| Identifizierung mit der Rolle? 37
aber dürftig in aller Vornehmheit und als ganzes recht
unsympathisch, beinahe häßlich, gewiß aber unschön geworden.
Verwandlung -- so stark, daß man fragen möchte: welchen
Prozeß macht sie bei der RNübildung dur<? Ist sie nicht
am Ende an den Tagen, wo sie im „Vater“ spielt, eine
Strindbergs<he Frau und in jenen Wochen und Monaten,
wo sie allabendlich ein gefülltes Haus als Irma Prechtl er-
gößt, ein wildes, sehr lebensfrohes und überaus junges
„„Bauernmädel schenkelstramm“' wie es Otto Julius Bier-
baum seligen Angedenkens bezeichnen würde?
Möglich. I< weiß es nicht. Es fällt ja auc< nicht in
die Sphäre dieser Untersuchung. Do<h mag immerhin er-
wähnt sein, wie in jener Aufführung von Strindbergs
„Vater, an die im denke, Lucie Höflich gezwungen war,
sic) zwischen zwei Akten zwangsmäßig zu demaskieren und
sich doh nicht demaskierte. Es war Anfang Oktober 1917
und wieder einmal eine neue Kriegsanleihe aufgelegt worden.
Kurz vor Beginn der Tragödie tritt ein Herr vor den Vor-
hang und hält einen 20 Minuten währenden Vortrag über
das unerschöpfliche Thema „Zeichnet Kriegsanleihe!“ Nah-
dem so die Gemüter auf das Drama vorbereitet waren, gingen
na< Schluß des ersten Aktes die Scauspielerinnen im
Foyer herum und sammelten Unterschriften. JI< sah Lucie
Höflich mit einem Gefühl unendlichen Bedauerns an. Sie
hatte ein freundliches Lächeln aufgeseßt und zuvorkommende,
fast direktricenhafte Gebärden. Aber das Lächeln und die