Klimaschutz und
erneuerbare Energien
in den Landkreisen
Regionale Wertschöpfung
Umfrageergebnisse
Gute Beispiele
Schriften des Deutschen Landkreistages
Band 144
der Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte
der Deutschen Landkreise e.V.
Herausgeber: Deutscher Landkreistag, Berlin
Redaktion: DLT-Pressestelle
Gesamtherstellung: Gödecke+Gut, Berlin
ISSN 0503-9185
VORWORT
Vorwort
in den Sektoren Wärme und Verkehr wird gerade die Bevölkerung in den ländlichen Räumen treffen, die oft keine
Möglichkeit hat, kurzfristig eine klimafreundliche Gebäudeheizung oder ein Fahrzeug mit klimafreundlicher Antriebstechnik anzuschaffen. Schon diese Beispiele zeigen, dass bei
allen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele die
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in ländlichen, verdichteten wie städtischen Räumen stets berücksichtigt werden muss.
Im Dezember 2019 ist das Bundes-Klimaschutzgesetz in Kraft
getreten, das vor dem Hintergrund des internationalen Übereinkommens von Paris die Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % im Vergleich zu 1990
als nationales Klimaschutzziel vorschreibt. Als langfristiges
Ziel soll bis 2050 Treibhausgasneutralität angestrebt werden.
Die Bundesregierung hat mit dem Klimaschutzprogramm
2030 ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen, mit
dem die Emissionen insbesondere in den Bereichen Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft
reduziert werden sollen. Dies stellt neben der Wirtschaft
auch die Kommunen vor große Herausforderungen.
Berlin, im August 2020
Auf der kommunalen Ebene sind die 294 Landkreise mit ihren
rund 56 Mio. Einwohnern bereit, ihren Anteil zur Erreichung
der Klimaschutzziele beizutragen. Dass viele Landkreise beim
Klimaschutz und bei der Nutzung von erneuerbaren Energien
aktiv vorangehen, belegen die in dieser Broschüre dargestellten Ergebnisse einer Umfrage, die der Deutsche Landkreistag
mit großer Resonanz durchgeführt hat. (Kommunaler) Klimaschutz kann aber stets nur mit wirtschaftlichem Augenmaß
und unter Mitnahme der Bevölkerung betrieben werden.
Hierfür ist es entscheidend, auch die regionalen Wertschöpfungspotenziale von Klimaschutzmaßnahmen herauszustellen. Die Fachbeiträge und die guten Praxisbeispiele in dieser
Broschüre zeigen die Vielfalt der kreislichen Handlungsmöglichkeiten sowie zudem, wie Klimaschutz und erneuerbare
Energien die wirtschaftliche Entwicklung in den Landkreisen
befördern können.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass diese Wertschöpfungspotenziale in den ländlichen Räumen selbst realisiert
werden und damit der dortigen Bevölkerung zugutekommen. Klimaschutz und erneuerbare Energien funktionieren
nicht ohne die ländlichen Räume, die einen großen Teil der
Lasten zur Erreichung der Klimaschutzziele tragen. Dort befinden sich die meisten Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien (Windkraft, Bioenergie, Solarenergie) sowie
die dazugehörigen, in großem Umfang noch zu errichtenden Übertragungsleitungen, was bekanntermaßen vielerorts
zu Konflikten führt. Die 2021 beginnende CO -Bepreisung
²
»Klimaschutz und erneuerbare
Energien funktionieren nicht ohne
die ländlichen Räume.«
Prof. Dr. Hans-Günter Henneke
Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Landkreistages
Foto: ZDF / Jana Kay
3
Inhalt
Geleitwort von Bundesministerin Svenja Schulze, BMU............................................................................................................ 5
Geleitwort von Bundesminister Peter Altmaier, BMWi............................................................................................................... 6
I. Regionale Wertschöpfung .................................................................................................................................................................... 7
Wertschöpfung durch Klimaschutz und erneuerbare Energien (Prof. Dr. Peter Heck, IfaS)........................... 7
Rhein-Hunsrück-Kreis: Strukturwandel dank erneuerbarer Energien.................................................................... 11
Kreis Steinfurt: energieland2050...................................................................................................................................... 11
Landkreis St. Wendel: Null-Emission................................................................................................................................ 12
II. Klimaschutz............................................................................................................................................................................................... 13
Umfrageergebnisse: Klimaschutz in den Landkreisen................................................................................................... 13
Klimaschutz und regionale Wertschöpfung –
eine notwendige Balance für den breiten Wandel (Helmut Schleweis, DSGV).................................................. 15
Klimaschutz und regionale Wertschöpfung –
Potentiale und Chancen des Handwerks in ländlichen Gebieten (Hans Peter Wollseifer, ZDH)................. 16
Landkreis Freyung-Grafenau: LED-Beleuchtung........................................................................................................... 17
Landkreis Friesland: Moorentwicklung............................................................................................................................ 18
Landkreis Mühldorf a. Inn: E-Fahrzeug-Sharing........................................................................................................... 19
Landkreis Neu-Ulm: Klimawald......................................................................................................................................... 19
Landkreis Oldenburg: Klimaallianz in der Landwirtschaft......................................................................................... 20
Landkreis Saarlouis: Energieberatung.............................................................................................................................. 21
Landkreis Teltow-Fläming: Energierundgänge.............................................................................................................. 22
Kreis Viersen: Nachhaltiges und digitales Bauen.......................................................................................................... 22
Produkte aus „Holz der kurzen Wege“ und Ihre Bedeutung für Klimaschutz und regionale Wertschöpfung (Dr. Gabriele Bruckner/Dr. Philipp Strohmeier, HOLZ VON HIER)....................................................... 24
III. Erneuerbare Energien......................................................................................................................................................................... 25
Umfrageergebnisse: Erneuerbare Energien in den Landkreisen............................................................................... 25
Windenergie als Chance – Wertschöpfung als Schlüssel (Michael Lindenthal, FA Wind).............................. 28
Städteregion Aachen: Regionaler Energieplan............................................................................................................. 30
Landkreis Calw: Bioabfallvergärungsanlage.................................................................................................................. 31
Landkreis Cochem-Zell: Dorfwärmeprojekte................................................................................................................. 31
Landkreis Karlsruhe: Nahwärme....................................................................................................................................... 32
Landkreis Mansfeld-Südharz: Energieallianz................................................................................................................. 33
Landkreis Schmalkalden-Meiningen: Photovoltaikanlagen....................................................................................... 33
Kreis Plön: Wärmeplanungskataster................................................................................................................................ 34
4
GELEITWORT
VORWORT
Rund 90 % der 294 Landkreise haben bereits von der
Förderung eines Klimaschutzprojekts im Rahmen der NKI
profitiert. Die Projekte reichen von der Einführung eines
kommunalen Energiemanagements über die Erstellung
und Umsetzung von Klimaschutzkonzepten durch ein Klimaschutzmanagement bis hin zu zahlreichen investiven
Maßnahmen. Das kann eine hocheffiziente Straßen- und
Innenbeleuchtung sein, genauso wie die Verbesserung
der Radverkehrsinfrastruktur oder die sogenannte In-situStabilisierung zur Verringerung des Schadstoff- sowie des
Emissionspotenzials von Siedlungsabfalldeponien. Es gibt
mittlerweile zahlreiche gute Beispiele – einige davon finden Sie in dieser Broschüre.
Das Jahr 2019 stand ganz
im Zeichen des Klimaschutzes. Die Bundesregierung
hat mit dem Klimaschutzgesetz und dem Klimaschutzprogramm 2030 das
umfas s ends te M aßnah menpaket auf den Weg gebracht, das es in Deutschland je gegeben hat. Damit
steht die nationale Entscheidungsebene an der
Seite der Bundesländer und
der Kommunen. Denn die
© BMU/photothek/Thomas Trutschel
Klimaschutzziele sind nur
zu erreichen, wenn alle gemeinsam an ihrer Umsetzung
mitwirken.
Ob wir den Umbau hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft schaffen, entscheidet sich vor Ort in den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Ich bin zuversichtlich, dass
künftig noch viel mehr gemeinsame Projekte für einen erfolgreichen Klimaschutz umgesetzt werden. Der Deutsche
Landkreistag ist ein wichtiger Partner und Unterstützer,
z. B. bei der Verbreitung der Förderinformationen. Ich
freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.
Die Landkreise gehen deutschlandweit mit ihren Städten
und Gemeinden im Klimaschutz voran. Sie bringen mit
ihren Selbstverpflichtungen zur Minderung der Treibhausgasemissionen, mit eigenen Klimaschutzkonzepten und
mit der energetischen Sanierung ihrer Liegenschaften den
Ausbau der erneuerbaren Energien voran.
Doch die Handlungsmöglichkeiten sind noch längst nicht
ausgeschöpft. Es ist deshalb ein Kernanliegen des Bundesumweltministeriums, die Kommunen bei der Umsetzung
von Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen. Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) fördert das BMU seit
2008 das kommunale Engagement. Die Erfolge können
sich sehen lassen. Bis Ende 2019 wurden insgesamt mehr
als 32.000 Projekte ermöglicht und mit einem Fördervolumen von rund 1 Mrd. € unterstützt.
Svenja Schulze
Bundesministerin für Umwelt,
Naturschutz und nukleare Sicherheit
Neben finanziellen Zuschüssen bietet die NKI den Kommunen strategische Unterstützung bei der Entwicklung
und Umsetzung kommunaler Klimaschutzmaßnahmen.
Mit gezielten Beratungs- und Informationsangeboten und
Veranstaltungen zur Vernetzung der unterschiedlichen
Akteure werden die Kommunen in die Lage versetzt, verfügbare Fördermittel zu nutzen und ihr Klimaschutzengagement konsequent umzusetzen.
Den Landkreisen kommt eine besondere Rolle zu. Sie können gegenüber den kreisangehörigen Gemeinden eine
koordinierende Funktion einnehmen, ihnen beratend zur
Seite stehen und Abstimmungsprozesse moderieren. Zum
Aufgabenbereich der Landkreisverwaltungen gehören
viele klimaschutzrelevante Aufgaben, so z. B. die Einrichtung von Nahverkehrsbetrieben, die Beseitigung und Verwertung von häuslichen Abfällen und die Einrichtung von
Deponien oder Recycling-Anlagen.
5
GELEITWORT
Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für die Energiewende vor Ort. All diese Projekte leisten nicht nur einen
Beitrag zum Schutz unseres Klimas, sondern bringen einen
ganz entscheidenden Mehrwert: Sie machen die Energiewende für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort anschaulich
und erlebbar. Ob Solar- oder Biogasanlage oder der lokale
Windpark: Anlagen vor Ort, die Haushalte, die Turn- oder
Schwimmhalle und die lokalen Industriebetriebe mit erneuerbarer Energie in Form von Strom und Wärme versorgen, stärken zudem die Akzeptanz in der Bevölkerung für
den Ausbau der erneuerbaren Energien – ein Faktor, der
für den Erfolg der Energiewende immer entscheidender
wird. Und nicht zuletzt bergen lokale und regionale Aktivitäten und Projekte auch wirtschaftliche Chancen: Sie
bringen zunehmend regionale Wertschöpfung, Arbeitsplätze und damit steigende Kaufkraft vor Ort.
Die Corona-Pandemie stellt
unser Land vor Herausforderungen, die in der
jüngeren Geschichte beispiellos sind. Auch wenn
die Bewältigung dieser Herausforderung viele Kräfte
bindet, dürfen wir andere
wichtige Projekte nicht aus
den Augen verlieren. Hierzu gehört zweifelsohne die
Energiewende. Sie ist eine
Gemeinschaftsaufgabe, die
uns alle betrifft und die nur
© BPA/Steffen Kugler
gelingt, wenn wir alle – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – unseren Beitrag leisten.
Um bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden,
müssen wir unsere Energieversorgung überwiegend auf
erneuerbare Energien umstellen und bei der Nutzung der
Energie deutlich effizienter werden. Mit dem Kohleausstiegsgesetz wollen wir den rechtssicheren, wirtschaftlich
vernünftigen und sozial ausgewogenen Ausstieg aus der
Kohleverstromung bis zum Jahr 2038 umsetzen. Gleichzeitig müssen wir aber auch in eine neue Energiezukunft
einsteigen und den Ausbau der erneuerbaren Energien
sowie den Netzausbau weiter voranbringen. Neben dem
Stromsektor gilt es, auch bei Wärme und Verkehr die
Wende hin zu immer weniger Treibhausgasemissionen
zu schaffen. Hier werden neben dem nationalen CO ²
Emissionshandel ab 2021 auch die Energieeffizienzstrategie 2050 und die nationale Wasserstoffstrategie einen
wichtigen Beitrag leisten.
In diesem Sinne möchte ich den Landkreisen herzlich für
ihr Engagement danken und sie ermuntern, ihre Aktivitäten fortzuführen und auszubauen. Unsere Klimaschutzziele geben den Weg in eine nachhaltige und erneuerbare
Zukunft vor – lassen Sie ihn uns gemeinsam gehen!
Peter Altmaier
Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Eine sichere, umweltverträgliche und bezahlbare Energieversorgung der Zukunft erreichen wir nur dann, wenn alle
Beteiligten an einem Strang ziehen. Auch den Kommunen
kommt dabei eine große Verantwortung zu. Es gilt, die Rahmenbedingungen für die Energiewende zu gestalten und sie
vor Ort dann auch umzusetzen. Die 294 deutschen Landkreise, die rund 96 % der Fläche und 68 % der Bevölkerung
Deutschlands repräsentieren, sind zentrale Akteure, wenn es
darum geht, die Energiewende vor Ort voranzubringen. Die
vielfältigen Aktivitäten der Landkreise für die Energiewende
zeigen, dass sie sich ihrer tragenden Rolle bewusst sind und
sie mit großem Engagement ausfüllen. Ganz besonders gilt
das für den Ausbau der erneuerbaren Energien, eine der tragenden Säulen der Energiewende. Die Windenergieanlagen
an Land und die zahlreichen Solaranlagen, die Deutschland
mit sauberem, nachhaltigem Strom versorgen, sind dezentral, d. h. weit im ländlich geprägten Raum verteilt.
Zahlreiche erfolgreiche Praxisbeispiele von der Energieeffizienz-Beratung bis hin zu umfassenden Energiekonzepten zeigen: Die kommunalen Akteure, aber auch viele
6
I. Regionale Wertschöpfung
Wertschöpfung durch Klimaschutz und
erneuerbare Energien
Insgesamt verbinden sich mit der Energiewende allerdings
eher positive als negative Folgen für die Landkreise. Der
systematische und gut geplante Klimaschutz eröffnet neue
Fenster für Innovationen, Arbeitsplätze, Naturschutz und
Bürgerbeteiligung. Es bieten sich neue Zukunftsperspektiven verbunden mit der Chance, Wertschöpfung vor Ort
mit Kaufkraftsteigerung für die Bürgerinnen und Bürger
zu generieren. Um dies zu verstehen, muss man sich vor
Augen führen, dass den Wirtschaftsräumen der einzelnen
Landkreise für die Versorgung mit fossilen Energieträgern
jährlich dreistellige Millionenbeträge an Finanzmitteln entzogen werden, ohne dass hierfür ein optimierter Gegenwert dargestellt wird. Stetig steigende Aufwendungen im
hohen Millionenbereich entstehen, wie Tabelle 1 beispielhaft verdeutlicht.
von Prof. Dr. Peter Heck,
Geschäftsführender Direktor des Instituts für angewandtes
Stoffstrommanagement (IfaS), Umwelt-Campus Birkenfeld,
Hochschule Trier
Zu den Zielen der nationalen
Energiewende gehört es,
den Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch bis zum Jahr
2030 auf 65 % zu erhöhen
bzw. den Treibhausgasausstoß um 95 % gegenüber 1990 zu reduzieren.1
Die Große Koalition hat im
Beschluss des Klimakabinetts vom Dezember 2019
eine Bepreisung der CO ²
Emissionen bis zu 60 €/t bis
© IfaS
2025 beschlossen. Zudem
wurden eine Reihe neuer Fördermaßnahmen für den Einsatz von erneuerbaren Energien im Wärmebereich und zur
Unterstützung von Effizienzmaßnahmen festgelegt. Der
damit einhergehende Umbau des Energiesystems auf eine
klimafreundliche, dezentrale und erneuerbare Versorgung
bringt viele technische, ökonomische und ökologische Veränderungen mit sich. Das führt zu vielen Diskussionen und
lokalen bzw. regionalen Initiativen gegen unterschiedliche
Formen der Energiewende.
Landkreis
Diese Finanzmittel stehen nicht mehr regional zur Verfügung; sie kommen vielmehr Wirtschaftskreisläufen zugute,
die überwiegend außerhalb der Bundesrepublik angesiedelt sind. Bundesweit beliefen sich die Energieimportkosten
im Jahr 2019 auf ca. 70 Mrd. €.3 Aufgrund von Preissteigerungstendenzen im Energiemarkt ist davon auszugehen,
dass sich der jährliche Mittelabfluss weiter erhöhen wird,
solange keine alternativen Ansätze zur Systembewirtschaftung aktiviert werden. Durch die zusätzliche, vom Klimakabinett beschlossene Bepreisung von CO -Emissionen er²
höhen sich die Summen der abfließenden Finanzmittel für
fossile Energieträger weiter erheblich, wie das Beispiel des
Landkreises Vulkaneifel in Abb. 1 zeigt.
Es ist vorgesehen, dass im Jahr 2021 das nationale Emissionshandelssystem mit einem Festpreissystem (Preis pro
Bilanzielle Aufwendungen in fossile Energieträger (Daten von 2010 bis 2013)
Einwohner
Strom
Wärme
Verkehr
Rhein-Hunsrück-Kreis
Landkreis Südwestpfalz
Landkreis St. Wendel
Landkreis Saarlouis
Bayerischer Untermain
(Landkreis Aschaffenburg,
Landkreis Miltenberg, Stadt
Aschaffenburg)
Kreis Soest
Landkreis Osnabrück
Landkreis Ludwigslust-Parchim
Gesamt
102.878 EW
98.114 EW
89.128 EW
212.444 EW
113 Mio. €
48 Mio. €
65 Mio. €
172 Mio. €
93 Mio. €
74 Mio. €
93 Mio. €
177 Mio. €
87 Mio. €
117 Mio. €
104 Mio. €
195 Mio. €
293 Mio. €
239 Mio. €
262 Mio. €
544 Mio. €
370.759 EW
400 Mio. €
300 Mio. €
800 Mio. €
1.500 Mio. €
296.029 EW
350.418 EW
212.373 EW
257 Mio. €
293 Mio. €
107 Mio. €
306 Mio. €
272 Mio. €
135 Mio. €
305 Mio. €
547 Mio. €
243 Mio. €
868 Mio. €
1.112 Mio. €
485 Mio.€
Tonne CO ) gekoppelt wird. An Unternehmen, welche mit
²
Brenn- und Kraftstoffen handeln, werden Zertifikate verkauft. Das heißt, dass das Unternehmen für jede Tonne
CO , welche durch die Heiz- und Kraftstoffe verursacht
²
wird, Zertifikate als Verschmutzungsrecht benötigt. Hierdurch entsteht ein verlässlicher Preispfad und gleichzeitig
Tabelle 1: Aufwendungen für fossile Versorgung2
1
Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050, 2019.
2
Die aufgeführten Zahlen wurden den Ergebnisberichten der Klimaschutzkonzepte des jeweiligen Landkreises entnommen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Bilanzierungs- und Berechnungsmethodik je nach Landkreis
variieren kann.
3
7
Destatis, 2018.
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG
Abbildung 1 oben: Zusätzliche Mittelabflüsse durch die Bepreisung
von Kohlendioxid-Emissionen am Beispiel des Landkreises Vulkaneifel;
Quelle: IfaS, 2019.1
1
Abbildung 2 unten: Möglichkeiten der Absenkung von Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050; Quelle: IfaS, 2019.
Zur Berechnung der CO2 -Besteuerung fehlten von der Bundesregierung
noch elementare Angaben, z. B. anzusetzende CO2 -Faktoren. Daher erfolgte
die Berechnung nach einer vom IfaS entwickelten Methode.
8
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG
wird eine Handelsplattform aufgebaut, welche die Zertifikatsauktionierung sowie den Handel ermöglichen wird.
Ab dem Jahr 2021 wird eine Abgabe auf Treibstoffe, Heizöl
und Erdgas in Höhe von 25 € pro t CO erhoben. Diese soll
²
bis 2025 auf 55 € pro t CO steigen und danach im Rahmen
²
eines überregionalen Handels mit Verschmutzungsrechten
bis zu einer Höhe von 65 € pro t CO (Preiskorridor) frei²
gegeben und dem Markt überlassen werden. Durch die
Bepreisung der CO -Emissionen wird u. a. die regionale
²
Kaufkraft und die Wirtschaft geschwächt.
