D. i. Wie? Du verlangst, daß ich den durch deine Wolthaten geschmükten Tempel besingen sol, mit welchen nunmer
Berlin pranget? I< bewundere dich, und schweige. Wie? IJ solte an den Ufern der Spree, in diesem unglaubigen Lande, wo
man die Gesäze Roms verspottet, eine Stimme erheben können, die Kardinälen geheiliget wäre? Ferne von den Mauren Zions
seufze im, als ein guter Katholik; denn / a<! mein Prinz ist ein Kezzer, und besizt nicht die geringste Andacht. Jch sehe mit
Schmerzen, wie er einmal in der höllischen Reihe, neben dem Cicero oder dem Aristid oder dem Mark. Aurel gegen über sizen
wird. Man weis, daß diese berümten Geister in der ewigen Nacht gestrafet werden. Er mus verdamt werden, so wie sie, weil er
so wie sie in der Welt lebt. Wie sehr aber schmerzet es mich vor allen Dingen, ihn immer von der erschröflichen und grausamen
Sünde, die man die Toleranz nennet angestekt zu sehen! Ich wenigstens zittere, so ofte ic< daran gedenke, daß dex Muselmann,
der Heide, der Quaker und der Lutheraner, das Kind Genev8 und das Kind Roms, so bereit und willig von ihm aufgenommen
werden, wen man nur ein ehrlicher Man ist. Die Bosheit aufs höchste zu treiben, hat er iene heilige Unmenschlichkeit, ienen Haß,
womit sich der eigensinnige Andächtige ohne Bedenken bewafnete, worüber aber der Unglaubige spottete, lächerlich zu machen gewust.
Was solte ich wol thun, groser Kardinal! J< der ich ein unnüzzer Kammerher eines Prinzen bin, der in dem Bösen verstokt und
in unserm Evangelio verbannet ist? Du dessen auserwälte Stirne in unsern Augen mit doppeltem Glanze stralet ; du dessen Pur-
purhut mit den Lorbern des Pindus geschmükket ist; der du sowol auf den Schritten des Horaz, als auf den Schritten des heiligen
Augustins wandelst, und den rauhen Pfad des Paradieses und des Parnasses betritst, bekehre diesen seltenen Geist! Dir komt es
zu, zu unterrichten und zu gefallen dir, in dessen Schriften die Gnade Jesu Christi neben den drei Grazien des Homers, an mer
als einem Orte hervorglänzet!
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