote u.a. in
Familienzentren
Vielfalt der Angebotsstruktur wird gut angenommen.
Familien mit besonderen Bedarfen werden begleitet.
Verknüpfende Angebote, die „aus einer Hand stammen“, z.B. die
Kombination aus Gruppen- und Beratungsangeboten,
funktionieren gut.
Angebote, wie z.B. Babylotsen, Stadtteilmütter, etc. sind gut
strukturiert und sehr nachgefragt.
Stadtteilmütter erreichen neue Familien und Familien in
prekären Lebenslagen (Begleitung 1:1).
Aufsuchende Angebote werden gut angenommen.
Erziehungs- und Familienberatungsstellen erreichen Familien
z.B. durch Angebote wie die Elterntrainingsgruppe oder
Beratung für Eltern in Trennung oder mit Kindern in der
Pubertät.
Angebote, die als Gruppenarbeiten gestaltet sind, funktioniert
gut.
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
1
13
Themen
Erreichbarkeit
Zielgruppen /
Niederschwelligkeit
•
•
•
•
•
Information und
Kommunikation
Zusammenarbeit /
Vernetzung /
Schnittstellen
•
•
•
•
•
•
Fachkräfte
•
Spezielle Zielgruppen z.B. Väter, Alleinerziehende (Mütter und
Väter) und generationsübergreifend sind gut erreichbar.
Besonders niederschwellige Angebote erreichen eine Vielzahl an
Zielgruppen.
Angebote sind teilweise ohne Kursgebühren und als offene
Angebote ohne Anmeldung zugänglich.
Familienzentren erreichen Familien mit unterschiedlichen
ökonomischen Hintergründen.
Stadtteilmütter oder Sprachvermittelnde stellen eine Art
„Türöffner“ zur Erreichung der Familien dar.
Zielgruppen werden insbesondere über „Mund-zu-Mund“Propaganda sowie soziale Medien gut erreicht.
Gut miteinander vernetzt sind sowohl Fachkräfte (innerhalb als
auch außerhalb des Bezirks), als auch Jugendamt, Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst.
Beratung und Netzwerkarbeit findet an Schnittstellen statt, an
denen Familien angetroffen und erreicht werden (z.B.
Kinderärztin und -arzt sowie Kita). Dafür ist der persönliche
Kontakt zu Fachkräften der Familienbildung wichtig.
Eltern spielen bei der Vernetzung eine wichtige Rolle und
könnten stärker eingebunden werden.
Familienzentren werden als Anlaufstellen für Kontaktaufnahme
unter Eltern angenommen: Eltern sind mit Hilfe der Angebote
untereinander gut vernetzt.
Vernetzte Familien fungieren als Multiplikatorinnen: Familien
tauschen sich untereinander aus und bauen gleichzeitig intime,
vertrauensvolle Netzwerke auf.
Qualifizierte Fachkräfte haben einen niederschwelligen Zugang
zu Familien und einen guten Blick dafür, was Familien
benötigen.
14
2.2 Herausforderungen in der Arbeit mit Familien
Abbildung 7: Auch spezielle Herausforderungen der Fachkräfte in der Arbeit mit Familien wurden
im Rahmen der Fachforen durch die Teilnehmenden benannt und festgehalten.
In weiterer Kleingruppenarbeit während der beiden Foren wurden Herausforderungen der
Fachkräfte in der Familienförderungen zusammengetragen. Als Herausforderungen
nennen die Fachkräfte beider Foren unterschiedliche Punkte:
•
•
•
•
Fachkräfte bemängeln, dass die Bedarfsberechnung im Rahmen der
Familienförderung nicht mehr auf Basis aktueller Daten ermittelt wird. „Berlin
wächst schneller als die Töpfe“, so die Anmerkung eines Teilnehmenden.
Der Fachkräftemangel stellt für Familien sowie für Fachkräfte eine große
Herausforderung dar: Eltern leiden mitunter darunter, dass die hohe Nachfrage
nach Angeboten nicht ausreichend gedeckt werden kann. Fachkräfte finden sich
wiederum selbst mit Arbeitsbedingungen konfrontiert, die familienunfreundlich
sind. Daher ist eine Entlastung durch unterstützende Angebote der
Familienförderung für Eltern und Fachkräfte ein dringender Wunsch.
Es wird zudem moniert, dass die finanziellen Rahmenbedingungen, z.B. in
Familienzentren, nicht ausreichend gegeben sind: Insgesamt werden aufgrund der
hohen Angebotsnachfrage sowohl die personellen, als auch die finanziellen
Kapazitäten überstiegen. Es werden zudem weitere Finanzmittel für
Vernetzungsarbeit soweit Weiterbildungsmöglichkeiten benötigt.
Eine große Belastung stellt die oftmals fehlende Regelfinanzierung, z.B. der
Familienzentren, dar. Hier bedeuten kleinteilige Finanzierungen einerseits einen
stark erhöhten organisatorischen Aufwand und ermöglichen andererseits keine
längerfristige Planungssicherheit, z.B., um neue Fachkräfte zu gewinnen und ihnen
15
•
•
eine Perspektive zu bieten. Außerdem stellen zu geringe Sachmittel und oftmals die
aufwendige Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zur Durchführung von
Angeboten eine Belastung für die Arbeit der Familienzentren 2 dar.
Fachkräfte sehen einen großen Bedarf, Zielgruppen mit Multi-Problemlagen zu
unterstützen, z.B. Familien mit psychischen Belastungen, Familien ohne Wohnsitz,
etc. Hier sind Netzwerke sowie Schnittstellen zu anderen Fachbereichen dringend
erforderlich.
Der Zugang zu ökonomisch schwächeren Familien stellt nach wie vor eine
Herausforderung in der Familienförderung dar und ist mit großem
Ressourceneinsatz verbunden.
In der folgenden Tabelle werden herausfordernde Aspekte in der Arbeit mit Familien
dargestellt, die sich in den Fachforen herauskristallisierten. Die prägnanten Hinweise der
Fachkräfte werden nach Kategorien aufgelistet.
Tabelle 4: Hinweise zu Herausforderungen in der Arbeit mit Familien
Themen
Strukturen
•
•
•
•
•
•
•
•
Für strategische Überlegungen und Kooperationen 3 in
Familienzentren sowie Beratungsausbildung wird mehr Zeit
(Leitungszeit) benötigt.
Das Abgrenzen zu anderen Bereichen/Behörden und das
gleichzeitige Herstellen von Verbindung sind herausfordernd
(z.B. im Bereich Gesundheit). Dieser Balanceakt ist dennoch
notwendig, um die fachliche Qualität zu sichern.
Auf Angebot/Nachfrage muss flexibel reagiert werden können
(z. B. Familienerholung).
Arbeitsbedingungen der Fachkräfte vor Ort sind geprägt von
familienunfreundlichen Strukturen wie den Arbeitszeiten, die oft
nicht zu den eigenen Bedürfnissen passen.
Innerhalb der Strukturen der Bezirke differieren stark die
Ansprüche an die fachliche Qualität.
z.T. existierten Parallelstrukturen in der Gremienarbeit.
Rahmenbedingungen sind starr: Projektförderungen sind nur für
bestimmte Zeiträume (ohne Puffer für Gremienarbeit) gesichert.
Bedarfsberechnung beruht auf veralteten Zahlen: „Berlin wächst
schneller als die Töpfe“.
Hier ist zu beachten, dass Familienzentren derzeit aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten und der
historischen Entwicklung in Berlin unterschiedlich ausgestattet sind. In den Fachforen waren u.a.
Vertreterinnen und Vertreter des Landesprogramms Berliner Familienzentren sowie der Erziehungs- und
Familienberatungsstellen (EFB), der Frühen Hilfen (z.B. Familienhebammen), dem Gesundheitsbereich (z.B.
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst) und der Familienerholung vertreten.
2
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
3
16
Themen
Fachkräftequalifizierung
•
•
•
•
Finanzierung
•
•
•
•
•
•
•
•
Infrastruktur
•
•
•
•
•
Fachkräftemangel fordert Fachkräfte und Eltern heraus:
„Familien und Fachkräfte benötigen Entlastung“.
Aufgrund zunehmender Aufgabenbereiche/höherem
Verwaltungsaufwand können Fachkräfte keine ausreichend
qualifizierte Arbeit leisten.
Es gibt einen Mangel an männlichen Fachkräften sowie
Fachkräften mit interkulturellen Kenntnissen.
Fachkräfte benötigen spezifische Weiterbildungsangebote
hinsichtlich interkultureller Sensibilität.
Die sehr hohe Angebotsnachfrage übersteigt personelle und
finanzielle Kapazitäten.
Rahmenbedingungen sind unzureichend und nicht an die
steigenden Herausforderungen angepasst: Qualität kann nicht
aufrechterhalten werden.
Gestückelte Finanzierung führt zu hohem Verwaltungsaufwand,
z.B. Antragstellung kostet sehr viel Zeit.
Fehlende Basisfinanzierung und zeitlich begrenzte
Projektfinanzierungen führen zur ständigen Suche nach neuen
Mitteln und Abhängigkeiten in den Anstellungen von
Fachkräften.
Es herrscht vielfach ein Mangel an Räumlichkeiten und
Sachmitteln, besonders in Familienzentren.
Kontinuität der Fachkräfte fehlt, z.T. aufgrund unattraktiver,
projektbasierter und befristeter Verträge.
Netzwerkarbeit benötigt viele Ressourcen.
Gremienarbeit kostet Zeit und personelle Kapazität.
Es mangelt an Infrastruktur: z.B. Wohnraum, Kinderärztinnen
und -ärzte, Geburtskliniken und Kita-Plätze.
Da Angebote für Kinder im Alter von 0-3 fehlen (u. a. Kita-Plätze
zur Betreuung) ist die Nachfrage nach Angeboten in
Familienzentren umso größer.
Familienhebammen sollte längerer Kontakt zu Familien möglich
sein.
Wohnraum fehlt für verschiedene Familienkonstellationen und
es mangelt an Beratungsmöglichkeiten für Familien, um Zugang
zu passendem Wohnraum zu bekommen.
Angebote zur Beratung zum guten Übergang von der Kita in die
Schule fehlen.
