in Der germanische Typus 43 "
gerichteten Sinnlichkeit, daß jeder Gedanke an Mutter-
werden ihr und uns fern liegt. Weghalb die Tatsache na<h-
her auch als große Überraschung in die Szene fällt. Wenn
Lucie Höflic<h als Grethen mit Faust verliebt tut, so ist
sie Verkörperung seliger Sekunden, Weib, nicht überlegendes,
an feine Zukunft, keine Gefahr, keine Schande denkendes
Mädchen. Und wenn sie in Strindbergs „Vater“ den
fur<tbaren Kampf um das gemeinsame Kind führt, so ver-
gißt man dabei immer wieder, daß sie es eigentlich um ihres
Kindes willen tut und kommt von der Vorstellung nicht los,
es wäre ihr das Kind im Grunde gleichgültig, und sie täte
alles nur aus tiefster metaphysis<er Feindschaft zum Manne.
Welch ein Gegensaß zu Else Lehmann oder zu Agnes Sorma!
Deshalb könnte ih mir Lucie Höflih au< in den großen
Mutterrollen (Frau Alving, Aase, Christa die Tante) nicht
denfen, wohingegen sie eine funkensprühende Regine, eine
herrliche Griselda, eine sehr interessante Hedda Gabler ist
und einst eine kluge und köstlich reife Margarethe von Parma,
eine ers<hütternde Kriemhild sein wird.
Was sonst germanisch-blond an ihr ist, tritt in einem
andern Zug, der positiven Gerichtetheit ihres Talents zu
tage. Mir scheint, daß nichts so sehr den germanischen
Künstler vom nichtgermanischen, speziell semitischen, unter-
scheidet, als die unmittelbare Art seines S<affens gegen-
über der mittelbaren, die synthetische gegenüber der analyti-
shen. Die analytische Schauspielkunst ist Lucie Höflich