Nach Erbauung der St. Hedwigs- Kirche schenkte König Friedrich der Große 1776 der Kirehe dies Haus, welche dasselbe
dann an den Besißer des Vorderhauses verkaufte.
Die Geistlichen bei der Kapelle, welche leztere nur als Gesandtschafts-Kapelle angesehen wurde, erhielten ihre Besoldung im
Betrage von 2210 Gulden vom kaiserlichen Hofe in Wien.
Unterm 20. August 1728 wurde dem bei der Kapelle fungirenden P. Tor> bedeutet, »daß der Ordens-Provinzial , welcher
in Berlin eine Visitation vornehmen wollte, keine geistliche Jurisdiktion , Visitation oder Mutation sich anmaßen dürfe.« Derselbe
P. Tor&> mußte wenige Jahre später, um das Werben der kath. Soldaten zu erleichtern, auf Königl. Befehl unter dem 5. De-
zember 1731 bekannt machen, daß »in allen Königl. Ländern der kath. Religion freier Gottesdienst gestattet werde, die kath.
Soldaten in Berlin, Potsdam, Magdeburg, Halberstadt 2c., wo kath. Kirchen sich befänden, ihren Gottesdienst abwarten
könnten, und in andern Garnisonorten einige Male im Jahre von ihm die h. Sakramente administrirk und das Wort Gottes
verkündet werde.«
Die oben erwähnte, für den katholischen Cultus in Berlin hergerichtete Kapelle erwies sich jedoch im Laufe der Jahre, bei
dem steten Wachsthum der katholischen Gemeinde, als in jeder Weise unzureichend , und diesex Umstand brachte einen aus dem Kloster
gegangenen Karmelitermön< , P. Eugen Mecenati, auf den Gedanken, in Berlin eine große, prächtige katholische Kirche zu erbauen und
zur Beschaffung der Baumittel in verschiedenen Ländern Beisteuern zu sammeln. König Friedrich der Große genehmigte diesen Ent-
schluß durch ein Patent vom 22. November 1746. (efr. die Abtheilung Verliner Medaillen Tafel 5.)
Besondere Anerkennung für Auswirkung dieser Königlichen Gnade verdienen die Generäke von Wallrave und Graf
von Rothenburg, beide eifrige Katholiken und vertraute Freunde des Königs. Der General von Rothenburg wurde auch zum Vor-
steher und Direktor der zu erbauenden Kirche ernannt und leitete in der Folge die ökonomischen Verhältnisse derselben,
Besonders erfreut über die Schenkung war der Fürstbischof von Breslau, Kardinal von Sinkßendorf, Er berichtete unterm
19. Dezember 1746 Sr. Heiligkeit dem Papste wörtlich Folgendes:
»Schon seit einiger Zeit hat der König gewünscht, daß eine Collecte für den Bau einer katholischen Kirche in Berlin ver-
anstaltet würde, da jene, in welcher bisher die h. Mysterien gefeiert werden, mehr einem Heuboden als einem Tempel gleicht.
Ich habe es bis jeht unterlassen, Ew. Heiligkeit zu schreiben, da ich hierfür die Zeit eines allgemeinen Friedens geeigneter hielt,
doch da man nicht wissen kann, ob einer von uns je diesen Frieden erleben wird, und der König anderseits außer seinem Wohl-
wollen für die Katholiken noch eine besondere Sehnsucht an den Tag legt, seine Hauptstadt mit einem schönen und prächtigen
Gebäude geschmückt zu sehen, so hat er eine formale und authentische Erlaubniß, die ich beilege, bewilligt für den Bau eines
solchen Tempels.
Er hat ferner hierfür einen großen und schönen Plaß unentgeltlich angewiesen, sehr bequem gelegen und nahe am Kanal,
den der Fluß bildet, weshalb die Zufuhr der Baumaterialien sehr leicht sein wird, von denen der König gleichfalls einen guten
Theil unentgeltlich geben will, wie er auch versprochen, die Kirche mit den nöthigen heiligen Gewändern für den Gottes-
dienst zu versehen. Doch dies genügt noch nicht für die arme Heerde der Katholiken yon Berlin und Brandenburg, um diese
Kirche vollständig auszuhauen, wenn sie nicht durch fremde Hilfe unterstüßt werden, Es ist daher ihr und des Königs Wunsch,
daß Ew. Heiligkeit die Gnade hätten, ein Empfehlungsbreve an sämmtliche Erzbischöfe und Bischöfe der Christenheit zu exr-
lassen, damit nicht allein sie, sondern auch ihre Gläubigen einige Beiträge für ein so frommes und heiliges Werk gäben, Diese
Collecten können Ew, Heiligkeit durch die Apostolischen Nuntien in den
verschiedenen Ländern anregen und leiten lassen ; der Betrag aus frem-
den Ländern könnte auch nach Rom und dann an den apostol, Nuntius
von Polen in Dresden geschickt werden, der sich hierüber mit mir ver-
ständigen würde. «
Der angewiesene Bauplaß war die durch Abtragung der linken
Face des Bastions Nr. 2 (Wittgenstein'sches Bollwerk, auch Yeughaus -
Batterie genannt) und Zuschüttung des Wallgrabens dieses Bastions ge-
wonnene Fläche, der Boden aus lekterem Grunde daher sumpfig, so daß
den Katholiken bei den Vorarbeiten zur Grundlegung der Kirche die Baulust
fast verging. Der König jedoch ermunterte zur Ausdauer und ließ 13 Eichen
und Rüstholz im Werthe von ca. 7000 Thlrn. anfahren.
Jndeß hatte man aus Schlesien 2333 Thlr. erhalten und 1470 Thlr,
6 Pf. Collectengeld aus dem Königreich Polen. Diese Summen mußte man
h aufwenden , um den Plaß zu planiren, die Grundlegung zu ermöglichen und
| die untere Wölbung zu vollenden, welche katakombenartig ausgeführt
( wurde ,/ und wie der seitwärts wiedergegebene Grundriß zeigt, mit geräumigen
, Grabgewölben, in deren Centrum ein Kapellenraum als Krypta sich befindet,
/ versehen wurde.
Nunmehr hoffte der Kardinal von Sinßendorf, das nöthige
Vertrauen in Rom für den Fortgang der katholischen Sache in Berlin zu ge-
winnen, und schrieb unterm 17. April 1747 dem Papste :
»Da nun dieses Hinderniß beseitigt ist, welches Ew. Heiligkeit mit
Recht abhielt, das apostolische Ermahnungsbreve ad Lpiscopos EBeclesiae
Catholicae zu erlassen, so ersuche ich Sie nun, hiermit nicht länger mehr
zu zögern und dasselbe mit jener Huld und Gnade, die dem großmüthigen
Geiste Ew. Heiligkeit so eigen ist, auszufertigen, um so mehr, da Sie mich,
wollen Sie es nicht bewilligen, in große Verlegenheit versehen würden, und
ich nicht wüßte, welche Gründe ich bei dem König, wegen dieser Verweige-
dedueuun iD rung, die sehr leicht bei ihm großen Berdacht erzeugen würde, vorbringen
Plan der Sundamente und Srabgewölbe. könnte. «