17
Themen
Vernetzung und
Schnittstellen
•
•
•
•
Angebotslandschaft
•
•
Kommunikation
•
•
Erreichbarkeit von
Familien
•
•
•
Bildung (Gesundheit,
Medien)
•
•
•
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die gut vernetzt
sind und kontinuierlich zur Verfügung stehen, werden benötigt.
Ämter für Transferleistungen müssen sich untereinander
verständigen (Jobcenter, Elterngeld, Kindergeld), um
Verzögerungen vorzubeugen.
Schnittstellen/Übergänge zu Familien (wie Kinderärztinnen und ärzte sowie Kitas) sollten stärker genutzt werden. Wenn diese
wegfallen, fehlen wichtige Zugangsmöglichkeit zu Familien.
Möglichkeiten der Fachkräfte, sich zu vernetzen oder
zusammenzukommen, sind zu gering.
Orientierung durch die Angebotslandschaft muss von
qualifiziertem Personal begleitet werden, damit die Vielfalt der
meist unbekannten Angebote gelingt.
Aufsuchende Angebote und präventive Angebote verstetigen
sich, dennoch sind präventive und nicht problemorientierte
Angebote zu wenig verfügbar.
Sprachbarrieren existieren, denn es fehlen Sprachmittlerinnen
und Sprachmittler zum Abbau dieser.
Es mangelt an Medienkompetenz bei Familien und Fachkräften,
um Informationen online zu vermitteln.
Angebote mit nachweislichen Erfolgen in der Erreichbarkeit von
Familien (z.B. die Stadtteilmütter sowie Elternbegleiterinnen und
-begleiter) stärken
Kita-Sozialarbeit für alle Kitas implementieren als Beitrag, Eltern
frühzeitig zu unterstützen
Zugang zu besonderen Zielgruppen aufbauen: Roma-Familien,
Personen mit Migrationshintergrund, ältere Jugendliche, Väter,
sozial benachteiligte Familien, Familien mit Zwillingen und
Mehrlingen, Eltern mit geringen Bildungskenntnissen,
minderjährige Mütter/Eltern sowie Familien, in denen nicht
hauptsächlich Deutsch gesprochen wird
Bildung, z. B. im Bereich Ernährung, und das Wissen um gesunde
Ernährung, Zahngesundheit sind notwendig.
Beratung für Eltern im Umgang mit digitalen Medien
ermöglichen
Medienkonsum nimmt großen Einfluss auf die
Sprachentwicklung der Kinder und hemmt sie nachweislich
(insbes. Kinder im Alter von 0-3 Jahren).
18
Themen
Belastungen / MultiProblemlagen der Eltern
•
•
•
•
•
Ein Teil der Eltern ist mit Multi-Problemlagen belastet: z.B.
Alleinerziehende, Wohnungslosigkeit, Armut, Überschuldung
oder psychische Belastungen
Die Mehrfachbelastungen können sich auf die Erziehung und
Bindung zu Kindern auswirken.
Eltern erhalten häufig von unterschiedlichen Seiten Druck.
Diese Zielgruppe wird kaum erreicht, ist meist überfordert und
oft frustriert von Behördengängen
Eltern fehlt der Zugang zu Angeboten auch dadurch, dass sie
meist nicht proaktiv auf Angebote zurückgreifen.
2.3 Empfehlungen der Fachkräfte
Abbildung 8: In Kleingruppenarbeit wurden Empfehlungen zur Gestaltung des
Familienfördergesetzes formuliert.
Nachdem die Fachkräfte in Kleingruppenarbeit sowohl die Erfolge als auch die
Herausforderungen in der Arbeit mit Familien herausgearbeitet und benannt hatten,
formulierten die Fachkräfte im nächsten Schritt Empfehlungen an die Erarbeitung des
Familienfördergesetzes, die im Folgenden zusammenfassend aufgeführt sind:
Eine Vielfalt und Mischung aus Angebotsformen sollte für Familien und Alleinerziehende
vorgehalten werden. Angebote der Familienerholung sollten außerdem stärker ausgebaut
und gefördert werden. Auch Aktivitäten der Familienförderung hinsichtlich der
Freizeitgestaltung von Familien müssen mehr Berücksichtigung finden. Bei der
Entwicklung des Angebotskatalogs können Familien und Eltern noch stärker eingebunden
19
und auch bei der Umsetzung beteiligt werden. Hierzu zählt auch die Nutzung des
familialen Eigenpotentials. Angebote sollten qualitativ hochwertige Standards haben und
möglichst niederschwellig sein. Niederschwelligkeit kann dabei durch kostenlose Angebote
ohne bürokratischen Anmeldeaufwand hergestellt werden.
•
•
•
•
•
•
Familienbildung hat einen präventiven Charakter und soll nicht nur sozial
schwache, sondern alle Familien im Blick behalten.
Imagekampagnen können dazu dienen, den Ruf von Jugendämtern aufzuwerten
und den Zugang zu Familien bzw. die aktive Inanspruchnahme von Familien
verbessern. Zugleich können Eltern und Familien frühzeitig auf Beratungsangebote
aufmerksam gemacht werden.
Zum Thema Finanzierung gab es viele und vielfältige Hinweise. Es bedarf einer
langfristigen, verlässlichen, realistischen, bedarfsgerechten Ausstattung der
Angebote, die sowohl die personellen Ressourcen als auch die Sachmittel
berücksichtigt. Familienförderung ist ressortübergreifend als Querschnittsaufgabe
zu denken. Eine Finanzierung zur Qualifizierung für Jugendämter und Fachkräfte ist
nötig, um den neuen Herausforderungen, wie z.B. internationales Familienrecht,
Vernetzungsarbeit und eigene Weiterbildung zu begegnen. Bewährte Angebote
sollen längerfristig finanziert und damit planbarer werden, sodass qualifizierte
Fachkräfte länger an einem Ort bleiben und Kontinuität gewährleisten.
Sprache ist ein Kernelement für gelingende Familienförderung. Dabei ist wichtig,
auch Leichte Sprache und Mehrsprachigkeit zu berücksichtigen, Sprachkurse mit
Kinderbetreuung anzubieten und genügend Sprachmittlerinnen und Sprachmittler
einzusetzen.
Begleitangebote für Familien sowie aufsuchende Hilfen sollten stärker ausgebaut
werden, um auch Zugang zu Familien aufzubauen, die sonst nicht erreicht werden.
Die Fachkräfte unterstreichen die Wichtigkeit von Qualitätsstandards. Diese
müssen beispielsweise für gesicherte Räumlichkeiten, Personalausstattung,
Qualitätssicherung oder die Ausstattung mit Sachmitteln geschaffen werden.
Die folgende Tabelle stellt Empfehlungen von Fachexpertinnen und -experten für die
Familienförderung dar kategorisch nach Hinweisen dar:
Tabelle 5: Empfehlungen der Fachkräfte
Themen
Stärkung der Familien
•
•
Das Eigenpotential 4 von Familien soll gefördert werden.
Eltern sollten sich aktiv in die Arbeit einbringen können und sich
an der Angebotsumsetzung beteiligen können.
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
4
20
Themen
Angebotsformen / vielfalt
•
•
•
•
•
•
•
Niederschwelligkeit
•
•
•
Prävention
•
•
Außendarstellung / wirkung
Familienförderung
•
•
Beteiligungsmöglichkeiten für Familien zum Mitgestalten der
Angebote (z.B. in Elternkursen oder in muttersprachlichen
Spielgruppen für Kinder) weiter fördern.
Barrierefreie Kinderbetreuung für Eltern neben der KitaBetreuung sollte ermöglicht werden, damit Eltern auch Angebote
ohne Kinder nutzen können.
Begleitende und aufsuchende Hilfen sollten ausgebaut werden:
Aufsuchende Angebote, Lotsenprogramme, ambulante
Angebote, Ehrenamtsbetreuung.
Qualitative Standards der Angebotsstruktur sind zu etablieren.
Angebotsformen bedürfen einer Mischung: aufsuchende
Angebote und Arbeit, Elternbegleitung, Überwinden von
Sprachbarrieren (durch z.B. Stadtteilmütter und
Integrationslotsinnen), offene Angebote, vertiefende, beratende
Angebote (z.B. Beratung, „Komm- und Gehstrukturen“)
Für den Ausbau der Familienerholung sollten mehr Finanzmittel
eingesetzt werden.
Reisen sollten ausgebaut werden.
Niederschwelligkeit erfordert ein hohes Maß an Professionalität,
für die auch mehr finanzielle Mittel eingesetzt werden müssen.
Es bedarf kostenloser, niederschwelliger Angebote
(insbesondere in Familienzentren).
Kiezbüros und Familienbüros sollten gestärkt werden, denn sie
fungieren als zentrale Anlaufstellen und sind niederschwellig
zugänglich. Außerdem gewähren sie Unterstützung auf
persönlicher Ebene, um sich im „Bürokratiedschungel“ zurecht
zu finden.
Familienbildung muss als Prävention betrachtet werden – auch
politisch. Präventive „Familienbildung ist eine Muss- und nicht
Kann-Leistung“.
Für die präventive Arbeit müssen alle Familien im Blick behalten
werden, nicht nur Familien mit besonderen Herausforderungen.
Eine Imagekampagne für Familienförderung sollte erstellt
werden, um den Wert des Austauschs zwischen Familien
herauszustellen.
Eine Imagekampagne zur Aufwertung des Rufs der Jugendämter
sollte entwickelt werden.
21
Themen
Finanzierung
•
•
•
•
•
•
•
Methodik / Konzepte der
Familienförderung
•
•
Kommunikation /
Sprache
•
•
•
Projekte müssen längerfristig finanziert und damit planbarer
sein.
Es muss eine langfristige, verlässliche, realistische,
bedarfsgerechte Ausstattung der Projekte geben, die sowohl die
personellen Ressourcen, als auch die Sachmittel berücksichtigt.
Familienförderung ist ressortübergreifend zu denken.
Sicherheit und Kontinuität sollten etabliert werden. Zum einen,
dass Fachkräfte länger an einem Ort arbeiten und wirken
können. Zum anderen durch Mittel für erfolgreiche, bewährte
Projekte und für die Ausgestaltung von Konzepten und für
Vernetzungsarbeit.
