Er Lucie Höflich
Als wir versuchten, aus der Summe der Eindrücke, die
wir mit dem Namen Lucie Höflich zusammenfassen, ein
essentielles Fazit zu ziehen, fanden wir, daß stets dort, wo
sich ihre Persönlichkeit entschleierte, eine Vitalität ans Licht
trat, die gleich dem Wasser eines Stromes alle Räder und
Werke von innen her bewegte, Motor und Kraftmaß ward.
Diese Grundbestimmung ihres Werkes gibt bereits die Linien
des Fundamentes an, auf dem sich das Werk dann aufbaut,
von dem aus wir weiter denken müssen.
Hier kommen uns gewisse konstante Momente in ihrer
Belebung eines Charakters sehr zu Hilfe. Hilft uns vor
allem die Wahl ihrer Rollen, d er Rollen, die die ihren
sind. Natürlich wird Lucie Höflich als eine Schauspielerin
von hoher Qualität guc< Rollen spielen können, die ihrer
Wesensart fremd sind, sie wird sie vielleicht recht gut spielen
fönnen, wird sie aber stets nah der ihr eigenen untragischen
Linie zu umbiegen. Ein Beispiel: ihre Maria Stuart.
Eine gesunde, lebensfräftige, zu köstlihem Leben berufene
Frau, die durc< ein dumpfes, unbekanntes Geschi>, das ihr
Stü> für Stü> den Weg ins Freie abschneidet, zermalmt
wird. Fatum, nicht tragisches Sh<i>sal. Not, nicht Not-
wendigkeit.
Damit haben wir ein konstantes Moment, das Un-
tragische. Wer diese Schauspielerin daraufhin ansieht, findet
es unbedingt bestätigt. Groß genug, um „tragische Rollen
zu spielen, ent-tragisiert sie sie gewissermaßen, beugt sie unter