Gleichzeitig zeigt Abb. 2 die prinzipielle Machbarkeit einer
weitestgehenden Dekarbonisierung auf der Basis der vorhandenen Potenziale im Landkreis Vulkaneifel.
Abb. 2b
erhebliche ökonomische Auswirkungen, wie das Beispiel des
Rhein-Hunsrück-Kreises in Abb. 2b verdeutlicht.
Wenn importierte fossile Energieträger durch regionale,
erneuerbare ersetzt werden, entsteht eine neue regionale
Ökonomie, die bei richtiger Planung und Umsetzung neue
Wertschöpfungsperspektiven eröffnet. Als regionale Wertschöpfung wird in diesem Zusammenhang die Summe aller
zusätzlichen Werte verstanden, die in einem Gebiet in einem bestimmten Zeitraum entstehen. Der Begriff „Wert“
kann hierbei eine subjektiv unterschiedliche Bedeutung erfahren, d. h. er kann ökonomisch, ökologisch und soziokulturell verstanden werden. Regionale Wertschöpfung führt
demnach zur Steigerung von monetären, sozialen und ökologischen Werten und demzufolge zur höheren Kaufkraft
und wirtschaftlichem Wachstum, einer Verbesserung von
sozialen Strukturen, u. a. aufgrund von gesicherter Beschäftigung, sowie zur Erhaltung und dem Schutz natürlicher Räume auf lokaler und regionaler Ebene.
Regionale Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte
treten nicht nur auf der Ebene der Herstellung, des Vertriebs, der Planung und der Installation von Anlagen und
Anlagenkomponenten auf, sondern sind auch im Dienstleistungsbereich (Fremdfinanzierung, Versicherung oder
Steuerberatung) zu verzeichnen. Die Abbildungen erläutern die vier Säulen der regionalen Wertschöpfung (Abb.
3b) und zeigen an einem konkreten Beispiel die Verteilung
der Wertschöpfung auf die regionalen Akteure (Abb. 3a).
Abbildung 3a (oben): Profiteure eines regionalen Klimaschutzes
durch Ausbau von erneuerbaren Energien und von Effizienzpotenzialen; Abbildung 3b (unten): Vier Säulen der regionalen Wertschöpfung; Quelle: IfaS, 2019.
Abb. 2a und 2b: Potenziale regionaler Wertschöpfung; Quelle: IfaS,
2010.
Abb. 2a zeigt am Beispiel von sechs Landkreisen das theoretische ökonomische Potenzial für eine regionale Wertschöpfung bei konsequenter Umsetzung der vorhandenen
Möglichkeiten. Eine vollständige Umsetzung ist angesichts administrativer Restriktionen, massiver Bürgerproteste und sich
ändernder politischer Rahmenbedingungen nicht wahrscheinlich. Aber selbst eine nur teilweise Realisierung hätte bereits
9
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG
Insbesondere Bürgerinnen und Bürger profitieren hierbei
aufgrund von zusätzlichen Einnahmen aus eigenem Anlagenbetrieb und Beteiligungen (Gewinne und Einsparungen)
sowie Einkommen aus Beschäftigung. Die von der Bundesregierung beschlossenen Steuererleichterungen für energetische Sanierung von selbst genutztem Wohneigentum
wird diesen Wert noch erhöhen. Nach Angaben des Service- und Kompetenzzentrums: Kommunaler Klimaschutz
(SK:KK) nehmen schon jetzt rund 85 % der Landkreise
Fördermöglichkeiten für Klimaschutzprojekte in Anspruch.
Aber auch die Landkreise können ihre Haushaltslage durch
Direktinvestitionen und Beteiligungen und damit einhergehenden Gewinneinnahmen verbessern.
kreisübergreifend5 organisiert werden können.
Andererseits führen Klimaschutz und Klimaanpassung zu
neuen Erfordernissen in der Landnutzung. Wasser in Form
von saisonalen Trockenheiten oder Starkregenereignissen
mit zum Teil fatalen Hochwassern werden zunehmend
Thema für eine neue Kooperation zwischen Landkreisen,
Kommunen und Landnutzern. Neue Anbauverfahren und
neue Pflanzen führen hier zu neuen Biomassepotenzialen,
mehr Biodiversität und Innovationen in der Landnutzung.
Die durchwachsene Silphie und Agroforstsysteme sind in
Abbildung 4 exemplarisch für diese neuen Landnutzungsformen dargestellt.
In puncto Finanzierung sind Kooperationen mit lokalen
Kreditinstituten ratsam, um weitere Wertschöpfungseffekte vor Ort zu binden. Für die Landkreise ist neben
Partizipationsmodellen für Bürger auch eine angemessene
Verteilung der Wertschöpfungseffekte unter den kreisangehörigen Kommunen von Interesse. Dies ist insbesondere dann von Relevanz, wenn sich ein starkes Ungleichgewicht zwischen der Verteilung von Eignungsflächen im
Kreisgebiet ergibt. In diesem Fall profitiert nur eine geringe Anzahl von Kommunen an den Wertschöpfungseffekten, während Negativeffekte (z. B. Beeinträchtigung des
Landschaftsbildes durch Windkraftanlagen) eine weitaus
größere Streuung aufweisen. An dieser Stelle können die
Landkreise in Dialog mit ihren Kommunen treten und
Konzepte zur solidarischen Verteilung von Wertschöpfungseffekten vorschlagen, um einen fairen Vorteils- und
Lastenausgleich zu erreichen. Somit bedienen Landkreise
durch ihre übergemeindlichen Aufgaben einen besonders
wirkungsvollen Hebel.
Abbildung 4: Durchwachsene Silphie (oben) und Agroforstsystem in
der Gemeinde Bisterschied (unten); Quelle: IfaS, 2019.
Die durch ein gezieltes Stoffstrommanagement ausgelösten wirtschaftlichen Aktivitäten und Finanzströme gehören – neben den ökologischen und sozialen Effekten und
der Verringerung der Importabhängigkeit – zu den zentralen Argumenten für die Energiewende. Dabei wird zunehmend deutlich, dass der Bedarf an Selbstorganisation
in den Landkreisen, Städten und Gemeinden von enormer
Bedeutung ist. Die Beteiligung von Bürgern, die Ansiedlung
von Unternehmen sowie eigene Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz weisen enorme Potenziale
zur Steigerung der regionalen Kapital- und Kaufkraft auf.
Aus Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbaren
Energien resultierende Wertschöpfungspotenziale können
zur Bewältigung von Problemen des demografischen Wandels genutzt werden. Die Schnittstelle besteht einerseits in
der Möglichkeit, generierte Wertschöpfungseffekte durch
Quersubventionierung in die Bereiche der Daseinsvorsorge
(Nahversorgung, Mobilität, medizinische Versorgung, Versorgungssicherheit, Teilhabe etc.) zu lenken. Hervorragend
geeignet hierfür sind kreisweite Energiegesellschaften, die
durch Zusammenschlüsse der kreisangehörigen Gemeinden4 mit oder ohne die Landkreise entstehen oder sogar
Agroforstsysteme erhöhen die Wasserrückhaltefähigkeit
der Böden und speichern Kohlenstoff. Gleichzeitig können
sie mit Erträgen zwischen 6.000 und 9.000 l Heizöläquivalenten pro Jahr energetisch genutzt werden. Die durchwachsene Sylphie bietet Schutz vor Erosion, braucht keine
Pflanzenschutzmittel und hat einen Spätsommerblüte. Sie
kann an sensiblen Stellen einen teilweisen Ersatz für Energiemais anbieten.
Eine thematische Verbindung von ökonomischen und sozialen Aspekten sowie von Fragen der Biodiversität und
Ökologie mit der Notwendigkeit des Klimaschutzes und
der Energiewende kann dazu beitragen, Vorbehalte in der
Bevölkerung gegenüber der regionalen Energiewende abzubauen und dadurch Akzeptanz für eine nachhaltige und
klimafreundliche Landkreispolitik zu schaffen. Die Landkreise bieten sich als Koordinatoren und Initiatoren für diese
Wertschöpfende Vorgehensweise bei der Energiewende
an. Klimaschutz kann so akzeptabler und zukunftsfähiger
werden. ■
5
4
Wie z. B. die Wurzener Land-Werke (WuLaWe) im Landkreis Leipzig.
10
Wie z. B. die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe der Landkreise Alzey-Worms, Mainz-Bingen und Bad Kreuznach zusammen mit Verbandsgemeinden.
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG
Früher hat der ländliche Raum die Lebensmittel für die umliegenden Großstädte erzeugt. Im Zeitalter der dezentralen
Energieerzeugung produziert der ländliche Raum auch die
Energie für die umliegenden Ballungszentren – verbunden
mit der entsprechenden Wertschöpfung in Form von Windpacht. Die jährliche regionale Wertschöpfung aus dem Betrieb der Erneuerbare-Energien-Anlagen beträgt 44 Mio. €.
Die Ortsgemeinden nutzen ihre Windkraft-Pachteinahmen
in Höhe von rund 7 Mio. € jährlich für kostenfreie LEDTauschtage sowie Zuschüsse für Energiesparmaßnahmen
und die Umstellung auf erneuerbare Energieversorgung der
Privathaushalte.
V
Rhein-Hunsrück-Kreis: Strukturwandel dank erneuerbarer Energien
Der rheinland-pfälzische Rhein-Hunsrück-Kreis wurde im
Jahr 2018 von der Agentur für Erneuerbare Energien mit dem
Titel „Energie-Kommune des Jahrzehnts“ ausgezeichnet.
Bis Mitte der 1990er Jahre musste der komplette Strombedarf im Kreis importiert werden. Keine einzige kWh wurde lokal produziert – geschweige denn regenerativ. 1995
wurde das erste Windrad errichtet; es erzeugte Strom für
200 Haushalte. Aktuell produzieren 276 Windräder bereits
Strom für mehr als 300.000 Haushalte. Ende 2018 werden
aus lokaler Biomasse, Photovoltaik und Windkraft bilanziell
rund 300 % des Gesamtstromverbrauchs im Kreis erzeugt.
Damit ist der Rhein-Hunsrück-Kreis vielleicht als erster
Landkreis in Deutschland in den Sektoren Wärme, Strom
und Abfall bilanziell CO -neutral geworden.
²
Die im Klimaschutz aktiven Dörfer haben die Herausforderungen des demografischen Wandels bewältigt, Leerstand
gehört der Vergangenheit an. Junge, gut ausgebildete
Menschen schätzen die Lebensqualität und ziehen aus Ballungsräumen (zurück) auf den Hunsrück.
Die Energiewende im Rhein-Hunsrück-Kreis ist breit aufgestellt. 17 kommunale Nahwärmeverbünde versorgen Häuser auf Basis von Waldrestholz. Die Nahwärmenetze in Neuerkirch-Külz und Ellern werden solarthermisch unterstützt.
Das Baum- und Strauchschnittkonzept des kreiseigenen
Abfallwirtschaftsbetriebs Rhein-Hunsrück Entsorgung zur
Beheizung von Schulzentren gilt bundesweit als vorbildlich.
Auch im Verkehrssektor setzt der Landkreis Akzente. Landrat Dr. Marlon Bröhr setzt mit seinem neuen Projekt auf
eCarsharing auf dem Land. In sieben Orten wird für die Bürger je ein kostenloses Elektroauto vom Kreis bereitgestellt.
V
Kreis Steinfurt: energieland2050
Der Kreis Steinfurt hat bereits vor rund 20 Jahren die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung gestellt und schon
2010 politisch beschlossen, bis zum Jahre 2050 energieautark zu werden. Mit dem Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie dem 2017 gegründeten energieland2050 e. V.
hat der Kreis fest in der Verwaltung verankerte Anlaufstellen,
die die Klimaschutzaktivitäten bündeln, Netzwerke koordinieren, Akteure an einen Tisch bringen und die notwendigen
Ressourcen aufweisen, um ganz konkret Projekte in die Umsetzung zu bringen.
Im Kontext des aktuellen öffentlichen Diskurses und der Klimanotstand-Thematik hat der Kreis 2019 ein „Klimaschutzbündnis für den Kreis Steinfurt“ gegründet und macht damit
deutlich, dass dem Klimaschutz und der Eindämmung der Erderwärmung höchste Priorität eingeräumt wird. Dafür wird
der Kreis seine Maßnahmen und Aktivitäten gemeinsam mit
den 24 kreisangehörigen Kommunen noch einmal verstärken und die gesteckten Ziele bezogen auf die Fragestellung,
welche Meilensteine bereits vor 2050 erreicht werden können, überprüfen.
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im
Kreis Steinfurt liegt inzwischen bei knapp 70 %. Diese positive Entwicklung beruht insbesondere auf der Erschließung
der Windenergiepotenziale. Mit dem 2011 entwickelten
Wind-Masterplan und den Leitlinien für Bürgerwindparks
hat es der Kreis geschafft, alle wichtigen Akteure vor Ort in
den Prozess einzubeziehen, transparent und umfassend zu
informieren und die Wertschöpfung in der Region zu halten. Inzwischen gibt es dort 21 Windparks. Die getätigten
Investitionen – allein 500 Mio. € in den letzten fünf Jahren
– verdeutlichen die große wirtschaftliche Bedeutung der
Bürgerschaftliches Engagement im Klimaschutz: der Ortsgemeinderat Horn.
© Energieagentur Rheinland-Pfalz
Der Rhein-Hunsrück-Kreis galt früher als strukturschwache
Region. 1995 betrug die Arbeitslosenquote im Kreis noch
8,3 %, aktuell ist dieser Wert auf 3,5 % gesunken. Heute
hat der Rhein-Hunsrück-Kreis zusammen mit dem Westerwaldkreis mit 20 % des Landesdurchschnittes die niedrigste kommunale Verschuldung in Rheinland-Pfalz. Die Gemeinden sind so gut wie schuldenfrei und verfügen über
finanzielle Rücklagen.
11
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG
Umsetzung der Energiewende. 2020 wird der Kreis Steinfurt
ganz gezielt den Ausbau der Solarenergie angehen, da erst
10 % der Potenziale in diesem Feld erschöpft sind. Dafür
wurde 2019 eine „Servicestelle Sonne“ gegründet.
V
„Null-Emission Landkreis St. Wendel“
Im nördlichen Saarland liegt der Landkreis St. Wendel. In
einer abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft leben
auf 476,12 km² rund 89.000 Menschen. 2010 machte sich
der Landkreis mit der Initiative „Null-Emission Landkreis St.
Wendel“ auf den Weg, den Energiebedarf bis zum Jahr
2050 CO -neutral zu gestalten. Dabei soll die Energieer²
zeugung und -nutzung auf die Bedürfnisse des ländlichen
Raumes ausgerichtet und dezentralisiert werden – durch
einen ländlichen Energiemix.
Neben der Reduzierung von Emissionen sind die Steigerung
der regionalen Wertschöpfung sowie die Akzeptanz und
Teilhabe der Bevölkerung wichtige Grundpfeiler. Durch die
Einbindung regionaler Unternehmen, Banken, Investoren
und vor allem der Bürgerinnen und Bürger erzielen die Kommunen höhere Steuereinnahmen, Pachteinnahmen und Unternehmensgewinne steigen, die Beschäftigungspotentiale
nehmen zu. Zudem profitiert der Kreis langfristig durch Einsparungen bei den Energiekosten und reduziert die Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger. Insgesamt enorme
Chancen für den ländlichen Raum.
„energieland2050. Wir drehen das im Kreis Steinfurt“ – unter dieser
Marke laufen im Kreis Steinfurt alle Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaktivitäten zusammen. Dank starker Netzwerker und Partner
besetzt der Kreis eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz.
© Kreis Steinfurt/Dorothea Böing
Im Bereich der energieeffizienten Gebäudesanierung setzt
der Kreis Steinfurt auf eine ganzheitliche Betrachtung und
koordiniert in neun der 24 kreisangehörigen Gemeinden ein Quartiers- und Sanierungsmanagement. Dieses
umfasst neben umfangreichen energetischen Quartierskonzepten ganz konkrete Angebote für Bürgerinnen und
Bürger, z. B. Energieberatungen, Infoveranstaltungen und
Thermographieaktionen.
Sowohl mit Elektro- als auch Wasserstoffmobilität sollen in
dem ländlich geprägten Kreis Steinfurt Möglichkeiten für
eine klimafreundliche Mobilität geboten werden. 2019 wurde ein Konzept zur Ladeinfrastruktur und zur Förderung der
Elektromobilität fertiggestellt mit wichtigen Erkenntnissen
zur Ladesäuleninfrastruktur und zu Ausbaumöglichkeiten,
aber auch mit Blick auf die Frage, wie Anreize zur Nutzung
von E-Mobilität gesetzt werden können. Das NRW-Wirtschaftsministerium hat den Kreis als Modellregion für grüne Wasserstofftechnologie ausgewählt. Jetzt wird ein Konzept erarbeitet, wie mit 100 % grünem Wasserstoff, der
vor allem aus Windstrom hergestellt werden könnte, das
energieland2050 mobilisiert werden kann.
Windkraftanlage auf dem Leisberg bei Oberthal.
© Kreis Steinfurt/Dorothea Böing
Inzwischen ist die Organisationsstruktur im Sankt Wendeler Land so vielfältig wie der Ansatz: Gegründet wurden die Lenkungsgruppe Klimaschutz (mit Beirat), das
Zukunfts-Energie-Netzwerk (ZEN) als gemeinnütziger Verein zur Beteiligung und Mitarbeit verschiedenster Akteure,
die Energie-Projektgesellschaft (EPG) als eigenständiger
Projektentwickler und die Bürger-Energie-Genossenschaft
(BEG) als Beteiligungsmöglichkeit der Bevölkerung, auch
an Großprojekten.
Neben den notwendigen technischen Ansätzen widmet
sich der Kreis seit einigen Jahren auch der Frage, was die
Menschen im Kreis Steinfurt persönlich für den Klimaschutz
tun und können. Mit Projekten wie „Klimaschutzbürger
2.0“ oder „Plastiktütenfreier Kreis Steinfurt“ bietet der
Kreis Mitmachaktionen und gewinnt wichtige Erkenntnisse darüber, wie die öffentliche Verwaltung die Bürgerinnen
und Bürger bei einem nachhaltigeren und klimabewussteren Lebensstil unterstützen kann.
Im Mittelpunkt dieser Struktur steht die enge Zusammenarbeit und Vernetzung von Akteuren aus verschiedenen Bereichen. Einzelne Projekte umfassen z. B. die Etablierung der
Biomassepflanze Durchwachsene Silphie als Alternative zum
Mais; dies gemeinsam mit regionalen Landwirten und Biogasanlagenbetreibern, organisiert durch das ZEN.
12
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG
Werkhalle wurde mit einer 120 kWp-Photovoltaik-Anlage
belegt, deren Strom zu mehr als 80 % direkt im Freizeitzentrum Bostalsee verbraucht wird, u. a. auch als Heizstrom für
die Wärmepumpe der Halle.
Über die BEG konnten 13 Photovoltaik-Dachanlagen realisiert werden. Zudem beteiligt sie sich an Wind- und Solarparks in der Region, etwa an den Windparks in den Gemeinden Oberthal und Eisen, die sich besonders durch die enge
Kooperation mit den Kommunen und den Bürgerinnen und
Bürgern auszeichnen.
Die EPG beschäftigt sich aktuell mit Nahwärmeprojekten in
mehreren Dörfern des Landkreises, um die Wärmeerzeugung durch Ölheizungen großflächig auf erneuerbare Energien umzustellen. Im Landkreis St. Wendel wird Klimaschutz
so zu einer aktiven Wirtschaftsförderung und stärkt den
ländlichen Raum.
Auch die Landkreisverwaltung geht mit gutem Beispiel voran, nutzt in eigenen Gebäuden Biomasseheizungen, belegt
die Dächer mit Photovoltaik-Anlagen. Am Bostalsee, dem
größten Freizeitsee im Südwesten, nutzen die Sanitärgebäude Solarthermieanlagen zur Warmwasserbereitung. Eine
II. Klimaschutz
Umfrageergebnisse: Klimaschutz in den Landkreisen
Der Deutsche Landkreistag hat Ende 2019 eine Umfrage
bei den Landkreisen zu Klimaschutz und erneuerbaren
Energien durchgeführt. Von den 294 haben 158 Landkreise teilgenommen, also rund 54 %. Aus den Antworten
wird deutlich, dass die Landkreise im Klimaschutz sehr
engagiert sind und sich dabei mit sehr unterschiedlichen
Themenfeldern befassen (vgl. Abb. 1).
In welchen Bereichen ist Ihre Kreisverwaltung beim Klimaschutz
bereits tätig geworden bzw. wofür gibt es konkrete Planungen?