Aktuell bereitgestellte Finanzmittel müssen an die
Angebotsnachfrage und Ressourcenanforderungen angepasst
werden.
Qualifizierung für Jugendämter und Fachkräfte (durch z.B.
Weiterbildungen) müssen ausgebaut werden, um neue
Herausforderungen der aktuellen Bedarfslagen (wie z.B.
internationales Familienrecht, Vernetzungsarbeit etc.)
entsprechen zu können.
Langfristige Verträge (mit familienfreundlichen Maßnahmen
und Teilzeit-Arbeitsmodellen) sollten Standard sein.
Ein Mietendeckel für soziale Einrichtungen sollte eingeführt
werden, sodass geringere Mittel des Kostenplans für
Räumlichkeiten ausgegeben werden müssen.
Ganzheitlicher systemischer Blick ist notwendig: „Familie“ muss
als weitergefasst anerkannt werden und über die Eltern-KindBeziehung oder die sog. Nuklearfamilie hinausgehen (z.B. auch
Großeltern, Paten etc. einbeziehen)
Neue Arbeitsmarktpolitische Konzepte für Familien und Eltern
zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf/Ausbildung sollten entwickelt werden.
Es handelt sich um interkulturelle Arbeit, daher sollte die
Ansprache entsprechend berücksichtigt werden (Leichte Sprache,
Mehrsprachigkeit).
Sprachmittlerinnen und Sprachmittler und
Kommunikationsassistentinnen und Assistenten sollten weiter
gefördert werden.
Mehr Sprachkurse mit Kinderbetreuung (notwendig für
Integration der Mütter und Väter) sind nötig.
22
Themen
Erreichbarkeit von Eltern
/ Informationen
•
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zum Bekanntmachen
von Angeboten müssen immer eingebunden werden, sog.
Semiprofessionelle oder Personen im „Erstkontakt“ (wie in
Geburtskliniken oder in der Einschulung), die Zugänge zu den
Familien haben.
Schnittstellen
•
Familienförderungsangebote sollten auch außerhalb der
klassischen Familienbildungseinrichtungen stattfinden: z.B. in
Kitas und Schulen.
Belastungen / MultiProblemlagen
•
Es sollte berücksichtigt werden, dass sich Eltern von
unterschiedlichen Seiten unter Druck (z.B. durch Behörden)
gesetzt fühlen; in solchen Fällen ist es wichtig, dass Fachkräfte
ihre Kompetenzen weitergeben, gut vernetzt sind und eine gute
Verweisberatung leisten
Strukturen
•
Die Familienbildung sollte als Muss- und nicht nur als KannLeistungen verstanden werden, das heißt „weg von Projekten,
hin zu einer institutionellen Förderung“
Strukturen in den Bezirken (in z.B. der Ausstattung) sollten
beleuchtet werden, um Diskrepanzen zwischen den einzelnen
Bezirken zu minimieren. Zusätzlich sollen Parallelstrukturen
zwischen Bezirken aufgedeckt werden.
•
Vernetzung und
Zusammenarbeit
•
•
Interdisziplinäre Kooperation und strukturelle Vernetzung sind
sehr wichtig für Transfer- und Übergangsphasen und sollten
weiter ausgebaut werden: z.B. „Brückenbauende“ zwischen
Jugendamt und Senatsverwaltung, zwischen Kinder- und
Jugendhilfeträgern und Kooperationspartnerinnen und
Kooperationspartnern oder zwischen Familienzentren und Kitas.
Interprofessionelle Zusammenarbeit ist notwendig.
Fachkräfte
•
Fachkräfte sollten kontinuierlich (weiter) qualifiziert werden, z.B.
durch Weiterbildungen in Bereichen der Interkulturalität und
Beratung.
Standardisierung
•
Mindeststandards für die Arbeit in den Familienzentren sind zu
definieren, d.h. z. B. gesicherte Räumlichkeiten,
Personalausstattung, Qualitätssicherung, Sachmittel etc.
23
2.4 Weitere Hinweise aus der Diskussion
Abbildung 9: In beiden Fachforen wurden die Ergebnisse der Kleingruppenarbeiten präsentiert und
Kernerkenntnisse der Veranstaltung zusammengefasst.
In den abschließenden Diskussionen beider Fachforen kamen folgende Themen (zum Teil
wiederholt) zur Sprache:
Ressourcen und Qualität:
•
Es braucht eine langfristige, verlässliche, realistische und bedarfsgerechte
Ressourcenausstattung. Es sind Qualitätsstandards zu entwickeln.
Einheitliche Strukturen, Finanzierung, Räumlichkeiten:
•
•
•
Vergabeverfahren sollen Bedarfe der Menschen vor Ort abbilden: Es braucht
einerseits eine Definition von Kriterien und Merkmalen, aber auch einen
„Experimentiertopf“ für Freiraum und Flexibilität. Familienbedarfe, städtische
Rahmenbedingungen ändern sich mit der Zeit und auch die damit verbundenen
Herausforderungen.
Die Rahmenbedingungen der Familienförderung sind von Bezirk zu Bezirk sehr
unterschiedlich, z.B. durch räumliche Gegebenheiten entstanden. Oftmals verfügt
ein Bezirk über nicht genügend Räumlichkeiten für Angebote der
Familienförderung.
Das neue Familienfördergesetz sollte sich nicht zu sehr an Bezirksgrenzen und
Altersklassen der Kinder orientieren, sondern auch „Grautöne“, die dazwischen
liegen bzw. nicht in diese Kategorien fallen, wiedergeben.
24
Kommunikation und Sprache:
•
•
In der Kommunikation mit Eltern muss das Augenmerk auf Leichter Sprache liegen,
zudem sind nicht nur vielsprachige Fachkräfte vonnöten, die Übersetzungsleistung
vollbringen, sondern eine soziale, interkulturelle Kompetenz bei der Begleitung der
Eltern mitbringen.
Zusammenarbeit/Vernetzung:
•
•
Die Verknüpfung und Kooperationen zwischen Kitas und Familienzentren werden
positiv bewertet, Familienzentren müssen jedoch auch losgelöst von Kitas
betrachtet werden. Dies betrifft z.B. Öffnungszeiten nach 18.00 Uhr und am
Wochenende. Fachkräfte weisen zudem darauf hin, dass fehlende Sozialarbeit in
Kitas und Schule nicht allein von Familienzentren aufgefangen werden kann.
Eigenbeteiligung der Eltern fördern: Eltern haben große Potentiale, um
selbstständig Themen, die sie betreffen, zu erarbeiten. Eltern benötigen einen
gewissen „(Frei-)Raum“ für die eigene Gestaltung von z.B. Kursen. Es ist wichtig,
Eltern hierbei auf Augenhöhe zu begegnen.
Zielgruppen:
•
•
•
Es gibt einen Bedarf für breiter aufgestellte Angebote für Familien mit älteren
Kindern.
Die Zielgruppe Väter sollte im Familienfördergesetz stärker Berücksichtigung
finden -z.B. durch Väterlotsenprojekte und die Entwicklung eines neuen Leitbildes.
Mehr Angebote und Fachkräfte für ressourcenarme Familien: die Arbeit mit dieser
Zielgruppe ist besonders schwierig und stellt eine spezifische Herausforderung dar.
Sonstiges:
•
•
•
•
Fachkräfte sind derart ausgelastet, dass sich beispielsweise die
Öffentlichkeitsarbeit zur Information über die Angebotslandschaft nicht in die
Basisarbeit integrieren lässt.
Familienthemen brauchen eine politische Lobby bzw. sollten auf eine politische
Ebene gehoben werden, um mehr Aufmerksamkeit und Zuspruch zu erhalten.
Es ist ein Anliegen, dass – nach der Verabschiedung des Familienfördergesetzes – in
den einzelnen Bezirken und Sozialräumen, die Träger, die den Sozialraum kennen,
in die weitere Planung und Umsetzung des Gesetzes mit einbezogen werden, um
strukturelle Hemmnisse zu verhindern.
Familienförderung soll eine „Muss“- und nicht eine „Kann-Leistung“ sein.
25
3.
Ergebnisse der aufsuchenden Beteiligung
Abbildung 10: In der aufsuchenden Beteiligung wurden Hinweise von Eltern an die
Familienförderung gesammelt.
In Kapitel drei werden Ergebnisse im Einzelnen für jeden aufgesuchten Ort im Fall
gemischter Zielgruppen oder für jede klar definierbare Zielgruppe dargestellt. Außerdem
werden die Elterngespräche in ihren Kernaussagen zusammengefasst.
Für die Durchführung der Elterngespräche wurden insbesondere Räumlichkeiten der
Familienzentren besucht. Diese bieten einen geschützten und vertrauten Raum, in dem
Probleme und Missstände nicht nur benannt werden, sondern ggf. auch gemeinsam
Lösungen erarbeitet werden können. Zusätzlich wurden neben den Familienzentren auch
ein Sportverein und ein Einkaufszentrum aufgesucht.
Ziel war es, Familien zu erreichen, die bisher kaum oder keine Leistungen in Anspruch
nehmen (konnten). Es wurden vor allem Räume besucht, an denen sich die Zielgruppe
aufhält und die Möglichkeit für ein Gespräch gegeben ist. Insgesamt wurden an allen
aufgesuchten Standorten 342 Hinweise von Eltern zur Familienförderungen in Berlin
gesammelt.
Methode und Zielsetzung: Begleitend zur Erarbeitung eines Familienfördergesetzes
wurden neben Gesprächen mit Fachkräften insbesondere Gespräche mit Eltern geführt,
um ihre Perspektiven und Bedürfnisse in den Prozess zu integrieren. Über diverse
Stadtteile Berlins, wurden zehn Orte und Einrichtungen aufgesucht, um mit Eltern in
unterschiedlichen Lebensphasen, Lebenslagen und Lebensformen in Kontakt zu treten und
an deren Erfahrungen teil zu haben.
26
3.1 Interkulturelle Familien
Kiezanker e.V. ist ein Verein in der Neuköllner Rollbergsiedlung, der Eltern, insbesondere
mit Migrationshintergrund, in vielen Lebensfragen unterstützt und berät. Einmal
wöchentlich wird ein Frauenfrühstück organisiert. Bei einem dieser Frühstücke wurde ein
Gruppeninterview mit Müttern mit türkischem Migrationshintergrund geführt.
