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Die Fackel des dreißigjährigen Krieges hatte bereits zweiundzwanzig Jahre hindurc) ihr verheerendes Feuer durch Deutschland
verbreitet , und besonders den Kurstaat Brandenburg mit seiner Hauptstadt an den Rand des Verderbens gebracht.
Da bestieg der unsterbliche Fürst , der zweite Gründer der brandenburg - preußischen Monarchie, Kurfürst Friedrich Wilhelm
der Große, im Jahre 1640 den Thron seines Vaters, und mit diesem Zeitpunkte begann die Glanzperiode Preußens. Bei einer
imposanten Umwandlung seiner Residenz , war das Augenmerk des Kurfürsten zugleich auf die stärkere Befestigung derselben gerichtet
-- an Stelle der alten Stadtmauer sollten wirkliche Festungswerke Berlin und Cöln umgeben.
Das alte Befestigungsthor, welches zwischen der heutigen Königsmauer, mit den noch jezt vorhandenen Ueberresten der
damaligen Stadtmauer und der Neuen Friedrichsstraße stand, bildete ein schmales, drei Etagen hohes und thurmartiges Bauwerk.
Die Gegend bei demselben, also die jezige Königsstraße, hieß von der Spandauerstraße bis zum Thore in den ältesten Zeiten » An
dat Oderberger Dor «; später, nach Entstehung des St. Georgen - Hospitals, » An St. Georgens- « , » St. Görgens- « vder auch
» An St. Jürgens -Thor «. Die gleiche Benennung führte das Thor selbst.
Von dem alten Stadtgraben, dessen Lauf außerhalb dieser Stadtmauer bezeichnet wird durch die Richtung der Neuen
Friedrichsstraße , dehnten die Gärten in den Vorstädten si< aus, durchschnitten von den Landstraßen, die vor den drei Thoren
Berlins zusammenliefen. Auf das alte Oderberger Thor stießen die Straßen von Prenzlau , Bernau und Landsberg ; die Gegend
zwischen ihnen hieß » Vor dem Oderberger Thor «. Hier lagen zwischen Gärten, zum Theil auf die sonderbarste Weise von den
alten Landstraßen durchschnitten , mehrere Meiereien, Schäfereien und Krüge, von denen der » Zum schwarzen Bär « nahe dem Thore
sich befand. Hinter der St. Georgen- Kapelle mit dem Hospital und dem gegenüber gelegenen Berliner Schüßenplaß dehnten Kavel-
länder sich aus, während jenseits derselben mehrere Weinberge lagen, deren Cultur, da man den Branntwein noch nicht kannte, zu
hoher Bedeutung gelangte.
Der dreißigjährige Krieg verödete auch die Umgegend Berlins ; was der Feind nicht verwüstete an Gebäuden und Gärten,
wurde von den Vertheidigern zerstört oder verändert.
Als der Große Kurfürst im Jahre 1658 die Umwandlung Berlins zu einer Festung durch George Memmhardt, in Gemein-
schaft mit dem General - Quartiermeister Peter von Chiesa vornehmen ließ, wurden die alten Stadtgräben zugeworfen und, durch
Meiereien und andere bebaute Grundstücke hinweg, der neue Festungsgraben gezogen, wie derselbe von der Stralauer Brücke aus
noch jeht die Stadt durchfließt, um bei der Herkules-Brücke in die Spree zu münden, Das Thor wurde abgebrochen und zwischen
der Neuen Friedrichsstraße und der neuen Festungsbrücke wieder aufgeführt. Zugleich begünstigte der Kurfürst den Anbau der
Georgen - Vorstadt, welcher in der Gegend des alten Schüßenplaßes lebhaft vor sich ging.
So hatten Berlin, wie Cöln und beider Vorstädte, nach allen Seiten hin sich ausgedehnt, und neben Verschönerung auch
an Macht und Ansehn gewonnen. Dieses Ansehn wurde dann durch das große Ereigniß erhöht, welches aus dem brandenburgischen
Kurfürstenhut die preußische Königskrone schuf. Und zum Gedächtniß des Tages (6. Mai 1701), an welchem König Friedrich 1.
über die Festungsbrüce durc) das Georgenthor und die Georgenstraße nach dem Schlosse hin seinen glänzenden Einzug hielt, wurden
Straße und Thor Königsstra ße und Königsth or genannt, welche Bezeichnung auch auf die Brücke, den Graben und auf die
Georgen- Vorstadt, leztere unter dem Namen » Königsstadt « , ausgedehnt wurde. Die Neue König8-, frühere Bernauerstraße,
erhielt dagegen ihre Benennung zum Andenfen an den nach dem Tilsiter Frieden erfolgten Einzug König Friedrich Wilhelms 111.,
auf Ansuchen ihrer Bewohner, unterm 27. März 1810.
König Friedrich 11. begann die Verschönerung und Erweiterung des eigentlichen alten Berlin im Jahre 1746 mit der
Zerstörung der noch vorhandenen, von dem Großen Kurfürsten angelegten Festungswerke; die Wälle wurden planirt und das
Königsthor abgebrochen , wodurch die Häuser Nr. 31. bis 33. in der Königsstraße entstanden. Jm Jahre 1777 erfolgte dann der
Berlinische Banwerke
Tafel