E Lucie Höflich
Grades, d. h. eine primäre, schöpferische Kraft zu erblien.
Daraus ergibt sich nun eine unumgängliche Stellungnahme
zu ihr, niht mehr im Besonderen zu ihr als Mensc< oder
Darstellerin, sondern zu ihr als einem so und so gerichteten
geistigen Kompler, 'gus dem dann erst der Sinn ihrer
Existenz begriffen, das Bleibende in der wechselvollen Er-
scheinung ihrer Rollen herausgehört werden kann.
Überall, wo wir im Gebiete der Kunst eine schöpferische
Potenz feststellen können, wächst mit ihren Emanationen gleich-
zeitig und immer deutlicher ein bestimmtes Weltgefühl ans
Licht. Es ist shon im Keim in die Seele des Menschen
frühzeitig gesenkt, mit Goethes Worten „geprägte Form,
die lebend sich entwielt“, und kann unmögli<h dur< eine
anders gerichtete Erziehung, besondere Lebenszufälle usw.
in seiner inneren Ausgestaltung gehemmt werden. Es ist
im Gegenteil in einer niht näher zu beschreibenden Weise
mit dem Scisal dieses Menschen verbunden, und gerade
die sogenannten Lebenszufälle werden in ihren Wurzeln un-
[öSbar mit seinem Weltgefühl zusammenhängen. Ja, es
ist durchaus denkbar, daß die äußere Form des Lebens sich
in schroffen Gegensaß zu diesem Urempfinden stellt und
gleichwohl das Leben des Menschen innerlih mit ihm zu-
sammenhängt. Daß Goethe na< Weimar kam, war, ober-
flächlich angesehen, ein Zufall mit großen Folgen. In Wirk-
lichfeit war es das ganz und gar nicht, und es wäre grund-
falsch, wollte man behaupten, daß Weimar erst die Lebens-