Themen, die in der Diskussion besonderen Raum gefunden haben, waren:
•
Die Qualität der Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche sollte
verbessert werden. Es besteht große Unzufriedenheit mit der Atmosphäre und der
Qualität der geförderten Angebote wie Nachhilfe oder Sprachkurse.
•
Offene und kulturell vielseitige Angebote können als Chance des Austauschs
etabliert werden. Bereits in Konzeption und Koordination von Projekten sollte auf
die kulturelle Vielfalt der Teilnehmenden und Kursleitenden geachtet werden.
Die Angebote sollten zeitlich angepasst sein an den Alltag von sowohl berufstätigen
als auch nicht berufstätigen Eltern. Kurse für Kinder und Eltern sollten auch nach
17.00 Uhr angeboten werden.
•
Austauschformate für Eltern (als Zugezogene) sollten stärker gefördert werden (z.
B. Müttertreffen und Bildungsreisen). Elternvernetzung und -aktivierung brauche
strategische Unterstützung und gemeinsame Aktivitäten könnten neue Kontakte
entstehen lassen und Kenntnisse über das Umfeld stärken.
•
Es bedarf zudem alternativer Vertrauenspersonen oder Mediatorinnen und
Mediatoren als Unterstützende der Schularbeit. Elternlotsende und Jugendämter
können in vielen Fällen keine Konflikte in der Eltern-Lehrer-Schüler-Beziehung
lösen. Zusätzliche Koordinatorinnen und Koordinatoren sowie
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sollten ehrenamtlich engagierte Eltern
unterstützen. Diese Eltern sind motiviert, eigenständig Projekte nach der
Förderlaufzeit weiterzuführen. Meist fehlen jedoch Kontaktpersonen mit Zeit zum
Austausch.
Tabelle 6: Ergebnisse aus den Elterngesprächen bei Kiezanker e.V.
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
•
•
•
•
Gesundheitsförderung (z.B. Ernährungskurse)
Beratungsangebote (z.B. Schulpsychologen)
Sportangebote (z.B. Fußballtraining)
Erholungsangebote (z.B. Familienbildungsfahrten)
27
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
Wo sollen Angebote
stattfinden? Wie weit
entfernt?
•
Niederschwellige Angebote, die kulturelle Vielfalt zulassen
(z.B. durch Leichte Sprache)
Langfristige, kontinuierliche Angebote, die nicht an
ehrenamtliches Personal gebunden sind
Bewegungs-/Sportangebote angepasst an eine bestimmte
Zielgruppe (z.B. Schwimmkurse für Frauen)
Im Stadtteil
Zu welchen Uhrzeiten
würden Sie gerne Angebote
nutzen?
•
Nachmittags 5, da kombinierbar mit Schule und Beruf
•
•
•
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Schule und Pubertät (z.B. Konfliktbewältigung/
Lebenslagen wünschen Sie
Konfliktlotsen, Verbindung Lehrer-Kind-Eltern,
sich mehr Unterstützung?
Nachhilfesuche)
• Wiedereinstieg in den Beruf und Förderung von Bildung für
Eltern (z.B. durch Sprachkurse)
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
• Auf Ferienfreizeiten und Bildungsreisen, sie fördern
Form würden Sie sich gern
Austausch und Bildung von Eltern und Kindern.
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
Was wünschen Sie sich für
Formate?
•
Freizeitaktionen und Reisen.
3.2 Familien mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen
Der Verein MINA – Leben in Vielfalt e.V. wurde im Jahr 2010 gegründet und bietet
unterschiedliche Beratungs- und Begleitungsangebote an. Zweck des Vereins ist die
Förderung der Hilfe für Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund.
Im Rahmen der Befragung wurde ein Elternfrühstück besucht, an dem insbesondere
Familien mit türkischem Migrationshintergrund teilnahmen. Es wurde ein
Gruppeninterview mit ca. 20 Personen geführt und durch einen Dolmetscher begleitet.
Die Kernerkenntnisse der Diskussion bilden folgende Themen:
Ein besonders wichtiger Punkt ist die direkte Ansprache und enge Betreuung von Familien
in ihrem Zuhause. Familienangehörige, die durch Krankheiten körperlich eingeschränkt
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
5
28
sind und einen besonders
herausfordernden Alltag bestreiten
müssen, sehen sich nicht in der
Lage, selbst aktiv nach passenden
Angeboten zu suchen. Auch Ämter
sind in diesen Situationen für sie
unzugänglich. Durch eine
regelmäßige, aufsuchende
Unterstützung und Begleitung der
Familien, könnten Alltagsprobleme,
wie das Ausfüllen von Anträgen und Abbildung 11: In vertrauten Räumen wie Vereinen (z.B.
Formularen, einfacher gelöst
MINA e.V.) wurden in Gesprächen mit Eltern über ihre
werden. Der Kontakt zu Eltern muss Erfahrungen mit und Wünsche an Angebote der
hier unbedingt an Schnittstellen,
Familienförderungen ausgetauscht.
wie im Krankenhaus nach der
Geburt oder bei der Einschulung, erfolgen. Qualifiziertes, geschultes Personal ist an diesen
Stellen notwendig, um Eltern direkt in Kernmomenten anzusprechen und kontextbezogen
bei der Bewältigung der Situation zu unterstützen. Zusätzliche Unterstützung könnte eine
zentrale Anlaufstelle sein, die bei kurzfristigen Alltagsproblemen hilft und über
bestehende Angebote informiert. Die Angebote sollten an Orten stattfinden, die für jeden
zugänglich und barrierefrei erreichbar sind, und zudem niederschwelliger sein. Sprachliche
und kulturelle Herausforderungen beginnen bereits bei der Informationsweitergabe bzw.
Angebotssuche. Informationen sollten in Leichter Sprache und/oder auch in anderen
Sprachen verfasst werden.
Tabelle 7: Ergebnisse aus den Elterngesprächen bei MINA e. V.
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
Was braucht es für
Angebote bei Kindern älter
als 3 Jahren?
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Finanzielle Förderung der Schulreise
Beratungsangebote6 (z.B. Schulpsychologen)
Finanzielle Unterstützung bei Therapien
Informationen zu Pflegeeinrichtungen
Niederschwellige Angebote, um sprachlichen und kulturellen
Herausforderungen entgegenzuwirken
Beratungsstelle für den Alltag (z.B. Anträge, Formulare)
Barrierefreiheit in Schulen und Ämtern
Ausreichend und ausgebildetes Personal in Schulen
Treffpunkte für Jugendliche (z.B. Jugendzentren)
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
6
29
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Schulalltag
Lebenslagen wünschen Sie
• Fehlgeburt
sich mehr Unterstützung?
• Diagnose einer Krankheit
• Trennung/Alleinerziehung
Austausch und Formate
Was wünschen Sie sich für
• Beratung
Formate?
• Betreuung und persönliche Begleitung
• Aufsuchende Beratung
Information
Wie informieren Sie sich?
• Direkte Ansprache durch Mitarbeitende an Institutionen
Welche Infos wünschen Sie
• Printprodukte
sich?
Wie möchten Sie informiert
• Niederschwelligkeit/Barrierefreiheit (Leichte Sprache)
werden?
• Direkte persönliche Ansprache
3.3 Väter
Das Väterzentrum e.V. befindet sich im
Stadtteil Prenzlauer Berg und ist seit vielen
Jahren Anlaufstelle für Väter mit ihren Kindern.
Es ist ein Ort für Austausch, Beratung und
Information, aber auch für Spiel und Freizeit.
Das etablierte Format „Papa-Café“ findet
einmal wöchentlich statt und bietet Vätern in
Elternzeit mit ihren Kindern zwischen 0-2
Jahren die Möglichkeit zum Austausch rund um
den neuen Lebensabschnitt.
Aus den Gesprächen mit Vätern bildeten sich
folgende Schwerpunkte heraus:
Die Rolle des Vaters als gleichwertiger Elternteil
sollte gestärkt und gefördert werden. In der
Abbildung 12: Im Fokus der Gespräche mit
Vätern im „Papa-Café“ standen fehlende
Familienförderung sollte es eine systematische
Angebote für die spezielle Zielgruppe.
und konzeptionelle Einbindung von Angeboten
für Väter geben. Mehr Öffentlichkeitsarbeit, die
eine Veränderung des Rollenbilds „Vater“ bewirkt und alternative Familienmodelle
sichtbar macht, sei nötig. Außerdem sollte die Förderung beider Elternteile als
gleichwirksame Bindungspersonen anvisiert werden. Väter sehen sich bisher in der
Landschaft der Familienförderung nicht als eigenständige Zielgruppe. Dies sei vor allem an
den wenigen Angeboten, die sich aktiv an Väter richten, abzulesen.
30
Tabelle 8: Ergebnisse aus den Gesprächen mit Vätern im Väterzentrum:
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
•
•
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
•
•
•
•
•
Geburtsbegleitung (z.B. „Babylotsinnen“)
Angebots-Informationen über Elternbriefe des Arbeitskreises
Neue Erziehung e.V.
Zielgruppenorientierte Angebote 7 (z.B. Geburtsvorbereitung)
Zielgruppenorientierte Elternbriefe (z.B. speziell an Väter,
Regenbogenfamilien und Alleinerziehende)
Prävention/Beratung zur Rollenverteilung als Eltern und Rolle
des Vaters
Betreuung: Ausreichende Kapazitäten in Kitas
Austausch/Beratung (z.B. Väterlotsenprojekt, analog zu den
Stadtteilmüttern und Babylotsen)
Barrierefreiheit im öffentlichen Raum
Finanzielle Unterstützung (z.B. Bereitstellung eines
Experimentierfonds zur Entwicklung von Modellprojekten)
Öffentlichkeitswirksame Kampagnen zur Rolle des Vaters
(z.B. Leitbildentwicklung und Konzepte zur Einbindung der
Väter in Angebote)
Wochenenden für Eltern, die nicht in Elternzeit sind und
wieder berufstätig sind
Zu welchen Uhrzeiten
•
würden Sie gerne Angebote
nutzen?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Elternzeit-Wechsel zwischen Mutter-Vater (z.B. Beratung für
Lebenslagen wünschen Sie
die kommenden Übergangsphasen)
• Beratung: Werdende Eltern, Beziehung, Rolle des Vaters,
sich mehr Unterstützung?