Energieeinsparungen/energetische Sanierung eigener Liegenschaften
154
Kreiseigener Fuhrpark
134
Netzwerkarbeit mit kreisangehörigen Gemeinden und regionalen Akteuren
133
Öffentlichkeitsarbeit
132
Nutzung/Ausbau von erneuerbaren Energien durch den Landkreis selbst
128
Radverkehr
124
ÖPNV
122
E-Mobilität/Wasserstoff-Infrastruktur
115
Energiespar-Beratung für Haushalte/Unternehmen
104
Nachhaltige Beschaffung
103
Abfallwirtschaft
83
Solarkataster
68
Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung
61
Energetische Sanierung des privaten Gebäudebestandes
59
Ausbau eines Nahwärmenetzes
51
Moorschutz
46
Forstwirtschaft (Flächenankauf, Aufforstung, Waldumbau)
44
Landwirtschaft
43
Errichtung von eigenen Liegenschaften in Holzbauweise
29
Wärmeatlas/Wärmebedarfskataster von Gewerbe und Wohnungen
27
Ausbau des Fernwärmenetzes
14
Abwasserbehandlung
10
Baulandentwicklung
10
Ausbau des Fernkältenetzes
Sonstiges
Von den teilnehmenden Kreisverwaltungen unternehmen
97 % Anstrengungen beim Klimaschutz durch Energieeinsparungen und die energetische Sanierung ihrer eigenen
Liegenschaften gefolgt von Maßnahmen bezüglich des kreiseigenen Fuhrparks (85 %). Während diese Aktivitäten innerhalb der Kreisverwaltung selbst erfolgen können, erfordern
zahlreiche weitere Maßnahmen Austausch und Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Gemeinden sowie weiteren
Akteuren (wie z. B. Energieagenturen, Vereine). Entsprechende Netzwerkarbeit haben 84 % der Kreisverwaltungen
genannt. Oftmals nehmen die Landkreise gegenüber den
kreisangehörigen Gemeinden im Bereich Klimaschutz und
erneuerbare Energien eine koordinierende Rolle ein. Daneben nehmen die Landkreise zahlreiche Aufgaben und Funktionen für das jeweilige Kreisgebiet wahr, die für den Klimaschutz relevant sind. Hierzu zählen u. a. die Abfallwirtschaft,
die Bauaufsicht, die Verkehrsplanung, die Wirtschaftsförderung, die Naturschutzverwaltung, die Land- und Forstwirtschaftsverwaltung und nicht zuletzt die Trägerschaft der
Kreissparkassen.
Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Möglichkeiten,
beim Klimaschutz tätig zu werden, besitzen ausweislich
der Umfrage des Deutschen Landkreistages 77 % der
teilnehmenden Landkreise bereits eine ausformulierte
Strategie für den Klimaschutz bzw. für die Nutzung von
erneuerbaren Energien (vgl. Abb. 2). Weitere 14 % der
Kreisverwaltungen beschäftigen sich mit der Aufstellung
einen solchen Strategie.
2
26
Abbildung 1
13
KLIMASCHUTZ
der Kreisverwaltungen halten den Ausbau der Tank- und
Ladestellen-Infrastruktur für die Elektro- und Wasserstoffmobilität sowie 78 % den Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs für den richtigen Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrsbereich.
Gibt es für Ihren Landkreis ein (Teil-)Konzept oder ein Programm
für den Klimaschutz bzw. für die Nutzung
von erneuerbaren Energien?
ja
77%
Durch welche Maßnahmen der Bundes- und Landespolitik
könnten Klimaschutz und erneuerbare Energien
in den Landkreisen generell besser unterstützt werden?
in Arbeit
6%
geplant
8%
Dauerhafte Finanzierung von Klimaschutz-Personal in der Kreisverwaltung 140
nein
9%
Abbildung 2
In 73 % der Kreisverwaltungen gibt es eine Funktionseinheit, die sich im Schwerpunkt mit dem Klimaschutz beschäftigt (vgl. Abb. 3). In weiteren 15 % der Landkreise ist
eine solche Funktionseinheit geplant.
Unbürokratische Beantragung von Fördermitteln
136
Verstärkte finanzielle Unterstützung für investive Projekte
118
Bessere Verzahnung der Bundes- und Landesförderprogramme
im Energie- und Klimaschutzbereich
115
Festlegung von kommunalen Klimaschutz-Pflichtaufgaben im Landesrecht 105
(mit vollständigem Kostenausgleich)
Langfristig stabile energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen
für den Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen
105
Verbesserung der Akzeptanz für Erneuerbare-Energie-Projekte
92
Bessere Informationen über Fördermöglichkeiten
76
Stärkung der koordinierenden Rolle der Landkreise gegenüber den
kreisangehörigen Gemeinden
76
Einrichtung von Klimaschutz-/Energieagenturen in den Landkreisen
72
geplant
15%
Bessere Informationen und Instrumente zur Ermittlung von regionalen
Wertschöpfungspotenzialen
68
nein
11%
Flexiblere Verwendung von Ausgleichs- und Ersatzgeldern
(z.B. für den Waldschutz im Bestand)
65
Transparente Informationen über Chancen, Risiken und Stand
der Energiewende
61
Sonstiges
18
Gibt es in Ihrer Kreisverwaltung mindestens eine Funktionseinheit
(Amt, Stabsstelle, Beauftragter, Klimaschutzmanager),
die sich im Schwerpunkt mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt?
ja
73%
Abbildung 3
0
Keine Verbesserung möglich
Von den teilnehmenden Landkreisen wünschen sich als politische Unterstützung für ihre Klimaschutzbemühungen 89 %
eine dauerhafte Finanzierung von entsprechendem Personal
in der Kreisverwaltung und 75 % mehr finanzielle Unterstützung für investive Projekte (vgl. Abb. 4). Die Finanzierung
von kreislichen Klimaschutzmaßnahmen einschließlich des
hierfür notwendigen Personals ist gegenwärtig stark projektgebunden und erfolgt vor allem über Fördermittel des
Bundes. Damit diese Mittel auch tatsächlich in Anspruch genommen werden können, muss die Förderung möglichst unbürokratisch ausgestaltet sein, was 86 % Kreisverwaltungen
fordern. Auch sollten Förderangebote des Bundes und der
Länder nach dem Willen von knapp drei Vierteln der Landkreise besser aufeinander abgestimmt werden.
Abbildung 4
Welche Maßnahmen halten Sie im Verkehrsbereich zur Erreichung
der CO2-Ziele vor dem Hintergrund des ländlichen Raumes und
seiner nach wie vor stark auf den Individualverkehr angewiesenen
Struktur (85 % gegenüber 15 % ÖPNV) für sinnvoll?
In Bezug auf kreisliche Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich besteht die Schwierigkeit darin, dass in den
ländlichen Räumen die Menschen für Mobilität und Teilhabe nach wie vor stark auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen sind. Vor diesem Hintergrund sehen die
Kreisverwaltungen 97 % in der Erhöhung der Attraktivität
des ÖPNV und 91 % im Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur eine geeignete Klimaschutzmaßnahme (vgl. Abb. 5). 84 %
Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV
153
Ausbau von Radwegen und Fahrradparkmöglichkeiten
143
Ausbau der Tank- und Ladestellen-Infrastruktur (E-Ladesäulen, Wasserstoff)
133
Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs
124
Entwicklungsförderung für CO2-neutrale Kraftstoffe
107
Entwicklungsförderung für E-Mobilität (Reichweite, Batterien, Ladegeschwindigkeit) 103
Ausbau der für die E-Mobilität benötigten Stromnetze
84
Automatisierung des Verkehrs
40
Sonstiges
23
Abbildung 5
14
KLIMASCHUTZ
Klimaschutz und regionale Wertschöpfung – eine
notwendige Balance für den breiten Wandel
pauschal, sondern die Nachhaltigkeit der konkreten Wirtschaftsaktivität muss beurteilt werden.
von Helmut Schleweis,
Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes
Allerdings zeichnet sich ab, dass sich unsere mittelständischen Kunden auf spürbar mehr Nachweispflichten einstellen müssen, um den Grad der Nachhaltigkeit ihres Tuns zu
belegen. Wenn diese Pflichten jedoch so kompliziert und
anspruchsvoll werden, dass sie für kleinere Unternehmen
ein Übermaß an Kosten und Aufwand bedeuten, wird
ihr Nutzen umso geringer sein – weil sie die Breite nicht
erreichen.
Der Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die einen Umbau der
Wirtschaft und der öffentlichen Infrastruktur erfordert.
Die Sparkassen-Finanzgruppe engagiert sich hierfür als
Verbund und über die Institute vor Ort, um eine möglichst große Breitenwirkung
zu erreichen und die lokalen
Bedarfe zu decken.
Aus Sicht der Sparkassen müssen regionale Wertschöpfung
und grüne Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Das
ist wichtig für die Ausgestaltung neuer regulatorischer Leitplanken. Das Bemühen um mehr Klimaschutz braucht den
Wandel in der Breite und muss deshalb auch für kleinere
Unternehmen machbar bleiben – bei den Kreditbedingungen ebenso wie bei den Dokumentationserfordernissen.
Denn die Finanzwirtschaft ist kein politisches Werkzeug. Sie
kann und sollte den Umbau der Realwirtschaft hin zu mehr
Nachhaltigkeit nicht erzwingen, sondern aktiv begleiten.
Das Geschäftsmodell der
Sparkassen hat jedoch immer alle Veränderungen der Gesellschaft im Blick. Unser
Verständnis von nachhaltigem Wirtschaften ist von unserem öffentlichen Auftrag geprägt. Private Vorsorge,
finanzielle Bildung, lokale Wirtschaftsentwicklung und
langfristige Grundausrichtung sind Elemente sozialen und
wirtschaftlich tragfähigen Handelns, die zeigen: nachhaltig
ist mehr als grün.
© DSGV/Matthias Müller BFF
Den Wandel in der Breite fördern – Beispiel Energiewende
Bei diesem Umbau der Realwirtschaft liegt der Fokus
auf grünen Investitionen und auf der Reduzierung des
CO -Ausstoßes. Als besonders wirkungsvoll betrachten
²
wir die Vermeidung oder Minderung von CO durch die
²
Umstellung auf energieeffiziente Verfahren und den Einsatz erneuerbarer Energien. Zum Beispiel unterstützt die
DekaBank zahlreiche Stadtwerke im In- und Ausland bei
der Energiewende durch die Finanzierung moderner und
nachhaltiger Energieanlagen sowie Netze mit (strukturierten) Unternehmensfinanzierungen, Schuldscheinen oder
Namensschuldverschreibungen.
Sparkassen setzen sich deshalb für einen nachhaltigen
Wandel ein, der ökologische, soziale und wirtschaftliche
Ansprüche möglichst weitgehend in eine Balance bringt.
Genau wie die Gesellschaft als Ganzes dürfen wir dabei
keine Angst vor potenziellen Zielkonflikten haben, die
zwangsläufig auftauchen werden, wenn unterschiedliche
Dimensionen der Nachhaltigkeit betrachtet werden.
Bei der Kreditvergabe zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien auf Basis öffentlicher Förderprogramme ist die
Sparkassen-Finanzgruppe seit vielen Jahren führend. Im Jahr
2018 hatte die Sparkassen-Finanzgruppe einen Anteil von gut
41 % (26.000 Kredite, 6,5 Mrd. €) an KfW-Förderkrediten
zur Energieeffizienz. Förderkredite für Erneuerbare-EnergieAnlagen sind durch die öffentlichen Debatten um geeignete
Standorte für Windkraftanlagen und nach der Neufassung
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hingegen stark zurückgegangen, 2018 wurden aber gut 66 % der einschlägigen
KfW-Kredite durch die Sparkassen-Finanzgruppe vergeben.
Kleine nicht überfordern – Wandel für alle ermöglichen
Nach den Vorstellungen der Politik soll die Finanzwirtschaft
eine zentrale Rolle bei der Erreichung des Zwei-GradKlimaziels der Vereinten Nationen spielen. Es ist politisch
verlockend, dazu über Risikogewichtungen und die darauf
basierende Eigenkapitalunterlegung von Kreditinstituten
steuernd einzugreifen. Aufgabe der Finanzmarktregulierung ist jedoch nicht die Steuerung von Investitionsströmen
nach politischen Zielen, sondern allein die Finanzmarktstabilität. Es wäre deshalb falsch, bestimmte Branchen unabhängig vom Risiko bei der Kreditvergabe zu bevorzugen
oder abzustrafen.
Unterstützung des Klimaschutzes und der kommunalen
Ebene
Wir verstehen unsere Rolle als Mittelstandsfinanzierer so,
dass wir alle Unternehmen bei der Entwicklung zu mehr
Nachhaltigkeit unterstützen, egal wie grün ihre Ausgangssituation ist. Die Masse der Unternehmen sind kleinere und
mittlere Betriebe. Sie sind ein gewichtiger Teil der Wirtschaft, der nicht von der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung abgeschnitten werden darf. Nicht das Unternehmen
Als Sparkassen-Finanzgruppe begleiten wir nachhaltige Vorhaben, die von kommunaler oder unternehmerischer Seite
konzipiert und geplant werden, aktiv. Denn gerade der Klimaschutz ist ein wesentlicher Bereich für die auch in unserer
Volkswirtschaft so nötigen Wachstumsinvestitionen – hier
ergänzen sich ökologische und wirtschaftliche Ziele.
15
KLIMASCHUTZ
Neben der Schaffung von adäquaten infrastrukturellen
und verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen und
der Bereitstellung moderner Gewerbestandorte ist es entscheidend, dass die Akteure vor Ort konsequent die sich
bietenden Entwicklungschancen aufgreifen und regionale
Potenziale aktivieren. Ein Ansatzpunkt zur Stärkung der
Entwicklung ist die Intensivierung oder Wiederverknüpfung von Wertschöpfungsketten zwischen Landwirtschaft
und Lebensmittelhandwerk, was dem wachsenden Verbraucherwunsch nach regionalen und klimafreundlichen
Produkten entgegenkommen würde. Darüber hinaus können in den Bereichen der Nutzung erneuerbarer Energien,
im Mobilitätssektor, in der Umwelttechnik sowie in den
Gesundheitshandwerken in ländlichen Räumen neue Zukunftsarbeitsplätze geschaffen werden.
Die Institute unseres Verbundes bieten bereits eine rasch
steigende Zahl grüner Fonds und Investmentmöglichkeiten,
vor allem Deka, Landesbanken, BerlinHyp und Deutsche
Leasing. Diese Investitionsmöglichkeiten richten sich an private, aber auch an institutionelle Kunden – also an Gemeinden und Landkreise, an Kirchen und Stiftungen.
Darüber hinaus gibt es spezifische Angebote für einzelne
Vorhaben. So bietet die Deutsche Anlagen-Leasing (DAL)
z. B. Leasing, Mietkauf oder Investitionskredite für Ladeinfrastrukturen, für Smart Meter (im Einsatz bei Messstellenbetreibern), zur Klärschlammentsorgung, klärschlammverbrennungsanlagen oder für Speicherkapazitäten. Die DAL
ist stark in der Eisenbahnfinanzierung engagiert und berät
kommunalnahe Unternehmen, Sparkassen und gewerbliche Kunden zu energieoptimierten Immobilien.
Hier bestehen Synergien zwischen Handwerk und Landkreisen, denn zahlreiche der 294 Landkreise Deutschlands setzen auf den Klimaschutz als Innovations- und Wirtschaftsmotor. Bei der Planung und Umsetzung des Klimaschutzes
sind die Landkreise auf die Kompetenzen des Handwerks
angewiesen. Deshalb unterstützt bspw. der Landkreis Neunkirchen im Saarland auch die Kampagne „Hände hoch
fürs Handwerk“ der Handwerkskammer des Saarlandes,
um das Handwerk vor Ort zu stärken. Auch bietet die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz, als bundesweite Initiative des Handwerks, eine gute Möglichkeit
für die Landkreise, die regional ansässigen Handwerksbetriebe auf ihrem Weg zur Energieeffizienz und zum Klimaschutz zu unterstützen.
Zur Kompetenz der Sparkassen-Finanzgruppe gehören
auch Finanzierungen aus dem Bereich Photovoltaik- und
Windkraftanlagen im In- und Ausland. In Nordhessen z.
B. haben Sparkassen, Helaba und der Regionalversorger
Entega gemeinsam eine Windkraftanlage realisiert. Derzeit läuft zudem die Inbetriebnahme von 27 wasserstoffbetriebenen Nahverkehrszügen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes – ebenfalls mit Unterstützung der Helaba.
Diese Beispiele zeigen, dass sich zukünftige Potenziale für
nachhaltige Projekte maßgeblich aus dem Gespräch mit
den kommunalen Trägern der Sparkassen und aus der gemeinsamen lokalen Expertise ergeben können – das gilt es
für beide Seiten zu nutzen. ■
Mit der Ausrichtung wirtschaftspolitischer Entscheidungen
an klimapolitischen Zielen eröffnen sich für Landkreise und
ansässige Betriebe Wege der Modernisierung und Intensivierung der regionalen Wertschöpfung. Die Wege, die die Landkreise und die Betriebe vor Ort gemeinsam gehen, sind dabei
regional sehr unterschiedlich. Während in Norddeutschland
der Windenergie eine besondere Rolle zukommt, spielt in
Süddeutschland bspw. die Solarenergie eine große Rolle.
So zeichnet sich Nordfriesland mit der Stadt Husum durch
ihren Fokus auf die Windenergie aus. Im Süden ist Breisgau
Schwarzwald ein Landkreis, der sich umfassend für erneuerbare Energien einsetzt. In diesem Zusammenhang entstanden
in Freiburg ein Bürgerwindpark, eine Bioabfallvergärungsanlage und integrierte Energieprojekte für ganze Stadtviertel wie
dem Quartier Vauban oder dem Energie-Quartier Haslach, in
dem unter dem Label „Vorbildlich Sanieren“ zusammen mit
dem Handwerk Modellprojekte realisiert wurden.
Klimaschutz und regionale Wertschöpfung –
Potentiale und Chancen des Handwerks in ländlichen Gebieten
von Hans Peter Wollseifer,
Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks
Handwerkliche Betriebe
prägen die Wirtschaft der
ländlichen Räume. Sie sind
an ihren Standorten seit
Generationen ansässig und
sichern maßgeblich Arbeitsund Ausbildungsplät ze,
die Versorgungsstrukturen
und das gesellschaftliche
Leben. Etwa die Hälfte der
1 Mio. Handwerksbetriebe
Deutschlands haben ihren
Standort in ländlichen Gebieten. Ländliche Räume
© ZDH/Boris Trenkel
stehen durch demografische
Umbrüche und den wirtschaftlichen Strukturwandel zwar vor
großen Herausforderungen, bieten aber aus Sicht des Handwerks gleichzeitig erhebliche Entwicklungspotenziale. Sie
können Zukunftsräume sein, auch für Zukunftsarbeitsplätze.
Um die hohe Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden
bedienen zu können, passen sich die Handwerksbetriebe der
bau-, ausbau- und anlagentechnischen Gewerke permanent
an und nutzen neuste Technologien wie Drohnen oder Virtual-Reality, um Bauprojekte effizient und präzise planen und
umsetzen zu können.
Mit dem Umbau der Stromversorgung sind weitere technische Herausforderungen verbunden, die auch das Handwerk
16
KLIMASCHUTZ
betreffen. Dabei unterstützen die regional ansässigen Fachbetriebe des Elektrohandwerks insbesondere den Ausbau
auf der unteren Verteilnetzebene. Die Handwerksbetriebe
planen und installieren PV-Anlagen, Wärmepumpen oder
Smart Meter.
V
Landkreis Freyung-Grafenau:
LED-Beleuchtung
Der Landkreis Freyung-Grafenau hat sich schon früh mit
der regenerativen Energieversorgung der kreiseigenen Liegenschaften beschäftigt. Bereits 2006 hat der Landkreis die
erste Hackschnitzelheizung in Betrieb genommen. Mittlerweile sind 22 der 24 kreiseigenen Liegenschaften an hackschnitzelbetriebene Nah- und Fernwärmenetze angeschlossen. Der nachwachsende Rohstoff Holz ist in ausreichenden
Mengen vorhanden, die Transportwege sind kurz und die
betreibenden Partnerfirmen kommen größtenteils auch aus
dem Landkreis Freyung-Grafenau. So ist man unabhängig
von Öl- und Gaslieferanten und die Wertschöpfung erfolgt
ausschließlich regional.
Auch öffnen sich für das Handwerk im Rahmen der Elektromobilität neue Geschäftsfelder in den Bereichen der
Fahrzeugwartung und der Errichtung privater und gewerblicher Ladeeinrichtungen sowie der Verknüpfung mit
erneuerbaren Energien auf den Grundstücken der Nutzer.
