32 Lucie Höflich
Komödie sähe. Nicht mehr, als eine leihte Anpassung ihrer
Eigenart an die der Rolle. Das hieße aber, daß sie sie
mit mehr oder weniger tehnischem Können abzuzeichnen ver-
svchte, und do< immer nur ein maskiertes Ebenbild ihrer selbst
zustande bräc<hte. Erst das Scöpferische gibt die Fähigkeit
der Verwandlung, und läßt gleichzeitig das Jh nicht im
Dy versinken, weil (formal ausgedrüt) ein Stil, (inhaltlich
ausgedrückt) ein Lebensgefühl dahinter steht.
Damit haben wir den scheinbaren Dualismus nicht nur
aufgelöst, sondern in seinen Quellen begriffen. Je mehr
sich in einer Rolle, die Lucie Höflich mit Leben dur<strömt,
ihr I< manifestiert, umso konturenhafter, heißer, unver-
gleichli<her, bildhafter, muß die betreffende Figur werden.
Ihre schöpferische Verwandlungskunst und ihr Weltgefühl
stchen conditional zueinander. Je größer jene wird, umso
inniger muß ihr Verhältnis werden. Jrma Pre<htl-
Lautensa>, jenes lebensvolle, zum Zerplaßen mit
Energien gefüllte Geschöpf, wie wir es ganz naiv äuf der
Bühne erleben, ist ihr Werk, Geschaffenes, Resultat der
Verwandlung. Irma Pre<htl-Hsfli, dagegen die
Leistung, die uns immer bewußter wird, je mehr sich das
fertige Geschöpf scheinbar von ihr löst, ist das Wirkende,
die Kunst ihres Stils, der Ausdru>k ihres Weltgefühls, ihrer
sich in jeder Daseinsäußerung, in hundert Rollen erschaffen-
den, schisalshaften Philosophie des untragischen Lebens.