Elternzeit
• Trennung/Alleinerziehung
• Wiedereinstieg in den Beruf/Bildungsweg (z.B. Coaching)
Austausch und Formate
Was wünschen Sie sich für
• Coaching
Formate?
• Beratung
Information
Wie informieren Sie sich?
• Online Plattform (z.B. Kita-Navigator)
• Institutionen (z.B. Väterzentrum, Elternbriefe, Kurkliniken
und Hebammen)
• Printprodukte (z.B. Werbung in Zeitungen)
• Freundinnen und Freunde, Familie, Bekannte
Wie möchten Sie informiert
• Online Plattform (Suche nach Ort, Zielgruppe, Alter,
werden?
Familientyp, Zeit etc.)
• Direkte Ansprache (z.B. beim Geburtstermin)
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
7
31
3.4 Pflegeeltern
Um auch die Zielgruppe „Pflegeeltern“ in den Beteiligungsprozess einzubinden, wurde ein
Telefoninterview mit einem Pflegeelternteil durchgeführt.
Die Hauptgesprächspunkte waren folgende: Beratungsangebote für Pflegefamilien sind
bekannt, jedoch müssen unterstützende Strukturen ausgebaut werden. Besonderer
Aufmerksamkeit bedarf die Unterstützung im Fall von Konfliktbewältigungen zwischen
Pflegefamilien, Pflegekindern und Herkunftsfamilien. Pflegefamilien benötigen
professionelle Beratung, vertrauensvolle Rahmen und neutrale Räumlichkeiten, um mit
Herausforderungen ihrer verantwortungsvollen Aufgabe umzugehen. Möglichkeiten des
Austauschs speziell zwischen Pflegeeltern werden gewünscht, um Erfahrungen
miteinander zu teilen. Für Kleinkinder ab 3 Jahren werden Angebote für Bewegung,
Kreativität und Austausch als sinnvoll erachtet. Zusätzlich werden Angebote für
Jugendliche benötigt, um Beschäftigungen anzubieten und Eltern zu entlasten.
Tabelle 9: Ergebnisse aus den Gesprächen mit Pflegeeltern
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
Angebote rund um die Geburt 8 (z.B. Krabbelgruppen,
Babymassage und Babyschwimmen)
• Beratung (z.B. für Pflegeeltern und Familienhelfer)
• Freizeit (z.B. Familiencafés)
• Ferienfreizeit (z.B. Feriencamp „I Can Do“)
Welche Angebote fehlen
• Austausch/Beratung (z.B. Räumlichkeiten zum Austausch
Ihnen?
zwischen Kindern und Herkunftsfamilien)
• Bildung (z.B. Angebote für Kinder mit Erkrankungen wie dem
Lance-Adams-Syndrom)
• Ferienfreizeit (z.B. mehr betreute Reisen)
Was braucht es für
• Austausch/Freizeit (z.B. Familiencafés)
Angebote bei Kindern älter
• Kreativbildung (z.B. Musikförderung)
als 3 Jahre?
• Bewegung/Sport (z.B. Schwimmvereine)
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
• Konfliktbewältigung (z.B. bei Vermittlung oder Problemen
In welchen Situationen /
zwischen Pflegekind und Pflegefamilie)
Lebenslagen wünschen Sie
• Trennung/Alleinerziehende Elternschaft (z.B. Kontakt
sich mehr Unterstützung?
zwischen Pflegekindern und Herkunftsfamilien und Trennung
der Pflegekinder von ihrer Pflegefamilie)
• Ausbildungs- und Jobsuche (z.B. bei Einschulung oder
Schulwechsel)
• Jugend/Pubertät (z.B. Freizeitgestaltung)
• Finanzielle Unterstützung (z.B. bei der Wohnungssuche im
Fall von Existenznot)
•
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
8
32
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
Form würden Sie sich gern
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
•
Mit anderen Pflegeeltern, um Erfahrungen zu teilen
Was wünschen Sie sich für
Formate?
•
Angebote speziell für Pflegeeltern
3.5 Familien in der Lebensphase kurz nach der Geburt des ersten Kindes
Bei Familien im Zentrum an der Kita Fantasia im Stadtteil Falkenhagener Feld findet
regelmäßig ein Elternfrühstück mit Krabbelgruppe statt. In dieser Runde wurden im
Anschluss an das Frühstück, Mütter im Gruppengespräch interviewt.
Zu den Fokusthemen des Gesprächs gehören:
Die Qualität der Kurse für Kinder muss verbessert werden. Dies könnte durch die
Förderung von Fachkräften und Ehrenamtlichen verbessert werden. Zeitnah im Anschluss
an die Geburt sollte die Kontaktaufnahme in der Betreuung und Beratung für junge Eltern
garantiert werden. Teilweise gibt es bis zu zwei Monate Wartezeit für die Unterstützung
der jungen Eltern zu Hause. Online-Informationen sollten aktualisiert werden.
Informationen, die online über Angebote verfügbar sind, sind überwiegend nicht mehr auf
dem neuesten Stand. Der Austausch unter jungen Eltern sollte gefördert werden. So
könnten neue Kontakte zwischen Eltern und Kindern entstehen. Mehr Spielplatz-Ausflüge
mit Betreuung sollten an verschiedenen Wochentagen verfügbar sein. Sie sind bisher stark
überlaufen mit vielen erwachsenen Familienmitgliedern, die die Kinder begleiten.
Schwimmkurse für Kinder und Mütter sollen gefördert werden. Es gibt zu wenige öffentlich
finanzierte Schwimmkurse, daher muss auf kommerzielle Angebote (für bspw.
Babyschwimmen) zurückgriffen werden.
Tabelle 10: Ergebnisse aus den Elterngesprächen bei Familien im Zentrum der Kita Fantasia im
Stadtteil Falkenhagener Feld
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
•
•
Angebote rund um die Geburt 9 (z.B. Rückbildungskurse,
Krabbelgruppen und Gesundheitsberatung in Vorbereitung
auf die Krippe/Kita)
Beratungen (z.B. psychologische Beratungen oder die
Immanuel-Beratung)
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
9
33
•
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
•
•
•
•
Bewegung/Sport (z.B. Schnupperstunden bei Vereinen und
das Eltern-Kind-Turnen)
Ernährungsbildung (z.B. Beratung zu gesunder Ernährung)
Austauschformate (z.B. Elternfrühstück an der Kita)
Bewegung/Sport (z.B. Schwimmkurse und Spielplätze)
Bildung mit Qualität (fördern durch den Einsatz von mehr
Fachkräften und die Unterstützung von Ehrenamtlichen)
Kreativbildung (z.B. Vorlesen)
Ernährungsbildung (z.B. mehr Beratung zu gesunder
Ernährung)
Freizeit/Erholung (wie Freizeitangebote für Kinder und
Jugendliche)
An Begegnungsorten, an denen sich Angebote auch für
verschiedene Altersgruppen bündeln
Wo sollen Angebote
•
stattfinden? Wie weit
entfernt?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Schwangerschaft/Geburt (z.B. zeitnahe Begleitung,
Lebenslagen wünschen Sie
Hebammenbetreuung und Babyschwimmen)
• Finanzielle Unterstützung (z.B. Zuschüsse für Angebote
sich mehr Unterstützung?
kommerzieller Anbieter, wie beim Babyschwimmen)
• Betreuung (z.B. Suche und Zugang zum Kita-Platz)
• Freizeitprogramm (z.B. zur Begegnung zwischen
Altersgruppen, Erlebnisreisen und mehr Schnupperkurse)
• Ehrenamt (z.B. finanziell unterstützt und wertgeschätzt
durch Fortbildungen)
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
Form würden Sie sich gern
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
Was wünschen Sie sich für
Formate?
Information
Wie informieren Sie sich?
Welche Infos wünschen Sie
sich?
Wie möchten Sie informiert
werden?
•
Zum Kontaktaufbau zwischen jungen Eltern und Kindern
•
•
Familiencafé
Eltern in Begleitung von Kindern in Kursangeboten
•
•
Online über Recherche oder Plattformen wie kidsgo.de
Über Institutionen (z.B. Tag der Offenen Tür an Schulen)
•
Über Freunde/Familie/Bekannte (wie aus dem Sportverein
oder dem Gesundheitszentrum)
Über digitale Kanäle mit aktuellen Informationen über Kurse
mit Zeitangaben, wie z.B. beim Gesundheitssozialservice
•
34
3.6 Familien-Mix aus unterschiedlichen Sozialräumen
Während der aufsuchenden Beteiligungsphase wurden weitere Orte wie Familienzentren
und Freizeiteinrichtungen in verschiedenen Stadtteilen Berlins besucht. An diesen Orten
wurden Eltern befragt, die keiner bestimmten Zielgruppe zugehören, sondern deren
Profile, Hintergründe und Lebenslagen heterogen eingeordnet wurden.
3.6.1. Familienzentrum Matenzeile, Lichtenberg-Hohenschönhausen
Das Familienzentrum Matenzeile ist ein Ort der Begegnung, Beratung und Bildung für
Familien mit Kindern zwischen 0-6 Jahren. Eltern können hier Informationen zu
Entwicklungs- und Fördermöglichkeiten ihrer Kinder erhalten und sich zu weiteren
Hilfsangeboten beraten lassen. Außerdem können Eltern und Kinder an verschiedenen
Angeboten rund um die Geburt oder im Bereich Bewegung, Spielen, Kreativität, etc.
teilnehmen. An einem Offenen Familiennachmittag wurden Eltern befragt, die aus der
unmittelbaren Nachbarschaft stammten, zum Teil schon seit mehreren Generationen dort
verwurzelt sind, zum Teil als Geflüchtete erst vor kurzem nach Deutschland gekommen
sind.
Schwerpunkte der Elterngespräche im Familienzentrum Matenzeile sind folgende:
Der Einzugsbereich des Familienzentrums ist die nähere Nachbarschaft bzw. der Stadtteil.