Handwerkliche Betriebe, die ihren Fuhrpark auf Elektromobilität umgestellt haben und eine entsprechende Ladeinfrastruktur besitzen, bieten diese bereits ihren Kunden
und Beschäftigten zur Nutzung an, indem sie ihnen Tankkarten aushändigen.
Im Bausektor erleichtern Software und neueste Messtechnik die Planung von energetischen Gebäudesanierungen.
Mit Hilfe der Laser-Vermessung von Gebäuden und der Robotik werden Gebäudeelemente in der Werkhalle vorgefertigt und zur Baustelle transportiert, um vor Ort fachkundig
montiert zu werden. Damit nehmen die Planungsaufgaben
für die Fachhandwerker zu und die körperlich harte Arbeit
nimmt tendenziell ab. Auch hier entwickeln sich klassische
Gewerke wie das des Zimmerers durch die Hinzunahme digitaler Anwendungen zu Zukunftsberufen.
Das war aber nur der Anfang. Die Themen Energie und
Klimaschutz gewannen über die Jahre immer mehr Bedeutung. So ist seit 2017 eine Stelle für Klimaschutzmanagement fest im Landratsamt angesiedelt. Neben der
Abarbeitung eines Maßnahmenkatalogs zur weiteren energetischen Verbesserung der Gebäude kümmert sich das
Klimaschutzmanagement auch um die bedarfsorientierte
Steuerung der Heizungen. Mit den Wärmeübergabestationen in den Gebäuden wurde gleichzeitig eine Regelungstechnik eingebaut, die den Fernzugriff ermöglicht. So können die Hausmeister vor Ort auch aus dem Landratsamt
unterstützt und beraten werden.
Dieser Transformationsprozess der Gewerke ist auf einen
zügigen, flächendeckenden und leistungsfähigen Breitbandausbau im ländlichen Raum angewiesen – dies gilt insbesondere auch für das mobile Internet mit 5G-Standard.
Dabei stehen auch die Landkreise untereinander im Wettbewerb um die beste und modernste IT-Infrastruktur, die es
Handwerksbetrieben ermöglicht, die neusten Technologien
zu nutzen.
LED-Umrüstung im Dienstgebäude Wolfstein des
Landratamtes Freyung-Grafenau
Klimaschutz und Kosteneinsparung
gehen einher
20.000 €
10.000 €
-10.000 €
Um die mit dem Klimaschutz und der Energiewende verbundenen Entwicklungschancen zu nutzen und die Transformationsprozesse konstruktiv gestalten zu können, ist
ein kontinuierlicher Austausch zwischen den Landkreisen
und der Handwerksorganisation erforderlich. Daher setzen sich das Handwerk und die Landkreise seit Langem
in Bund und Ländern gemeinsam für eine Weiterentwicklung der Förderung der ländlichen Räume ein, die sowohl
den Mittelstand vor Ort als auch die Handlungsfähigkeit
der Verwaltungen stärken.
-20.000 €
-30.000 €
Amortisation der
Maßnahme nach
ca. 6,5 Jahren
-40.000 €
-50.000 €
Abzüglich Förderung des Bundes
Ausgaben von ca. 55.000 EUR
-60.000 €
08
19
08
20
08
21
08
22
08
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08
24
08
25
08
26
Die Beleuchtung des Dienstgebäudes am Schloss Wolfstein in Freyung wurde auf LED-Beleuchtung
umgerüstet. Nach etwa sechseinhalb Jahren hat sich die Maßnahme amortisiert.
Leistungsfähige Landkreisverwaltungen liegen im Interesse des Handwerks. Den Landkreisen ist auf der anderen
Seite an wirtschaftlich starken Handwerksbetrieben als
Arbeitsplatzgaranten und technologische Kompetenzträger gelegen. Durch die Zusammenarbeit zwischen den
Landkreisen und der Handwerksorganisation vor Ort wird
die Wertschöpfung langfristig gestärkt und Handwerksbetriebe lassen Landkreise zu Zukunftsräumen des Klimaschutzes werden. ■
Eine Maßnahme aus dem Klimaschutzteilkonzept Liegenschaften war die Erneuerung der Beleuchtung im Landratsamt Dienstgebäude Wolfstein. Dabei handelt es sich um
eines der kleineren Dienstgebäude mit einer Nettogrundfläche von 1.875 m². Seit 1960 belegt hier u. a. Landrat Sebastian Gruber eines der 44 Büros. Über die Jahre
wurde die Büroeinrichtung immer wieder verändert oder
ganze Räume umfunktioniert, sodass auch die Beleuchtung nicht mehr optimal auf die aktuellen Gegebenheiten
17
KLIMASCHUTZ
Schutz der Moorböden nicht nur sinnvoll für den Klimaschutz, sondern auch für eine zukunftsgewandte, landwirtschaftliche Nutzung von Moorgebieten. Auch mit Blick auf
die spürbaren Folgen des Klimawandels erfüllen Moorgebiete eine wichtige Funktion. In Trockenzeiten bleibt in diesen das Wasser länger gespeichert, bei Starkregen dienen
sie als Puffer- und Speicherraum – jedoch verschlechtern
sich diese Eigenschaften auf lange Sicht merklich durch
eine übermäßige Entwässerung.
abgestimmt war. Zudem fand sich ein Sammelsurium aus
Neonröhren, Halogenstrahlern und Energiesparlampen
wieder. Über die Förderung der Nationalen Klimaschutzinitiative wurden im Jahr 2019 alle Leuchten in den Büros,
Fluren und Nebenbereichen auf LED-Technik umgestellt.
Alle Aufträge zum Umbau konnten an Firmen aus der Region vergeben werden. Von den Gesamtkosten in Höhe von
rund 87.000 € wurden 37 % vom Bund übernommen. Darüber hinaus amortisiert sich die Maßnahme schnell selbst,
da 89 % der Anschlussleistung reduziert werden konnte,
was über 20 Jahre eine CO -Einsparung von 355 t bedeutet.
²
Die genannten negativen Auswirkungen der Moorentwässerung können deutlich abgeschwächt werden, wenn
das Wassermanagement optimiert wird. Konkret geht es
also auch in diesem Projekt darum, möglichst viel Wasser
im Moorboden zu halten, ohne jedoch die bisherige Bewirtschaftung in nennenswertem Maße zu gefährden. Im
Jahr 2017 erfolgten naturräumliche Erkundungen und Untersuchungen, die in einen Potentialbericht mündeten. Parallel zu den naturräumlichen Untersuchungen wurde eine
intensive Kommunikationsarbeit geleistet, um detailliert zu
informieren und Vorbehalte abzubauen.
Die Verantwortlichen im Landkreis setzen auf die Vorbildfunktion der Gebietskörperschaft, nur so könne man auch
die Bürgerinnen und Bürger animieren, energetische Sanierungen in Angriff zu nehmen und das Klima zu schützen.
In Freyung-Grafenau gibt es hierfür speziell ein Programm,
das Energieerstberatungen bezuschusst. So groß wie im
Moment war die Nachfrage nach diesem Programm in dessen zehn Jahren Laufzeit noch nie. Das liegt vor allem daran, dass Eigenheimbesitzer momentan von vielen Förderprogrammen profitieren können. Das Landratsamt lebt vor,
die Bürger packen es an, investieren vor Ort und werden
vom Staat dabei unterstützt. So sieht gelungener Klimaschutz im Landkreis Freyung-Grafenau aus.
Derzeit wird auf Versuchsflächen getestet, ob durch eine
optimierte Steuerung des Grabenwasserstands ganzjährig
mehr Wasser im Moorboden gehalten werden kann. Zu
diesem Zweck wurde z. B. ein verstellbares Wehr in einen
zentralen Entwässerungsgraben eingebaut. Durch diese
Vorrichtung kann der Wasserstand im Graben und den
angrenzenden Flächen bedarfsgerecht reguliert werden,
so dass die bisherige Landnutzung aufrechterhalten wird,
während die negativen Folgen der Entwässerung abgeschwächt werden. Durch ein Monitoring wird die Wirksamkeit der Maßnahme erfasst und ausgewertet.
V
Landkreis Friesland: Moorentwicklung
Seit Ende des Jahres 2016 betreut der Landkreis Friesland
ein Projekt, das eine klimaschonende und nachhaltigere
Bewirtschaftung des Moorgebiets von Moorhausen/Varel
zum Ziel hat. Langfristiges Ziel ist die Verringerung von
Treibhausgasemissionen sowie die Sicherung der Pufferund Speicherfunktionen des Moorbodens durch ein optimiertes Wassermanagement. Das Projekt wurde finanziert
aus Landes- und EU-Mitteln (EFRE), Eigenmitteln des Landkreises, Mitteln der Barthel-Stiftung und der Wasser-und
Bodenverbände Friesland/Wilhelmshaven.
Für die bisherige Projektentwicklung hat der Landkreis
Friesland die Auszeichnung „Klimaaktive Kommune 2019“
erhalten. Durch eine nachhaltigere und klimaschonende
Nutzung der natürlichen Ressourcen sowie die Anpassung
an die Folgen des Klimawandels gibt das Projekt somit
wichtige Impulse für die zukünftige Wertschöpfung.
In frühen Zeiten wurden Moore durch Entwässerungsmaßnahmen nutzbar gemacht und besiedelt. Dies trifft ebenso auf das Projektgebiet in Moorhausen zu, welches auch
heute noch ein vorrangig landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit vereinzelter Wohnbebauung ist. Während einst die
Trockenlegung von Mooren zum Aufbau des Wohlstands
in der Gesellschaft beitrug, wird dieser Wohlstand in Zukunft durch die Auswirkungen des Klimawandels gefährdet. Auch die entwässerten Moore tragen aktiv zu dieser
Entwicklung bei, da sie große Mengen an Treibhausgasen
in die Atmosphäre abgeben.
Da sich durch Zersetzung und Veränderung des Moorbodens auch langfristig die Bewirtschaftungsbedingungen in
diesen Gebieten deutlich verschlechtern, ist ein besserer
Wehr im Bereich der Versuchsflächen.
© Thomas Linß
18
KLIMASCHUTZ
Fahrräder und Roller) stehen sowohl der Öffentlichkeit als
auch für Initiativen wie z. B. Hol- und Bringservices für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung.
V
Landkreis Mühldorf a. Inn:
E-Fahrzeug-Sharing
Aktuell ist für viele Einwohner auf dem Land ein eigener
Pkw unverzichtbar. Mithilfe des Gesamtkonzeptes wird der
ÖPNV attraktiver und zusätzlich durch die Sharing-Angebote ergänzt. Die Notwendigkeit eines Zweit- oder Drittwagens kann reduziert, die Fixkosteneinsparung erhöht und
die Wirtschaftskraft in der Region gestärkt werden.
Durch die erfolgreich eingereichte Projektskizze zum Förderaufruf „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“
des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
(BMEL) konnte zum 1.1.2020 mit dem Sharing-Förderprojekt „Bedarfsorientierte Flächenerschließung im Landkreis
Mühldorf a. Inn“ begonnen werden. Der Landmobile e. V.
unterstützt nachhaltige Mobilitätsprojekte im ländlichen
Raum und hat die Antragsstellung und somit Trägerschaft
sowie Projektkoordination für den Landkreis Mühldorf a.
Inn übernommen. Das Projekt wird für die Dauer von drei
Jahren gefördert.
Durch Kooperationen mit Einkaufshäusern, Apotheken
oder Ärzten im Landkreis Mühldorf a. Inn werden Personen
ohne Fahrerlaubnis oder eigenen Pkw bei ihren alltäglichen
Mobilitätsbedarfen unterstützt. Die Kooperationspartner
profitieren von zusätzlichen Kunden aus der Region und
durch zeitlich abgestimmte Fahrten. Auch Eltern oder Familienangehörige können entlastet werden. Eine integrierte Mitfahrgelegenheit ermöglicht es Personen ohne Führerschein, sich bei Fahrten anderer Personen im Landkreis
anzuschließen. Die verbesserte Erreichbarkeit von Haltestellen, Bahnhöfen und Arbeitgebern durch die Überbrückung der letzten Meile mithilfe von Sharing-Fahrzeugen,
die erhöhte Flexibilität im ÖPNV und Lösungsansätze für
die Mobilität im Alter und von Jugendlichen sollen das Leben im Bereich der Mobilität im Landkreis Mühldorf a. Inn
erheblich verbessern.
V
Landkreis Neu-Ulm: Klimawald
Noch sind es dürre Äste, die die Bäume bei Unterroth von
sich strecken, doch in einigen Jahren soll es ein richtiger
Wald sein – ein Klimawald, um genau zu sein. Im November 2019 hat der Landkreis Neu-Ulm auf einer eigenen, 1,7
ha großen Fläche bei Unterroth 8.000 Bäume gepflanzt.
Damit bekennt sich der Landkreis zu seiner Verantwortung,
auf lokaler Ebene etwas gegen die CO -Zunahme zu tun.
²
Mindestens 22 t CO können dann pro Jahr von den Bäu²
men gebunden werden.
© Landratsamt Mühldorf a. Inn
Grundlage für das Projekt ist das ÖPNV-Gesamtkonzept
des Landkreises Mühldorf a. Inn. Darin wird für die zukünftige Linienplanung in der ersten Stufe (Hauptachsen)
ein angebotsorientierter Stundentakt und in der zweiten
Stufe (Ergänzungsachsen) ein Zweistundentakt gefordert.
Die dritte Stufe des ÖPNV-Gesamtkonzeptes beinhaltet die
bedarfsorientierte Flächenerschließung im gesamten Landkreis Mühldorf a. Inn. Diese Stufe ergänzt das ÖPNV-Angebot mit Maßnahmen, die konkreten Herausforderungen
wie einer unzureichenden Anbindung an den bestehenden
ÖPNV, dem Rückzug von Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten sowie mangelhaften Mobilitätsangeboten für Menschen ohne Fahrerlaubnis begegnen sollen. Im Zuge des
geförderten Projektes „LandMobil“ soll die Einführung von
E-Fahrzeug-Sharing als eine Möglichkeit der bedarfsorientierten Flächenerschließung im ländlichen Raum erprobt
werden. Umgesetzt werden soll dies mit Sharing-Stationen
in teilnehmenden Pilotkommunen. Die E-Fahrzeuge (Autos,
Bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt 100.000 Bäume im
Landkreis Neu-Ulm in Klimawäldern gepflanzt worden sein.
Das heißt, es handelt sich hierbei um keine Neupflanzung in
bereits bestehenden Wäldern. Vielmehr werden die Wälder
komplett neu entstehen. Für 2020 ist geplant, die nächsten
7.000 Bäume auf zwei landkreiseigenen Grundstücken mit
einer Fläche von 1,4 ha zu setzen. Die Aktion soll künftig als
Kooperationsprojekt des Landkreises mit den Gemeinden
fortgeführt werden. Zudem ist ein Ökosponsoring geplant,
indem die ansässigen größeren Wirtschaftsunternehmen in
das Projekt miteinbezogen werden.
Neben der CO -Bindung steht auch der Arten- und Natur²
schutz im Fokus. Die Wälder sind keine Wirtschaftswälder.
19
KLIMASCHUTZ
Wichtiger sind z. B. die Erhaltung und Förderung von
Totholz – unter anderem als Lebensraum für Tiere –, eine
nachhaltige und naturverträgliche Bestandspflege sowie
die Förderung der Naturverjüngung.
V
Landkreis Oldenburg:
Klimaallianz in der Landwirtschaft
Im Landkreis Oldenburg sind bereits viele Projekte und
Initiativen umgesetzt, die zum Schutz des Klimas beitragen. So spielt bspw. die Nutzung von erneuerbaren Energien im Kreisgebiet eine bedeutende Rolle. Im Jahr 2014
wurde zudem ein umfangreiches Klimaschutzkonzept
erstellt. Ein Klimaschutzteam initiiert hieraus viele unterschiedliche Maßnahmen, wie z. B. den Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos, Bürgerautos, Baumpflanzaktionen, Klimaschutzwettbewerbe, Repair-Cafés und diverse
Beratungskampagnen.
Der Landkreis Oldenburg ist geprägt durch einen breitgefächerten Branchenmix aus Landwirtschaft, Industrie,
Handel, Dienstleistung und Handwerk. Die Landwirtschaft
im Kreisgebiet stellt dabei einen besonders bedeutsamen
Produktionssektor dar, der rund 65 % der Fläche des Landkreises bewirtschaftet. Wegen der großen Bedeutung der
Landwirtschaft in der Region hat der Landkreis Oldenburg
im Jahr 2015 die „Klimaallianz in der Landwirtschaft“ ins
Leben gerufen. Für dieses Projekt sind die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Kreislandvolkverband Oldenburg e. V. und der Landkreis Oldenburg eine Kooperation
eingegangen. Gemeinsam entwickelte man eine Strategie,
landwirtschaftliche Betriebe in Bezug auf ihren möglichen
Beitrag zum Klimaschutz zu sensibilisieren und für Klimaschutzmaßnahmen zu aktivieren mit dem Ziel, eine signifikante Reduzierung der Treibhausgasemissionen in landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen.
Die Grundschulklasse 4c aus Buch pflanzt gemeinsam mit der Kommunalpolitik die ersten Bäume für einen Klimawald bei Unterroth.
© Landratsamt Neu-Ulm/Kerstin Weidner
„Wir wollen regional unseren Beitrag zu einer globalen
Aufgabe leisten“, sagte Landrat Thorsten Freudenberger
beim Startschuss für das Projekt. Deshalb habe der Landkreis überlegt, was er konkret leisten könne. Dabei ist
die Idee mit dem Klimawald entstanden. Die Maßnahme
initiiert und umgesetzt hat Michael Angerer, Leiter des
Fachbereichs Naturschutz und Landschaftsplanung am
Landratsamt Neu-Ulm. Unterstützung und fachliche Hilfe gab es von Revierförster Bernd Karrer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Krumbach. „Die
Zunahme des CO - und Methangas-Ausstoßes weltweit
²
ist alarmierend“, erläuterte Angerer. Dies führe zu einer
globalen Erwärmung. „Die dadurch hervorgerufenen
Klimaveränderungen sind auch bei uns spürbar. Trocken- und Hitzeperioden verstärken und verlängern sich.
Lokale Unwetterereignisse mit Starkregen und Stürmen
nehmen zu.“ Der Landkreis Neu-Ulm möchte daher eine
Vielzahl an Natur-, Arten- und Klimaschutzmaßnahmen
aktiv umsetzen.
Im Bundesgebiet entfallen etwa 8 % der Gesamtemissionen von Treibhausgasen auf die Landwirtschaft. In Niedersachsen gehen sogar 27 % des Treibhausgasausstoßes auf
das Konto der Landwirtschaft. Dieser hohe Anteil zeigt das
große Potential des Sektors für den Klimaschutz im Landkreis Oldenburg.
Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Unterroth, Gerhard Struve, Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalpolitik sowie Schülerinnen und Schülern der Grundschulklasse 4c aus Buch griff Landrat Freudenberger beim
Startschuss der Aktion tatkräftig zum Spaten. Insgesamt
wurden 6.350 Eichen, 1.550 Linden und Hainbuchen sowie 400 heimische Sträucher gepflanzt. Aber nur bei den
ersten hundert Bäumen hieß es Hand anlegen für die fleißigen Helferinnen und Helfer. Den Rest übernahm ein professioneller Pflanztrupp.
Beratung in einem landwirtschaftlichen Betrieb.
© hearts&minds/Difu
Eine Kombination von Informationsveranstaltungen zu einer ersten Beleuchtung des Themas in der landwirtschaftlichen Praxis zusammen mit einer einzelbetrieblichen,
20
KLIMASCHUTZ
sowie Unternehmen und Verwaltungen bei Fragen der
energetischen Sanierung des Gebäudebestands oder bei
Neubauvorhaben zu beraten. Aus diesem Grund wurde
in allen 13 Städten und Gemeinden des Kreises eine regelmäßige Beratersprechstunde eingeführt. Hier erhalten
die Ratsuchenden Antworten auf ihre Fragen rund um
die energetische Sanierung. Mit regelmäßigen Vorträgen
und Infoabenden oder bei Teilnahmen an regionalen Verbrauchermessen wirbt das EnergieEffizienzNetzwerk für
die energetische Sanierung und gibt Tipps. Neben den
Energieberatungen spielt auch die Aufklärung eine große
Rolle. Seit die Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Anlagen sinken, herrscht landauf, landab die Meinung vor,
Photovoltaik-Anlagen rentierten sich nicht mehr. Die Folge: Immer weniger Photovoltaik-Anlagen wurden gebaut.