In dieser räumlichen und vertrauten Nähe sollten Angebote zu erreichen sein. Besondere
Herausforderung besteht in den begrenzten Personalkapazitäten in sozialen und
Gesundheitsberufen. Besonders die Betreuung während der Schwangerschaft wird als
mangelhaft beschrieben. Eine engere Betreuung im Alltag für geflüchtete Familien ist
nötig, um das Kennenlernen von Sprache und Kultur sowie das Verständnis für
bürokratische Abläufe zu unterstützen. Eltern mangelt es generell an Zugang zu
existentiellen Infrastrukturen, um ihr Ankommen in Berlin zu begleiten. Informationen
über Angebote der Familienförderung sollten geflüchteten Familien dringend zugänglich
gemacht werden, damit diese passende Unterstützung in Anspruch nehmen können.
Angebote, die den Austausch zwischen Familien und Kindern fördern, trägt dazu bei,
wertvolle Netzwerke aufzubauen.
Tabelle 11: Ergebnisse aus den Elterngesprächen im Familienzentrum Matenzeile
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
•
•
•
•
Bewegungs-/Sportangebote im Familienzentrum
Kreativbildung (z.B. Musikkurse)
Nachmittags-Betreuung (z.B. Hausaufgabenbetreuung)
Sprachförderung
35
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
Geburtsbegleitung (z.B. nicht genügend Hebammen und
mangelhafte Betreuung in der Schwangerschaft)
Sprachförderung (z.B. für Geflüchtete)
Begleitung im Alltag (Unterstützung bei sprachlichen
Barrieren, Kennenlernen der Kultur)
Im Stadtteil
Wo sollen Angebote
•
stattfinden? Wie weit
entfernt?
Zu welchen Uhrzeiten
• Mehr Flexibilität durch längere Öffnungszeiten
würden Sie gerne Angebote
nutzen?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Termine bei Ämtern (z.B. Ausfüllen von Anträgen und
Lebenslagen wünschen Sie
Verständnis von Fachsprache)
sich mehr Unterstützung?
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
• Aktionen im Familienzentrum, die den Sprachaustausch und
Form würden Sie sich gern
soziale Interaktion der Kinder fördern
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
Information
Wie informieren Sie sich?
• Institutionen (z.B. Jobcenter, Jugendamt und
Familienzentrum)
3.6.2. Sportverein GutsMuths 1861 e. V., Moabit
Der Verein GutsMuths e.V. ist seit vielen
Jahrzehnten im Stadtteil Moabit verankert und
bietet eine Vielfalt von Bewegungsangeboten
für Kinder und Erwachsene. Die Befragung
wurde während eines Nachmittags, an dem
Eltern-Kind-Turnen (für Kinder im Alter von 313 Jahren) und Geräteturnen (für Kinder und
Jugendliche) stattfand, durchgeführt.
Über einige Themen war es den Eltern
besonders wichtig zu diskutieren:
Es besteht der Wunsch nach lokalen und gut
erreichbaren Angeboten. Kursangebote und
Beratungsstellen sollten im Stadtteil
zugänglich oder mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln mit einer Fahrtzeit von max.
36
Abbildung 13: Zahlreiche Hinweise über
Wünsche des Austauschs zwischen Eltern
und Situationen, in denen eine
Unterstützung für Familien notwendig ist,
wurden auch im Sportverein GutsMuths in
Moabit gesammelt.
30 Minuten erreichbar sein. Darüber hinaus sollten diese Angebote möglichst zu
verschiedenen Tageszeiten angeboten werden, damit Eltern mit unterschiedlichen
Alltagsroutinen die Angebote wahrnehmen können. Informationen über Kursangebote
sollten auf verschiedenen Medienkanälen sowohl analog, als auch digital an die Familien
kommuniziert werden. Unbedingt sollte der Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern und
Trainerinnen und Trainern erhöht werden. Die Qualität eines Angebots könnte besonders
von einer engeren Betreuung profitieren. Dieses Anliegen ist eng verknüpft mit der
Förderung von ehrenamtlichem Engagement der Kursleiterinnen und Kursleiter. Die Suche
nach Treffpunkten zum Austausch, vor allem im Winter, ist sehr herausfordernd. Räume
sollten deshalb frei zugänglich und nicht mit hohen Nutzungskosten verbunden sein.
Tabelle 12: Ergebnisse aus den Elterngesprächen im GutsMuths e.V.
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
•
•
•
•
Sportangebote 10 (z.B. Eltern-Kind-Turnen, Babyschwimmen)
Kultur- und Kreativbildung (z.B. Meerbaumhaus,
Kreativwerkstatt)
Freizeit- und Beratungsangebote (SOS-Kinderdorf,
FamilienaktivZentrum)
Bewegungs-/Sportangebote (z.B. Schwimmkurse)
Bewegungs-/Sportangebote für Eltern mit Kind
Treffpunkte/Orte zum Spielen, v.a. im Winter (z.B. IndoorSpielplätze)
Bildungsangebote (z.B. Ernährungsbildung, Kreativbildung)
Konfliktberatung in der Schule
Im Stadtteil
Max. 30 Min. mit dem ÖPNV entfernt
•
Öffentliche Treffpunkte (z.B. Elterncafés)
•
•
•
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
Wo sollen Angebote
stattfinden? Wie weit
entfernt?
Zu welchen Uhrzeiten
• Angebote angepasst an Schichtarbeit
würden Sie gerne Angebote • Flexible Angebote (vormittags und nachmittags)
nutzen?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Wiedereinstieg in den Beruf/Bildungsweg
Lebenslagen wünschen Sie
• Suche eines Kita-Platzes
sich mehr Unterstützung?
• Konfliktsituationen in der Schule
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
Form würden Sie sich gern
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
10
37
Information
Wie informieren Sie sich?
Wie möchten Sie informiert
werden?
•
•
•
•
•
•
Printprodukte (z.B. Infohefte und Familienplaner)
Online-Plattform (z.B. berlin.de)
Direkte Ansprache (z.B. Infostände bei Festen)
Digitale Plattform (Bündelung der Informationen und
Filterfunktion)
Direkte Ansprache
Printprodukte (z.B. Postwurfsendung, Infoflyer und Plakate
an zentralen Orten)
3.6.3. FamilienZentrum Fabrik, Wedding
Die Fabrik in der Osloer Straße ist ein Familienzentrum mit vielfältigen Angeboten im
Bereich Kultur, Bildung und Bewegung für Eltern und Kinder. Etwa zwei Mal im Jahr findet
ein Bilderbuch-Kino statt, das Eltern mit Kindern zwischen etwa zwei und zwölf Jahren
besuchen. In diesem Rahmen wurden Elterngespräche geführt und ihre Hinweise zu
Angeboten der Familienförderungen festgehalten.
Folgende Hinweise und Themen waren den
befragten Eltern besonders wichtig:
Der Informationsfluss sollte durch Teilhabe und
Barrierefreiheit zugänglich werden. Denn
Sprachbarrieren, ein fehlendes Netzwerk oder
fehlende Kenntnisse (u. a. Internet-Kenntnisse)
verhindern den niederschwelligen Zugang zu
Informationen. Der Zugang muss erleichtert
werden und durch Beratungsmöglichkeiten ergänzt
werden. Besondere Bedarfe sollten durch spezielle
Angebote gedeckt werden. So sind Betreuung im
Notfall, Informationen über Eltern-Kind-Kuren oder
Abbildung 14: Im FamilienZentrum
Fabrik im Wedding wurden Hinweise
zu fehlenden Angeboten in
Wohnortnähe gesammelt.
Beratung für Eltern mit gesundheitlich
eingeschränkten Kindern nötig. Auch die
Unterstützung von Angeboten, die den Austausch
zwischen Familien ermöglichen, sollte verstärkt
werden. Außerdem wird Hilfe direkt am Anfang der Elternschaft benötigt. Hebammen sind
hoch nachgefragt, aber schwer zu beziehen. Angebote sollten zeitlich flexibel und gut
erreichbar sein. Sie sollten fußläufig oder mit einer guten öffentlichen Verkehrsanbindung
in jedem Stadtteil erreichbar sein. Zudem werden sich Angebote nach der regulären KitaZeit oder zu wechselnden Tageszeiten gewünscht.
38
Tabelle 13: Ergebnisse aus den Elterngesprächen im FamilienZentrum Fabrik im Wedding
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
•
•
•
Wo sollen Angebote
stattfinden? Wie weit
entfernt?
•
•
•
•
•
Angebote rund um die Geburt (z.B.
Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskurse)
Bewegung/Sport 11 (z.B. Turnen und Indoor Spielplätze)
Kreativbildung (z.B. betreute Werkstätte)
Beratung/Prävention (z.B. soziale Beratung)
Niederschwelliger Zugang und Beratung über Angebote (z.B.
zu Möglichkeiten der Familienerholung wie Eltern-KindKuren)
Ernährungsbildung (z.B. Kurse zu ausgewogener Ernährung
und geförderter Mittagstisch für Kinder)
Betreuungsplätze (für jegliche Angebote)
Über die Gesamtstadt verteilt
Im Stadtteil angesiedelt
In Laufnähe
Max. 30 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
entfernt
Am Nachmittag (nach 15 Uhr mit Kita-Schluss)
Zu flexiblen Zeiten
Zu welchen Uhrzeiten
•
würden Sie gerne Angebote •
nutzen?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Schwangerschaft/Geburt (z.B. Geburtsvor- und
Lebenslagen wünschen Sie
Nachbereitungskurse und Unterstützung bei der Suche nach
sich mehr Unterstützung?
einer Hebamme)
• Wiedereinstieg in den Beruf oder in den Bildungsweg (z.B. bei
Schwangerschaft im Studienverlauf)
• Bei Krankheit oder Behinderungen: verbesserter Zugang zu
Informationen über Angebote und Förderung von
Haushaltshilfen
• Sprachbarrieren: Unterstützung, um Zugang zu
Informationen über Angebote zu erleichtern
• Wohnungssuche: Förderung von Wohnraum für Familien
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
• Austausch zwischen Familien (z.B. für Kinder ohne Kita-Platz
Form würden Sie sich gern
zum Spielen, in geförderten Elterncafés und zum
mit anderen Eltern (mehr)
Unterstützen von Eltern untereinander in Krankheitsfällen)
• Austausch zu Möglichkeiten der Beratung und Betreuung z. B.
austauschen?
in Elterncafés und informellen Elterntreffen mit direkten
Informationen oder in Formaten mit Kindern ohne Kita-Platz
zum Kontaktknüpfen
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden.
11
39
Was wünschen Sie sich für
Formate?
•
•
•
Information
Wie informieren Sie sich?
Welche Infos wünschen Sie
sich?
Wie möchten Sie informiert
werden?
•
•
•
•
•
Offene Formate sowohl für Kinder, als auch Eltern in
Begleitung
Mehrsprachige Formate
Sozial gemischte Formate, wie z.B. gemischte Gruppen und
Möglichkeiten von Solidaritätsbeiträgen oder Sozialrabatten
Mundpropaganda über Eltern
Printprodukte in Institutionen (wie Aushänge und
Programme)
Online-Medien (wie E-Mails und Newsletter)
Über Printprodukte wie Plakate, Aushänge und Flyer mit ggf.
QR-Codes
Über Online-Plattformen sowie E-Mail-Verteiler
3.6.4. Kinder- und Jugendzentrum FEZ, Köpenick
Das FEZ-Berlin ist ein gemeinnütziges Kinder-,
Jugend- und Familienzentrum im Bezirk
Treptow-Köpenick. An einem
Sonntagnachmittag wurden Gespräche mit
Eltern im Eingangsfoyer in der Nähe eines
Bällebads geführt.
Zu den am meisten diskutierten Themen
gehören folgende:
Die Infrastruktur für Angebote für Bewegung
Abbildung 15: Während der aufsuchenden
und Sport sowie der Familienbildung sollten
Beteiligung im Kinder- und Jugendzentrum
FEZ lud eine Bodenfolie Eltern zum Gespräch gestärkt werden. Es fehlen Angebote für junge
Eltern und Kinder. Angebote sollten den
und Kinder zum Spielen ein.
Austausch zwischen Eltern fördern, die als
Nicht-Muttersprachlerinnen und -sprachler
ihre Sprachkenntnisse entwickeln wollen. Dies
ist umso wichtiger, da der direkte Kontakt
zwischen Eltern und Bekannten den
Hauptzugang zu Informationen über Angebote
bildet. Es besteht auch der Wunsch, an
Angeboten teilnehmen zu wollen, die in
Fremdsprachen stattfinden. Generell sollten
Abbildung 16: Beiträge von Eltern wurden im Sprachbarrieren abgebaut werden. Gerade eine
Gespräch über Hinweiskarten und
Leichte Sprache in der Bürokratie und in
Stellwände festgehalten.
Informationsmaterialien könnte dies
unterstützen.
40
Tabelle 14: Ergebnisse aus den Elterngesprächen im Kinder- und Jugendzentrum FEZ
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Bewegung/Sport (z.B. Sportkurse wie Schwimmen)
Austausch/Beratung (z.B. in Familiencafés)
Bewegung/Sport 12 (z.B. Schwimmen und Turnen)
Gesundheit (z.B. Kinderärztinnen und -ärzte)
Bildung (z.B. Grundschulen)
Kreativbildung (z.B. Kunst- und Kreativangebote)
Sprachentwicklung (z.B. Angebote auf Englisch)
Beteiligung (an der Gestaltung der Angebote durch Eltern)
Bewegung/Sport (z.B. Turnen)
Was braucht es für
Angebote bei Kindern älter
als 3 Jahren?
Wo sollen Angebote
• Außerhalb des Stadtzentrums
stattfinden? Wie weit
• Am Stadtrand
entfernt?
Zu welchen Uhrzeiten
• Am Wochenende
würden Sie gerne Angebote • Am Abend
nutzen?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Schwangerschaft/Geburt (nach der Geburt mit aufsuchender
Lebenslagen wünschen Sie
Unterstützung)
• Wiedereinstieg in den Beruf und in den Bildungsweg (z.B.
sich mehr Unterstützung?
Unterstützung bildungsärmerer Familien)
• Alltagsaufgaben (z.B. Bearbeiten von Anträgen und Führen
vom Haushalt)
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
• Sprachentwicklung (z.B. mit anderen Nicht-Muttersprachlern)
• Freizeitprogramm
Form würden Sie sich gern
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
• Elterncafés
Was wünschen Sie sich für
Formate?
Information
Wie informieren Sie sich?
• Freunde, Familie, Bekannte (z.B. durch andere Eltern im
Welche Infos wünschen Sie
Freundeskreis)
• Institutionen (z.B. durch Eltern in der KITA)
sich?
• Direkte Ansprache (z.B. durch die Hebamme)
• Printprodukte (z.B. Flyer)
Wie möchten Sie informiert
• Barrierefrei und horizontal (z.B. Leichte Sprache in der
werden?
Bürokratie und in Informationsmaterialien zu Angeboten)
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden
12
41
3.6.5. Neukölln Arcaden, Neukölln
In den Neukölln Arcaden, einem Einkaufszentrum
im Stadtteil Neukölln, wurden nachmittags unter
der Woche Gespräche mit verschiedenen
Elternteilen, die das Zentrum zum Einkaufen
besuchten, geführt.
Die folgenden Punkte fassen die Kernthemen der
Gespräche mit den Eltern zusammen:
Es werden zielgruppenorientierte und individuelle
Angebote von den befragten Eltern gewünscht.
Gerade im Bereich der Sport- und Sprachkurse sei
es nötig, Angebote auf individuelle Bedürfnisse
anzupassen, damit Eltern und Kinder diese
Möglichkeiten wahrnehmen. Die Hürde, ein
offenes Angebot anzunehmen, ist gerade bei
Abbildung 17: Eine vielfältige und bunte
Methodenvielfalt begleiteten den
Familien mit Migrationshintergrund aufgrund
Austausch mit Eltern im Einkaufszentrum von kulturellen Unterschieden und sprachlichen
Neukölln Arcaden. Über eine Bälleabfrage Barrieren sehr groß. Erhöhte Bedarfe werden in
für die Abstimmung zur Zufriedenheit mit
Betreuungsangeboten wie an Schulen gesehen,
der Familienförderung wurden erste
aber es werden auch generell mehr
Kontakte mit Eltern aufgebaut.
Bildungsangebote in der Freizeit zu den Themen
Kultur und Kreativität gewünscht. Es gibt auch einen Bedarf an Beratungen zur
Orientierung für den Ausbildungsweg oder zur Jobsuche. Auf einer digitalen Plattform
sollten Angebote verschiedener Träger gebündelt abrufbar sein. Die Plattform könnte ein
hilfreiches Werkzeug sein, den Zugang zu Informationen über Angebote zu fördern, und
den Informationsfluss von „Mund-zu-Mund“ zu ergänzen. Auf dieser könnten
Informationen nach Angeboten in und um Berlin gefunden werden und Angebote
gleichzeitig nach Altersgruppen gefiltert werden.
Tabelle 15: Ergebnisse aus den Elterngesprächen in den Neukölln Arcaden
Hinweise zu Angeboten
Welche Angebote kennen
Sie? Nutzen Sie?
•
•
•
•
•
Bildungsangebote (z.B. Kreativbildung im Kinder-Theater)
Sprachkurse 13
Präventionskurse/Gesundheit (z.B. Erste-Hilfe mit Kind)
Freizeitangebote (z.B. privat: Indoor-Spielplätze, da kein
vergleichbares öffentliches Angebot)
Bewegungsangebote für Kinder (z.B. Tanzen)
Innerhalb der Tabellen sind die Hinweise und Beiträge aus den Fachforen und Elterngesprächen in fetter
Schrift optisch hervorgehoben, die besonders häufig diskutiert wurden
13
42
Welche Angebote fehlen
Ihnen?
•
•
•
•
•
•
•
Zielgruppenorientiere Sprachkurse (z.B.
Kommunikationskurse für Erwachsene)
Kreativbildung (z.B. Mal- und Töpferkurse und Kochkurse)
Beratungsstellen für Alltagsschwierigkeiten (z.B. zum
Ausfüllen von Formularen)
Zielgruppenorientierte Sportkurse (z.B. Schwimmkurse für
Mütter und Kinder mit Migrationshintergrund)
Bewegungs-/Sportangebote mit ausreichend Kapazitäten
Treffunkte im Winter (z.B. Indoor-Spielplätze und
Jugendzentren)
Finanzielle Unterstützung bei mehreren Kindern (z.B.
Freizeitgutscheine und Geschwisterrabatt)
Im Stadtteil
Wo sollen Angebote
•
stattfinden? Wie weit
entfernt?
Zu welchen Uhrzeiten
• Flexibilität durch offene Angebote und längeren Zeitraum
würden Sie gerne Angebote
(z.B. ab 15 Uhr bis 18 Uhr)
nutzen?
Unterstützung in besonderen Lebenssituationen
In welchen Situationen /
• Betreuung: Höhere Betreuungsschlüssel in Schulklassen und Lebenslagen wünschen Sie
gruppen zur Stärkung der individuellen Förderung des Kindes
• Schule und Pubertät: Konfliktbewältigung
sich mehr Unterstützung?
• Ausbildungs-/Jobsuche (z.B. Hilfe zum Bewerbungsschreiben
und Berufsorientierung)
• Schwangerschaft und Geburt (z.B. durch Hebammen)
Austausch und Formate
Worüber und in welcher
• Öffentliche Orte (z.B. Elterncafés und Straßenfeste)
Form würden Sie sich gern
mit anderen Eltern (mehr)
austauschen?
Information
Wie informieren Sie sich?
• Printprodukte (z.B. Informationsheft Kidsgo)
• Internetrecherche
• Direkte Ansprache (z.B. „Stadtteilmütter“)
• Einrichtungen (z.B. Deutsches Rotes Kreuz, Messen und
Arbeitsamt)
• Freundinnen und Freunde, Bekannte, Familie
Wie möchten Sie informiert
• Digitale Plattform (Bündelung von Angeboten mit
werden?
individuellem Filter)
• Direkte Ansprache
43
4.