Der Landkreis Saarlouis geht hier mit positivem Beispiel
voran und klärt auf, dass sich selbst produzierter Strom
weiterhin lohnt. Durch den Eigenverbrauch steigert man
die Rentabilität und schützt das Klima.
vertiefenden Klimaschutzberatung wurde bei der strategischen Ausrichtung als besonders wirkungsvolle Methode
herausgearbeitet. Die teilnehmenden landwirtschaftlichen
Betriebe erhalten so in einem ersten Schritt einen Überblick
über die Auswirkungen des Klimawandels, um in einer anschließenden individuellen Beratung konkrete Möglichkeiten klimafreundlicher Handlungsalternativen für sie aufgezeigt zu bekommen.
Kostenfreie Vorträge auf agrarwirtschaftlichen Fachveranstaltungen beleuchten die generellen Ursachen und die
Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Landwirtschaft. Dabei geht es bspw. um Anpassungsmöglichkeiten
im Pflanzenbau, Risiken durch zunehmende Trockenperioden in den Sommermonaten und Starkregenfällen sowie
die Nutzung von sich aus einer verlängerten Vegetationsperiode ergebenden Chancen.
Für die betriebsindividuellen Klimabilanzierungen kommt
ein Rechentool der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
zum Einsatz. Bei diesen Klimabilanzierungen erfahren die
Landwirte, wie klimaschonend sie in ihrem Betrieb im Vergleich zu anderen Betrieben wirtschaften. Auf Grundlage
dieser einzelbetrieblichen Klimabilanz erarbeiten die Berater gemeinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben Möglichkeiten zu ihren Treibhausgasreduzierungen.
Viele der empfohlenen Maßnahmen tragen zur Treibhausgasminderung und gleichzeitig auch zu einer höheren Wirtschaftlichkeit der Betriebe sowie der Steigerung der damit
verbundenen Wertschöpfung bei. Zum Beispiel können
durch eine Optimierung der Futterqualität und die Verringerung von Futterverlusten Kosten reduziert werden. Im
Pflanzenbau können durch die Verringerung von Ammoniakverlusten höhere Kosten beim Mineraldüngereinkauf
vermieden werden.
Landrat Patrik Lauer (4. v. l.) und der Klimaschutzmanager des Landkreises Saarlouis, Ralf Rupp (links), zusammen mit Mitgliedern des
EnergieEffizienzNetzwerks.
© Landkreis Saarlouis/Yannick Hoen
Die Agrarunternehmen können mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen oftmals nicht nur wirtschaftlicher und effizienter arbeiten, sondern dem Endverbraucher
zudem klimaschonend erzeugte Produkte anbieten und damit auch einen Marketingvorteil erzielen.
Seit Beginn der Beratungstätigkeiten wurden bislang mehr
als 3.000 Beratungen durchgeführt. Durch die regelmäßigen Beratungsstunden konnten auch die KfW-Förderanträge deutlich gesteigert werden. So verdoppelten sich
die bewilligten Förderanträge im Jahr 2016 bezogen auf
das Jahr 2012. Die Wertschöpfung aus diesen Energieberatungen ist für den Landkreis immens. Allein in den
Jahren 2015/2016 wurden so mehr als 56 Mio. € (laut der
KfW-Datenbank) an Fördergeldern in den Landkreis geholt. Auch die Nachfrage an Photovoltaik-Anlagen und
Speichertechniken konnte durch die Aufklärungsarbeit so
wieder gesteigert werden.
V
Landkreis Saarlouis: Energieberatung
Der Landkreis Saarlouis hat 2015 das EnergieEffizienzNetzwerk gegründet. Gründungsmitglieder des Netzwerkes
sind die 13 Kommunen sowie die Handwerkskammer, der
Verein der Gebäudeenergieberater Saar e. V. und die Verbraucherzentrale Saarland. Die Stabsstelle Klimaschutz des
Landkreises Saarlouis moderiert das Netzwerk und koordiniert ihr Handeln.
Von all diesen Maßnahmen profitieren Händler, Handwerker, Industrie, Bürger und Gemeinden gleichermaßen.
Durch steigende Auftragszahlen, niedrigere Energiekosten und steigende Gewerbesteuern wird die gesamte
Region gestärkt und für die Zukunft gerüstet. Die Investitionen schaffen und sichern Arbeitsplätze und stützen
den Wohlstand.
Ziel des Netzwerkes ist es, die Bürgerinnen und Bürger
21
KLIMASCHUTZ
Handwerkskammer, IHK, Innungen oder/und Energieberaterinnen und Energieberater möglich.
V
Landkreis Teltow-Fläming:
Energierundgänge
Gestartet wurde das Projekt 2017 in der Landbäckerei
Röhrig in Blankensee für das Bäckerei-/Konditoreihandwerk. Es folgten das Fleischerei-/Metzgereihandwerk, die
Kfz-Innung und beim Energietag Teltow-Fläming 2018 das
Einzelhandelsgewerbe mit mehr als 50 Interessierten. Der
Energierundgang im Oktober 2019 im Flair Hotel Reuner
in Zossen für Hotel- und Gaststättenbetreiberinnen und
Gaststättenbetreiber verband erstmals die Themen Energieeffizienz und Elektromobilität miteinander. Möglich
wurde dieses durch eine enge Kooperation des Landkreises mit der Industrie- und Handelskammer Potsdam, der
Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH, der Brandenburgischen Energie-Technologie-Initiative, dem Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg
und anderen.
Die Kosten für Energie stellen kleine und mittelständische
Betriebe (KMU) oftmals vor große wirtschaftliche Herausforderungen. Nicht selten erreichen die Ausgaben für elektrischen Strom, Heizung und Warmwasser je nach Branche
und Unternehmensgröße zwischen 10 und 15 % des Umsatzes. Effiziente Geräte, die Optimierung von Betriebsabläufen und die bedarfsgerechte Eigenerzeugung von Wärme und Strom senken diese Kosten erheblich, nicht selten
bis zu 50 %. Verbunden hiermit ist ein aktiver Beitrag zum
Klimaschutz.
Unternehmerinnen und Unternehmer verfügen aber oftmals weder über personelle noch zeitliche Ressourcen, um
sich detaillierte Kenntnisse über Energieeffizienz, Energieerzeugung und -einsparung anzueignen. Was liegt also näher, als das Wissen und die Erfahrung anderer zu nutzen?
Inspiriert vom Landkreis Gießen im Rahmen des RegioTwin-Projektes initiiert die Klimaschutzkoordinierungsstelle
des Landkreises Teltow-Fläming seit 2017 regelmäßig kostenlose Energierundgänge in Unternehmen, die in Sachen
Klimaschutz und Energieeinsparung als Vorbild gelten. Der
Teilnehmerkreis stammt aus derselben Branche wie der
Vorzeigebetrieb. Damit wird sichergestellt, dass die vorgestellten Maßnahmen übertragbar sind.
Die gemeinsamen Anstrengungen lohnen sich, denn
schließlich gilt: Die klimafreundlichste Kilowattstunde ist
die, die nicht erzeugt werden muss.
V
Kreis Viersen:
Nachhaltiges und digitales Bauen
Aus welchem Material besteht die Fassadendämmung?
Welche Kunststoffe befinden sich in den Kabelkanälen?
Und woraus besteht der verlegte Teppichboden?
Bauvorhaben werden immer komplexer. Die beteiligten
Fachplaner und Ämter müssen sich mit der rasanten technischen Entwicklung auseinandersetzen. Sie ist verbunden
mit enorm anwachsenden Vorschriften und Regelwerken
sowie den gestiegenen Ansprüchen an die Nachhaltigkeit.
Mit der Einführung von BIM (Building Information Modeling) beim Kreis Viersen wird die Kommunikation und Zusammenarbeit in den Projekten transparenter. Unter BIM
versteht man eine innovative, auf digitalen Werkzeugen
basierende Methode, die sowohl den Prozess der Planung
und des Bauens als auch des Gebäudebetriebs ganzheitlich unterstützt und optimiert. Sie ist Voraussetzung, um
eine konsequente zirkuläre Wertschöpfung, also Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, verwirklichen zu können.
Auf Grundlage eines digitalen Bauwerkmodells, dem BIMKoordinationsmodell, werden dabei sämtliche Prozesse im
Verlauf eines Bauprojekts virtuell dargestellt und innerhalb
einer Datenbank die Informationen zugeordnet. Es entsteht
ein „Digitaler Zwilling“ des Gebäudes, der sich von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zum Abriss
sinnvoll verwenden lässt. Zusätzlich liefert eine Materialdatenbank die Grundlage, die verwendeten Baustoffe beim
Abriss sortenrein zurückbauen und wiederverwenden zu
können.
Energierundgang im März 2017 in der Landbäckerei Röhrig in Blankensee.
© Landkreis Teltow-Fläming
Die Veranstaltung beginnt jeweils mit einer theoretischen
Einführung. Dargestellt werden die energetische Ausgangssituation des gastgebenden Unternehmens und der Werdegang der erfolgreich umgesetzten Maßnahmen. Gab
es Rückschläge, werden auch diese nicht verschwiegen.
Schließlich sollen sie den interessierten Teilnehmerinnen
und Teilnehmer erspart bleiben. Der anschließende Rundgang ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen: Was ist
sinnvoll in Hinblick auf den Klimaschutz, was ist technisch
machbar und was ist am Ende wirtschaftlich? Vertreterinnen und Vertreter des Landes oder deren Beauftragte
geben zum Abschluss einen Überblick über die Fördermittellandschaft. Auch ist ein Austausch untereinander, mit
22
KLIMASCHUTZ
zu einer herkömmlichen Bauweise bei den Kosten erhebliche Einsparpotentiale generiert werden. In der Nutzungsphase werden bei der Instandhaltung 30 % und bei den
Energiekosten 45 % gespart. Die CO -Steuer mit ihren zu²
künftigen Steigerungen wird diese Ersparnis noch weiter
anwachsen lassen. Selbst am Ende des Lebenszyklus des
Gebäudes werden beim Abriss noch 10 % Kostenersparnis
durch den Gebäuderestwert und vermiedene Deponierungen erzielt.
Gebäude tragen erheblich zum heutigen Ressourcenverbrauch und CO -Ausstoß bei und spielen auch bei der spä²
teren Entsorgung eine wesentliche Rolle. Es ist daher Anspruch des Kreises Viersen, Gebäude zu errichten, die sich
durch ein ausgereiftes Nutzungskonzept sowie eine energieeffiziente und langlebige Gestaltung auszeichnen. Zukunftsfähiges und nachhaltiges Bauen und Betreiben setzt
dabei eine ganzheitliche und integrale Planung voraus.
Bereits in der frühen Planungsphase werden die Weichen
für die spätere Nachhaltigkeitsqualität eines Gebäudes gestellt. Daher gilt es, die Aspekte der Nachhaltigkeit in allen
Planungs
, Bauund Bewirtschaftungsprozessen entsprechend zu berücksichtigen, um die Qualität des Gebäudes
herzustellen (Neubau), aufrecht zu erhalten (Betrieb) und zu
verbessern (Bauen im Bestand). Hierbei steht der Lebenszyklus des Bauwerkes im Vordergrund. Erst die Betrachtung
über den Lebenszyklus kann Aufschluss über die tatsächliche Qualität eines langfristig genutzten Gebäudes geben.
Eine Animation zeigt, wie das neue Kreisarchiv aussehen soll.
© Kreis Viersen
Das Kreisarchiv bildet beim Kreis Viersen den Startpunkt
für die nachhaltigen Bauprojekte der nächsten Jahre. In unmittelbarer Nähe zum Kreisarchiv werden das neue Straßenverkehrsamt sowie eine Förderschule entstehen. Hier
läuft aktuell der Architektenwettbewerb. Die Planungen
erfolgen auf Grundlage der geforderten Kriterien zur Nachhaltigkeit und digitalen Vorgehensweise.
So profitieren alle Beteiligten bei diesem Bauprojekt. Der
Nutzer freut sich über ein funktionales und gesundes Gebäude, das Gebäudemanagement erwirbt wertvolle Praxiserfahrung für zukünftige Neubauten, der Kämmerer kann
Einsparungen von 6,96 Mio. € im Lebenszyklus des Gebäudes erwarten und die Umwelt wird durch geringe Mengen
an Abfall und CO kaum noch belastet.
²
© Kreis Viersen
Als erstes Projekt wird das Kreisarchiv Viersen nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung geplant und gebaut.
Alle Baustoffe und Einrichtungsgegenstände sollen wiederverwendbar sein, das Gebäude soll mehr Energie erzeugen
als es verbraucht. So werden beim Neubau des Kreisarchives
Viersen viele umweltfreundliche Technologien in innovativer
Kombination geplant und umgesetzt. Etwa ein Kraftdach mit
Sonnenkollektoren und Photovoltaik in Verbindung mit einer
Wärmepumpe und einem Eisspeicher. Fossile Energieträger
müssen für die Wärme- oder Kältegewinnung nicht mehr
eingesetzt werden, einen Gasanschluss an das Gebäude gibt
es nicht mehr. Die Außenanlagen laden zur naturnahen Pause ein, lassen das Regenwasser versickern und erhöhen die
Biodiversität des Standortes.
Infolge einer konsequenten Beachtung der Prinzipien einer
zirkulären Wertschöpfung beim Bauen können im Vergleich
23
KLIMASCHUTZ
Produkte aus „Holz der kurzen Wege“ und ihre
Bedeutung für den Klimaschutz und die regionale
Wertschöpfung
Warenströme von Nadelschnittholz entstehen in Deutschland rechnerisch etwa 800.000 t CO²-Emissionen pro Jahr.
Kurze Wege in den Vorketten sind der Haupthebel zur Bewahrung einer optimalen Klimabilanz bei Holzprodukten.
Das Steuerungsinstrument hierfür liefert das Klima- und Umweltlabel HOLZ VON HIER. Alle für Kommunen relevanten
Produktgruppen gibt es mit dem Label: Büroeinrichtungen,
Büromöbel, Bürobedarf wie Papier, Energieholz, klassisches
Bauholz, Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz, Brettsperrholz, Massivholzmauern und Bauelemente wie Fenster, Türen, Böden, Decken, Treppen sowie Hölzer und Produkte für
Außenanlagen, Terrassen, Parkbänke, Spielplätze und mehr.
von Dr. Gabriele Bruckner und Dr. Philipp Strohmeier,
Geschäftsführer der HOLZ VON HIER gGmbH
HOLZ VON HIER unterstützt Kommunen bei klimafreundlicher Beschaffung und Bau
© Holz von Hier
Das Label HOLZ VON HIER zeichnet herausragend klimaund umweltfreundliche Produkte aus. Es ist ausschreibungsfähig, fremdüberwacht, produktbezogen und nicht diskriminierend (Umweltzeichen Typ 1 gemäß ISO 14024). Es sorgt
für eine optimale Klimabilanz kommunaler Objekte und hat
einen klaren Bezug zum Auftragsgegenstand klimafreundlicher Beschaffung. Eine Integration des Umweltzeichens
in technische Spezifikationen, Zuschlagskriterien oder Leistungsbedingungen des Auftrages im Hinblick auf Klima- und
Umweltschutzkriterien sind zulässig und mit dem Label sehr
einfach umsetzbar. Da HOLZ VON HIER als eines der Kriterien
für den Rohstoff auch Forstmanagementzertifikate für die
nachhaltige Waldbewirtschaftung einfordert, ist HOLZ VON
HIER in der Gebäudezertifizierung bei der Deutschen Gesellschaft Nachhaltiges Bauen sowie im baubook Österreich bereits als Nachweis für Holz aus nachhaltiger verantwortlicher
Rohstoffgewinnung anerkannt. Das Label ist in allen relevanten Plattformen für nachhaltigen Konsum, Beschaffung,
Ausschreibung und Bauen gelistet. International anerkannte
Nachhaltigkeitsexperten betonen seine Bedeutung für den
Klimaschutz. Das HOLZ VON HIER-Zertifikat (Urkunde) dient
als produktbezogener Nachweis. Mit HOLZ VON HIER können Kommunen erstmals Klimaschutz und regionale Wertschöpfung angemessen, begründbar und überprüfbar miteinander verbinden.
Der Klimawandel ist eine der zentralen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer
Zeit. Die deutschen Landkreise und Gemeinden sind hier in
vielerlei Hinsicht Vorbilder in Klimaschutzfragen. Die verstärkte Verwendung von Holz gilt nicht nur als nachhaltig, sondern
auch als Klimaschutzbeitrag. Dieser Beitrag hängt heute jedoch maßgeblich von der Herkunft und den Transporten in
den Vorketten der Produkte ab. Nur mit klimafreundlichem
Holz der kurzen Wege können Gemeinden und Landkreise
Klimaschutz und regionale Wertschöpfung verbinden.
Herkunft und Transporte in den Vorketten sind bei Holzprodukten entscheidend für die Klimabilanz
Bisher steht bei Beschaffung und Bau die Nutzungsphase
(„Rote Energie“) im Fokus. Wie klimafreundlich ein Produkt
aber tatsächlich ist, hängt maßgeblich von den Vorketten
(„Graue Energie“) ab. Anders als Elektrogeräte oder Lampen
sind Baustoffe oder Büroausstattungen in der Nutzungsphase „innert“ und verbrauchen hier weder Energie noch Rohstoffe, weshalb die Vorketten entscheidend für deren Klimaund Umweltbilanz sind. Je energieeffizienter Bauelemente
wie Fenster und ganze Gebäude sind, desto wichtiger für
die Klimabilanz sind Vorketten der verwendeten Baustoffe.
In den Vorketten sind für den Klimaschutz vor allem die Produktion und die Transporte des Holzes entlang der gesamten
Verarbeitungskette bis zur Kommune relevant. Je nach Herkunft können die Transporte gering sein („Holz der kurzen
Wege“) oder den entscheidenden Anteil an den Gesamtemissionen ausmachen.
Unverbindliche und kostenfreie Unterstützung für Kommunen
Die gemeinnützige Initiative HOLZ VON HIER mit ihrem
Stakeholder-Kuratorium sowie beigeordneten Fachbeiräten
und Expertenpanel hilft Kommunen unverbindlich und kostenfrei, Klimaanforderungen in Beschaffung, Ausschreibung
und beim Bau zu verwirklichen. Im Stakeholder-Kuratorium
vertritt der Deutsche Landkreistag die kommunalen Belange.
Die HOLZ VON HIER-Bundesgeschäftsstelle unterstützt außerdem bei konkreten Fragen zu klimafreundlichem Bauen
und Beschaffen. ■
Auch bei Holzprodukten ist der Markt inzwischen global
geworden und alle Holzsortimente werden sowohl exportiert als auch importiert. Rein rohstofflich wäre der größte
Teil dieser sich gegenseitig überlappenden Warenströme vermeidbar. Beispielsweise allein durch überlappende
24
KLIMASCHUTZ
III. Erneuerbare Energien
Umfrageergebnisse: Erneuerbare Energien in den
Landkreisen
Bis 2030 sollen gemäß dem Ziel der Bundesregierung 65 %
des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, um die angestrebten Klimaschutzziele zu erreichen. In
der Umfrage des Deutschen Landkreistages sahen mit Blick
auf das Ausbauziel die Kreisverwaltungen noch vielfältiges
Potenzial für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien im Kreisgebiet (vgl. Abb. 7). Auch wenn jetzt schon die
Solarenergie in den Landkreisen praktisch flächendeckend
genutzt wird, sehen 96 % der Landkreise insbesondere
hier noch das größte Ausbaupotenzial. Auch in Bezug auf
Erdwärme und Windkraft werden von 72 % bzw. 61 % der
Kreisverwaltungen noch Potenziale gesehen. Für den Ausbau der Bioenergienutzung sieht knapp der Hälfte (48 %)
der teilnehmenden Kreisverwaltungen noch Potenzial.
In der Umfrage des Deutschen Landkreistages wurden die
Kreisverwaltungen nach der aktuellen Nutzung von erneuerbaren Energien im Kreisgebiet gefragt. In den Landkreisen
werden demnach erneuerbare Energien in verschiedenen
Formen genutzt (vgl. Abb. 6). Gerade in ländlichen Räumen
ist die Energieerzeugung aus regenerativen Quellen von besonderer Bedeutung. Viele Landkreise haben Energiekonzepte entwickelt, in denen unter Rückgriff auf erneuerbare
Energien sowie mittels verstärkter Bemühungen für einen
sparsamen und ressourcenschonenden Umgang mit Energie das Ziel einer weitgehenden Versorgungsautonomie für
das Kreisgebiet angestrebt wird.
Unabhängig von der möglichen Wertschöpfung bedeutet
der Ausbau der erneuerbaren Energien für die ländlichen
Räume oftmals zugleich eine Belastung. Während die Städte mit „sauberem Strom“ versorgt werden, wirken sich die
vor allem im ländlichen Raum befindlichen Windkraft- und
Solarparks sowie Bioenergieanlagen nicht nur auf Natur
und Landschaftsbild aus, sondern können abhängig vom
Anlagentyp auch durch Emissionen die Anwohner belasten. Ebenso werden die zum Transport des regenerativ erzeugten Stroms erforderlichen Übertragungsleitungen vor
allem in den ländlichen Räumen errichtet.