Ergebniszusammenfassung
In einem breiten Beteiligungsprozess begleitend zur Erarbeitung des Berliner
Familienfördergesetzes wurden Fachkräfte der Familienförderung und Familien selbst als
Expertinnen und Experten in eigener Sache befragt. Ziel war es, beide Gruppen mit ihrer
Expertise frühzeitig einzubinden: In zwei konstruktiven Fachforen tauschten sich im
Januar 2020 ca. 110 Fachkräfte zu Bedarfen, Herausforderungen und Empfehlungen in der
Arbeit mit Familien aus. Im Februar und März im gleichen Jahr fanden an zehn Orten in
unterschiedlichen Sozialräumen Berlins Befragungen mit ca. 170 Eltern statt. Eltern waren
aufgefordert durch verschiedene Formate, dem Senat eine direkte Rückmeldung zur
Angebotslandschaft der Berliner Familienförderung zu geben. Hinweise und Erfahrungen
sollen eine Orientierung bei der Ausgestaltung einer passgenauen Familienförderung sein.
Abbildung 18: Die WordCloud hebt die Erkenntnisse des Beteiligungsprozesses zur Vorbereitung
des Berliner Familienfördergesetzes hervor.
44
Zentrale Erkenntnisse aus den beiden Beteiligungsformaten für eine gelingende
Familienförderung sind auf einen Blick nach den Befragten zusammengefasst:
Besonders wichtig sind allen beteiligten Fachkräften und Eltern:
•
•
•
•
•
•
Der Fachkräftemangel stellt für Familien sowie für Fachkräfte eine große
Herausforderung dar: Eltern leiden mitunter darunter, dass die hohe Nachfrage
nach Angeboten nicht ausreichend gedeckt werden kann. Fachkräfte finden sich
wiederum selbst in überfordernden Arbeitsbedingungen vor. Daher ist eine
Entlastung auf beiden Seiten ein dringender Wunsch.
Sprache ist das Kernelement, um Familien zu erreichen. Das Hauptaugenmerk
muss daher auf Leichter Sprache bzw. neben Deutsch auch auf anderen Sprachen
liegen; Sprachmittlerinnen und Sprachmittler werden als sehr unterstützend
wahrgenommen, diese Programme sollten weiter ausgebaut werden. Für die
Erreichung von Eltern, die Deutsch lernen wollen, müssen Sprachkurse mit
zusätzlicher Kinderbetreuung angeboten werden.
Aufsuchende und begleitende Angebote müssen stärker ausgebaut werden, um
Familien, die bislang nicht erreicht wurden, besser adressieren zu können. Der
Zugang zu Familien muss an Schnittstellen erfolgen, wie z.B. nach der Geburt eines
Kindes oder bei der Einschulung. Eltern von Kindern mit einer Behinderung
äußerten den Wunsch, unmittelbar nach der Geburt aufsuchende Unterstützung zu
erhalten, um Hilfestellungen in der Alltagsbewältigung aufgrund der zusätzlichen
Belastung zu erhalten. Der Einsatz von aufsuchenden Lotsenprogrammen sowie
das Programm Stadtteilmütter werden von den Fachkräften als sehr positiv
wahrgenommen.
Angebote der Familienfreizeit, z.B. zum Kennenlernen von Bildungs- und
Kultureinrichtungen oder zum Netzwerken mit anderen Familien, werden stark
nachgefragt und müssen daher weiter gefördert werden.
Insbesondere für allein erziehende Eltern werden Kursangebote benötigt, die
zeitgleich eine Kinderbetreuung anbieten. Nicht alle Themen eignen sich, sie
zusammen mit Kindern zu bearbeiten. Auch Entspannungsangebote und
Gesprächskreise ohne Kinder sind für diese Zielgruppe eine wichtige
Unterstützung.
Erholungsangebote für Familien sollte stärker gefördert werden und das Spektrum
an Möglichkeiten gezielter an Familien herangetragen werden.
Besonders wichtig ist Fachkräften:
•
Familienbildung hat einen präventiven Charakter und sollte alle Familientypen im
Blick behalten. Eltern müssen zudem in ihren Fähigkeiten bestärkt werden und
mehr Verantwortung übertragen bekommen, z.B. in der Ausgestaltung von
45
•
•
•
Angeboten. Das Jugendamt nimmt als „Brückenbauer“ eine wichtige Funktion ein,
hier ist eine „Imageaufwertung“ immens wichtig.
Es werden mehr finanzielle Ressourcen für Personal, Sachmittel,
Vernetzungsarbeit, Weiterbildung etc. benötigt. Die Finanzierung sollte eine
Sicherheit für die längerfristige Angebotsentwicklung bieten.
Für die Bedarfe in der Familienförderung muss die Planung auf Grundlage einer
aktuellen Datenlage erfolgen.
Fachkräfte fordern einen finanziellen „Experimentiertopf“, um flexibler die Arbeit
mit Familien gestalten zu können.
Besonders wichtig ist Eltern:
•
Angesichts fehlender Hebammen, belegter Geburtskliniken und überlasteter
Kinderärztinnen und Kinderärzte, ist es für werdende Eltern wichtig, dass die
Betreuung in der Schwangerschaft/ Geburtsbegleitung durch
zielgruppenspezifische Angebote sichergestellt ist. Hier sind auch
Anschlussangebote der Familienförderung gefragt.
•
Eltern fordern zudem, dass im Anschluss an die Geburt zeitnah die
Kontaktaufnahme in der Betreuung und Beratung für junge Eltern erfolgt. Teilweise
erhalten Eltern erst nach mehreren Monaten nach einer Geburt Unterstützung.
Information und niederschwellige Angebote, um zu erreichen, müssen dazu
ausgebaut werden.
•
•
•
•
Bei Eltern mit Kindern kurz nach der Geburt besteht der Wunsch nach lokalen und
gut erreichbaren Kursangeboten, z.B. sollten Beratungsstellen im jeweiligen Stadtteil
mit einer Fahrzeit von max. 30 Minuten erreichbar sein.
Schule und Pubertät fordern Eltern heraus. Deshalb wünschen sie sich zu diesem
Themenspektrum mehr Information und Rat – am besten an Orten, an denen sie sich
bereits aufhalten.
Väter müssen in ihrer Rolle als Elternteil gestärkt werden, indem z.B. mit der
Erstellung eines neuen Leitbildes mit zwei kompetenten Ansprechpartnerinnen und
Ansprechpartnern und mehr Partnerschaftlichkeit in der Erziehung, ein Umdenken
in der Gesellschaft sich vollzieht.
Besondere Unterstützung sollen Familien in Multiproblemlagen und ökonomisch
schwache Familien erhalten. Neben finanziellen Mitteln sind hier Netzwerke und
Schnittstellen zu anderen Fachbereichen elementar.
•
In Situationen der Konfliktbewältigung zwischen Pflegefamilien, Pflegekindern und
Herkunftsfamilien ist mehr professionelle Beratung und Unterstützung notwendig.
Zudem sind neutrale Räumlichkeiten sowie ein vertrauensvoller Rahmen, in dem
diese Treffen stattfinden, erforderlich.
46
•
•
•
•
•
Besondere Bedarfe sollten durch spezielle Beratungsmöglichkeiten gedeckt werden,
z.B. Betreuung im Notfall, Informationen über Eltern-Kind-Kuren oder Beratung für
Eltern mit gesundheitlich eingeschränkten Kindern.
Zusätzliche Unterstützung für Eltern soll eine zentrale Anlaufstelle sein, die bei
kurzfristigen Alltagsproblemen hilft und über bestehende Angebote informiert. Die
Angebote sollten an Orten stattfinden, die für jeden zugänglich und barrierefrei
erreichbar sind, und zudem niederschwellig sein. Sprachliche und kulturelle
Herausforderungen beginnen bereits bei der Informationsweitergabe bzw.
Angebotssuche.
Eltern nutzen unterschiedliche digitale Kanäle (Homepage, Soziale Medien etc.), um
sich zu informieren. Es ist wichtig, dass diese Informationen barrierefrei sind und
fortlaufend aktualisiert werden. Die Bündelung von Informationen über Angebote
auf einer digitalen Plattform könnte den Zugang für Eltern ergänzen.
Angebote müssen zeitlich an den Alltag von sowohl berufstätigen als auch nicht
berufstätigen Eltern angepasst sein.
Alle befragten Zielgruppen fordern mehr Möglichkeiten des Austauschs, um
Erfahrungen miteinander zu teilen, Kontakte zu knüpfen und sich zu vernetzen.
Dies betrifft u. a. junge Eltern, Pflegeeltern, Eltern mit Kindern mit einer
Behinderung oder Väter.
•
Das Interesse an Sportangeboten sowie Beratungen zu Gesundheitsthemen ist groß
und muss weiter gefördert werden. Auch Kurse, die Kultur und Kreativität fördern,
sollen im Bereich der Familienbildung integriert werden und somit im Spektrum der
Angebotslandschaft abgebildet sein.
•
Angebote betreuter Spielplatzbesuche werden stark nachgefragt und sind daher
oftmals sehr überlaufen. Hier wird ein Ausbau sowohl an Spielplätzen als auch an
Begleitung gefordert.
Wie geht es weiter?
Die im Partizipationsprozess erhaltenen Anregungen fließen in den Arbeitsprozess
„Berliner Familienfördergesetz“ ein. Mütter, Väter und andere Erziehungsverantwortliche
sowie Fachkräfte, die in der Familienförderung tätig sind, bringen so ihre Expertise in die
Entwicklung einer bedarfsgerechten Familienförderung in Berlin ein. Damit ist eine
wichtige Prämisse erfüllt: Eine passgenaue Ausgestaltung der Unterstützungsangebote für
Familien setzt voraus, dass die fachliche Diskussion zu Bedarfen durch
Partizipationsbeiträge ergänzt und damit auch das praktische Wissen der Zielgruppe
genutzt werden kann. Das Familienfördergesetz wird mit breiter Beteiligung von Akteuren
aus Land, Bezirken und Zivilgesellschaft seit Januar 2020 erarbeitet, Ziel ist die fachliche
Fertigstellung in 2021.
47
Notizen
Notizen
Bernhard-Weiß-Straße 6
10178 Berlin
Telefon (030) 90227-5050
www.berlin.de/sen/bjf
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