Welche Formen von erneuerbaren Energien
werden in Ihrem Landkreis aktuell bereits genutzt?
60
80
Sonnenenergie
157
Bioenergie
150
Windkraft
136
Erdwärme
128
Wasserkraft
107
100
120
140
160
Die Betroffenheit des ländlichen Raumes als Standort für Anlagen
zur Erzeugung erneuerbarer Energie (Windenergie,
Freiflächen-Photovoltaik, Bioenergie) wie zur Energieübertragung
(Übertragungsleitungen) ist besonders hoch. Welche Maßnahmen
können im Verhältnis Land-Stadt als Ausgleich für die mit der
Energiewende verbundenen Belastungen dienen bzw.
die regionale Wertschöpfung erhöhen?
0
Aktuell keine Nutzung
Abbildung 6
Für den Ausbau welcher Nutzungen
von erneuerbaren Energien sehen Sie in Ihrem Landkreis
mit Blick auf das 65 %-Ausbau-Ziel bis 2030 (noch) Potenzial?
Maßnahmen zur Umsetzung gleichwertiger Lebensverhältnisse
145
Höhere/bevorzugte Förderung von Klimaschutz
103
Starke finanzielle Beteiligung der betroffenen Kommunen an Vorhaben
0
25
50
75
100
125
150
175
99
Verstärkter Ausbau von Dachflächen-Photovoltaik-Anlagen im städtischen Bereich 99
Regionale Senkung von Stromkosten
53
Erhöhung der Pendlerpauschale
24
114
Sonstiges
12
Windkraft
97
Kein Ausgleich erforderlich/möglich
Bioenergie
76
Wasserkraft
30
Sonstiges
15
Sonnenenergie
151
Erdwärme
Kein Potenzial
0
Abbildung 8
Um diese Belastungen durch den Ausbau der erneuerbaren
Energien im Land-Stadt-Verhältnis auszugleichen, sprechen
sich in der Umfrage 92 % der Kreisverwaltungen für Maßnahmen zur Umsetzung gleichwertiger Lebensverhältnisse
aus (vgl. Abb. 8). Solche Maßnahmen z. B. in den Bereichen
digitale Infrastruktur, ÖPNV oder medizinische Versorgung
2
Abbildung 7
25
ERNEUERBARE ENERGIEN
zielen generell darauf ab, die Entwicklungschancen der
ländlichen Räume zu wahren. Einen unmittelbaren Vorteil
würden die betroffenen Kommunen aus den ErneuerbareEnergien-Anlagen ziehen, wenn sie an den Vorhaben stärker finanziell beteiligt würden, was 63 % der Kreise anregen. Ähnlich viele Landkreise sprechen sich dafür aus, den
Klimaschutz in den ländlichen Räumen stärker zu fördern
und im städtischen Bereich den Ausbau von DachflächenPhotovoltaik-Anlagen zu intensivieren, um dort den „sauberen Strom“ direkt vor Ort zu erzeugen.
Über welche Themen gibt es in Ihrem Landkreis Konflikte im
Zusammenhang mit bestehenden oder
geplanten Windenergieanlagen?
0
Windkraftanlagen
In der Umfrage des Deutschen Landkreistages haben 8 %
der Kreisverwaltungen angegeben, dass im jeweiligen
Kreisgebiet bislang keine Windkraftanlagen errichtet wurden (vgl. Abb. 9). Dagegen sind in der überwiegenden Zahl
der Landkreise in unterschiedlichem Umfang Windkraftanlagen errichtet worden. Die Kreisverwaltungen führen in
den Ländern regelmäßig die Genehmigungsverfahren für
diese Anlagen durch, sodass sie nicht nur mit deren Wertschöpfungs-, sondern auch mit deren Konfliktpotenzial gut
vertraut sind.
Arten- und Naturschutz
136
Beeinträchtigung des
Landschaftsbilds
128
Abstände zur
Wohnbebauung
126
Flächenverfügbarkeit
62
Flugsicherung
54
Sonstiges
22
keine Konflikte
20%
10%
4%
8%
1 bis 10
11 bis 50
51 bis 200
201 bis 500
mehr als 500
keine
10%
28%
80
100
120
140
Wie bewerten Sie die generelle Akzeptanz
für (weitere) Windenergieanlagen in Ihrem Landkreis?
30%
24%
60
4
0%
22%
40
Abbildung 10
Wie viele Windenergieanlagen gibt es in Ihrem Landkreis?
0
20
10%
sehr hoch
0
eher hoch
9
mittel
34
eher gering
38
sehr gering
15
20%
30%
40%
Abbildung 11
Welche akzeptanzförderlichen Maßnahmen halten Sie
in Bezug auf Windkraftanlagen für wichtig?
Abbildung 9
Fast alle Kreisverwaltungen geben in Bezug auf die bereits
bestehenden sowie die geplanten Windkraftanlagen an,
dass es vor Ort zu Konflikten kommt (vgl. Abb. 10). In 86 %
der Landkreise kommt es demnach zu Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Arten- und Naturschutz.
In 81 % bzw. 80 % der Landkreise entzünden sich die
Konflikte an der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes
durch die Windkraftanlagen bzw. an deren Abständen zur
Wohnbebauung.
Vor diesem Hintergrund wird die generelle Akzeptanz im
Kreisgebiet für die Errichtung (weiterer) Windkraftanlagen
von den Kreisverwaltungen am häufigsten als „eher gering“
(38 %) bzw. „mittel“ (34 %) eingeschätzt (vgl. Abb. 11).
Gefragt nach Maßnahmen, die geeignet sind, die Akzeptanz von Windkraftanlagen zu fördern, nennen 78 % der
Stärkung von Bürgerenergieprojekten
123
Stärkere finanzielle Beteiligung der betroffenen Gemeinden
111
Stärkere Plausibilisierung und Transparenz der Ausbauziele/Planungsgrundlagen
73
Stärkere Konkretisierung des Artenschutzes für die Anwender durch den
Gesetz- und Verordnungsgeber
73
Bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung
62
Pauschale Abstandsregelung zu Wohnbebauung von 1.000 m
37
Stärkung der Einwirkungsmöglichkeiten der Landkreise
auf Standortentscheidungen
37
Finanzielle Beteiligung auch des betroffenen Landkreises
33
Sonstiges
22
Keine Akzeptanzsteigerung möglich/notwendig
10
Abbildung 12
26
ERNEUERBARE ENERGIEN
Am häufigsten kommt es im Zusammenhang mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen laut den Kreisverwaltungen
zu Konflikten um die Flächenverfügbarkeit (vgl. Abb. 14).
Während dies 61 % der Landkreise betrifft, geben 50 %
der Kreisverwaltungen an, dass die Beeinträchtigung des
Landschaftsbildes für Auseinandersetzungen sorgt. Der Arten- und Naturschutz sowie der Abstand zur Wohnbebauung sorgen dagegen – anders als bei Windkraftanlagen – in
deutlich geringerem Umfang für Konflikte.
Kreisverwaltungen die Stärkung von Bürgerenergieprojekten (vgl. Abb. 12). Wenn die Bürger vor Ort eine Genossenschaft gründen, um Erneuerbare-Energien-Projekte umzusetzen und zu betreiben, schafft dies nicht nur regionale
Wertschöpfung, sondern bietet auch die Möglichkeit zur
bürgerschaftlichen Mitbestimmung. 70 % der Kreisverwaltungen halten daneben eine stärkere finanzielle Beteiligung
der betroffenen Gemeinden für zielführend, um die Akzeptanz vor Ort zu steigern.
Photovoltaik-Freiflächenanlagen
Wie bewerten Sie die generelle Akzeptanz
für (weitere) Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen
in Ihrem Landkreis?
In 87 % der Landkreise wurden bereits Photovoltaik-Freiflächenanlagen (Solarparks) in unterschiedlicher Anzahl errichtet (vgl. Abb. 13). Diese Anlagen befinden sich nicht auf
oder an Gebäuden, sondern z. B. auf versiegelten Flächen,
entlang von Autobahnen oder Schienenwegen, auf Konversionsflächen und – unter bestimmten Umständen – auch
auf Acker- oder Grünland. Den Kreisverwaltungen obliegt
in der Regel die Genehmigung entsprechender Vorhaben.
0%
Wie viele Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen (Solarparks)
gibt es in Ihrem Landkreis?
20%
sehr hoch
0
eher hoch
36
mittel
46
eher gering
10
sehr gering
2
40%
60%
80%
100%
30%
Abbildung 15
20%
Die generelle Akzeptanz für (weitere) Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Kreisgebiet wird von den Kreisverwaltungen am häufigsten als „mittel“ (46 %) bzw. „eher hoch“
(36 %) eingeschätzt (vgl. Abb. 15). ■
29%
6%
keine
13%
10 oder mehr
20%
7 bis 9
25%
4 bis 6
0
1 bis 3
10%
Abbildung 13
Bei welchen Themen gibt es in Ihrem Landkreis Konflikte
im Zusammenhang mit Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen?
0
20
Flächenverfügbarkeit
97
Beeinträchtigung des
Landschaftsbildes
79
Arten- und Naturschutz
49
Abstände zur
Wohnbebauung
16
Sonstiges
13
keine Konflikte
33
40
60
80
100
Abbildung 14
27
ERNEUERBARE ENERGIEN
Windenergie als Chance –
Wertschöpfung als Schlüssel
Dass lokale Akteure auch anderweitige Erfahrungen machen,
steht dazu nicht im Widerspruch. Das Meinungsbild vor Ort
kann sich in den unterschiedlichen Phasen des Planungs- und
Genehmigungsprozesses verändern und phasenweise auch
von Sorgen und Bedenken geprägt sein. Die Umfragen zeigen
jedoch: Im Vorfeld von Windenergieplanungen haben die Betroffenen überwiegend keine oder weniger große Bedenken.
Und nach der Projektrealisierung sind die Menschen vor Ort
weitgehend mit den Anlagen einverstanden (vgl. Abb. 2).3
von Michael Lindenthal, Ministerialdirigent a. D.
Vorstandsvorsitzender der Fachagentur Windenergie an
Land e. V.
Der kontinuierliche Ausbau
der Windenergie an Land
ist kein Selbstläufer. Nach
Inbetriebnahmen von im
Mittel rund 4.200 MW in
den Jahren 2014 bis 2018
gingen im vergangenen Jahr
lediglich 958 MW neu ans
Netz (vgl. Abb. 1). Das für
2030 vereinbarte Ziel, 65 %
des Strombedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken,
ist so nicht erreichbar. Formelle Hemmnisse für den
© Michael Lindenthal
Windenergieausbau liegen
in unterschiedlichen Bereichen, bspw. Genehmigungsverfahren, Flugsicherung, Artenschutz und Denkmalschutz.1
Zentrale Herausforderungen sind zudem die begrenzte Flächenverfügbarkeit und Widerstände der Bevölkerung vor
Ort. Infolge der Proteste stehen der Windenergie zum Teil
auch Entscheidungsträger übergeordneter Ebenen skeptisch
gegenüber.
Die politischen Debatten um den Windenergieausbau zeigen
jedoch, dass diese passive Akzeptanz alleine nicht ausreicht,
um den Widerstand aufzufangen und den Windenergieausbau auf Dauer zu tragen. Dafür ist die aktive Unterstützung
der Windenergieprojekte notwendig. Eine Voraussetzung dafür wiederum ist, dass die Windenergie als Chance wahrgenommen und in der Bevölkerung vor Ort als sinnvoll, sicher
und gerecht anerkannt wird. Echte Bürgerenergieprojekte,
die von ortsansässigen Akteuren geplant, kommuniziert und
umgesetzt werden, können dies leisten – doch auch andere
Verfahren zur Stärkung von Transparenz und Beteiligung sind
sinnvoll.4
Wertschöpfung als Schlüssel
Die mit der Windenergie verbundenen Wertschöpfungspotentiale sind beeindruckend. Eine Studie der SUN Stadtwerke
Union Nordhessen zeigt, dass Windenergieanlagen, bei denen die Stadtwerke als Projektentwickler und Betreiber auftreten, jeweils eine regionale Wertschöpfung von 400.000
€/Jahr pro Anlage bewirken können.5,6 Diese Wertschöpfungspotentiale sollten im Fokus kommunaler Windenergiepolitik stehen.
Auf Ebene des Bundes und der Länder gibt es Bestrebungen und Initiativen zur Stärkung der Wertschöpfung vor Ort
durch eine stärkere finanzielle Teilhabe der Kommunen. Entsprechende gesetzliche Vorgaben wurden auf Landesebene
bspw. 2016 mit dem Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetz in Mecklenburg-Vorpommern und 2019 durch das
Windenergieanlagenabgabengesetz in Brandenburg verabschiedet. Auch auf Bundesebene wird seit Anfang 2018 eine
zunehmende Zahl verschiedener Vorschläge zur Stärkung
der finanziellen Teilhabe diskutiert. Das Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie lässt gegenwärtig in einer Studie die Vor- und Nachteile verschiedener Teilhabe-Konzepte
erarbeiten. Nachdem eine Regelung über die Grundsteuer
Ende 2019 vom Bundesrat gekippt wurde, konzentriert sich
die Diskussion gegenwärtig auf die rechtsichere Ausgestaltung einer kommunalen Umsatzbeteiligung.
-77%
2.464
4.182
5.498
4.440
3.804
4.706
Inbetriebnahme neuer Windenergieleistung an Land (in MW)
985
2014
2015
2016
2017
2018
Ø
2014-18
2019
Abbildung 1: Bruttozubau in den Jahren 2014 bis 2019 (FA Wind:
Ausbausituation der Windenergie im Jahr 2019).
Akzeptanz und Protest – kein Widerspruch
Gleichzeitig – und entgegen anderslautender Einschätzungen – gilt jedoch: Die gesellschaftliche Akzeptanz für die
Nutzung und den Ausbau der Windenergie an Land ist in
Deutschland nach wie vor sehr hoch und liegt seit 2015 bei
rund 80 % auch für bestehende Windenergieanlagen vor
Ort.2
1
FA Wind (2019): Hemmnisse beim Ausbau der Windenergie in Deutschland
– Ergebnisse einer Branchenumfrage, Berlin.
2
FA Wind (2019): Umfrage zur Akzeptanz der Windenergie an Land – Herbst
2019, Berlin, S. 4 f.
28
3
Ebenda
4
Dazu FA Wind (2017): Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung im Kontext der
Windenergie. Von der Theorie in die Praxis, Berlin.
5
Für das Szenario mit geringer regionaler Wertschöpfung und externen Projektentwicklern und Betreibern skizziert die Studie eine Wertschöpfung von
lediglich 50.000 € pro Anlage/Jahr.
6
Institut für dezentrale Energie (2016): Regionale Wertschöpfung in der Windindustrie am Beispiel Nordhessen, Kassel.
ERNEUERBARE ENERGIEN
Abbildung 2: Meinungen zu Windenergieanlagen im Wohnumfeld
(FA Wind).
Betreiber und Investoren aus der Region, verbleibt auch die
Wertschöpfung weitestgehend vor Ort.7
Neben finanzieller Teilhabe der Kommunen hängt die jeweilige regionale Wertschöpfungsquote allerdings von zahlreichen weiteren Faktoren ab, die vielerorts nur mittelbar
beeinflusst werden können. Wenn maßgebliche Entscheidungen von privaten Akteuren getroffen werden, verringern
sich die verbleibenden Handlungsspielräume für Kommunen
schnell gravierend. Wenn entsprechende Eignungsflächen
nicht in kommunaler Hand sind und sich die Verantwortlichen dem Thema nicht frühzeitig annehmen, beruhen Projekte wesentlich auf individuellen Vereinbarungen zwischen
Eigentümern von öffentlich ausgewiesenen Eignungsflächen
und Projektentwicklern.
Doch auch Kommunen ohne eigene Eignungsflächen können den Prozess entscheidend beeinflussen. Sie können die
Öffentlichkeit frühzeitig informieren und die Interessen der
Bürgerschaft vertreten. Im öffentlichen Interesse sollte sich
die Kommune um einen Dialog zwischen den Flächeneigentümern bemühen und einen Flächenpool initiieren. Die
Eigentümer können dann effektiver verhandeln und dabei
auch die Interessen vor Ort berücksichtigen.
Wichtigste Voraussetzung für eine positive Dynamik vor Ort
ist die grundsätzliche Bereitschaft, das Thema Windenergie
proaktiv und konstruktiv anzugehen. Die Landkreise können dabei entscheidende Hilfestellungen geben. Sie können
Möglichkeiten zur Maximierung der regionalen Wertschöpfung aufzeigen und Kriterien für faire Windenergieprojekte
in Klimakonzepten aufnehmen. Absehbare interkommunale
Interessenkonflikte könnten von den Kreisen moderiert werden. Bürger und Gemeinden können frühzeitig sensibilisiert
und beraten werden, bspw. durch entsprechende Servicestellen oder Klimaschutzmanager auf Kreisebene. Vorreiter
wie die Servicestelle Windenergie im Kreis Steinfurt oder das
Klimaschutzmanagement im Rhein-Hunsrück-Kreis zeigen,
welche wichtige Rolle die Landkreise bei der erfolgreichen
Umsetzung einer nachhaltigen und gerechten Energiewende
spielen. ■
Handlungsmöglichkeiten der Kommunen
Kommunen müssen also selbst aktiv werden, um öffentliche
Interessen für die Projektumsetzung in den Mittelpunkt zu
stellen. Die regionale Wertschöpfung sollte dabei von Beginn
an mitgedacht werden. Sind Eignungsflächen in kommunalem Besitz, können Pachten verhandelt und Kriterien für die
Projektgestaltung festgelegt werden. Für die Entscheidung
sollte dann jedoch weniger die Höhe der Pachterträge entscheidend sein als Faktoren wie Transparenz, Bürgerenergie,
Mitgestaltung und Wertschöpfung. Die Kriterien können
auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit definiert und die
Windenergie in die nachhaltige Dorf-, Kreis- und Regionalentwicklung integriert werden. Stammen Projektentwickler,
7
29
Ebenda.
ERNEUERBARE ENERGIEN
Reduktion von CO -Emissionen. In Orientierung an den
²
Zielen der Bundesregierung soll bis 2020 gegenüber dem
Basisjahr 1990 eine Reduktion von 40 % und bis zum
Jahr 2050 von 80 % erzielt werden. Parallel zur Reduktion der CO -Emissionen sollen bis zum Jahr 2030 die
²
Anteile erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch
aller Sektoren in der StädteRegion Aachen auf 75 % gesteigert werden.
V
StädteRegion Aachen:
Regionaler Energieplan
Wie viel Strom kann man in einer Stadt-Land-Region
umwelt- und sozialverträglich regenerativ erzeugen?
Und wie viel sollte erzeugt werden können? Die StädteRegion Aachen eignet sich aufgrund ihrer landwirtschaftlich geprägten Bördelandschaft, der Naturlandschaft Voreifel sowie dem Oberzentrum Stadt Aachen
besonders, diesen zentralen Forschungsfragen auf den
Grund zu gehen. Der fortschreitende Klimawandel und
die Knappheit fossiler Rohstoffe machen ein Umdenken
in Richtung alternativer und regenerativer Energieträger
zwingend notwendig. Daher ist die Stromerzeugung
durch primäre erneuerbare Energiequellen (Wind, Photovoltaik, Biomasse) in einer Stadt-Land-Region als besonders landnutzungsrelevant einzustufen.
Der REPAC formuliert drei Ausbauoptionen für die erneuerbaren Technologien Windenergie, Dach- und Freiflächenphotovoltaik bis hin zu konkreten Handlungsempfehlungen, welche an Akteure und Entscheidungsträger
aus Politik, Gewerbe und Industrie, Private und Immobilienbesitzer, Anlagenbetreiber sowie Energieversorgungsunternehmen gerichtet sind. Er dient somit als Anstoß
einer nachhaltigen Energiewende in der StädteRegion
Aachen. Die Region erhält dadurch die Möglichkeit, Erkenntnisse und Vorschläge aus dem Projekt zu verwirklichen, den Projektansatz auch über die städteregionalen
Grenzen hinaus aktiv zu bewerben und andere Akteure
oder Regionen bei der Implementierung zu unterstützen.
Darstellung der drei Ausbauoptionen im REPAC; Quelle: REPAC,
2018, S. 47.
Im Zusammenhang mit der Gestaltung des Strukturwandels wurde bei der Zukunftsagentur Rheinisches Revier
der Revierknoten „Energie und Industrie“ geschaffen.
Die StädteRegion Aachen implementiert dort die Handlungsempfehlungen aus dem REPAC. Dabei werden Klimaschutz, Strukturwandel und regionale Wertschöpfung
synergetisch verknüpft. Das Konzept des Energieparks
Herzogenrath dient als Beispiel, in dem sowohl die Erzeugung von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse als
auch die Bereitstellung von regenerativer Wärme großmaßstäblich umgesetzt werden soll – bis hin zur energieautarken Kommune.
Der Regionale Energieplan Aachen 2030 (REPAC) ist das
zentrale Abschlussprojekt des vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Regionaler Dialog Energiewende Aachen“, kurz render. Dieser
greift das Selbstverständnis der StädteRegion Aachen als
innovative Region sowie den Willen der Bürgerschaft auf,
aktiv den Ausbau von erneuerbarer Energie zu forcieren.
Mit ihren zehn regionsangehörigen Städten verfolgt die
StädteRegion Aachen langfristig das Ziel der 100 %-igen
30
ERNEUERBARE ENERGIEN
und 1.200 t Biobrennstoff. Der Brennstoff wird verwendet, um einen Teil der Wärme für den Betrieb des Werks
zu erzeugen. Es müssen nur noch 1.500 t Grünguthackschnitzel jährlich zur Wärmegewinnung eingesetzt werden. Diese Grünguthackschnitzel stammen aus dem Landkreis Calw und werden aus verholzten Grünabfällen wie
Ästen hergestellt. Der Kompost kann als hochwertiger
organischer Dünger vermarktet werden. Auch die Asche
aus der Verbrennung wird über ein zertifiziertes Verfahren
aufbereitet und kann dann als Dünger genutzt werden.
Ein Teil der Wärme soll zukünftig für das geplante Kreisfeuerwehrzentrum, welches direkt neben der Vergärungsanlage entstehen soll, verwendet werden.
V
Landkreis Calw: Bioabfallvergärungsanlage
Seit 1998 erfasst und analysiert die Kreisverwaltung des
Landkreises Calw den Energieverbrauch und die -einsparungen ihres Fuhrparks sowie der kreiseigenen Einrichtungen in einem jährlichen Energiebericht. Dabei hat sich der
Landkreis Calw zum Ziel gesetzt, die Energiegewinnung
und -nutzung seiner kreiseigenen Gebäude zu optimieren. So wurde die Energieversorgung der Verwaltungsgebäude und der in Trägerschaft des Landkreises befindlichen Schulen weitgehend auf Holzenergie (Hackschnitzel,
Pellets) umgestellt, was im waldreichen Nordschwarzwald
auch der regionalen Wertschöpfung dient. Analog dazu
wurden auf den kreiseigenen Liegenschaften nach und
nach Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtkapazität von
805 kWp installiert. Hinzu kommt eine Photovoltaikanlage
auf einer Gemeinschaftsunterkunft, die von einer Bürgerenergiegenossenschaft betrieben wird.
V
Landkreis Cochem-Zell: Dorfwärmeprojekte
Folgende Meilensteine der Klimaschutzarbeit im Landkreis
Cochem-Zell sind besonders hervorzuheben:
2008
Kreistagsbeschluss „Entwicklung zum Null-Emissions-Landkreis“
2009 - 2015 Teilnahme am Projekt „Bioenergie-Regionen“
des Bundesministeriums
© AWG Abfallwirtschaft Landkreis Calw GmbH
Ebenso hat die Abfallwirtschaft des Landkreises Calw seit
2005 mehrere Photovoltaikanlagen auf den Deponien,
den Recyclinghöfen und an bzw. auf verschiedenen Gebäuden installiert. Pro Jahr beträgt die Gesamtleistung
dieser Anlagen knapp 1.300 MWH und die durch sie erzielte CO -Einsparung rund 615 t.
²
2010
Einrichtung des Fachbereichs Kreisentwicklung/Klimaschutz
2010/2011
Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts und Einstellung
eines Klimaschutzmanagers
2012
Gründung der kreiseigenen Energieagentur
„unser-klima-cochem-zell e. V.“
2014
Auszeichnung des Landkreises mit dem European Energy Award
2015
Projektstart „Cochem-Zeller Energiedorf“
2016
Projekt „Masterplan 100 % Klimaschutz“ im Rahmen der
„Nationalen Klimaschutz Initiative“
2019
Gründung eines dritten Betriebszweiges „Nahwärme“
bei den Kreiswerken
Der Landkreis hat sich ehrgeizige Ziele zum Klimaschutz gesetzt: Bis zum Jahr 2050 soll der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen in Cochem-Zell um 95 % gesenkt werden, der
Energieverbrauch soll um 50 % sinken.
Daneben spart der Landkreis mit weiteren Anlagen CO
²
ein und erzeugt gleichzeitig Strom und Fernwärme: zum
einen durch die Beteiligung am Restmüllheizkraftwerk
Böblingen – die CO -Einsparung beträgt durch das Kreis²
kontingent circa 6.100 t pro Jahr –, zum anderen steht
die Inbetriebnahme einer neu errichteten Bioabfallvergärungsanlage bevor. Diese wird circa 18.000 t Bio- und
Grünabfälle im Jahr verarbeiten.
Das größte CO -Einsparpotential ist im Wärmesektor vorhan²
den. Durch den Tausch alter Ölheizungen durch Alternativen auf Basis erneuerbarer Energien lässt sich das Potential
am besten heben. Hier setzt die kreiseigene Energieagentur
„unser-klima-cochem-zell e. V.“ einerseits mit der Kampagne „Clever heizen Cochem-Zell“ an, bei welcher ein Beratungs- und Förderangebot auf den Tausch von Einzelanlagen
abzielt andererseits wird der Bau von Nahwärmenetzen (auf
Basis von Holzhackschnitzeln und Solarthermie) die derzeit in
fünf „Cochem-Zeller Energiedörfern“ geplant werden.
Durch die Leistung von 4.200 MWH pro Jahr kann die Bioabfallvergärungsanlage circa 1.200 Haushalte mit Strom
versorgen und sie spart auch noch etwa 2.000 t CO pro
²
Jahr ein. Ein großer Teil der anfallenden Gärprodukte kann
als Dünger, ein weiterer als Brennstoff genutzt werden. Es
entstehen jährlich 9.800 t Flüssigdünger, 1.200 t Kompost
Im Sommer 2015 startete der Landkreis mit 15 Gemeinden
in das Projekt „Cochem-Zeller Energiedorf“. Dort wurden
31
ERNEUERBARE ENERGIEN
Anforderungen gerecht zu werden, werden die Maßnahmen nicht isoliert betrachtet: Bei den Projektplanungen
geht es auch darum, Synergien zu nutzen und verschiedene
Vorhaben sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Das verkürzt
Projektabläufe, vereinfacht Planungsstrukturen und spart
Kosten.
energetische Quartierskonzepte erstellt (gefördert durch
die KfW und das Land Rheinland-Pfalz) und damit der Umstieg auf erneuerbare Energien und die Energieeffizienz
verstärkt in den Fokus gerückt. Fünf dieser Kommunen
sind bereits im Rahmen des Sanierungsmanagements in
die Konzeptumsetzung eingestiegen. Dabei ist der größte Anteil die Planung der Dorfwärme. In den Kommunen
wurden durch das beauftragte Ingenieurbüro Arbeitskreise geschult, die vor Ort die Akquise betreiben und jedem
Haushalt ein individuelles Nahwärmeangebot unterbreiten
können. Ein breit aufgestelltes Informationskonzept mit
umfangreicher Broschüre und einer virtuellen Nahwärmeführung in Form eines Videos wurde erarbeitet. Im Rahmen
der Auftaktveranstaltungen in den Gemeinden konnten
mehr als 600 interessierte Einwohnerinnen und Einwohner
über das Projekt informiert werden.
Innovatives Versorgungskonzept eines Quartiers auf Basis von fast
100 % erneuerbaren Energien.
© Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe GmbH
Die lokale Verteilung von Wärme durch Nahwärmenetze ist
klimafreundlich, da mehrere Gebäude mit nur einem Heizsystem versorgt werden. Das ist effizient und es werden
weniger Schadstoffe produziert. Diese Heizzentrale beliefert Wohnhäuser, Betriebe, Quartiere oder Siedlungen mit
Wärme. Im Heizkessel der Zentrale wird Wasser erwärmt
und über gut isolierte Leitungen zu jedem angeschlossenen
Gebäude transportiert. Die Wärmeenergie gelangt direkt
in die Häuser und wird dort über einen Wärmetauscher an
Warmwassersystem und Zentralheizung übergeben.
Das Quartierskonzept im Musikerviertel in der Stadt Ettlingen startete 2013 mit dem Schwerpunkt einer Wärmeversorgung des Gebietes aus 97 % erneuerbaren Energien und
Kraft-Wärme-Kopplung; das Sanierungsmanagement ist
seit 2014 KfW-gefördert. Solarthermiekollektoren und ein
Biogas-Blockheizkraftwerk auf dem Gelände des Berufsbildungszentrums des Landkreises (BBZ) versorgen die Abnehmer im Sommer mit Wärme für die Warmwasserbereitung.
Ergänzt werden sie um einen Gas-Spitzenlastkessel und eine
Pelletheizung in der städtischen Schule für die kalte Jahreszeit. Das innovative Versorgungskonzept sichert den Einsatz
unterschiedlicher erneuerbarer Energien maßgeschneidert
auf die individuelle örtliche Gegebenheit nach Jahreszeit
und Bedarf. Neben dem BBZ, einer städtischen Schule und
geplanten sozialen Einrichtungen gelang es durch intensive
Öffentlichkeitsarbeit, auch 41 mehrgeschossige Wohnanlagen und 40 Einfamilienhäuser einzubeziehen, sodass ein
großer Teil der Einrichtungen bzw. Haushalte im Quartier an
das künftige Nahwärmenetz angeschlossen sein werden.
© unser-klima-cochem-zell e. V.
Neben der zukunftsfähigen Wärmeversorgung erhalten die
Bürgerinnen und Bürger außerdem die Chance auf schnelles
Internet. Mit der Verlegung der Nahwärmeleitungen kann
jeder Hauseigentümer den direkten Glasfaseranschluss bis
in das Gebäude erhalten.
V
Landkreis Karlsruhe: Nahwärmeversorgung
Der Kreistag des Landkreises Karlsruhe hat 2014 das Klimaschutzkonzept „zeozweifrei“ beschlossen. Das Ziel ist,
den kompletten Energiebedarf des Kreises bis 2050 ohne
CO -Emissionen, also „zeozweifrei“, zu decken. Im Zuge
²
der Umsetzung wurden und werden zahlreiche Projekte
zur Energieeffizienz und zum schrittweisen Umstieg auf
erneuerbare Energien unterstützt. Dazu gehören auch 27
Quartierskonzepte zur Nahwärmeversorgung, die sich als
umweltfreundlich und effektiv etabliert haben.
Mit dem Aufbau der verschiedenen Gewerke der Nahwärmenetzstrukturen werden Unternehmen und Handwerksbetriebe sowie Architekten- und Planungsbüros aus der
Region mit einbezogen bzw. beauftragt. Zusammen mit
regional erzeugten erneuerbaren Energien und die Versorgung durch die örtlichen Stadtwerke wird dadurch eine klimaneutrale, regionale Wertschöpfung erzeugt.
Das Projekt „zeozweifrei-NAH.WÄRME“ für Kommunen sichert die lokale Verteilung von Wärme durch Nahwärmenetze. Um neben ökologischen Vorteilen auch ökonomischen
32
ERNEUERBARE ENERGIEN
Licht aufging, wie die Umstellung auf energieeffiziente,
stromsparende LED-Straßenbeleuchtung oder die Integration des gemeindeeigenen Blockheizkraftwerkes in das bestehende Energienetz. Dass der dabei erzeugte Strom und
die erzeugte Wärme vor Ort genutzt werden, versteht sich
fast schon von selbst.
V
Landkreis Mansfeld-Südharz: Energieallianz
Schaut man sich rund um die Gemeinde Benndorf um,
dann recken eine Vielzahl von Windkraftanlagen ihre Rotoren in den Himmel über dem Landkreis Mansfeld-Südharz.
Zahlreiche Photovoltaikanlagen ergänzen die nachhaltige
Art der Energiegewinnung. Bereits vor Jahren wurde im
Landkreis damit angefangen, sich Gedanken über den
nachhaltigen Umgang mit den begrenzt vorhandenen Ressourcen zu machen. Viele Akteure schlugen einen Weg
ein, der die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen mittelfristig verringert.
Die Einrichtung eines Solarlabors in der örtlichen Schule datiert aus dem Jahr 2008. Seit diesem Zeitpunkt ist das Thema Energie für die Schülerinnen und Schüler an der Sekundarschule Benndorf anschaulich, nachvollziehbar und Teil
des Unterrichts. Auf dem Schuldach fängt eine Solaranlage
die Sonnenstrahlen ein, eine Solar-Arbeitsgemeinschaft
entwickelt Ideen für Energieeffizienz und Klimaschutz, die
in den Alltag der Schülerinnen und Schüler einfließen. Die
Schule selbst ist CO -neutral zertifiziert. Sie wird mit Wär²
me versorgt, genauso wie ein Wohngebiet mit mehreren
hundert Wohnungen. Die Wärme kommt – wie könnte es
in Benndorf auch anders sein – aus einer Biogasanlage.
So sinnvoll die stärkere Nutzung alternativer Energien auch
sein mag, das größte brachliegende Potential liegt in der
dauerhaften Einsparung von Energie – gleich ob man diese
für das Heizen von Industrieanlagen und Wohnungen oder
für die Beleuchtung einsetzt. In der ehemaligen Bergarbeiterkommune Benndorf mit ihren knapp 2.400 Einwohnerinnen und Einwohnern wurde das früh erkannt und dieser
Weg mutig und mit Konsequenz beschritten. Aus Ideen
entstanden nach kurzer Zeit handfeste Projekte: Nahwärmenetz, Biogas- und Photovoltaikanlage, das ortseigene
Klein-Blockheizkraftwerk. Alles Unternehmungen, die mit
dem Engagement der Wohnungsbaugesellschaft Benndorf
realisiert wurden.
V
Landkreis Schmalkalden-Meiningen:
Photovoltaikanlagen
Klimaschutz wird im Landkreis Schmalkalden-Meiningen
schon lange großgeschrieben. Seit Jahren geht die Kreisverwaltung hier mit nachhaltig wirkenden Aktivitäten
in den Bereichen Solarenergie, Erdwärme, Bioenergie,
Kraft-Wärme-Kopplung, Elektromobilität, der energetischen Verwertung von Haus-, Sperr- und Gewerbemüll
sowie der Umsetzung nachhaltiger Energieeffizienzmaßnahmen im Strom,- Wärme- und Verkehrssektor beispielgebend voran.
Außerdem bietet die Kreisverwaltung sogar Serviceleistungen- und Förderung an. Seit 2001 gibt es den Arbeitskreis ENERGIE unter Regie der Kreisbehörde. Alle zwei
Jahre organisieren die Partner gemeinsam die Kreis-Energie-Konferenz, auf der neue Trends, Best-Practice-Beispiele und Fördermöglichkeiten vorgestellt werden. In diesem
Rahmen lobt der Landkreis einen Energie-sparpreis aus.
Im Zeitraum von 2009 bis 2020 wurden so Preisgelder für
nachhaltige Energiesparprojekte in Höhe von 90.000 €
ausgelobt. Für eine erfolgreiche Energiewende beraten
die Mitglieder des Arbeitskreises ENERGIE nicht nur den
Landkreis und seine Kommunen, sondern auch Unternehmer und Bürger. Zudem ist das Gremium Herausgeber des
Energie-Sparbuchs – ein Bau- und Sanierungsratgeber mit
vielen Tipps und Kontakten.
Sanierter Wohnblock mit Solardach in Benndorf
© Landkreis Mansfeld-Südharz/H. Noack
Die Akteure vor Ort erkannten aber auch sehr schnell, dass
die Aufgaben nur gemeinsam lösbar sind. Die logische Konsequenz dieser Erkenntnis manifestierte sich in der Gründung eines Netzwerkes als erster Schritt. In einem zweiten folgte die Gründung der energetischen Modellregion
„Energieallianz Mansfeld-Südharz“ mit seiner Kernkommune Benndorf in der Verbandsgemeinde Mansfelder GrundHelbra als einer von vier Modellregionen in Sachsen-Anhalt.
Die Absicht, immer effizienter mit Energie umzugehen, lässt
sich in einer Kommune nicht in einem einmaligen HauruckAkt umsetzen. Die Umsetzung ist vielmehr ein permanent
andauernder Prozess der Veränderung. So verwundert es
nicht, dass den Akteuren auf diesem Weg noch manches
Eine Neuerung im Programm des Arbeitskreises: Ab 2020
veranstaltet die Expertenrunde in enger Zusammenarbeit
mit der Fakultät Wirtschaftsrecht der Hochschule Schmalkalden öffentliche Energierechtsabende, an denen insbesondere steuerrechtliche Probleme von Betreibern erneuerbarer Energieerzeugungsanlagen diskutiert werden.
33
ERNEUERBARE ENERGIEN
Schon vor vielen Jahren hat die Kreisverwaltung alle kreiseigenen Dachflächen auf Solar-Tauglichkeit prüfen lassen
und seit 2004 (erste Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage sukzessive geeignete Dächer vermietet oder selbst PVAnlagen installiert. Die Gesamtleistung aller 31 Anlagen beträgt derzeit 1.310 kWp. 14 PV-Anlagen davon betreibt die
Kreisverwaltung selbst. 26 Solaranlagen befinden sich auf
Bildungseinrichtungen und Sporthallen. Damit wird Kindern
und Jugendlichen praktisch vorgeführt, wie Sonnenenergie
erzeugt werden kann und wie Klimaschutz in der Praxis funktioniert. Übrigens: Mit dem Stromertrag aller PV-Anlagen
auf kreiseigenen Dächern könnten rund 315 Durchschnittshaushalte ganzjährig mit grünem Strom versorgt werden.
Die CO -Reduktion liegt insgesamt bei fast 1.000 t pro Jahr.
²
Die 30. Photovoltaikanlage auf einem kreiseigenen Dach, hier: Henfling-Gymnasium in Meiningen, Oktober 2019; v. re. Landrätin Peggy
Greiser, stellvertretende Schulleiterin Martina Lorey, Anlagenbetreiber
Martin Schuster vom Landratsamt Schmalkalden-Meiningen, Solateur
Sven Fricke - Geschäftsführer ANC netcontrol GmbH, Projektant Harry
Ellenberger vom Landratsamt Schmalkalden-Meiningen.
Beispiel: PV-Anlage auf den Häusern 1, 2 und dem
Garagentrakt des Landratsamtes in Meiningen
Anlagenleistung:
127,24 kWp
Ausrichtung der Dächer:
4 Dachflächen in Nord-Ost,- SüdWest und West-Ausrichtung
Ausrichtung der Module:
dachparallel bzw. aufgeständert
zwischen 15 und 30 Grad
Inbetriebnahme:
Dez. 2014
© Landratsamt Schmalkalden-Meiningen
V
Kreis Plön: Wärmeplanungskataster
Daten der PV-Anlage aus den Jahren 2015 bis 2019:
PV-Jahresstromertrag:
ca. 117.000 kWh/Jahr
Eigenverbrauch:
ca. 100.000 kWh/Jahr
Eigenverbrauchsquote:
85,5 %
Vergütung Einspeisung:
2.193 €/a
Kosten für EEG-Umlage:
2.800 €/a
spezifischer Stromertrag:
920 kWh/kWp
Stromgestehungskosten:
9,55 ct/kWh
Stromkosteneinsparung:
ca. 25.000 €/Jahr
Amortisationszeitraum:
ca. 8 Jahre
CO2-Reduktion:
ca. 76 t/Jahr
Deutschlandweit wird etwa die Hälfte der genutzten Energie zur Erzeugung von Wärme eingesetzt. Der Wärmesektor wiederum ist für 40 % der klimaschädlichen CO ²
Emissionen verantwortlich. Beide Zahlen zu senken und
eine klimafreundliche Wärmeplanung im ländlichen Raum
voranzubringen, ist eine Herausforderung, der sich der
Kreis Plön stellt. Als Planungsgrundlage wurde das Projekt
Wärmeplanungskataster Plus entwickelt.
Das Kataster stellt in einer Kartenansicht sowohl die Wärmedichte in einzelnen Gebieten als auch große Wärmeverbraucher und -quellen systematisch dar. Damit erhalten
insbesondere die Verwaltungen kleinerer Gemeinden eine
fundierte Grundlage für eine effiziente und ressourcenschonende Wärmeplanung. Im Idealfall wird so schnell
ersichtlich, welche Gebäude oder baulichen Anlagen eine
klimafreundliche Wärmeversorgung liefern und wie groß
die Wärmebedarfe vor Ort sind. Darauf basierend kann
eine effiziente Versorgung der Gebäude mit Wärme aufgebaut werden.
Innerhalb von 20 Betriebsjahren wird diese PV-Anlage, bezogen
auf den jetzigen Strompreis abzüglich aller Betriebsauslagen
und Umlagen sowie zuzüglich der gesetzlich zugesicherten Einspeisevergütung einen finanziellen Überschuss von mehr als
200.000 € erwirtschaften.
Mit der eigenen Produktion und Nutzung dieses PVÖkostroms sinken die Gesamtstromkosten erheblich und
entlasten den Kreishaushalt. Investitionen in erneuerbare
Energien und Energieeffizienzmaßnahmen unterstützen
gleichzeitig auch die regionale Beschäftigung und unterstreichen die Vorbild- und Vorreiterfunktion des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Alle Maßnahmen und
Aktivitäten steigern direkt oder indirekt die regionale
Wertschöpfung, minimieren die Energie-Abhängigkeit und
fördern den Klimaschutz.
Beispiel: Es soll in einer Gemeinde eine neue Wärmeversorgung
für eine Schule aufgebaut werden. Das Kataster könnte nun
anzeigen, dass etwa die nahegelegene Biogasanlage Abwärme
liefern und auch ein angrenzendes Altenheim profitieren könnte.
Als Grundlage für das Wärmeplanungskataster Plus werden die Wärmebedarfe der Gebäude durch die Erhebung
verschiedener Daten wie Baualtersklasse, Gebäudenutzung oder Art der Wärmeerzeugung berechnet und grafisch darstellt. Daneben werden weitere, für die Wärmeplanung relevante Informationen eingebunden. Dies sind
Aufgrund seiner energetischen Aktivitäten wurde der
Landkreis Schmalkalden-Meiningen mit dem VR-Klimabündnis-Preis, dem Deutschen Solarpreis und dem Thüringer Energie-Effizienzpreis ausgezeichnet.
34
ERNEUERBARE ENERGIEN
unter anderem Auskünfte zu Biogasanlagen und ihrer
möglichen Abwärmenutzung sowie zu Unternehmen mit
hohem Energiebedarf oder hohem Abwärmepotenzial.
Auch öffentliche Gebäude, Kirchen oder Senioren- und
Pflegeheime werden in das Kataster aufgenommen. Geeignete Ansprechpartner können so leicht identifiziert und
gezielt auf das Thema Wärmeplanung angesprochen werden. Durch gezielte Zusammenarbeit kann zum einen Geld
gespart werden, zum anderen bietet das Kataster einen
Mehrwert, indem durch Synergien eine nachhaltige und
ressourcenschonende Wärmeversorgung entwickelt werden kann.
Das Wärmeplanungskataster ist für die kreisangehörigen
Kommunen über die GIS-Anwendung des Kreises vollumfänglich zugänglich. Zusätzlich wird es in einer reduzierten
Version auch über die Internetseite des Kreises sowie über
das Geoportal der Geodateninfrastruktur Schleswig-Holstein (GDI-SH) veröffentlicht. Mit der Erfassung und Verarbeitung verschiedener Daten wird Städten und Gemeinden
im Kreisgebiet sowie weiteren interessierten Akteuren eine
fundierte Grundlage zur klimafreundlichen Wärmeplanung
kostenfrei bereitgestellt. Das Kataster ermöglicht eine erhebliche Arbeitsentlastung und hilft dabei, die vorhandenen Strukturen energieeffizient zu nutzen und das Klima
zu schonen.
Wärmedichte im Ortskern einer Gemeinde mit Hervorhebung energieintensiver Gebäudenutzungen (u. a. Schulen, Seniorenwohn- und
Pflegeheime, Kirchengebäude).
© Kreis Plön
Für die Bereitstellung dieser umfassenden Planungsgrundlage wurde der Kreis Plön im November 2019 vom Bundesumweltministerium und vom Deutschen Institut für Urbanistik als „Klimaaktive Kommune 2019“ ausgezeichnet.
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A U S G E W Ä H LT E S T R U K T U R D AT E N D E R L A N D K R E I S E
Ausgewählte Strukturdaten der Landkreise
im vergleichenden Überblick
» Bundesweit größte Landkreise
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» Bundesweit kleinste Landkreise
Fläche km²
Mecklenburgische Seenplatte......... MV.................... 5.495,62
Ludwigslust-Parchim........................ MV.................... 4.766,79
Vorpommern-Greifswald................. MV.................... 3.945,57
Rostock.............................................. MV.................... 3.431,29
Vorpommern-Rügen........................ MV.................... 3.215,03
Uckermark........................................ BB...................... 3.076,96
Emsland............................................. NI...................... 2.883,67
Potsdam-Mittelmark........................ BB...................... 2.592,07
Ostprignitz-Ruppin........................... BB...................... 2.526,55
Stendal.............................................. ST...................... 2.423,26
Bautzen............................................. SN...................... 2.395,60
Börde................................................. ST...................... 2.366,84
Region Hannover............................. NI...................... 2.297,13
Altmarkkreis Salzwedel................... ST...................... 2.293,28
Dahme-Spreewald............................ BB...................... 2.274,53
Oder-Spree........................................ BB...................... 2.256,76
Rendsburg-Eckernförde................... SH...................... 2.189,79
Märkisch-Oderland........................... BB...................... 2.158,66
Prignitz.............................................. BB...................... 2.138,57
Nordwestmecklenburg.................... MV.................... 2.127,12
Osnabrück......................................... NI...................... 2.121,81
Mittelsachsen.................................... SN...................... 2.116,85
Görlitz............................................... SN...................... 2.111,41
Harz................................................... ST...................... 2.104,57
Teltow-Fläming................................. BB...................... 2.104,22
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Fläche km²
Main-Taunus-Kreis............................ HE........................ 222,53
Neunkirchen..................................... SL......................... 249,80
Rhein-Pfalz-Kreis.............................. RP......................... 304,99
Fürth.................................................. BY........................ 307,44
Lindau (Bodensee)............................ BY........................ 323,39
Offenbach......................................... HE........................ 356,24
Mettmann......................................... NRW..................... 407,22
Ennepe-Ruhr-Kreis........................... NRW..................... 409,64
Regionalverband Saarbrücken........ SL......................... 410,95
Saarpfalz-Kreis.................................. SL......................... 418,28
Sonneberg........................................ TH........................ 433,61
Fürstenfeldbruck.............................. BY........................ 434,80
Rheinisch-Bergischer Kreis............... NRW..................... 437,32
Herford............................................. NRW..................... 450,41
Groß-Gerau....................................... HE........................ 453,03
Saarlouis............................................ SL......................... 459,36
Germersheim.................................... RP......................... 463,32
St. Wendel........................................ SL......................... 476,07
Hochtaunuskreis............................... HE........................ 481,84
Starnberg.......................................... BY........................ 487,72
Neu-Ulm............................................ BY........................ 515,84
Tübingen........................................... BW....................... 519,12
Lichtenfels......................................... BY........................ 519,94
Peine................................................. NI......................... 536,50
Unna.................................................. NRW..................... 543,21
A U S G E W Ä H LT E S T R U K T U R D AT E N D E R L A N D K R E I S E
» Bundesweit einwohnerstärkste Landkreise
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Region Hannover............................. NI.................... 1.157.624
Recklinghausen................................ NRW................... 615.261
Rhein-Sieg-Kreis............................... NRW................... 599.780
Städteregion Aachen....................... NRW................... 555.465
Rhein-Neckar-Kreis........................... BW..................... 547.625
Ludwigsburg..................................... BW..................... 543.984
Esslingen........................................... BW..................... 533.859
Mettmann......................................... NRW................... 485.684
Rhein-Erft-Kreis................................ NRW................... 470.089
Wesel................................................. NRW................... 459.809
Rhein-Kreis Neuss............................. NRW................... 451.007
Steinfurt............................................ NRW................... 447.614
Karlsruhe........................................... BW..................... 444.232
Ortenaukreis..................................... BW..................... 429.479
Rems-Murr-Kreis............................... BW..................... 426.158
Main-Kinzig-Kreis............................. HE...................... 418.950
Märkischer Kreis............................... NRW................... 412.120
Unna.................................................. NRW................... 394.782
Böblingen......................................... BW..................... 391.640
Borken............................................... NRW................... 370.676
Gütersloh.......................................... NRW................... 364.083
Osnabrück......................................... NI....................... 357.343
Offenbach......................................... HE...................... 354.092
München........................................... BY...................... 348.871
Lippe................................................. NRW................... 348.391
» Bundesweit dichtest besiedelte Landkreise
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» Bundesweit einwohnerschwächste Landkreise
EW
Lüchow-Dannenberg....................... NI......................... 48.424
Sonneberg........................................ TH........................ 56.196
Wittmund......................................... NI......................... 56.882
Vulkaneifel....................................... RP......................... 60.603
Cochem-Zell...................................... RP......................... 61.587
Hildburghausen................................ TH........................ 63.553
Lichtenfels......................................... BY........................ 66.838
Kronach............................................. BY........................ 67.135
Sömmerda......................................... TH........................ 69.655
Kusel.................................................. RP......................... 70.526
Holzminden...................................... NI......................... 70.975
Kulmbach.......................................... BY........................ 71.845
Tirschenreuth.................................... BY........................ 72.504
Wunsiedel i.Fichtelgebirge.............. BY........................ 73.178
Kyffhäuserkreis................................. TH........................ 75.009
Donnersbergkreis............................. RP......................... 75.101
Prignitz.............................................. BB......................... 76.508
Regen................................................ BY........................ 77.656
Freyung-Grafenau............................ BY........................ 78.355
Rhön-Grabfeld.................................. BY........................ 79.690
Birkenfeld......................................... RP......................... 80.720
Saale-Orla-Kreis................................ TH........................ 80.868
Lindau (Bodensee)............................ BY........................ 81.669
Weimarer Land................................. TH........................ 81.947
Saale-Holzland-Kreis........................ TH........................ 83.051
» Bundesweit dünnst besiedelte Landkreise
EW/km²
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Mettmann......................................... NRW....................... 1.193
Main-Taunus-Kreis............................ HE.......................... 1.068
Offenbach......................................... HE............................. 994
Esslingen........................................... BW............................ 832
Recklinghausen................................ NRW.......................... 808
Regionalverband Saarbrücken........ SL.............................. 802
Ennepe-Ruhr-Kreis........................... NRW.......................... 792
Ludwigsburg..................................... BW............................ 792
Städteregion Aachen....................... NRW.......................... 786
Rhein-Kreis Neuss............................. NRW.......................... 783
Unna.................................................. NRW.......................... 727
Rhein-Erft-Kreis................................ NRW.......................... 667
Rheinisch-Bergischer Kreis............... NRW.......................... 648
Böblingen......................................... BW............................ 634
Groß-Gerau....................................... HE............................. 606
Herford............................................. NRW.......................... 557
Viersen.............................................. NRW.......................... 531
Neunkirchen..................................... SL.............................. 529
München........................................... BY............................. 525
Rhein-Sieg-Kreis............................... NRW.......................... 520
Rhein-Neckar-Kreis........................... BW............................ 516
Rhein-Pfalz-Kreis.............................. RP.............................. 506
Region Hannover............................. NI.............................. 504
Fürstenfeldbruck.............................. BY............................. 504
Rems-Murr-Kreis............................... BW............................ 497
37
EW
EW/km²
Prignitz.............................................. BB................................ 36
Altmarkkreis Salzwedel................... ST................................ 37
Lüchow-Dannenberg....................... NI................................ 39
Ostprignitz-Ruppin........................... BB................................ 39
Uckermark........................................ BB................................ 39
Ludwigslust-Parchim........................ MV.............................. 45
Stendal.............................................. ST................................ 46
Mecklenburgische Seenplatte......... MV.............................. 47
Elbe-Elster......................................... BB................................ 54
Jerichower Land............................... ST................................ 57
Vorpommern-Greifswald................. MV.............................. 60
Eifelkreis Bitburg-Prüm.................... RP................................ 61
Uelzen............................................... NI................................ 63
Rostock.............................................. MV.............................. 63
Wittenberg....................................... ST................................ 65
Vulkaneifel....................................... RP................................ 66
Neustadt a.d.Waldnaab................... BY............................... 66
Tirschenreuth.................................... BY............................... 67
Hildburghausen................................ TH............................... 68
Spree-Neiße...................................... BB................................ 69
Vorpommern-Rügen........................ MV.............................. 70
Saale-Orla-Kreis................................ TH............................... 70
Kyffhäuserkreis................................. TH............................... 72
Vogelsbergkreis................................ HE............................... 73
Börde................................................. ST................................ 73
ERNEUERBARE ENERGIEN
38
Die 294 Landkreise in Deutschland
Flensburg
Nordfriesland
SchleswigFlensburg
Vorpommern-Rügen
RendsburgEckernförde
Dithmarschen
zu Pinneberg
Kiel
Plön
Ostholstein
Neumünster
Steinburg
zu Hamburg
Wilhelmshaven
BREM ERHAVEN
Prignitz
BREMEN
Delmenhorst
Diepholz
Vechta
Celle
Steinfurt
Herford
Coesfeld
Recklinghausen
Unna
Ahrweiler
Neuwied
PotsdamMittelmark
Teltow-Fläming
Dahme-Spreewald
Mansfeld-Südharz
Eichsfeld
Kassel
WerraMeißnerKreis
SchwalmEderKreis
HersfeldRotenburg
Eisenach
Weimarer
Land
Weimar
Jena
Gotha
Wartburgkreis
Koblenz
Mittelsachsen
Altenburger
Land
Gera
Sächsische SchweizOsterzgebirge
Chemnitz
Zwickau
SaaleOrlaKreis
Hildburghausen
LimburgWeilburg
Leipzig
Greiz
SaalfeldRudolstadt
Suhl
Bautzen
Meißen
Dresden
SaaleHolzlandKreis
Ilm-Kreis
Fulda
Leipzig
Burgenlandkreis
Sömmerda
SpreeNeiße
Nordsachsen
Saalekreis
Erfurt
SchmalkaldenMeiningen
Vogelsbergkreis
Gießen
Unstrut-Hainich-Kreis
Elbe-Elster
Halle
(Saale)
Kyffhäuserkreis
Cottbus
OberspreewaldLausitz
Wittenberg
AnhaltBitterfeld
Nordhausen
Kassel
DessauRoßlau
Salzlandkreis
Harz
Erzgebirgskreis
SonneVogtlandkreis
berg
Wetteraukreis
Rhön-Grabfeld
Kronach
Coburg
HochHof
Vulkaneifel
taunusCoburg
Hof
kreis
Bad Kissingen
RheingauMain-Kinzig-Kreis
CochemMainEifelkreis
TaunusWunsiedelZell
RheinFrankfurt
Lichtenfels Kulmbach
Bitburg-Prüm
Kreis WiesbadenTaunus- a.M. Offenbach
Fichtelgebirge
a.M.
HunsrückHaßberge
AschaffenKreis
Schweinfurt
Kreis
Bernkastelburg
Offenbach
Mainz
Main-Spessart
Schweinfurt
Bamberg
MainzGroßAschaffenburg
Wittlich
Bayreuth
Tirschenreuth
Bingen
Gerau Darm- DarmBamberg
stadt stadtBayreuth
Bad Kreuznach
Dieburg
MiltenWürzburg
AlzeyTrier
Kitzingen
Neustadt
berg
Worms
Forchheim
Birkenfeld
a.d. Waldnaab Weiden i.d.Opf.
OdenwaldTrier-Saarburg
ErlangenWürzBergstraße
kreis
DonnersbergWorms
Höchstadt
burg
kreis
Erlangen
FrankenKusel
St.
Neustadt
a.d.AischAmberg-Sulzbach
thal
(Pfalz)
MainMerzig-Wadern
NeckarWendel
Bad Ludwigs- MannBad Windsheim
Nürnberger
Fürth
Kaisers- KaisersOdenwald- Tauber-Kreis
Dürkheim hafen a.Rh. heim
Amberg
Land
Fürth
HeidelNeunkirchen
lautern lautern
Kreis
Schwandorf
Rhein-PfalzNürnberg
berg
Saarlouis RegionalNeustadt Kreis
a.d.Weinstr.
Speyer
Schwabach
verband SaarRhein-NeckarAnsbach
ZweiSaarbrücken
Kreis
Süd- Südpfalz- brücken
Heilbronn HohenlohePirmasens westNeumarkt i.d.Opf.
Roth
liche Landau
kreis
Kreis
Ansbach
Heilpfalz Wein- i.d.Pf.
bronn
straße
Regensburg
Karlsruhe
Schwäbisch-Hall
WeißenburgGermersGunzenhausen
heim Karlsruhe
Regensburg
Ludwigsburg
Enzkreis
PforzEichstätt
Rems-Murrheim
Ostalbkreis
Rastatt
Kelheim
Kreis
Donau-Ries
MayenKoblenz
Frankfurt
(Oder)
Oder-Spree
Magdeburg
Göttingen
Lahn-DillKreis
Westerwaldkreis
Börde
Wolfenbüttel
Goslar
Soest
Ennepe- Hagen
RuhrMettmann
Viersen
Kreis
Hochsauerlandkreis
DüsselWuppertal
Märkischer
dorf
Mönchen- RheinRemscheid
gladbach
Kreis
Solingen
Kreis
WaldeckNeuss
Heinsberg
Olpe
Frankenberg
Leverkusen RheinischOberBergischer bergischer
Rhein-Erft- Köln
Kreis
SiegenKreis
Kreis
Wittgenstein
StädteMarburgregion
Düren
Rhein-Sieg-Kreis
AltenBiedenkopf
Aachen
kirchen
Bonn
Euskirchen
Helmstedt
Jerichower
Land
Northeim
Höxter
Paderborn
Dortmund
Potsdam
Brandenburg
a.d. Havel
Hildesheim
Holzminden
Hamm
Märkisch-Oderland
BERLIN
Lippe
Gütersloh
Warendorf
Braunschweig
Salzgitter
HamelnPyrmont
Bielefeld
Münster
Peine
Barnim
Havelland
Wolfsburg
Schaumburg
Kleve
Krefeld
Oberhavel
Stendal
Gifhorn
Region Hannover
MindenLübbecke
Osnabrück
Bochum
Ostprignitz-Ruppin
Altmarkkreis
Salzwedel
Nienburg
(Weser)
Osnabrück
Oberhausen
Essen
Duisburg Mülheim
a.d.Ruhr
LüchowDannenberg
Uelzen
Heidekreis
Verden
Grafschaft
Bentheim
Gelsenkirchen
Herne
Uckermark
Lüneburg
Cloppenburg
Emsland
Bottrop
Mecklenburgische Seenplatte
Harburg
Rotenburg
(Wümme)
Osterholz
Oldenburg
Wesel
Schwerin
Ludwigslust-Parchim
Oldenburg
(Oldenburg)
Borken
Herzogtum
Lauenburg
HAMBURG
Stade
Friesland Wesermarsch
Ammerland
Leer
Vorpommern-Greifswald
Rostock
Nordwestmecklenburg
Stormarn
Pinneberg
Aurich
Emden
Segeberg
Lübeck
Cuxhaven
Wittmund
zu Leer
Rostock
RheinLahnKreis
Stuttgart
BadenBaden
Calw
Freudenstadt
Ortenaukreis
Böblingen
Esslingen
Rottweil
Zollernalbkreis
Heidenheim
Göppingen
Dillingen
a.d.Donau
AlbDonauKreis
Ulm
Günzburg
NeuUlm
Augsburg
SchwarzwaldBaar-Kreis
Biberach
Tuttlingen
Sigmaringen
Unterallgäu
Memmingen
Breisgau-Hochschwarzwald
Waldshut
Bodenseekreis
Stadtstaaten
© Deutscher Landkreistag (DLT) August 2019
Cham
StraubingBogen
AichachFriedberg
Augsburg
Straubing
Deggendorf
Ravensburg
Kempten
(Allgäu)
Lindau
(Bodensee)
Oberallgäu
Ostallgäu
Rottal-Inn
Freising
Erding
München
Mühldorf
a.Inn
GarmischPartenkirchen
Altötting
Ebersberg
München
Rosenheim
Rosenheim
Weilheim-Schongau
Passau
Landshut
Dachau
Landsberg Starnberg
a.Lech
Regen
DingolfingLandau
Landshut
Pfaffenhofen
a.d.Ilm
Kaufbeuren
Konstanz
Lörrach
NeuburgSchrobenhausen
Fürstenfeldbruck
Emmendingen
Freiburg i.Br.
kreisfreie Städte
Ingolstadt
Tübingen
Reutlingen
Landkreise
Bad
Miesbach
TölzWolfratshausen
Traunstein
Berchtesgadener
Land
FreyungGrafenau
Passau
Görlitz
Deutscher Landkreistag
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